20 Oktober 2011

Lesen macht klug und schoen 491- Einspruch! Reden von Frauen

Sie müssen noch an sich arbeiten, meine Herren! -
Lily Tonger-Erk und Martina Wagner-Egelhaaf lassen in ihrem Buch „Einspruch!“ Rednerinnen aus drei Jahrhunderten Einsprüche erheben


Einspruch! Reden von Frauen

: Einspruch!

Hrsg.: Wagner-Egelhaaf, Martina;
Tonger-Erk, Lily
Philipp-Reclam Verlag Ditzingen
ISBN: 978-3-15-020218-0
EUR (D): 11,95
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Frauen mussten stets kämpfen - um das Recht zu wählen und gewählt zu werden, um gleichberechtigt zu sein im Bürgerlichen Gesetzbuch, aber auch, um reden zu dürfen. Rhetorik sei - historisch gesehen - eine männliche Disziplin, stellen Martina Wagner-Egelhaaf und Liy Tonger-Erk fest. Weshalb es ihnen schwer fiel, bedeutende Reden von Frauen zu finden, entweder weil sie nicht gehalten oder nicht dokumentiert wurden.

Deshalb wunderte sich die Frauenrechtlerin Helene Lange im Jahr 1889, wie die bürgerliche Gesellschaft den Müttern zwar die Erziehung der Kinder anvertraut, aber gleichzeitig die dazu notwendige Bildung verwehrt habe. Sprachlich gewandt und argumentativ geschickt - überzeugt ihre Rede von damals noch heute.

Schlagfertig und kämpferisch dagegen begegnet uns die grüne Politikerin Renate Künast, die im Geleitwort an eine ihrer Ministerinnen-Reden vor tobenden Bauern erinnert, denen sie zurief, es ginge bei ihnen zu, wie bei Hertha in der Südkurve.

Anhand von 15 Beispielen erfährt der Leser, was die Frauenbewegung innerhalb von 100 Jahren geschafft hat. Ihr rhetorisches Talent überzeugt, auch wenn es - wie bei Clara Zetkin und Elfriede Jelinek - auf recht unterschiedliche Weise zu Wortschrott verwandelt wird. Und so fragt man sich, ob es nicht noch andere zum Auswählen gegeben hätte.


Inhaltsverzeichnis

Wenn Frauen Funken schlagen
Geleitwort von Renate Künast

Einleitung
Von Lily Tonger-Erk und Martina Wagner-Egelhaaf

Mathilde Franziska Anneke
»Kein brutaleres Unrecht als die gesetzliche Unterordnung des einen Geschlechts unter das andere« (1873)

Helene Lange
»Bildung als Menschenrecht« (1889)

Berta Pappenheim
Die Frau im kirchlichen und religiösen Leben (1912)

Bertha von Suttner
Aus der Werkstatt des Pazifismus (1912)

Rosa Luxemburg
»Und nun verurteilen Sie mich!« (1914)

Marie Juchacz
»Meine Herren und Damen …« (1919)

Clara Zetkin
»Ich gebe Ihnen gern einmal ein Privatissimum in Nationalökonomie« (1920)

Elisabeth Selbert
Die Gleichberechtigung der Frau (1949)

Helke Sander
»Genossen, eure Veranstaltungen sind unerträglich!« (1968)

Waltraud Schoppe
»Mal Sachen sagen, die hier noch keiner gesagt hat« (1983)

Christa Wolf
Sprache der Wende (1989)

Regine Hildebrandt
Frauen und Familie im wiedervereinigten Deutschland (1994)

Margot Käßmann
Eine Frau als Lehrerin Jesu (1999)

Elfriede Jelinek
Im Abseits (2004)

Angela Merkel
»Lassen wir uns überraschen!« (2005)


Die Herausgeberinnen Martina Wagner-Egelhaaf und Lily Tonger-Erk unterstreichen im Vorwort, große Reden der Weltgeschichte würden fast immer Männern zugesprochen. Bis heute fänden sich in Sammelbänden nur selten Reden von Frauen. „Die Rhetorik gilt traditionell als eine männliche Disziplin. Frauen hatten jahrhundertelang keinen Zugang zu rhetorischer Bildung“, so die Germanistinnen. Zwar gab es nach ihren Worten bereits in der Antike vereinzelt Frauen, die öffentlich sprachen. „Keiner dieser Texte ist jedoch überliefert. Im von Männern dominierten Altertum galten sie offensichtlich nicht als überlieferungswürdig.“ Erst die Frauenrechtsbewegung seit Mitte des 19. Jahrhunderts bot demnach ein Umfeld, in dem Frauen gehäuft als Rednerinnen auftraten.

Der neue Band will laut Wagner-Egelhaaf prominente Rednerinnen aus dem deutschsprachigen Bereich präsentieren, aber auch die Rhetorik von Frauen, die nicht unbedingt als Rednerinnen in das kulturelle Gedächtnis eingegangen sind. Von der Frauenrechtlerin Bertha Pappenheim über die Sozialistinnen Rosa Luxemburg und Clara Zetkin bis hin zur „Mutter des Grundgesetzes“ Elisabeth Selbert reiche daher die Auswahl. Reden der Nobelpreisträgerinnen Bertha von Suttner und Elfriede Jelinek sowie von Bundeskanzlerin Angela Merkel und der ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, führen bis in die Gegenwart.

Pressestimmen

Ein neuer Sammelband präsentiert rhetorische und politische Meilensteine der Emanzipation von Rosa Luxemburg bis Elfriede Jelinek…
Westfälische Allgemeine Zeitung

Wenn man das Buch "Einspruch - Reden von Frauen" (...) liest, bekommt man einen sehr guten Überblick darüber, was die Anliegen der frühen Frauenrechtlerinnen waren.
Berliner Zeitung

Es sind (...) Reden durchweg linker Frauen, die abgedruckt sind und erläutert werden. Es waren eben die Linken, die für Gleichberechtigung gekämpft haben. Die Frauenrechtlerinnen Mathilda Franziska Anneke und Helene Lange aus dem 19. Jahrhundert kommen zu Wort, hernach Ikonen wie Bertha von Suttner, Rosa Luxemburg und vergessene Persönlichkeiten wie Elisabeth Selbert.
Die Welt

Ein spannendes Lesebuch, das unterstreicht: es ist egal, ob nun Mann oder Frau spricht, es gibt einfach nur gute oder schlechte, spannende oder langweilige Reden.
Buchkultur

Wie Marie Juchacz und Helke Sander die Politik für und das Leben von Frauen verändert haben.
Emma

Die Reden sind nicht nur von sehr unterschiedlichem Charakter, sondern von nicht minder unterschiedlichem Interesse. Es kommen Feministinnen der Ersten und der Neueren Frauenbewegung (…) zu Wort.
Literaturkritik.de

Der Rede wert - Sprache zwischen Genus und Gender

Die öffentliche Rede ist frei und fließend. Sie fordert zum Dialog und schafft Macht. In ihr spiegelt sich das Denken des Redners; auch der Rednerin? Seit Jahren streiten Frauen und Männer für einen sprachsensiblen und gendergerechten Ausdruck. Dabei geht es nicht um einen bloßen weiblichen Stil.
Doch wie sieht die politische Rhetorik von Rednerinnen aus? Wie beeinflusst eine "gegenderte" Sprache den Dialog und das Denken? Scala nimmt kein Blatt vor den Mund.

Künast: Weibliche Rhetorik hat es schwerer - Grünen-Politikerin zu Reden von Frauen – Buchpräsentation am Weltfrauentag in Berlin

News-reden-von-frauen-kuenast
Renate Künast
Die weibliche Redekunst steckt nach Auffassung von Grünen-Politikerin Renate Künast noch „in den Kinderschuhen“. „Eine gute Rede muss in dieser Gesellschaft oftmals männlichen Kriterien entsprechen – in Duktus, Tonlage, Anmutung und Körpersprache“, schreibt sie in ihrem Geleitwort zum neuen Sammelband „Einspruch! Reden von Frauen“, den die Literaturwissenschaftlerinnen Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf vom Exzellenzcluster und Lily Tonger-Erk aus Tübingen herausgegeben haben. „Obwohl Frauen große Reden halten, werden sie im Redefach als Außenseiterinnen wahrgenommen“, beklagt die Grünen-Fraktionsvorsitzende. Frauen hätten durchaus etwas zu sagen, sie müssten sich aber in der öffentlichen Rede noch mehr zutrauen.



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