Sylwia Chutnik - Weibskram
Roman
Vliegen Verlag
ISBN: 978-3-9813392-2-2
12,90 Euro
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Welche Erinnerungen hat eine Frau an den Krieg? Wie ist es, wenn im Alter die Kraft nachlässt und das Leben zum Kampf wird? Was macht ein elfjähriges Mädchen mit seiner Wut gegen Konsumterror und Rollenklischees? Sylwia Chutnik nimmt kein Blatt vor den Mund. In ihrem furiosen Roman skizziert sie das Bild einer rücksichtslosen Gesellschaft, das aktueller nicht sein könnte. Und sie schreibt eine rasante weibliche Gegengeschichte.
Weibskram erzählt von vier Bewohnern eines Warschauer Mietshauses: Mania schmeißt die Schule, um auf dem Markt Töpfe zu verkaufen, und wird in den Strudel des Lebens gerissen. Maria, die als junge Frau im Gettoaufstand und im Warschauer Aufstand gekämpft hat, ist in die Jahre gekommen. Noch immer wird sie von Erinnerungen an den Krieg heimgesucht. Der »Weibsmann« Marian, einst vom Vater halb totgeschlagen, weil er Konditor werden wollte, wird heute scheinbar nur noch skeptisch beäugt. Und dann ist da noch Marysia, das elfjährige zuckersüße Töchterchen, das in Wirklichkeit nicht weiß, wohin mit seiner Wut gegen die Welt.
Mit ihrem literarischen Debüt hat sich Sylwia Chutnik als brillante Prosaistin und scharfsichtige Gesellschaftskritikerin einen Namen gemacht.
In ihrem Roman entwirft sie eine weibliche Gegengeschichte, die es in sich hat. Doch nicht nur klassische Rollenklischees werden von ihr aufs Korn genommen. Auch die Erfahrungen von Alten und Kindern in der rücksichtslosen und konsumgeilen Gegenwartsgesellschaft kommen unüberhörbar zur Sprache.
Es ist die Geschichte von Mania, Maria, Marian und Marysia. Die vier sind alle Bewohner eines Warschauer Mietshauses: Mania würde gerne eine Prinzessin sein und schmeißt die Schule, Maria hat als junge Frau im Warschauer Gettoaufstand gekämpft und Marian wird von den Nachbarn skeptisch beäugt: Ein Mann, der gerne backt? Und dann ist da noch Marysia, die Elfjährige ist vor allen wütend auf die Welt mit all ihren Rollenklischees. Die vier Schicksale sind rührend, tragisch und komisch.
Sylwia Chutnik, geb. 1979 in Warschau, studierte Kulturwissenschaften und Gender Studies und ist Vorsitzende der Stiftung MaMa, die sich für die Rechte von Müttern in Polen einsetzt. Ihr Debütroman „Weibskram“ war 2009 für den wichtigsten polnischen Literaturpreis NIKE nominiert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sylwia_Chutnik
Presse:
Berliner Buchhändler empfehlen
Ich lese gerade ... Sylwia Chutnik: Weibskram
Tatjana Mischke (51), Franz-Mehring-Buchhandlung, Frankfurter Allee 65, Friedrichshain: "Sylwia Chutniks Debütroman WEIBSKRAM war bereits 2009 in ihrer polnischen Heimat ein großer Erfolg und ist nun auch bei uns erschienen. Die 1979 in Warschau geborene Autorin erzählt von vier Bewohnern eines Mietshauses in ihrer Heimatstadt: Die 11-jährige Marysia tyrannisiert ihre Umwelt mit Fröhlichkeit, um ihre Wut zu kaschieren. Die arme Studentin Mania muss auf dem Markt Töpfe verkaufen, um zu überleben. Maria, die den Ghettoaufstand erlebt hat, wird heute noch von Kriegserinnerungen heimgesucht. Und obwohl Konditor Marian nur im verdunkelten Wohnzimmer in selbstgeschneiderte Brautkleider schlüpft, wird er überall skeptisch beäugt. Sprachlich schön und genau, schreibt Sylwia Chutnik nah am heutigen Alltag gesellschaftskritisch und skurril über das Leben in Warschau. Keine ganz einfach Geschichte, aber ein wunderbares Buch."
(erschienen in der gedruckten Berliner Morgenpost am 15. Februar 2012)
Weibskram. Gesellschaftskritik vom Feinsten
"[...] in diesem Buch geht es nicht nur um Frauen und ihre Wehwehchen. Ihr Debütroman liest sich viel mehr, wie ein Manifest. Dinge, die ich der Gesellschaft um mich herum schon immer mal sagen wollte. Das tut sie gründlich und es macht Spaß, das zu lesen. Einmal mag sich der Leser ekeln, mal ist er traurig, dann muss er wieder lachen. Das Publikum findet sich in den Figuren wieder, natürlich auch in der Rolle des tuschelnden Nachbarn. [...]"
ganze Rezension auf: www.polen.pl (23.02.2012)
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Maria, voll der Rache …
Lothar Quinkenstein
[...] Doch lässt sich das Buch keineswegs allein auf die Entlarvung nationaler Mythen festlegen. Ein solches Urteil griffe zu kurz. Das Besondere an Sylwia Chutniks Perspektive ist, dass sie mit allem Nachdruck die persönlichen Erinnerungen des Individuums zur Sprache bringt, um eben an ihnen die Last der Geschichte spürbar zu machen. Dabei sind ihr das Wunschbild einer homogenen (katholischen) Solidargemeinschaft ebenso suspekt wie eine eskapistisch aus allen historischen Bedingungen in post-postmoderne Beliebigkeit sich katapultierende Monade. Das Individuum wird gerade nicht – wie es eine falsch verstandene Aufklärung so gerne tut – ins Feld geführt, um Geschichte als eine weitere schnöde Fiktion unter vielen zu entlarven, sondern als unumstößlicher Beweis dafür genommen, dass sich eben hier – am Individuum – Geschichte vollzieht. Womit sich zugleich jede hochfahrende Theater-Workshop-Diskussion um Authentizität erübrigt. Denn die Geschichte, das zeigt Sylwia Chutnik deutlich genug, ist derart authentisch, dass man/frau/mensch daran verzweifeln kann. [...]
ganze Rezension auf: www.poetenladen.de (10.03.2012)
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Buch des Monats (März)
Paul Gromnitza
[...] Das vermeintlich süße Mädchen mit dem Teufel im Leib, ist nämlich nicht „für die Barmherzigkeit, sondern fürs Kaputtschlagen” zuständig. Denn während Marysia alles zu „Splittern, Staub und Asche“ schlägt, zerschlägt Sylwia Chutnik in ihrem viel beachteten Debüt gleich eine Reihe polnischer Nationalmythen und Stereotypen. So ist es natürlich kein Zufall, dass in allen vier Figuren bzw. Protagonisten – Mania, Maria, Marian, Marysia – ein Echo der Gottesmutter Maria nachklingt. [...]
ganze Rezension auf: www.portalpoint.info (12.03.2012)
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Weiber, Wahn und Wut
Jörg Plath
[...] die Frauen in Sylwia Chutniks «Weibskram» sind erst folgsam und kriegen im nächsten Augenblick die Krätze. Dann fliegen die Fetzen, manchmal auch Funken, und einiges geht in Flammen auf. [...]
ganze Rezension auf: www.nzz.ch (19.06.2012)
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Sommerbuchtipps 2012 von frauTV
Susann Liman empfiehlt
[...] Mir gefällt das Buch so gut: …weil es eine feministische Gesellschaftskritik in brillanter Prosa mit viel Scharfsinn und gutem Humor ist. [...]
ganze Rezension auf: www.wdr.de (20.06.2012)
Die Ungleichzeitigkeit der Erinnerungen, die sich gerade in Warschau so verwirrend kreuzen, wird in den inneren Monologen Marias auf schmerzliche Weise spürbar. Hier wäre an die Konkurrenzdebatte um die Opfer zu erinnern – exemplarisch zu verfolgen etwa an dem seinerzeit geführten Streit um die Kreuze in Auschwitz –, ebenso an die Verwechslung der beiden Aufstände, die Roman Herzog noch 1994 unterlief, an die Tatsache, dass unter den „Gerechten unter den Völkern“ Polen an erster Stelle stehen, sowie etwa auch an Jan Józef Lipskis bereits 1982 – also lange vor der Diskussion um Jedwabne – erschienenen Essay „Zwei Patriotismen, zwei Vaterländer“, der mittlerweile als Klassiker gilt.
http://www.poetenladen.de/lothar-quinkenstein-sylwia-chutnik.htm
Mit ihrem literarischen Debüt „Weibskram“ hat sich Sylwia Chutnik als brillante Prosaistin und scharfsichtige Gesellschaftskritikerin einen Namen gemacht. In ihrem Roman entwirft sie eine weibliche Gegengeschichte, die es in sich hat. Unser Buch des Monats im März 2012.
Während die erste der vier Episoden eine kleine Fingerübung ist, sind die restlichen drei eine Art literarische Wutschrift. Chutnik legt das Protokoll einer Wut vor, die im Fall der Figuren Maria und Marian auf eher leisen Sohlen daher kommt, und deshalb umso ergreifender ist. Die Geschichten in „Weibskram" bestürzen, berühren und sind ein eigensinniges, aber reines Lesevergnügen.
(grom)
„Auch wenn die Thematik in Deutschland wahrscheinlich weniger brisant wirkt als in Polen – Sylwia Chutniks Roman kann nicht nachdrücklich genug empfohlen werden.“
Lothar Quinkenstein http://www.portalpoint.info/de,rubryki,12,3654.html
Die in dem Buch beschriebenen Schicksale sind dabei eigenartig rührend, auch wenn Chutnik sie in einer tragikomischen Tonlage beschreibt. Die Distanz, mit der sie ihnen begegnet und die für eine Dokumentarbiologin erforderlich ist, verdeckt ihre Empfindsamkeit nicht. Sie ist es – neben der durchdachten Konzeption des Erzählbands und der Fähigkeit, sowohl Handlungsfäden zu spinnen wie auch glaubwürdige Porträts sozialer Gruppen oder Individuen zu konstruieren –, die die junge Autorin auszeichnet.
Weiber, Wahn und Wut -
Die «Putzende Muttergottes» hat reichlich zu tun. In ihrer himmlischen Buchhaltung notiert sie die guten Taten der Hausfrauen. Und wie rührig die Guten sind, wie leicht es fällt, sie zu motivieren! Der Priester flüstert ihnen von Zeit zu Zeit etwas von den Pflichten der Frau, und schon kommt man am nächsten Tag kaum mit dem Notieren all des Putzens, Kochens, Sorgens hinterher. Doch die Frauen in Sylwia Chutniks «Weibskram» sind erst folgsam und kriegen im nächsten Augenblick die Krätze. Dann fliegen die Fetzen, manchmal auch Funken, und einiges geht in Flammen auf. Die Hauptpersonen in den vier ruppigen, comicartigen Erzählungen, drei Frauen und ein Mann, wohnen alle in einem Warschauer Mietshaus. Mánia ist nicht die Hellste, wird von ihrem Mann verlassen und kommt unter die Räder eines Lastwagens, die ihrem Schwangerschaftswahn nichts anhaben können.Männer, die Männer und Polen sind, spielen in «Weibskram» eine Nebenrolle. Einmal sitzt einer vor dem Fernseher. Ein «Rollschinken in Unterhose».
http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/weiber-wahn-und-wut-1.17253729
Zitat zum daily book heute:
Irgendwann fiel mir der alte feministische Slogan ein: „das Private ist
politisch“, der nach wie vor sehr aktuell ist. Ich erkannte, dass ich entweder die Abende frustriert mit meinen Freundinnen, die alle in einer ähnlichen Situation waren, zu Hause verbringen konnte, oder aber ich konnte diese persönliche Erfahrung in politischen Aktivismus ummünzen. Und so wurde die MaMa-Stiftung geboren.
Sylwia Chutnik
http://www.gwi-boell.de/downloads/MO_interview_with_Sylwia_Chutnik_1.pdf
Zitat zum daily book heute:
Irgendwann fiel mir der alte feministische Slogan ein: „das Private ist
politisch“, der nach wie vor sehr aktuell ist. Ich erkannte, dass ich entweder die Abende frustriert mit meinen Freundinnen, die alle in einer ähnlichen Situation waren, zu Hause verbringen konnte, oder aber ich konnte diese persönliche Erfahrung in politischen Aktivismus ummünzen. Und so wurde die MaMa-Stiftung geboren.
Sylwia Chutnik
http://www.gwi-boell.de/downloads/MO_interview_with_Sylwia_Chutnik_1.pdf
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