01 April 2012

Lesen macht klug und schoen 619 - Anna Katharina Hahn - Am Schwarzen Berg

Anna Katharina Hahn für den Leipziger Buchpreis 2012 nominiert und auf der SWR Bestenliste April Platz 1

Anna Katharina Hahn erzählt auf unnachahmliche Weise von verzweifelter Liebe in all ihren Spielarten und davon, daß im entscheidenden Augenblick selbst die nächsten Menschen einander ein Rätsel bleiben.

Anna Katharina Hahn - Am Schwarzen Berg

Roman

Am Schwarzen Berg

Suhrkamp Verlag, Berlin 2012
ISBN-13 9783518422823
19,95 EUR
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auf der SWR Bestenliste April 2012 auf No. 1!!!

Emil Bub, ein Lehrer kurz vor der Pensionierung, beobachtet von seinem Balkon aus, wie Peter, der Sohn seiner Nachbarn, in sein Elternhaus zurückkehrt. Peter ist krank und verwahrlost, seine Freundin Mia ist mit den gemeinsamen Kindern verschwunden. Der Verlust hat ihn völlig aus der Bahn geworfen.
Seit den siebziger Jahren leben Emil und seine Frau Veronika, eine Bibliothekarin, am ‚Schwarzen Berg‘. Die kinderlosen Bubs bekommen plötzlich einen Wahlverwandten, als Peter mit seinen Eltern Hajo und Carla ins Nebenhaus einzieht. Hajo Rau verschreibt sich ganz der Arbeit in seiner Arztpraxis, seine Frau unterstützt ihn. So wird besonders Emil zur prägenden Gestalt für den sensiblen Nachbarsjungen. Er zieht Peter tief hinein in seinen Kosmos aus Dichtung und Leistungsverweigerung.
Der Sommer in den einsamen Häusern am Rande des Stuttgarter Kessels vergeht mit den hilflosen Versuchen der beiden älteren Paare, den Verzweifelten wieder aufzurichten. Auf der Suche nach Mia und den Kindern durchstreift Emil mit Peter die überhitzte Großstadt, und Hajo entwirft eine Therapie. Aber was hilft das jetzt noch?



Anna Katharina Hahn

Anna Katharina Hahn,

geboren 1970, lebt in Stuttgart. Zuletzt erschien ihr Roman Kürzere Tage. Der Bestseller stand auf der Longlist für den »Deutschen Buchpreis« 2009 und auf der Shortlist für den Preis der »SWR-Bestenliste« und wurde 2010 mit dem »Roswitha von Gandersheim-Preis« und dem »Heimito von Doderer-Preis« ausgezeichnet.



Pressestimmen

»Anna Katharina Hahn erhebt die Kinderlosigkeit zum Exempel für das bürgerliche Problem des ungelebten Lebens. Ihr Roman Am Schwarzen Berg ist eine ebenso gruselige wie großartige Milieustudie...Wer diesen Roman ausgelesen hat, kehrt heim in eine fremde Welt.«
Patrick Bahners, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Wie Anna Katharina Hahn ihren alles kühl stellenden Erzählton durchhalten kann, ohne dass der Schrecken je nachlässt, ist bemerkenswert...Selbst winzige Gesten, beiläufige Blickwechsel, unscheinbare Gegenstände, alles wird scharf beobachtet, alles erzählt mit. Und nichts davon wird je auf eine Weise kommentiert, die das Erzählte an irgendeine Kausalität verraten könnte. Die Summe der vielen disparaten Energien, welche die Figuren und damit die Handlung vorantreiben, ist ein Verhängnis. Niemand hat es kommen sehen – es kann nicht aufgelöst, es kann nur erzählt werden. Und gerade damit ist Anna Katharina Hahn ein grossartiger Roman gelungen.«
Martin Zingg, Neue Zürcher Zeitung
»Dieses diskret ausgebreitete mythologisch-literaturgeschichtliche Verweissystem, das die Autorin mit leichter Hand in Am Schwarzen Berg ausbreitet, ist eine Eigenschaft, mit der sie in der heutigen deutschen Gegenwartsliteratur einzigartig dasteht. Dieses souveräne Verfügen über die Tradition finden wir unter den deutschen Prosaautoren sonst wahrscheinlich nur noch bei Sibylle Lewitscharoff. Darüber hinaus besticht Anna Katharina Hahn aber auch durch ihre staunenswerte soziale Genauigkeit und Sorgfalt.«
Tilman Krause, Die Welt
»Das endgültige Scheitern eines literaturbeseelten Lebens wird hier ausgerechnet durch ein literarisches Zitat besiegelt - ein gerade in seiner Zerrissenheit bestechender Schlussakkord eines berührenden Romans.«
Catharina Koller, Literaturen No. 105, Frühjahr 2012
»Anna Katharina Hahns Roman ist ein Meilenstein im literarischen Mainstream unserer Tage.«
Moritz Bassler, tageszeitung
»Sie ist eine gnadenlose Beobachterin...Anna Katharina Hahn hat einen feinen Sinn für die sozialen Schichtungen in dieser Gesellschaft, die heuchlerisch Gleichheit postulieren.«
Irmtraud Gutschke, Neues Deutschland
»Ein Stimmenspiel ist der Roman, ein höchst kunstvoll erstelltes Perspektivenkaleidoskop.«
Elmar Krekeler, Welt am Sonntag
»Am schwarzen Berg ist ein Seismograf für soziale Veränderungen.«
Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau
»Ein großartiger Roman einer vielversprechenden Autorin.«
Annerose Kirchner, Ostthüringer Zeitung
»Das ist eine vielversprechende, literarisch kluge Konstellation für eine, die schreiben kann wie Anna Katharina Hahn: stets aus der Fülle des Alltäglichen schöpfend, psychologisch genau bis zum kaum noch Erträglichen.«
Hans von Trotha, Deutschlandradio Kultur

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.03.2012

Moritz Baßler wollte diesen Roman eigen doof finden, räumt er freimütig ein, und gibt auch etliche Hinweise auf Gestelztheiten und misslungene Dialoge, doch am Ende mochte er ihn ziemlich gern. "Am Schwarzen Berg" spielt in Stuttgart und erzählt von dem entspannten Bürgersohn Peter, der  lieber die Bäume des Schlossparks rettet, als an seine Karriere zu denken, sowie von seiner verkrampften Frau, die das ganz anders sieht ("Unterschichtskind", erklärt Baßler). Die Frage, die Anna Katharina Hahn hier verhandelt, ist in Baßlers Augen, ob Literatur uns zu kultivierten, aber funktionierenden Bildungsbürger macht und machen soll oder zu "lebensfremden Exzentrikern", die eher Baumhäuser bauen als Bahnhöfe mit Shopping Malls. Damit, findet der Rezensent, sei der bürgerliche Roman doch schon mal einen Schritt weitergekommen, und verzeiht gern, dass die Autorin Grunge nicht richtig schreiben kann.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.03.2012

Ina Hartwig zeigt sich höchst angetan von Anna Katharina Hahns zweitem Roman, der wie ihr gefeiertes Debüt in Stuttgart spielt. Die Autorin entfaltet darin das Drama eines betörenden Kindes, der schon früh Mörike verfällt und als Erwachsener an seiner scheiternden Ehe mit der aufstiegsfixierten Mia zerbricht, erfahren wir. Wie Hahn die verschiedenen sozialen Schichten des Arztsohns und der Tochter von einer Putzfrau und einem abgehauenen türkischen Vater entfaltet, entlockt der Rezensentin viel Begeisterung. Auch Gespür für das bloß Fassadenhafte im gesellschaftlichen Miteinander schreibt sie der Autorin zu sowie eine feine Balance zwischen "Empathie und Sarkasmus". Das allein hätte für Hartwig schon ausgereicht, um sie zu fesseln, aber Hahn baut noch eine zweite, "dunkle" Ebene in ihren Roman ein, indem sie dem Stuttgart von heute einen düster-romantischen Boden einzieht, stellt die Rezensentin voller Begeisterung fest. Mit ihrem fiktiven Mörike-Biografen, die der in Depressionen versinkende Held gern zitiert und die Hinweise auf seine große Liebe Maria bekommen die Hauptfiguren "Wiedergänger" an die Seite gestellt, die eine schwarze Romantik in diesen Roman einziehen lässt und ihn damit in Hartwigs Augen zu einem kleinen Meisterstück machen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.03.2012

Großartig gelungen ist der Autorin Anna-Katharina Hahn dieser, von einem sich "kühl stellenden Erzählton" getragene Roman, jubelt Rezensent Martin Zingg, der viele Absätze lang die zeitlich nahe an den "Stuttgart 21"-Protesten situierte Handlung des Buchs um zwei Ehepaare in Stuttgart, von denen sich das eine kinderlose des aus der Bahn geworfenen Sohns des anderen Paars annimmt, nacherzählt. Damit ist es aber eben noch nicht getan, fügt der Rezensent eilig hinzu, denn im Roman erzähle Hahn weit mehr, als eine Handlungswiedergabe kenntlich machen kann: Alle wie beiläufig eingestreuten Details erzählen mit an diesem "Wechselbad der Gefühle", dessen beklemmende Zuspitzung Martin Zingg mit Begeisterung nachvollzogen hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.03.2012

Von den eine Spur "zu konsequent als uninteressant markierten" Figuren dieser Geschichte sollte man sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, rät Rezensentin Judith von Sternburg, und unterschätzen sollte man sie gleich gar nicht: Denn die Figuren ihrerseits, meint sie, unterschätzen wohl die Geschichte, in der sie sich befinden. Diese erzählt von der Stuttgarter Nachbarschaft der kinderlosen Familie des Gymnasiallehrer und Mörike-Verehrers Emil Bub mit der Arztfamilie Rau, deren depressiven Sohn Peter die Bub-Familie unter liebevolle Fittiche nimmt, wobei im Laufe immer unklarer wird, "wer wem Halt geben" müsse, so die Rezensentin. Ihrer Ansicht nach gelingt der Autorin mit dieser, von den Protesten gegen den Stuttgarter Bahnhofsbau im Sommer 2010 grundierten Geschichte ein auch für "Nicht-Stuttgarter" guter Einblick ins "Stuttgarter Klima". Dessen soziale Veränderungen spiegelt der Roman wie "ein Seismograf" wider, wie die Rezensentin rundum zufrieden feststellt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.03.2012

Den "Roman einer Verwahrlosung" hat ein zugleich faszinierter wie befremdeter, jedenfalls aber gebannter Patrick Bahners hier gelesen, in dem allenthalben aufgeplatzte Haut, bröckelnder Verputz und bröselnder Lack ins Blickfeld geraten. Detailreich erzählt Bahners die von Hahn in zahlreichen Verästelungen und Rückblenden konturierte Geschichte eines jungen Mannes nach, der seine Familie verliert, weil er ins Protestlager gegen "Stuttgart 21" zieht. Zuweilen stößt dabei auch der Rezensent an die Grenzen der eigenen Belastbarkeit: Teils "unerträglich präzise" seien Anna Katharina Hahns physiologische Schilderungen und in die Magengrube geschlagen fühlt Bahners sich schon gleich zu Beginn der Lektüre, die im weiteren Lauf immerhin auch auf unterhaltsame "Momente des grotesken Humors" trifft. "Übel" beginne der Roman, resümiert der Rezensent, und "böse" gehe er aus: Bahners selbst fühlt sich nach der letzten Seite wie in eine "fremde Welt" heimgekehrt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.03.2012

Ulrich Greiner lässt der neue Roman von Anna Katharina Hahn kalt: Die Geschichte um verschiedene Personen aus dem Stuttgarter Mittelstand, die vergeblich um eine innere Haltung ringen, findet er trist und banal wie die Charaktere selbst, wie Greiner mit erkennbarer Lust am Verriss schreibt. Immerhin bilden der Baumhäuser zimmernde Protagonist und die gelangweilten Lehrer und Ärzte treffend das sinnsuchende Mittelstandsmilieu ab, aus dem sich die sogenannten Wutbürger rekrutieren, findet Greiner. Für ihn ist es deshalb auch kein Zufall, dass die Autorin ihren Roman in Stuttgart spielen lässt. "Am Schwarzen Berg" sieht der Rezensent als Teil eines wieder aufkommenden Naturalismus, der nur die gesellschaftliche Realität widerspiegelt, ohne ihr etwas hinzuzufügen. Dabei sieht Greiner bedauernd den eigentlichen Mehrwert von Literatur verloren gehen.

»Ein Glücksfall für die deutsche Literatur.« Ina Hartwig
»Sie geht aufs Ganze - ohne daran zu scheitern.« Wilhelm Genazino




Bücher von Anna-Katharina Hahn bei Lillemors:



Hahn, Anna Katharina
Kavaliersdelikt
Erzählungen
Was passiert, wenn ein Medizinstudent in Berlin-Friedrichshain eine Verehrerin von Else Lasker-Schüler anmacht? Wie erotisierend...Suhrkamp 7,00€

Hahn, Anna Katharina
Kürzere Tage
Roman
Mustermütter und Karrierefrauen, Eurythmie und Hysterie, Alleinerziehende und Problemkinder, Wohlstand und Verwahrlosung.... Suhrkamp 8,90€



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