25 Januar 2013

Pinar Selek - Halbierte Hoffnung - Lesen macht klug und schoen 891

Am 24. Januar 2013 verurteilte ein türkisches Gericht in Istanbul sie zu lebenslanger Haft. Pınar Selek war bei der Urteilsverkündung nicht anwesend. Der Schriftstellerverband P.E.N.-Zentrum Deutschland sprach von einer „beispiellosen Prozessfarce“. 
Derselbe Richter, der Pınar Selek dreimal freisprach, habe nun die „definitive Aufhebung des Freispruchs“ bestätigt.

Roman

halbierte_hoffnungen_g.jpg

ISBN 978-3-936937-87-9
24,50

hier bestellen (Ab 25€ ist der Versand kostenfrei)


Istanbul, 1980: Nach dem Militärputsch kämpfen die jungen Istanbuler Hasan, Sema, Salih und Elif gegen die bedrückende Perspektivlosigkeit und die schmerzlichen Verluste dieser Jahre. Von ihren Wurzeln gewaltsam losgelöst, begeben sie sich auf die bewegende Suche nach sozialer und politischer Zugehörigkeit und nach dem eigenen Ich. Schließlich müssen sie sich entscheiden: illegaler bewaffneter Kampf oder friedlicher Widerstand, Heimat und Vertrautheit oder Ferne, Exil oder Verfolgung, Familie oder Unabhängigkeit? 

Erstmalig schildert Pinar Selek jene Zeiten des Aufruhrs durch die Augen junger Erwachsener. Sie erzählt von Idealen, von Menschen, die zueinander finden und von der Fähigkeit, zu verzeihen. Halbierte Hoffnungen ist aber nicht nur die Geschichte einer Generation. 
Pinar Selek entwirft in ihrem Roman ein packendes Porträt Istanbuls, eine Liebeserklärung an »ihre« Stadt, die wie kaum eine andere ihre Vielfältigkeit lebt. Ein hoffnungsvolles Buch voller Lebensmut, Träume, Liebe und Freundschaft.  
Aus dem Türkischen von Sabine Adatepe und Monika Demirel






Pınar Selek, ein bekanntes Gesicht der feministischen Bewegung in der Türkei, ist eine Soziologin, die ungeliebte Themen aufgreift: Militär, Sexualität und Kurdenpolitik. 1998 geriet sie unter Terrorverdacht und kämpft seit dieser Zeit gegen die Vorwürfe, obwohl sie bereits dreimal freigesprochen wurde. Mit ihrer gesellschaftskritischen Studie Zum Mann gehätschelt, zum Mann gedrillt sorgte sie europaweit für Aufsehen. Aktuell wohnt Selek in Strasbourg und arbeitet dort an ihrer Doktorarbeit.
Pınar Selek, ein bekanntes Gesicht der feministischen Bewegung in der Türkei, ist Soziologin und bekannt dafür Tabuthemen anzupacken. Bekannt geworden ist Pinar Selek mit Recherchen und Arbeiten zu diskriminierten Gruppen wie Transsexuellen, Straßenkindern und SexarbeiterInnen. 1998 geriet sie unter Terrorverdacht und kämpft seit dieser Zeit gegen die Vorwürfe an, obwohl sie zweimal freigesprochen wurde. Heute lebt sie Berlin und schreibt mit einem Stipendium des PEN International an ihrem ersten Roman. Pinar Selek hat für "Zum Mann gehätschelt. Zum Mann gedrillt." vom türkischen PEN-Zentrum den diesjährigen Duygu-Asena-Preis bekommen.
http://www.pinarselek.com/public/page.aspx?id=241

Zitat zum daily book blog:
»Bei uns zu Hause«, erzählt Selek, »wurde immer debattiert und kritisiert, ständig kamen und gingen Schriftsteller, Politiker und Gewerkschafter. Wir müssen mit unserer Geschichte abrechnen, ohne Angst davor, dass dann alles zusammenbricht – so wie Deutschland es getan hat«
Pinar Selek

Presse:


Es scheint, als habe Pinar Selek diesen Roman dazu nutzen wollen, ihre distanzierte Haltung zum bewaffneten Kampf deutlich zu machen. Das ist verständlich, schließlich ist sie 1998 festgenommen worden. Die Explosion einer Propangasflasche auf einem Markt ist als Bombenanschlag dargestellt worden. Mehrere Verhaftete wurden während der Ermittlung dazu gezwungen, gegen Pinar Selek auszusagen. Selbst als erwiesen war, daß es sich um einen Unfall gehandelt hatte, kam Pinar Selek dennoch nicht frei. Weil die Staatsanwaltschaft jedoch nichts beweisen konnte, ist sie nach zweieinhalb Jahren Gefängnis auf Kaution entlassen worden, während der Prozeß weiterging. Erst 2011 konnte ein endgültiger Freispruch erwirkt werden. Sie lebte in Deutschland und inzwischen in Frankreich im Exil und engagiert sich in der Friedens- und Frauenbewegung. Sicher würde sie gerne in die Türkei zurückkehren und ihre Arbeit dort gefahrlos weiterführen. Allerdings wird ihr Engagement gegen den Militarismus nach wie vor vom türkischen Staat als eine Art Herausforderung wahrgenommen, wie sie 2009 in einem Schattenblick-Interview erklärte [1].

Der Titel "Halbierte Hoffnungen" bezieht sich auf eine Zeile eines Gedichtes von Metin Altiok, eines alevitischen Dichters, der 1993 bei einem Brandanschlag ums Leben gekommen ist. "Halbiert ist die Hoffnung, die uns blieb", schrieb er. Diese Zeile fällt Elifs Vater ein, als er, gerade aus dem Gefängnis entlassen, mit ihr nach Yedikule fährt, um dort ein neues Leben anzufangen. Später wurde wohl auch für die "Revolutionärin" Elif die Hoffnung, die Welt verändern zu können, halbiert. Also macht sie das beste daraus und baut Gemüse an. Im Exil in Frankreich besetzt sie mit anderen Randständigen der Gesellschaft ein Stück grünes Land und bepflanzt es. http://www.schattenblick.de/infopool/buch/romane/buror125.html


Halbierte Hoffnungen 
Istanbul ist der Mittelpunkt ihres Romans. Istanbul mit seinen Kurden, Griechen, Armeniern… Fischern, Liebenden, Prostituierten… die Metropole mit ihrer Vielfalt, ihren Widersprüchen und Hoffnungen. Sie zeigt viele Lebensgeschichten aus dieser Zeit. „Es ist alles Fiktion, wie Märchenhelden“ erklärt die Autorin, diese Figuren stehen stellvertretend für viele Menschenleben.
Der zeitliche Rahmen ist die 20jährige Suche der Protagonisten nach Lebensmöglichkeiten nach diesem Putsch. „In der Nase der Geruch von Uniformen“ und im Kopf die Erinnerungen an diese unruhige Zeit, erzählt Pınar Selek mit ihren vielen Protagonisten die Geschichte einer verletzten Generation, die auf der Suche nach dem eigenen Ich ist.
http://www.migazin.de/2012/03/16/halbierte-hoffnungen-von-pinar-selek/



Das Verfahren gegen Pinar Selek wurde bereits drei mal (2002, 2006 und 2011) wegen geringer Beweisführung und aufgrund einer Aussage eines Bombenexperten eingestellt, jedoch vom Berufungsgericht an das Gericht zurückverwiesen worden, weil ein in einem anderen Verfahren beschuldigter Verdächtiger (Abdülmecit Öztürk) angegeben hatte, er habe mit Pinar Selek zusammen die Bombe gebastelt Ein weiterer Angehöriger Öztürks hatte später angegeben, Pinar Selek habe sich desöfteren mit Öztürk in einem Zimmer eingeschlossen. Andere Gutachter hatten angegeben, die Explosion selbst sei zu stark gewesen, um es als eine Gasexplosion durchgehen zu lassen. Abdülmecit Öztürk wurde Jahre später ebenfalls freigesprochen. Öztürk hatte während des ersten Prozesses angegeben, die Aussage unter Folter abgegeben zu haben um später diese Aussage jedoch zu revidieren.
http://www.turkishpress.de/de/news/24012013/tuerkische-soziologin-pinar-selek-muss-weiter-bangen/3330


PINAR SELEK - Sie stört - Folter und Justizwillkür: Der Fall der türkischen Schriftstellerin Pinar Selek.

Es sind die Seleks und Akhanls, die Störer, die die alte Türkei am wenigsten, die neue Türkei aber am meisten braucht. Die die hässlichen Themen angehen: die Kurdenfrage, den Völkermord, die Stellung der Frau, die Behandlung von Homosexuellen und Minderheiten. »Wir müssen mit unserer Geschichte abrechnen, ohne Angst davor, dass dann alles zusammenbricht – so wie Deutschland es getan hat«, sagt sie.
Mit dem Vertrauen, dass Veränderungen möglich sind, ist Selek groß geworden. Ihr Großvater war 1961 Gründungsmitglied der Arbeiterpartei der Türkei. Ihr Vater ist ein bekannter politischer Anwalt. Er saß in den achtziger Jahren selbst im Gefängnis. Jetzt vertritt er seine Tochter. »Bei uns zu Hause«, erzählt Selek, »wurde immer debattiert und kritisiert, ständig kamen und gingen Schriftsteller, Politiker und Gewerkschafter.«  http://www.zeit.de/2011/01/Pinar-Selek/komplettansicht

Ausserdem von Pinar Selek bei Orlanda erschienen:

Pınar Selek - Zum Mann gehätschelt. Zum Mann gedrillt.

zum_mann_gehaetschelt_zum_mann_gedrillt_n.png

Orlanda Verlag
ISBN 978-3-936937-73-2
18,00
hier bestellen (Ab 25€ ist der Versand kostenfrei)
Aus dem Türkischen von Constanze Letzsch




Wie wird man(n) zum Mann? Hierzu braucht es fünf einschneidende Erlebnisse: 1. Beschneidung, 2. Militärdienst, 3. Arbeit finden, 4. Heirat und  5. Vater (eines Sohnes) werden. Der Militärdienst ist ein besonders anschauliches Beispiel: eine Prüfung, die nur bestanden ist, wenn der Mann »gebrochen« wurde und seinen Platz in der Autoritätshierarchie eingenommen hat. Über Interviews mit 58 Männern, die ihren Militärdienst, ihre Sozialisation und ihre Empfindungen während dieser Zeit schildern, beschreibt die Soziologin Pınar Selek, wie junge Männer in der Türkei die Zeit ihrer Identitätsfindung erleben. Die Gespräche zeigen einen Querschnitt durch die ganze Gesellschaft der Türkei. Unter den Männern sind unter anderem auch Kurden und Armenier. »Zum Mann gehätschelt. Zum Mann gedrillt.« beleuchtet nicht nur die Erfahrungen in der Türkei, sondern fordert auf, Mannsein auf universeller Ebene zu hinterfragen. So bildet es die Gesprächsgrundlage für generelle Diskussionen darüber, wie die sexistisch-patriarchalische Kultur die Menschen auch die Männer unterdrückt.



Grass: Ein "Skandal"
Nun fordert auch Literaturnobelpreisträger Günter Grass die türkische Justiz auf, das Verfahren gegen die Schriftstellerin Pinar Selek einzustellen. Es sei ein "Skandal", dass Selek wegen ihrer angeblichen Beteiligung an einem Anschlag nun zum dritten Mal vor einer Istanbuler Strafkammer erscheinen solle, erklärte Grass als Ehrenpräsident des P.E.N.-Zentrums Deutschland am 7. Februar 2011.
http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/themen/151710/index.html

Die Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir erklärten, der Urteilsspruch dürfe "nicht das letzte Wort sein". Er basiere "auf absurden und fadenscheinigen Vorwürfen" und sei "politisch motiviert.
http://www.google.com/hostednews/afp/article/ALeqM5imdCw08avozrKerQaXqFVHNI15HQ?docId=CNG.4bb36a8e876d142d7ab19ff6b8317502.2c1


Interview de Pinar Selek






Pinar Selek im Kargah - Dokumentation








Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen