13 Juni 2012

Lesen macht klug und schoen 686 - Maeve Brennan - New York, New York

Maeve Brennans Revier liegt, grob gesagt, zwischen dem Times Square und Greenwich Village, und dort eher in den Nebenstraßen als auf den breiten Avenues:

Maeve Brennan -  New York, New York

Ihre Kolumnen für den New Yorker



















Steidl Verlag
 ISBN: 978-3-86930-466-3
18,00 €
hier bestellen  (Ab 25€ ist der Versand kostenfrei)



Maeve Brennan ist berühmt für ihren scharfen Blick, und was sie sieht, Trauriges und Komisches, Alltägliches und Bizarres, fügt sich zu staunenswerten, unvergesslichen Geschichten. 
Von 1954 bis 1981 schrieb sie Kolumnen für den New Yorker. 

In der Rubrik »The Talk of the Town« erzählt sie über ihr New York – über das Leben in den kleinen Restaurants, in den preiswerten Hotels, in den Parks und auf den belebten Straßen rund um den Times Square und im Greenwich Village. Maeve Brennan begibt sich auf eine Reise durch ihre Nachbarschaft und fängt dabei wie mit einem Schmetterlingsnetz Eindrücke und Beobachtungen ein. Ihre unstillbare Neugier gilt einer Stadt im steten Wandel und den Menschen, die dort zu Besuch oder zu Hause sind: So wie dem Mann, der sich immer kämmt, den Liebenden im Park, die einander nichts zu sagen haben, und einem kleinen Farmhaus, das nach Downtown umziehen muss. 
Maeve Brennans Bücher 
Die Besucherin, Mr. und Mrs. Derdon, Der Teppich mit den großen pinkfarbenen Rosen, Der Morgen nach dem großen Feuer und Tanz der Dienstmädchen wurden begeistert aufgenommen. 









Maeve Brennan, 1917 in Dublin geboren, siedelte 1934 mit ihrer Familie in die USA über. Ihr Vater war der erste Botschafter des irischen Freistaats in den Vereinigten Staaten. 1949 trat sie in die Redaktion des New Yorker ein. Bis 1973 veröffentlichte sie dort Prosaskizzen, Kurzgeschichten, Buchbesprechungen, Essays und Erinnerungen. Brennans Vignetten für die Kolumne "Talk of the Town" fanden eine breite Leserschaft und erschienen 1969 in Buchform. Nach ihrer Scheidung begann Maeve Brennan ein rastloses Wanderleben. Sie litt unter schizophrenen Schüben und wurde mehrfach in psychiatrische Kliniken eingewiesen. Maeve Brennan starb 1993, mittellos, vereinsamt und vergessen, 76jährig in New York. Die Novelle Die Besucherin (The Visitor) wurde erst vor wenigen Jahren in einem Archiv entdeckt und mit großem Erfolg in England, Irland und den USA veröffentlicht.
Im Steidl Verlag erschienen: -
"Die Besucherin". Novelle -
"Mr. und Mrs. Derdon. Geschichten einer Ehe". Erzählungen -
"Der Teppich mit den großen pinkfarbenen Rosen". Erzählungen


Zitat:
“All we have to face in the future is what has happened in the past. It is unbearable.”
Alles womit wir in Zukunft konfrontiert werden ist in der Vergangenheit geschehen. 
Es ist  unerträglich. 
― Maeve Brennan


Maeve Brennan;The most striking thing about our aunt Maeve when she used to visit us in Dublin, was her irrepressible sense of humour. Much has been written about the sad aspects of her life and death, but none of this was evident to me as a child.  I found her warm and funny and immensely attractive and entertaining.
She had a lively and mischevious wit and often regaled us with hilarious stories about  people she knew in New York, but to us children and to my mother, her sister, she was unfailingly kind and generous. But then, Maeve was always generous to a fault.  It was a mistake to admire anything she owned because she would then insist on giving it to you, on the grounds that things should belong to the people who would love and care for them. http://www.yvonnejerrold.com/MBrennan/MaeveBrennan.html





Presse:

“Ihr Blick ist offen für skurrile Gestalten, absurde Szenen, die Schönheit, das Hässliche, diese ganze irre Veranstaltung Leben, die man nur erträgt, wenn man, wie Brennan, über eine Prise Selbstironie verfügt. Herrliche Lektüre!“
Susanne Meyer, DIE ZEIT, 26.4.2012


Als „Mitteilungen unsrer Freundin, einer weitschweifigen Dame“ hatte der „New Yorker“ diese Kolumnen in den sechziger Jahren seinen Lesern angekündigt. Die waren von den Großstadt-Vignetten begeistert. Denn weitschweifig sind diese Szenen von Paaren, Passanten und Menschen im Hotel keineswegs. Dafür aber radikal subjektiv in der Auswahl der Sujets und im Blickwinkel der Autorin.
Maeve Brennans Revier liegt, grob gesagt, zwischen dem Times Square und Greenwich Village, und dort eher in den Nebenstraßen als auf den breiten Avenues. http://www.echo-online.de/freizeit/kunstkultur/literatur/-New-York-New-York-Kolumnen-von-Maeve-Brennan;art639,2865785





Bücher von Maeve Brennan bei Lillemors: 

Brennan Maeve
Die Besucherin
Novelle
 
Cover: Die Besucherin
Nach dem Tod ihrer Mutter kehrt die junge Anastasia King zu ihrer Großmutter nach Dublin zurück. Sie trifft auf eine kaltherzige...  
Steidl
7,00 €
Brennan Maeve
Mr. und Mrs. Derdon
Geschichten einer Ehe gelesen von Elke Heidenreich
 
Cover: Mr. und Mrs. Derdon
Digipak, 2 CDs, Spieldauer ca. 150 Minuten  
Kein & Aber
19,90 €
Brennan Maeve
Tanz der Dienstmädchen
New Yorker Geschichten
 
Cover: Tanz der Dienstmädchen
Bitterböse, gnadenlos komische Erzählungen über die seltsamen Gepflogenheiten der New Yorker Bourgeoisie.  
Steidl
18,00 €


New Yorks ,bourgeoise Noblesse‘ unter der Lupe: Maeve Brennans Erzählsammlung „Tanz der Dienstmädchen imponiert als schneidend scharfe Gesellschaftsstudie Von Nathalie Mispagel

Maeve Brennans durchdringender Blick, mit dem sie in ihren Kolumnen auf den New Yorker Alltag blickt, verdichtet sich in den Kurzgeschichten zu ätzender Schärfe, perzeptorische Wachheit wird zu beißendem Witz. Sie entlarvt die Kleingeistigen mit dem großen Ego, ihre Bindungen wie Abhängigkeiten und entwirft ein glasklares Bild amerikanischer Verhältnisse der 1950er/60er-Jahre. Tatsächlich ähnelt das damalige Großbürgertum in seiner snobistischen Selbstherrlichkeit, den rigorosen Binnen-Normen und der überheblichen Abschottung gegenüber anderen sozialen beziehungsweise gesellschaftlichen Schichten der Geldaristokratie zur Jahrhundertwende. Wie Edith Wharton gewissermaßen deren Biografin war, wird Brennan zur Zeitzeugin der modernen kapitalistischen US-Klassengesellschaft, die eine eigene selbsternannte Upper Class ausbildet. Das ,land of the free‘ war einmal.
Diese traurige Erkenntnis gewinnt dank Brennans geschliffen ironischen Stils und ihres Talents für die karikative Nuance einen außerordentlichen Unterhaltungseffekt. Ebenso konsequent spitzzüngig wie detailreich seziert sie die Sozialstrukturen bis hinein in die letzten, gar nicht so edlen menschlichen Regungen. Herrlich, wenn Charles Runyon, seines Zeichens Stilexperte von Herbert’s Retreat, auf ein paar winzige Lügen und bedeutungslose Gemeinheiten zurückgreift – schon hat er sich seinen Tag ruiniert. Die Gesellschaft ist eben eine Arena, in der sich jeder so gut wie er kann inszeniert, um seine Machtposition zu behaupten. Nachbarn und Bekannte sind hierbei erwünschte Zuschauer, die irischen Dienstmädchen eher unerwünschte.
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=17351&ausgabe=201212


Aus dem Amerikanischen von Hans-Christian Oeser. New Yorker, die es sich leisten können, wohnen in Herbert's Retreat. Hier fährt man Jaguar im Partnerlook, hält sich zur intellektuellen Erbauung einen Theaterkritiker - und beherrscht all jene Regeln einer exklusiven Gesellschaft, die so eisern wie unklar sind. Vor allem aber verfügt man über eine Aussicht auf den Fluss und über die besten irischen Dienstmädchen. Aus deren Perspektive wirft Maeve Brennan bitterböse Blicke hinter die Kulissen der Wohlanständigkeit. Denn Bridie, Agnes und Josie sind begeisterte Geschichtenerzählerinnen, und nichts bereitet ihnen mehr Vergnügen, als genüsslich über das seltsame Treiben ihrer Herrschaft zu tratschen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung,
Rezensentin Bernadette Conrad ist ein Fan von Maeve Brennan. Und auch dieser neue Band mit "schreiend grotesken" Geschichten, die alle in einer abgeschlossenen, privaten Wohnsiedlung bei New York spielen, hat ihr ausgezeichnet gefallen. Es geht um Macht und Unterdrückung, um den sozialen Status, den man hat oder zu erreichen wünscht, so Conrad. Manchmal genügt offenbar die Form einer Wärmflasche, diesen Status zu belegen. Brennan erzähle oft aus der Sicht der irischen Dienstmädchen, die ihrer Herrschaft - was "subtile Tücke" angeht - mühelos das Wasser reichen können. Conrad jedenfalls hat sich blendend amüsiert und hofft auf ein weiteres Buch aus dem anscheinend unerschöpflichen Nachlass Brennans.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung
Offenbar mit Vergnügen hat Rezensentin Judith Leister diesen Band gelesen, der weitere Erzählungen der New Yorker Autorin Mave Brennan versammelt, deren Bissigkeit seit einigen Jahren wieder sehr geschätzt wird. Allerdings hält sich Leister mit einem Urteil zurück und beschränkt sich auf die süffige Nacherzählung. Brennan seziert in ihren Geschichten mit boshafter Freude die gehoben Kreise, die sich in den New Yorker Vorort Herbert's Retreat vor den Zumutungen des gewöhnlichen Lebens geflüchtet haben. Zu den um Noblesse und den europäischen Stil des geerbten Vermögens ringenden Gesellschaftsgrößen gesellen sich boshafte Dienstboten oder auch ein Feuilletonist, von dem nicht mehr klar ist, woher sein einst so guter Ruf rührte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.06.2010
In Maeve Brennans Erzählungsband "Tanz der Dienstmädchen" wird Hans-Peter Kunisch die höhere Gesellschaft in einer Siedlung nahe New York aus der Perspektive der Dienstmädchen vorgeführt. Alle Erzählungen erschienen im "New Yorker" und sind zusammengenommen so etwas wie ein "Episodenroman" mit wiederkehrendem Personal, erklärt der Rezensent. Anders als in den Dubliner Geschichten der Autorin mit irischen Wurzeln wird in diesen Erzählungen nicht in karger Sprache von problematischen Paar- oder Familienbeziehungen erzählt, sondern in "spitzer, amüsanter" Weise von den besseren amerikanischen Kreisen, erklärt der Rezensent. Das findet er allerdings nicht weniger geglückt, zumal auch die Dienstmädchen, die ihre schonungslosen Blicke auf die Herrschaften werfen, nicht idealisiert werden, sondern selber "neidisch, muffig und boshaft" dargestellt werden, wie Kunisch zufrieden bemerkt. Der Rezensent preist die unprätentiöse, schlichte Sprache der Autorin, die erst mit aus ihrem Nachlass publizierten Erzählungen berühmt wurde, und sieht in diesem Band das gelungene, wenn auch ziemlich spitzzüngige Bild einer "mit sich selbst beschäftigten" Gesellschaftsschicht.






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