11 März 2013

Anna Weidenholzer - Der Winter tut den Fischen gut - Lesen macht klug und schoen 929

Anna Weidenholzer ist in der Kategorie Belletristik für den Preis der Leipziger Buchmesse 2013 nominiert:

Anna Weidenholzer - Der Winter tut den Fischen gut
Roman




Residenz Verlag, Salzburg/Wien 2012
ISBN 9783701715831
21,90 EUR
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Was haben Miranda July, Markus Werner und Wilhelm Genazino gemeinsam? Lesen Sie dieses Buch und Sie wissen es.

Maria hat Zeit. So sitzt sie tagsüber oft auf einer Bank am Platz vor der Kirche, beobachtet das Treiben dort, ein Kommen und Gehen, Leute, die Ziele haben und wenig Zeit. Die arbeitslose Textilfachverkäuferin kennt sich mit Stoffen aus, weiß, was zueinander passt, was Schwächen kaschiert und Vorzüge betont. In ihrem Fall ist das schwieriger: Welcher Vorzug macht ihr Alter vergessen für einen Markt, der sie nicht braucht? Alt ist sie nicht, sie steht mitten im Leben, vielleicht nur nicht mit beiden Beinen. Aber ihr Leben läuft trotzdem rückwärts, an seinen Möglichkeiten, Träumen und Unfällen vorbei: Otto, der sein Leben im Gemüsefach lässt und dessen Grab ein Schneemann bewachen soll, Walter, den Elvis-Imitator von der traurigen Gestalt, der sie zur Ehefrau und zur Witwe macht, Eduard, dem sie ein Schnittmuster auf die Haut malt und der dann doch mit einer anderen aus der Stadt zurückkehrt, ihre kleinere Schwester, die sosehr Mutter ist, dass sie Maria wie ein Kind behandelt, ein Nacktschwimmer, der ihr das Herz eines Fisches schenkt ... 

In solchen Geschichten um solche Menschen, liebenswert in ihrer skurrilen Versponnenheit, entwirft Anna Weidenholzer behutsam und mit einem hellwachen Blick für das Absurde im Alltäglichen und das Alltägliche im Absurden ein Bild von einer Frau am Rande der Gesellschaft. Ja, sie zeigt vor allem, was das heißt: Der Rand der Gesellschaft ist immer noch mitten im Leben. Und davon ist dieses Buch voll wie selten eines. 



Anna Weidenholzer, geboren 1984 in Linz, lebt in Wien. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft in Wien und Wroclaw, Polen. Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien, zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Alfred-Gesswein-Preis 2009, Aufenthaltsstipendium Schloss Wiepersdorf 2011, Staatsstipendium für Literatur 2011/2012, Stadtschreiberin von Kitzbühel 2012. Mit ihrem ersten Buch, „Der Platz des Hundes“ (2010), war sie 2011 für das Europäische Festival des Debütromans in Kiel nominiert. Mit dem Roman „Der Winter tut den Fischen gut“ ist sie in der Kategorie Belletristik für den Preis der Leipziger Buchmesse 2013 nominiert. 

Presse:

Allerdings ist „Der Winter tut den Fischen gut“ viel mehr als ein Buch über Arbeitslosigkeit: Es macht aus dem Fall der Maria Beerenberger eine individuelle Lebensgeschichte, es gibt der ehemaligen Verkäuferin im Textilhandel, gekündigt mit 47 Jahren, nach neunzehn Jahren, Gesicht und Stimme – ohne Pathos und ohne plumpe Parteilichkeit. (…)  Der Autorin gelingt es, solch banale Lebenserschwernisse durch eine Fülle von Details plastisch, interessant, bisweilen auch sacht komisch erscheinen zu lassen. Maßgeschneidert wirkt, bis in die Dialoge hinein, die Sprache: Sie ist schlicht, prägnant und von einer schartigen Schönheit.
(Daniela Strigl, FAZ)

Konzentriert baut Anna Weidenholzer einen Spannungsbogen und bietet derart ein Psycho- und Soziogramm, ein literarisch bestechendes Exempel der Weltverengung so vieler Menschen, die heute an den Rand und darüber hinaus gedrängt werden.
(Klaus Zeyringer, Der Standard)

Ein Leben, überschreibt Anna Weideholzer dieses Kapitel, es ist nur ein paar Zeilen lang, und doch enthält es alles, was ihren Roman Der Winter tut den Fischen gut so besonders macht: die klare, reduzierte Sprache, den ganz eigenen, zwischen Melancholie und Komik schwebenden Ton, den genauen Blick für die kleinen Details, die den Alltag ihrer Figuren zum Leuchten bringen. (…)  Der Winter tut den Fischen gut ist ein gänzlich unsentimentaler Roman über Einsamkeit und Überforderung, über Perspektivlosigkeit und verlorene Träume. Doch Weidenholzer findet dafür einen ganz eigenen Ton – klar, beinahe spröde, und dabei von großer Verletzlichkeit und unkonventioneller, seltsam tröstlicher Schönheit.
(Martina Wunderer, Buchmagazin Literaturhaus Wien)

Die Stärke von „Der Winter tut den Fischen gut“ ist der innere Rhythmus der Erzählung. Die geschickt gesetzten Wechsel zwischen dem unerbittlichen Realismus der tristen Alltagsbeschreibungen und den versponnenen, liebevoll geschilderten Tagträumereien und Gedankenspaziergängen der Protagonistin verleihen dem 240-seitigen Buch Dynamik und Tiefe. Es findet sich sogar noch Platz für skurrilen Humor. (…) Klug, präzise und nachdenklich stimmend – ein wahrlich bemerkenswerter Roman.
(Lukas Luger, Oberösterreichische Nachrichten)

Eine Qualität des Romans besteht fraglos darin, dass er die Antworten schuldig bleibt. (…) Überhaupt ist der unaufdringliche, zwischen leiser Komik und trockenem Sarkasmus changierende Humor eine große Stärke des Romans. Er verhindert, dass das Sujet vollends ins Trostlose kippt.
(Klaus Nüchtern, Falter)

Anna Weidenholzer hat einen eindringlichen Roman über die Arbeitswelt, ein Thema, das in der Gegenwartsliteratur zumeist bestenfalls in Form von Satiren behandelt wird, geschrieben. Mehr noch: Sie hat anhand eines exemplarischen Falles ein Bild alltäglichen Elends entworfen, das weder reißerisch noch moralisierend ist, sondern voll von präzisen Beobachtungen, erschreckenden ebenso wie absurd-komischen.
(Joachim Leitner, Tiroler Tageszeitung)

Anna Weidenholzers Roman „Der Winter tut den Fischen gut“ ist nicht nur erfüllt von gut beobachteten, behutsam eingebauten Details der Innen- und Außenwelt und vielen kleinen großen Bemerkungen. Der Roman der gebürtigen Linzerin vom Jahrgang 1984 ist in einem besonderen Muster gestrickt.
(Peter Pisa, Kurier)

Der große Traum vom kleinen Glück ist schon lange nicht mehr so authentisch erzählt worden. (…) Weidenholzer hat sich einer Wirklichkeit gestellt, die von der deutschsprachigen Literatur mit all ihren hippen Oberflächlichkeits- und Innerlichkeitsthemen in den vergangenen Jahren weitgehend ignoriert wurde. Und sie hat dafür einen ungewöhnlichen Erzählton gefunden. Alle Achtung.
(Wolfgang Huber-Lang, APA)

Es ist viel Alltags- und Lebensstaub in diesem feinfühligen Buch, das von Glück, Trauer, Hoffnung, dem Warten und jener wortlosen Einsamkeit an der schattigen Peripherie einer Gesellschaft erzählt, in der es kalt geworden ist.
(steg, Der Standard)

Weidenholzers schnörkelloser Stil mit dem Hang zu wunderbar klaren Sätzen und der interessante Ansatz, die Geschichte rückwärts zu erzählen, überzeugt.
(Anna-Maria Wallner, Die Presse Schaufenster)

Das Buch wirft so manche gesellschaftspolitisch brisante Frage auf, wie etwa mit Menschen umzugehen ist, die in fortgeschrittenem Alter von einem Tag auf den anderen arbeitslos werden und plötzlich von der Mitte der Gesellschaft an den Abgrund derselben gedrängt werden? Anna Weidenholzer setzt mit ihrem beeindruckendem Roman der fiktiven Figur der Maria Beerenberger ein würdiges Denkmal, stellvertretend für tausende ähnliche reale Schicksale am Rande unserer Gesellschaft.
(Wolfgang Kühn, magzin)

Ihre Sprache ist schön, aber schnörkellos und klar, die Bilder stark und genau. Sie nimmt ihren Stoff (Einsamkeit, Arbeitslosigkeit) ernst, nicht ohne ihre Freude an skurrilen Elementen zu zeigen.
(Dominika Meindl, Kulturbericht Oberösterreich)

Anna Weidenholzers Erzählung besticht nicht nur, aber vor allem durch ihre genaue und einfühlsame Sprache. Ihre Sätze sind von geradezu biblischer Kürze und (fast) jeder einzelne erzählt für sich genommen ganze Geschichten. Das ist ein Kennzeichen guter Literatur. Ein bemerkenswertes Buch.
(Maria Fellinger-Hauer, KirchenZeitung)

In den kurzen Sätzen, mit denen Weidenholzer das gemeinsame Weihnachtsfest ihrer Charaktere beschreibt, lässt sie Raum zwischen den Zeilen und erzählt dabei viel mehr als wirklich geschrieben steht. Eine Meisterleistung leichter Sprache und gleichzeitig dichter Erzählung.
(Andreas Kepplinger, subtext)

Wachsam und liebevoll beschreibt Anna Weidenholzer den Alltag in der Arbeitslosigkeit, ohne dabei auch nur ein Detail zu übersehen. Sie erzählt die Geschichte einer wartenden Frau, die auf den ersten Blick in der Langsamkeit und Einsamkeit der  Arbeitslosigkeit gefangen ist, bei näherem Hinsehen jedoch voller  Sehnsüchte und Lebenshunger ist. Ein schönes, ruhiges Buch.
(Simone Grössing, Progress)

Anna Weidenholzer entlässt ihre Hauptfigur voller Empathie, Lebenserfahrung und Abgeklärtheit in den Text. Als Leser ist man stumm wie ein Fisch im Winter, weil jeder Satz nur eine Verhöhnung des Schicksals der Protagonistin wäre. Dabei ist die Welt voll von Figuren wie Maria Beerenberger, sie leben in einer Anti-Welt des Wirtschaftsglanzes mitten unter uns.
(Helmuth Schönauer, Tiroler Gegenwartsliteratur)

Von hier aus rückwärts beobachten wir Begebenheiten in Marias Leben, zum Teil erdrückend bekannt und zum Teil von einer so tief berührenden Absurdität, dass man es sehr zu schätzen weiß, auf dieser Seite des Buches zu sitzen, hoffentlich Leserin zu sein und nicht Protagonistin.
(Gabriel Penninger, KUPF Zeitung)

Solche Szenen sind durchdrungen von Traurigkeit, der dumpfen Ahnung von der Unfreiheit des Menschen, gleichzeitig aber wird die Schwere des Stoffes durch die ihm anhaftende Skurrilität konterkariert. .
(Julia Zarbach, Ö1 Ex libris)

Ihre literarische Sprache ist sehr reduziert, aber jedes Wort sitzt. Und mit jedem Satz wird der Leser neugieriger und ungläubiger.
(Catarina von Wedemeyer, taz)







Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.2012
Daniela Strigl gelingt es, uns neugierig zu machen mit ihrem Blick auf Anna Weidenholzers Roman. Das Thema Arbeitslosigkeit transzendiert die Autorin laut Strigl weit ins Individuelle der Biografie ihrer Heldin hinein, indem sie ihr mittels eines raffinierten Aufbaus Vor- und Nachgeschichten angedeihen lässt. Das steht der Figur sehr gut und sorgt für Spannung, findet Strigl. Die Banalität einer schwierigen Lebenssituation, die Rituale, die sich anpirschende Depression, all das vermag Weidenholzer ihr plastisch darzustellen, abgründig, komisch sogar. Nicht zuletzt, so erläutert Strigl, aufgrund einer perfekt sitzenden Sprache.


Zitat zum daily book heute:

Nein, es wäre schön, wenn sie erfunden wären. Mein Lieblingssatz aus einem der Ratgeber, die ich gelesen habe, ist: Machen Sie konsequent, systematisch, parallel, schnell und viel. Ich finde, an diesem Satz kann man nur scheitern. Es gibt unzählige Bücher, die einem auf diese Art und Weise ein besseres Leben versprechen und gleichzeitig vollkommen demotivieren können. Sicher, es kann nicht schaden, an sich
zu arbeiten, sich anzustrengen, motiviert zu werden. Aber wenn es dann ist wie bei einem der Ratgeber, den ich in dem Buch zitiere, der den Titel „In 90 Tagen aus der Arbeitslosigkeit“ trägt, und das letzte Kapitel zu Tag 91 „Endzeit“ heißt, ist das einfach nur zynisch.
Anna Weidenholzer

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