Anja Röhl - Die Frau meines Vaters
Erinnerungen an Ulrike
Originalveröffentlichung
Ed.Nautilus
ISBN 978-3-89401-771-2
€ 18,–
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"Kind sein heißt allein sein, schuld sein, essen müssen, schlafen müssen, brav sein müssen. Kind sein heißt, sich nicht wehren zu können." So erlebt Anja Röhl ihre Jugend in den 1950er und 60er Jahren. Im Arbeiterviertel Hamburg-Barmbek herrscht die Dumpfheit der Nachkriegszeit. Die Mutter, als geschiedene Alleinerziehende geächtet, ist erst spätabends zu Hause; der Vater, übergriffig und manipulierend, aber von der linken Schickeria hofiert, kommt nur unzuverlässig.
Doch als sie fünf Jahre alt ist, stellt ihr ihr Vater, der Konkret-Verleger Klaus Rainer Röhl, seine neue Freundin vor: Ulrike Meinhof. Für das Kind ist sie die einzige Erwachsene, die es wirklich versteht, die für es gegen den Vater Partei ergreift, bei der es keine Angst haben muss vor Strafe und bei der es sich zugehörig fühlt. Die Dankbarkeit für diese Erfahrung prägt auch die Beziehung zu Ulrike Meinhof nach deren Trennung von Mann und Kindern.
Anja Röhl bleibt ihr verbunden, besucht sie im Gefängnis, schreibt ihr Briefe, allen Anfeindungen zum Trotz und obwohl sie Ulrikes politische Positionen nicht teilt. Ein Dokument der Zeit- und Mentalitätsgeschichte der frühen Bundesrepublik, aus der Perspektive eines Mädchens erzählt.
Anja Röhl, geboren 1955 in Hamburg, Tochter aus erster Ehe von Klaus Rainer Röhl. Erster Beruf: examinierte Krankenschwester, später Studium: Germanistik, Psychologie, Sonderpädagogik und Kunst. Arbeit als freie Dozentin und Theaterrezensentin für die junge Welt und Ossietzky, zahlreiche Veröffentlichungen. Drei Kinder.
Presse:
Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.03.2013
Anscheinend interessanter als das Buch findet Wolfgang Gast die heftigen Auseinandersetzungen darum im Vorfeld: Ausführlich referiert er, wie sich Röhls Halbschwestern gegen die Veröffentlichung gewehrt haben (mit dem Erfolg, dass sämtliche sie betreffende Passagen nun geschwärzt sind) und wie Röhls Vater, dem die Autorin vorwirft, sie sexuell misshandelt zu haben, ihr wiederum vorwarf, als Fürsprecherin und Sachverwalterin von Ulrike Meinhof aufzutreten, der Ehefrau von Röhls Vater und damit wiederum ihre Stiefmutter, zu der sie in Kindertagen ein allerdings ausgesprochen positives Verhältnis entwickelt hatte. Kurz und gut: Seifenoperreife Familienstreitigkeiten allerorten, bei denen Meinhof selbst allerdings herzlich kurz kommt, meint der Rezensent: Um die gehe es "entgegen allen Ankündigungen ... nur an zweiter Stelle" - und so auch in dieser Buchbesprechung.
Ein Skandal? Wegen der Vorwürfe sexuellen Missbrauchs? Wegen geschwärzter Passagen? Eher nicht. Wenn etwas an Anja Röhls Buch "Die Frau meines Vaters" für Streit sorgen wird, dann ihr kindlicher Blick auf Ulrike Meinhof - und ihre große Sympathie für die RAF-Terroristin.
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/anja-roehl-die-frau-meines-vaters-rezension-a-885579.html
Empfindsame Kindheitsgeschichte Anja Röhl: "Die Frau meines Vaters", Edition Nautilus, Hamburg 2013, 160 Seiten
Die Autorin Anja Röhl erzählt in "Die Frau meines Vaters" ihre komplizierte Kindheitsgeschichte in der bedrückenden Enge der frühen Bundesrepublik: mit der Stiefmutter Ulrike Meinhof als fürsorglicher Freundin und "konkret"-Gründer Klaus Rainer Röhl als zudringlichem Vater.
"Sie hat sich ausgezeichnet dadurch, dass sie gut zuhören konnte"
Ulrike Meinhof aus der Perspektive eines Kindes in dem Buch "Die Frau meines Vaters"
Anja Röhl im Gespräch mit Ulrike Timm - Rückhaltlos subjektiv schildert Anja Röhl ihre Erinnerung an Ulrike Meinhof, die zweite Frau ihres Vaters Klaus Rainer Röhl. Nicht die spätere RAF-Terroristin ist der Gegenstand ihres Buches, sondern eine engagierte, sensible Frau - "im Privaten habe ich sie sogar als ganz besonders friedfertig erlebt".
Die Zeit ist reif – zur Pädophiliedebatte
15. MAI 2010 ( 13 KOMMENTARE )
Originalartikel im STERN am 6.Mai 2010, dazu auch noch hier
Einen der wichtigsten Männer, der offen die Pädophilie propagiert hat, habe ich in der eigenen Familie gehabt, er hieß Klaus Rainer Röhl und war mein Vater. Er lebt auch noch, aber der Satz: „Er ist mein Vater“ will mir nicht über die Lippen. http://www.anjaroehl.de/die-zeit-ist-reif-zur-padophiliedebatte/
Auch Bettina Röhl fand ebenfalls harte Worte. In einem Zeitungsinterview warf sie der Halbschwester vor: "Hier wird Trittbrettfahrerei im Angesicht eines öffentlichen Diskurses über Pädophilie betrieben, die finde ich abscheulich. Ich stehe weder als ,Terroristentochter' noch als ,Pädophilentochter' für die Phantasien der einen und die Phantasien der anderen Seite zur Verfügung."
Die Lektüre von "Die Frau meines Vaters" macht es nicht einfacher, sich in diesem Familienstreit mit sicherlich heftigen Verletzungen bei allen Beteiligten auf die eine oder die andere Seite zu schlagen. Festhalten lässt sich aber entgegen allen Ankündigungen: Um Ulrike Meinhof geht es nur an zweiter Stelle.
Die Frau meines Vaters - Ausschnitt aus dem am Mittwoch erscheinenden, gleichnamigen Buch (»Die Frau meines Vaters. Erinnerungen an Ulrike«)Von Anja Röhl - http://www.jungewelt.de/2013/02-23/002.php
Zitat zum daily book heute:
"Also ich verstehe natürlich, dass meine Geschwister sich von Ulrike verlassen fühlen, und ich verstehe auch Wut, Verzweiflung, alles, was sich daraus entwickelt hat. Aber dazu würde ich am liebsten auch nichts sagen wollen, weil dazu müssen Sie sie selbst befragen, beziehungsweise dazu haben sie auch schon sehr viel gesagt. Ich habe mich da zu diesem Thema noch nicht geäußert oder noch nicht häufig, sondern habe mich da eher zurückgehalten, und ich habe tatsächlich eine andere Sichtweise auf den Charakter von Ulrike Meinhof, und ich habe bestimmt auch ein großes Bedürfnis immer gehabt, meine Erlebnisse und Erinnerungen so zu schildern, dass auch meine Geschwister meine Sichtweise verstehen können."
Anja Röhl
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