25 August 2012

Lesen macht klug und schoen 750 - Sibylle Berg - Vielen Dank für das Leben

„Die schlechten Bücher kommen in den Müll“ - Ein wütender, schriller Roman einer großen Autorin über das Einzige im Leben, was zählt. 
Sibylle Berg - Vielen Dank für das Leben
Roman 


















Hanser Verlag
Erscheinungsdatum: 30.07.2012
Mit Leseband
ISBN 978-3-446-23970-8
21.90 €
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Toto ist ein Wunder. Ein Waisenkind ohne klares Geschlecht. Zu dick, zu groß, im Suff gezeugt. Der Vater schon vor der Geburt abgehauen, die Mutter bald danach. Und doch bleibt Toto wie unberührt. 
Im kalten Sommer 1966 geboren, wandelt er durch die DDR, als ob es alles noch gäbe: Güte, Unschuld, Liebe. 
Warum, fragt er sich, machen die Menschen dieses Leben noch schrecklicher, als es schon ist? 
Toto geht in den Westen, wo der Kapitalismus zerstört, was der Sozialismus verrotten ließ. 
Nur zwei Dinge machen ihm Hoffnung - das Wiedersehen mit Kasimir und sein einziges Talent: das Singen. 
Es führt Toto bis nach Paris. 
Ein wütender, schriller Roman einer großen Autorin über das Einzige im Leben, was zählt.



Sibylle Berg
Sibylle Berg, geboren in Weimar, lebt heute in Zürich. Sie schreibt Romane, Theaterstücke, Essays und Kolumnen (u.a. für NZZ und Spiegel Online). Zuletzt erschienen Das unerfreuliche zuerst – Herrengeschichten (2001), Ende gut (Roman, 2004), Die Fahrt (Roman, 2007). 2008 wurde sie mit dem Wolfgang Koeppen-Preis ausgezeichnet. 2009 erschien ihr erster Roman bei Hanser: Der Mann schläft.

Zitat zum daily Book: "Ich glaube, die DDR ist in allen Büchern ein bisschen drin, in dem Unverständnis des kapitalistischen Systems. Ich bin mit einem anderen groß geworden. Ich weiß unterdessen, dass man Geld verdienen muss, viel möglichst, aber ich weiß immer noch nicht genau warum. Und das hat immer so einen Abstand von dieser, von unserer westlichen Welt, der wahrscheinlich durch den Osten bedingt ist."Sibylle Berg


Leseprobe: http://files.hanser.de/hanser/docs/20120515_212515171527-99_20120730_978-3-446-23970-8.pdf

Sibylle Berg: "Sie kommt gut durch das Leben, weil sie sich ja nicht angreifen lässt von außen. Also sie bleibt bei sich, die ganze Zeit. Das ist auch das, was wir alle in unserem Leben täglich erleben, wir sind wütend, man tritt uns in die Haxen, man ärgert uns, man entlässt uns, wir genügen nicht! Und meistens verwechseln wir ja die Außenwelt mit uns und das macht uns so traurig dann oder so angegriffen. Toto ist ja nicht richtig traurig."

Lesetermine:    http://www.hanser-literaturverlage.de/termine.html?isbn=978-3-446-23970-8



Streitbare Autorin: Sibylle Berg "Vielen Dank für das Leben"
Sibylle Berg ist bekannt für ätzende Zeitkritik, ist eine messerscharfe Beobachterin der Welt und eine ungewöhnliche Frau. Jetzt hat sie ihren achten Roman geschrieben. Dessen Hauptfigur ist Toto, ein Zwitter.

Sibylle Berg überzeichnet, was sie sieht, ist schreibend gemein, bissig, ironisch und privat voller Empathie und gutgelaunt. Doch es käme ihr nie in den Sinn die Welt rosarot zu beschreiben.
Sibylle Berg: "Es geht ja darum, in dem Chaos, was die Welt immer schon war für jeden, der nicht die Welt ist, gerüstet zu sein und mit Anstand durchs Leben zu kommen. Das kriegst du nicht hin, indem du dich einzäunst mit Sonnenblumen." Na gut, ohne Sonnenblumen! Aber doch nicht ganz ohne Humor, oder?
Ein Beitrag von Ulrike Bremer (gekürzt)http://www.hr-online.de/website/rubriken/kultur/index.jsp?rubrik=42796&key=standard_rezension_45531763



Presse: 

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.09.2012
Rezensent Burkhard Müller hat Sibylle Bergs neuen Roman "Vielen Dank für das Leben" mit gemischten Gefühlen gelesen. Von Bergs schmollendem Sarkasmus und ihrem unverwechselbaren Stil amüsiert folgt er dem in den sechziger Jahren in der DDR als Zwitter geborenen Waisenkind Toto bis ins Jahr 2030 und erlebt, wie dieser zunächst in einer verwahrlosten Pflegefamilie aufwächst, sich dann als Barmann auf der Reeperbahn durchschlägt und schließlich an einer radioaktiv verseuchten Sonde, die ihm in die rudimentäre Gebärmutter implantiert wurde, stirbt. Trotz der "hanebüchenen" Handlung hätte der Kritiker gern mehr über Bergs mit Naivität, Liebenswürdigkeit und einer glasklaren Kastratenstimme ausgestatteten Protagonisten, der ihm wie eine Mischung aus "Parzival, Kaspar Hauser und dem gekreuzigten Messias" erscheint, erfahren. Leider muss Müller aber feststellen, dass der Autorin, die zwar interessante Einblicke in die Schwulen- und Lesbenszene der achtziger Jahre gewährt, diese Figur nur dazu dient, um sich einmal mehr - und bisweilen auch allzu "altklug" - über den jämmerlichen Zustand der Welt im Allgemeinen zu beklagen.




„Sibylle Berg scheidet Gut und Böse, kurz vor dem jüngsten kapitalistischen Gericht. Das ist kein Roman, das ist ein Manifest.“ Jan Küveler, Die Welt, 28.07.12

„Ein Wunderwerk aus klugen Exkursen und brillanten Bonmots.“ Wolfgang Höbel, Der Spiegel, Heft 31/12

"Eine Ode an die Individualität..." Stern, 27.07.12



"Sibylle Berg schafft mit ihrem Protagonisten Toto eine der ungewöhnlichsten und berührendsten Gestalten der Gegenwartsliteratur." Rainer Moritz, Deutschlandradio, 07.08.12

„Sibylle Berg hat das ,Pfui Welt' von Busspredigern wie Abraham de Sancta Clara ... aber auch den vorgeblichen Zynismus eines Voltaire. ... Sie hat diese Haltung in die Gegenwart gebeamt und mit dem Grundrauschen unserer Tage verbunden - medialem, modischem, pseudowissenschaftlichen Gerede. ... Das Ergebnis ist ziemlich speziell und einzigartig.“ Martin Ebel, Tages-Anzeiger, 30.07.12



Sonntags riecht's nach Suizid -
Sibylle Berg scheidet Gut und Böse, kurz vor dem jüngsten kapitalistischen Gericht Von Jan Küveler:  
Das ist kein Roman, das ist ein Manifest. Ein Wutschrei, eine Verzweiflungstat, ein Speien ins Gesicht der Welt, soweit sie von Menschen bevölkert ist. Es scheint eine Ewigkeit her, dass der Amerikaner Henry Miller mit Inbrunst hasste, was er den "klimatisierten Albtraum" nannte: die Betonwerdung der Erde, die Asphaltierung der Seelen. New York war da symptomatisch, es überwucherte noch die hochfliegendsten Träume. Miller ging nach Europa wie in eine Reha und pries den Sex, auch wenn er ihn zuweilen aus spätbürgerlichem Impuls als Sexus verklausulierte.
 Aber egal, ob der Blick einer aus der DDR ist, aus der Schweiz oder einer ortlosen Kälte. Er ermöglicht eine Polemik, die trifft: "Alle jungen Menschen in der neuen westlichen Welt waren strebsame kleine Automaten, oder sie waren Versager, die mit ihren trinkenden Eltern in den Siedlungen hockten und sich langweilten." http://www.welt.de/print/die_welt/literatur/article108402783/Sonntags-riechts-nach-Suizid.html


Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.08.2012
Ziemlich mitgenommen ist Roman Bucheli von der rabenschwarzen und unerbittlichen Geschichte um den als Zwitter geborenen Toto, dem seine Autorin Sibylle Berg ebenso wie ihren Lesern keinen einzigen Lichtstreif am düsteren Horizont gönnt. Konsequenterweise stellt die Autorin dem hässlichen Schicksal ihres unglücklichen und dabei so engelsgleichen Helden auch eine unkonventionelle, sich nicht um Eleganz und Stilistik scherende Erzählweise zur Seite, was für den Rezensenten nur stimmig wirkt. Bucheli findet es auch überzeugend, dass Berg ihrer Hauptfigur bei aller mitunter karikaturhafter Überzeichnung ihr "Geheimnis" lässt. Gleichzeitig lässt die Autorin parallel zur Geschichte Totos aber auch die ganze Welt ihrem Niedergang zustreben, und hier wird dem Rezensenten der kulturpessimistische Furor endlich zuviel. Ein ums andere Mal die Schlechtigkeit der Welt eingehämmert zu bekommen, das untergräbt nach Meinung Buchelis das, was Berg in der Geschichte ihres Helden so gelungen dargestellt hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.08.2012
Für Rezensentin Sandra Kegel ist Sibylle Bergs neuer Roman "Vielen Dank für das Leben" ganz klar die "bizarrste" Geschichte dieses Literatursommers. Ebenso fasziniert wie irritiert begleitet die Kritikerin in dieser "Bestandsaufnahme des Gemeinen, Hässlichen und Schmutzigen" den Hermaphroditen Toto von seiner Geburt im Jahre 1966 in der DDR, bei der er zum Mann gemacht wird, bis zu seinem Leben als Frau in der Zukunft. Mehr Grausamkeiten, als jene, die Bergs "Forrest-Gump-Wiedergänger" erlebt, kann sich die Rezensentin gar nicht vorstellen: Zunächst von einer alkoholsüchtigen, lieblosen Mutter aufgezogen, wird er im DDR-Kinderheim von Heimkindern und Erziehern gequält. Auch nachdem er trotz begnadeter Falsettstimme an der Musikhochschule im Westen aus Ekel abgelehnt wird und sogar die sterbende Frau, die er pflegt, sich mit den Worten verabschiedet: "Geh weg, du ekliger Freak", glaubt Bergs Protagonist noch an das Gute, berichtet Kegel. Die Kritikerin hat in diesem boshaft zynischen Buch, in dem schließlich auch noch Tsunamis und Atomkatastrophen wüten, die Wucht von Bergs "monströsem Rundumschlag" geradezu körperlich erlebt.



Presse zu Der Mann schläft:

"Zynisch, melancholisch und zart, ein in seiner messerscharfen, sich selbst niemals ausnehmenden Diagnosesucht brutal ehrlicher Roman." Felicitas von Lovenberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.07.09

"Ein Plädoyer für mehr Gleichmut in der Liebe und mehr Anspruchslosigkeit im Leben in sanft melancholische, moderat maliziöse Bilder gekleidet." Kristina Maidt-Zinke, Die Zeit, 03.09.09

"Mehr als nur die Geschichte von zwei Leuten, die das Glück suchen – und es tatsächlich finden. Sibylle Berg mit neuen, leisen Tönen." Kolja Mensing, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.09.09


Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.09.2009
Dies Buch könnte ein kleines Meisterwerk sein, wenn man dem Rezensenten Kolja Mensing glaubt. Er ist jedenfalls tief beeindruckt von dem Widerstreit zwischen der fast zynischen, trocken benennenden Sprache der Ich-Erzählerin und der unerfüllten Sehnsucht nach etwas, an das sie gar nicht geglaubt, das sie dann fand und wieder verlor - nämlich: Liebe. In Passagen scheint sich Sibylle Bergs Roman wie ein heiterer Liebesroman zu lesen, aber letztlich, so Mensing, war Berg noch nie so schwarz und unversöhnt wie in diesem Buch, in dem sie ausmalt, dass "Leben Demütigung heißt".


Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.09.2009
Roman Bucheli ist sehr angetan von Sibylle Bergs neuem Roman. Hauptfigur ist zwar eine Misanthropin vor dem Herrn, doch zeichnet Berg sie auf so zauberhafte Weise, dass der Rezensent einfach hingerissen ist von so viel "gepflegtem Lebensüberdruss". Diese Frau nämlich kokettiert mit ihrer Melancholie. Und sie findet doch noch das Glück der Zweisamkeit, weit weg zwar, in China, und auch nicht für lang, doch immerhin. Wie Berg dies "traurig schöne" Märchen komponiert, findet Bucheli sehr raffiniert. Der Weltschmerz ließe sich darüber glatt vergessen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.09.2009
Dies sei der "niedlichste Roman", den Sibylle Berg bisher geschrieben habe, befindet Rezensentin Kristina Maidt-Zinke, wobei der Begriff höchst bergsch sei und aus dem Rokoko stamme, wie uns die Rezensentin belehrt. Er sei nämlich nicht verkleinernd gemeint, sondern leite sich vom lateinischen nitidus ab, was soviel wie proper, ansehnlich oder gefällig bedeute. Im Zentrum beschreibt die Rezensentin eine Frau im besten Alter, die vom Verfassen von Gebrauchsanweisungen lebt. Und der Sehnsucht nach dem Freundlichen, Guten und Menschlichen - eine Sehnsucht, die die Autorin in "sanft melancholische, moderat maliziöse Bilder" kleide.


weitere Literatur der Autorin bei Lillemors:

Berg, Sibylle Das Unerfreuliche zuerst
Herrengeschichten

Aus dem Inhalt: Der Mann als solcher einsam, gescheitert, tot. Dann der Mann, wie er raucht, weil er weiß, dass er stirbt.... kiepenheuer & Witsch 8,90 €


Berg, Sibylle Ende gut
Roman
Ende Gut - so viel verspricht Frau Bergin ihrem Roman. Ein radikales Jahrhundertwerk - zumindest eines, das sich auf dieses... Kiepenheuer & Witsch 19,90 €


Berg, Sibylle - Ende gut
Roman

eine Frau um die vierzig sieht, dass alles den Bach runtergeht. Flutkatastrophen, Seuchen, Terroranschläge. Ihren Job in... Rowohlt 8,90 €


Berg, Sibylle (HgIn)  "Und ich dachte, es sei Liebe"
Abschiedsbriefe von Frauen
Abschiedsbriefe von Frauen, berühmten und weniger berühmten, herausgegeben von einer der bekanntesten Autorinnen Deutschlands.... DVA 17,90 €


Berg, Sibylle (HgIn) Und ich dachte, es sei Liebe
Abschiedsbriefe von Frauen. Gelesen von Hannelore Hoger und Sophie Rois - 2 CDs mit Booklet, ca. 150 Minuten - D-A-V Der Audio Verlag  19,95 €


Berg, Sibylle - Habe ich dir eigentlich schon erzählt...
Ein Märchen für alle

Hänsel und Gretel im Ostblock - ein Märchen für Erwachsene. Kiepenheuer & Witsch 7,95 €


Berg, Sibylle (HgIn) - "Und ich dachte, es sei Liebe"
Vom Verlassen und Verlassenwerden - Abschiedsbriefe von Frauen

Wunderbare Trosttexte für alle, die unter Liebeskummer leiden. Goldmann 7,95 €


Berg, Sibylle - Die Fahrt
Roman

Getrieben sind sie alle, die Figuren in Sibylle Bergs neuem Buch, einem Reiseroman. Ruhelos fahren die einen an exotische... Kiepenheuer & Witsch 18,90 €


Berg, Sibylle - Vier Stücke
Folgende Theaterstücke sind darin enthalten: Helges Leben - Wünscht Dir was! - Schau, da geht die Sonne unter - Das wird... Reclam  9,90 €


Berg, Sibylle - Der Mann schläft
Roman

Sibylle Berg erzählt eine moderne Liebesgeschichte, und sie zeigt mit ihren so melancholischen wie bösartigen Bildern eine... Hanser  19,90 €


Berg, Sibylle - Der Mann schläft
gelesen von Katja Riemann

gekürzte Lesung, 6 CDs  - Osterwold  - 29,95 €


Berg, Sibylle - Vielen Dank für das Leben
Gelesen von Gustav Peter Wöhler 5 CDs, gekürzte Lesung - Hörbuch Hamburg - 19,99 €



„Die schlechten Bücher kommen in den Müll“: Für ihre polarisierenden Äußerungen ist Sibylle Berg bekannt. Mit Inanna Fronius sprach sie über Onlinejournalismus, nutzlose Bücher und das Handwerkszeug der Literaten.The European: Netzkritiker wie Nicholas Carr und Frank Schirrmacher sagen voraus, dass unsere kognitiven Fähigkeiten und unsere Konzentration durch das Internet verkümmern. Teilen Sie diese Befürchtung?
Berg: Ich glaube, dass die westliche Welt ihre Vormachtstellung verlieren wird. Sehr sicher. Gerade ist die PISA-Studie erschienen, bis auf Finnland sind ausschließlich asiatische Länder unter den Ersten in den Fächern Mathematik und Lesen. Unser Bildungssystem scheint ein wenig verwahrlost, ich glaube, dass wir statistisch gesehen dümmer werden. Dass aber die gleiche Prozentzahl der Bevölkerung weiterhin Bücher lesen wird, egal in welcher Form, daran wird sich nichts ändern. Vielleicht werden mehr Menschen nur noch Dieter-Bohlen-Biografien und die BILD lesen, vielleicht werden im Mittelfeld weniger Zeitungen und mehr Onlinenachrichten gelesen. Dann aber mehr als früher, denn News sind sexy geworden. Das Zeitunglesen ist allerdings unmodern geworden, was zum großen Teil auch an der miesen Qualität des Printjournalismus liegt.
weiterlesen hier: http://www.theeuropean.de/sibylle-berg/5127-zeitgenoessische-literatur



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