16 April 2012

Lesen macht klug und schoen 634 - Mansura Eseddin - Hinter dem Paradies

Eseddin ist eine phantasievolle, eigenwillige Schreiberin und zeigt dabei auch zupackenden Realitätssinn.

Mansura Eseddin - Hinter dem Paradies

Roman

 

Unionsverlag, Zürich 2011
ISBN-13 9783293004344
19,90 EUR
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Gamila und Salma – zwei Lebenswege, die im Nildelta beginnen


Im »Weißen Haus«, in einem Dorf im Nildelta, sind Gamila und Salma gemeinsam aufgewachsen. Heute kommt Gamila als Studentin im kurzen, schwarzen Kleidchen daher und trägt Taschen von Louis Vuitton. Salma, die Journalistin, führt ein bürgerliches Leben und will aus der Enge ihrer gescheiterten Ehe ins Schreiben flüchten.
Inmitten ihrer Lebenskrise fasst Salma den Entschluss, ihre Familiengeschichte zu schreiben. Sie kehrt zurück ins Weiße Haus. Dort ist es still geworden. Nur Mutter und Tante sitzen noch auf der Veranda und tuscheln. Früher war dieses Haus eine Bühne für die Kämpfe und Dramen der weit verzweigten Fabrikantenfamilie, ihrer Dienstboten und Arbeiter. Die Ziegelfabrik machte die Familie reich, die Umwälzungen des Landes ruinierten sie wieder.
Salma vergräbt sich im Zimmer, das einst ihr Kinderzimmer war. Tausend Geschichten, die in diesem Haus und in den nahen Dörfern spielten, steigen in ihr auf. Zuletzt dringt sie vor zu jenen Ereignissen, durch die sie und ihre engste Freundin Gamila auf immer in Schuld verstrickt sind.



 
Mansura Eseddin, 1976 im Nildelta in Ägypten geboren, studierte Journalismus an der Universität Kairo und arbeitet bei Akhbar al-Adab, einem der wichtigsten Literaturmagazine Ägyptens. Ihre Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt.



»Mansura Eseddin hat in ihrem Roman gleich mehrere Themen aufgegriffen, die in Dörfern wie jenem am Nil lange als Tabus gehandelt wurden. Dazu gehört neben sozialer Diskriminierung, die eine vergleichsweise wohlhabende Familie wie jene Salmas etwa gegenüber den Kindern eines armen Nilfischers pflegt, natürlich auch die nicht enden wollende Verbotsliste, mit der den Frauen das Leben schwergemacht wird. Sowohl inhaltlich, in der expliziten Darstellung einer Liebeszene beispielsweise, als auch formal, in einem Spiel mit den Erzählperspektiven, veranschaulicht ihr Roman den Wunsch nach einer neuen Ordnung der ägyptischen Lebensweisen. Dazu passt, das Mansura Eseddin ihr Engagement über das Feld der Literatur hinaus mit journalistischen Artikeln und der Arbeit als Menschenrechtsaktivistin verbindet. In der Wirklichkeit bleibt ihr da noch einiges zu tun. Ihre Texte aber zeigen, wohin es gehen soll.«
       Lena Bopp   Frankfurter Allgemeine Zeitung    27.01.2012


»Eseddin ist eine phantasievolle, eigenwillige Schreiberin und zeigt dabei auch zupackenden Realitätssinn. Mit sicherer Hand und kräftigem Kolorit setzt die Autorin die Porträts von Familienangehörigen ihrer Protagonistin neben Skizzen aus dem dörflichen Milieu.«
       Angela Schader   Neue Zürcher Zeitung    06.12.2011


»Es entsteht das Bild eines dörflichen Lebens im Ägypten der 1980iger Jahren mit seinen Sitten und Gebräuchen, seinen Moralvorstellungen und abergläubischen Mythen. Es ist auch eine Geschichte über Frauenemanzipation, obwohl dieses Wort kein einziges Mal in dem Roman fällt, denn Salma und ihre Freundin Gamila brechen aus der Tradition früh verheirateter Frauen aus, verlassen das Dorf, um zu studieren und beginnen in Kairo ein eigenes Leben.«
       Johannes Kaiser   Deutschlandradio Berlin   06.02.2012


»Mansura Eseddin weiss, wovon sie schreibt, stammt sie doch selbst aus einer konservativ-religiösen und wohlhabenden Grossfamilie im Nildelta. Aufgewachsen mit Geistern, Kobolden und Tabus nähert sie sich der Welt mit einer Bildsprache, die vom Geheimnisvollen und Phantastischen geprägt ist. Sie gehört zu den vielversprechendsten Autorinnen arabischer Sprache.«
       Susanne Schanda   Neue Zürcher Zeitung    30.10.2011


»Die 180 treffend übersetzten Seiten führen einen weit weg vom ermüdenden Kairo Zentralismus, hinein in das ländliche Nildelta. Eine anhaltend faszinierende Reise in die ägyptische Gesellschaft für jeden, der Ägypten abseits der Orientalismus-Verklärung von Kairo kennenlernen will.«
       Sammy Khamis   ORF Wien   11.11.2011


»Mansura Eseddin mag es, auf den Punkt zu schreiben. Sie hält beim Schreiben nicht Gericht. Sie schlüpft in Körper und Seele ihrer Protagonisten. Oft ist in einer kleinen Passage alles gesagt.«
       Sabine Strobl   Tiroler Tageszeitung Innsbruck   27.10.2011


»Die Schilderungen der Großfamilie sind treffend, oft hintersinnig, manchmal auch komisch. Faszinierend ist vor allem die unglaubliche Bandbreite an Frauenfiguren.«
       Wera Reusch   WDR 5 Köln   22.10.2011


»Als Autorin, die über das Leben des Einzelnen, über Gefühle, Gedanken und das Verhältnis zwischen Traum und Wirklichkeit und über dessen Einfluss auf die Psychologie des Menschen schreibt, gehört Mansura Eseddin zu der neuen ägyptischen Schriftstellergeneration.«
       Zuzana Kratka   Banipal   


»Eseddin nimmt uns mit auf eine unwiderstehliche Reise durch das Leben und die Psychen ihrer Figuren. Ein faszinierendes Stück Literatur, wagemutig, stilvoll und fesselnd.«
          Ahmed Khalifa, Filmemacher und Schriftsteller   







Mansoura ez-Eldins Roman ''Hinter dem Paradies''Familiengeheimnisse am Nil

Erstmals ist ein Buch der Ägypterin Mansoura ez-Eldin auf Deutsch erschienen. Die junge Schriftstellerin erzählt darin die Geschichte einer Jugend, einer Familie und der Landschaft im Nildelta. Ist ihr im Original 2009 erschienener Roman in Zeiten der Revolution noch eine lohnende Lektüre? Axel von Ernst hat ihn gelesen.
Wenn arabische Autorinnen und Autoren derzeit nach Deutschland kommen, werden sie vor allem als Zeugen des Geschehens in ihren Ländern wahrgenommen. Interviews und Lesungen führen sehr schnell fort von der Literatur und hin zu Berichten und Meinungsaustausch über die Umwälzungen im arabischen Raum. weiterlesen Quantara.de






Youssef Rakha: »Das Geheimnis schreiben«. Mansura Eseddins Leben und Werk


Youssef Rakha traf Mansura Eseddin nach der Präsentation ihres zweiten Romans Hinter dem Paradies (eine Kombination aus psychologischem Thriller und Bildungsroman) zu einem Gespräch über die Unterscheide zwischen ihren beiden Romanen und über die Überschneidungen zwischen Eseddins Leben und Werk. .....
Weil Hinter dem Paradies mehr komische Elemente und eine breitere Palette an stilistischen Registern aufweist und weil der Roman an konkreten historischen und sozialen Realitäten festgemacht ist, meinen manche, er sei »zugänglicher« als Maryams Labyrinth. Obwohl sie die größere Reichweite ihres Werkes durchaus schätzt, meint Eseddin, Konzessionen an den Markt seien für sie nie eine Option gewesen; sie halte daran fest, was Schreiben für sie beinhaltet: ein Prozess, dessen Antrieb die Urangst vor der plötzlichen Auflösung ist, in dem es um das Imaginieren von Personen und Orten geht – um eine Annäherung an die Wirklichkeit, nie aber deren direktes Abbild. Da ist es nur folgerichtig, dass fast alle ihre Romanfiguren erfunden sind: »Wenn die Leute in meinem Dorf Hinter dem Paradies lesen würden, würde niemand irgendjemanden wiedererkennen«, versichert sie. Der Imaginationsprozess scheint wesentlicher Bestandteil von Eseddins Umgang mit einem einengenden Umfeld zu sein – ein sehr anderer Ansatz als direkte Rebellion oder Auflehnung, was sich auch widerspiegelt in ihrem Selbstverständnis, nicht als weibliche Autorin (woman writer) zu gelten, sondern schlicht als Schriftstellerin, die halt nun mal eine Frau ist. Sie verfahre von innen heraus, wie ein Virus, sagt sie: Sie niste sich in ihrem Wirt ein – in diesem Fall ihre »mafiöse« Großfamilie – um ihn später überwinden zu können. Zwar mag ihre eigene Lebensführung auf den ersten Blick relativ konservativ aussehen, aber sie betont, dass sie eine Kleinfamilie (usrah) gegründet hat und nicht eine Großfamilie oder Sippe (’a’ilah). Wie nur wenige Autor/innen ihrer Generation hat sie Rebellion und Transzendenz als geistige Angelegenheiten verstanden, und sie missbilligt nach wie vor jede vorgefertigte Vorstellung (und sei diese noch so positiv), die ihrem Werk aufgezwungen wird; Begriffe und Kategorien wie ›die Frau‹, ›der Körper‹, ›die Provinz‹ weist sie zurück. Was sie interessiert, vereinfacht gesagt, ist der Wahnsinn, der (Irr)Sinn, »allerdings nicht so, dass ich Psychologie studieren oder auf systematische Art und Weise damit arbeiten würde«.  ...weiter lesen im link






 


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