09 Mai 2013

Karin Ballauff,Petra Ganglbauer,Gertrude Moser-Wagner (Hg.) - VEZA CANETTI LEBT - Lesen macht klug und schoen 980


Karin Ballauff,Petra Ganglbauer,Gertrude Moser-Wagner (Hg.) - VEZA CANETTI LEBT
Sozialkritische Literatur zeitgenössischer Autorinnen

Ballauff Canetti Veza Elias


Pro Media
ISBN 978-3-85371-359-4,
17,90 Euro
hier bestellen (Ab 25€ ist der Versand kostenfrei)


Die Anthologie "Veza Canetti lebt", die anlässlich des 50. Todestags der zeitlebens verkannten Dichterin Veza Canetti am 1. Mai 2013 erscheint, versammelt sozialkritische, formal und/oder inhaltlich innovative Prosatexte von 18 zeitgenössischen deutschsprachigen Autorinnen sowie Bildmaterial von 14 Teilnehmenden eines Kunstprojektes. Die literarischen und künstlerischen Beiträge werden um fünf wissenschaftliche Texte ergänzt.
Die Prosatexte sind poetisch, subtil, implizit oder explizit gesellschaftskritisch gehalten. Sie spiegeln totalitäre Strukturen wider, loten das Verhältnis der Geschlechter zueinander aus oder nehmen die Instrumentalisierung des Individuums in der Gesellschaft in den Blickpunkt. 
Die Ausschreibung dieser Anthologie richtete sich explizit an Autorinnen, die über 40 Jahre alt sind - um damit auf gesellschaftsbedingte Schranken hinzuweisen, die Frauen ab diesem Alter (noch) weniger Spielraum lassen, ihre Literatur zu veröffentlichen. 
Die Fotos in dem Band "Veza Canetti lebt" zeigen eine Auswahl von Arbeiten der seit 2010 bestehenden Projektgruppe bei "Basis.Kultur.Wien".



Veza Canetti (1897-1963) war eine österreichische Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wirkte im Umfeld von Karl Kraus. 1938 floh sie gemeinsam mit ihrem Mann Elias nach London, wo sie 1963 starb. Ihre zahlreichen Romane wurden erst nach ihrem Tod veröffentlicht.
Veza Canetti wurde 1897 als Venetiana Taubner-Calderon in Wien geboren. Sie kam mit einer Körperbehinderung zur Welt; der linke Unterarm fehlte, die Hand war am Ellenbogen angewachsen. Zeitlebens wird sie diese Behinderung ignorieren und kaschieren, auf allen bekannten Fotos ist der linke Unterarm versteckt, auch der Freundeskreis respektierte das Tabu. Als Jüdin und Sozialistin von den Nazis mit Berufsverbot belegt, flüchtete sie 1938 mit ihrem Mann Elias Canetti nach England, wo sie 1963 starb. Sie hinterließ mehrere Stücke, Erzählungen und Romane.



Mit literarischen Textbeiträgen von: 
Ljuba Arnautović, Claudia Sykora-Bitter, Magdalena Diercks, Gertrude Maria Grossegger, Shobha C. Hamann, Silvia Hlavin, Gertraud Klemm, Ute Liepold, Brigitte Menne, Dine Petrik, Gabriele C. Pfeiffer, Elfie Resch, Katja Schröckenstein, Gerda Sengstbratl, Irene Suchy, Sylvia Treudl, Christina Walker, Irene Wondratsch.


Künstlerische Arbeiten von: 
Zsuzsanna Balla, Bernd Bogensberger, Li Cunqing, Natalie Deewan, Peter Klammer, Monika Lederbauer, Johanna Lettmayer, Gertrude Moser-Wagner, Tamara Ofner, SikoART, Anna-Lisa Schöffel, Lukas Schöffel, Sandra Tockner, Eva Wassertheurer.


Wissenschaftliche Beiträge von: 
Klaus Neundlinger, Elke Krasny, Klaus Zeyringer, Susanne Hochreiter.


Die Herausgeberinnen
Karin Ballauff, geboren 1962 in Münster/Nordrhein-Westfalen, Studium der Romanistik, Germanistik sowie der Erziehungswissenschaften. 1996 bis 2007 Verlegerin und Lektorin im Milena Verlag in Wien. Referentin von Schreibworkshops. 
Petra Ganglbauer, geboren 1958 in Graz, freiberufliche Autorin und Radiokünstlerin. 
Gertrude Moser-Wagner, geboren 1953 in St. Georgen/Steiermark, Bildhauerei bei Bruno Gironcoli an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Nach dem Diplom Lehraufträge bei Arnulf Rainer und bei Beverly Piersol. Seit 2000 Künstlerkuratorin.




Bio ueber Veza Canetti:

Venetiana ("Veza") Taubner-Caldero wurde 1897 in Wien als Tochter eines jüdischen Kaufmanns geboren. 1934 heiratete sie den Chemiestudenten und späteren Schriftsteller Elias Canetti (1905 - 1994). Die Verleihung des Nobelpreises für Literatur an ihren Mann im Jahr 1981 erlebte sie nicht mehr: Veza Canetti war 1963 gestorben.

Veza Canetti setzte sich vor allem für das Werk ihres Mannes ein und gilt als seine wichtigste literarische Beraterin. Elias Canetti erzählt, sie habe schon früh an seine literarische Begabung geglaubt, aber als er dann Erfolg hatte, sei sie erschrocken, "denn es drohte uns zu zerstören: sie, mich selbst, unsere Liebe, unsere Hoffnung. Um sich nicht aufzugeben, begann sie selber zu schreiben, und um die Geste des großen Vorhabens, die ich brauchte, nicht zu gefährden, behandelte sie ihr Eigenes, als wäre es nichts".

Die Wiener "Arbeiter-Zeitung" veröffentlichte 1932/33 zwei Erzählungen ("Ein Kind rollt Gold", "Der Kanal") von Veza Canetti, die sie später mit drei anderen zu dem Roman "Die Gelbe Straße" zusammenfügte, der aber erst 1990 – siebenundzwanzig Jahre nach ihrem Tod – veröffentlicht wurde. (Die Episode über Herrn Iger und seine Frau Maja taucht übrigens auch in einem Bühnenstück von Veza Canetti auf.)

Es ist eine merkwürdige Straße, die Gelbe Straße. Es wohnen da Krüppel, Mondsüchtige, Verrückte, Verzweifelte und Satte.

Vorbild der "Gelben Straße" war die Ferdinandstraße im II. Bezirk der Stadt Wien, wo bis in die Dreißigerjahre vorwiegend Juden und Lederhändler lebten. Veza Canetti wohnte selbst einige Zeit in der Straße und kannte sie daher gut.

Das Gelb im fiktiven Straßennamen erinnert nicht nur an die in der Ferdinandstraße vorherrschende Farbe der Geschäftsschilder und der Warenballen der Lederhändler, sondern es galt bereits im Mittelalter auch als Schandfarbe und wird mit Gold, Neid und Eifersucht assoziiert.

Die Frauen, die es in die "Gelbe Straße" verschlagen hat, werden Opfer von Tücke, Gewalt, Geldgier und Geltungssucht. Der gewalttätige Mitgiftjäger Iger, die skrupellose "Dienstvermittlerin" Hatvany, der kriminelle Bankier Schleier und die menschenverachtende, verkrüppelte Frieda Runkel sind nur einige der skurrilen Typen, die diesen Kosmos bevölkern.
http://www.dieterwunderlich.de/Canetti_strasse.htm#cont

Bücher von Veza Canetti

Erzählungen und Stücke
Geduld bringt Rosen
In ihren lakonischen Erzählungen und Stücken, darunter die letzten Manuskriptfunde aus dem Nachlass, schildert Veza Canetti...  
S. Fischer 9,95 €
hier bestellen (Ab 25€ ist der Versand kostenfrei)
Im Blickpunkt der Erzählungen stehen die namenlosen und übersehenen Menschen im Wien der frühen 1930er-Jahre
Veza Canetti, geborene Venetiana Taubner-Calderon, kam  ohne linken Unterarm (die Hand befand sich am Ellenbogen) am 21. November 1897 in Wien zur Welt. Das körperliche Gebrechen galt zeitlebens als Tabu. 

Veza Canetti: Die Magd erzählt - Das literarische Werk der jüdischen Sozialistin Veza Canetti harrt seiner Entdeckung. Von Andreas Blechschmidt Jungle World 44 v. 20.10.2004 :Die Literaturwissenschaft selbst produziert zuweilen Stoffe, die die Güte von Krimis haben. Der Fall der österreichischen Autorin Veza Canetti ist so einer. Denn von der Ehefrau des Literaturnobelpreisträgers Elias Canetti war jahrzehntelang nicht nur unbekannt, dass sie selbst geschrieben hat, sondern auch, dass sie in den dreißiger Jahren erfolgreich publizierte und überdies maßgeblich am literarischen Erfolg ihres Mannes beteiligt war.

Canetti, Veza / Canetti, Elias: Briefe an Georges.

Carl Hanser Verlag, München 2006, ISBN 3446207600, Gebunden, 420 Seiten, 25,90 EUR

Herausgegeben von Karen Lauer und Kristian Wachinger. Ein Dreiecksroman in Briefen: Elias Canetti, der neben seiner Ehefrau ständig wechselnde Geliebte hat, sein Bruder Georges, der sich außer zu schönen Männern zu seiner mütterlichen Schwägerin Veza hingezogen fühlt, und Veza, die ihrem jungen Schwager heillos... mehr lesen

Canetti, Veza: Der Fund. Erzählungen und Stücke

Carl Hanser Verlag, München 2001, ISBN 3446199888, Gebunden, 326 Seiten, 23,52 EUR

Zwölf Erzählungen und zwei Stücke aus dem Nachlass von Veza Canetti. In den dreißiger Jahren hatte Veza Canetti mit ihren Erzählungen eine in Lokalkolorit und Sprachstil ganz unverwechselbare Wiener Welt inszeniert: Eine alte Lady findet in mörderischen Krimis Zuflucht vor der Realität des Krieges, ein Einbrecher... mehr lesen

Alltagsdramen der Schwachen - Von Evelyne Polt-Heinzl - 
Die in Wien geborene und im Londoner Exil verstorbene Schriftstellerin Veza Canetti schrieb beharrlich gegen das soziale Elend und die Unmoral an. Am 30. April jährt sich ihr Todestag zum 50. Mal.
".... die knappe "Selbstbiografie", die Veza Magd-Canetti für den Band formuliert hatte. Beide Romane gelten bis heute als verschollen. Immerhin führte die Neuauflage der Anthologie zur Entdeckung ihres Werks; der Göttinger Germanist Helmut Göbel war durch den Vornamen Veza auf die richtige Spur gekommen.
Und so erschien 1989 endlich Veza Canettis Debütroman "Die gelbe Straße". "Heute, zu meiner Freude, sehe ich, daß es Kenner gibt, die diesem Buch Gerechtigkeit widerfahren lassen", schrieb Elias Canetti im Vorwort, und: "Es ist unnatürlich, daß heute über Vezas Schreiben nichts bekannt ist." Der Roman montiert Porträts und Szenarien aus den sozialen Randlagen im Wien der Zwischenkriegszeit. Die zu klirrendem Sarkasmus neigende Distanz der Erzählstimme, die stets einen unterkühlten Ton wahrt, rückt Veza Canetti in die Nähe der Neuen Sachlichkeit, wo sie bis heute nicht dazugezählt wird."

Veza Canetti - Die gelbe Straße - Roman
Die gelbe Straße
Taschenbuch - Preis € 8,95
Die Frauen, die es in die "Gelbe Straße" verschlagen hat, werden Opfer von Tücke, Gewalt, Geldgier und Geltungssucht. Der gewalttätige Mitgiftjäger Iger, die skrupellose "Dienstvermittlerin" Hatvany, der kriminelle Bankier Schleier und die menschenverachtende, verkrüppelte Frieda Runkel sind nur einige der skurrilen Typen, die diesen Kosmos bevölkern.

Zitat zum daily book heute:
“Die Schildkröte lebt in einem harten Panzer, aber er wird ihr geraubt, weil er so 
schön ist, er schützt sie nicht und sie bleibt nackt. Ihr Geheimnis ist Gleichmut. Sie 
lebt von nichts, von Luft, von Blättern, sie läßt sich zerschneiden, und sie lebt weiter, 
stumm und schwer. Aber sie braucht Wärme.”





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