12 Juni 2012

Lesen macht klug und schoen 685 - Chimamanda Ngozi Adichie - Heimsuchung



Eine neue nigerianische Autorin, die mit der Gabe der alten Geschichtenerzähler gesegnet ist. Sie ist fast schon perfekt.

Chimamanda Ngozi Adichie - Heimsuchungen
Zwölf Erzählungen


















S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2012
ISBN-13 9783100006257
19,99 EUR
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Nigeria – Nordamerika: Zwei Welten, getrennt durch eine scheinbar unüberwindbare Kluft. Die nigerianische Heimat schwebt zwischen Tradition und Moderne, wird bedroht von Gewalt und Korruption. 
In Amerika hingegen hält das Leben nicht, was es verspricht. An den Rändern beider Kulturen werden die prekären Bande zwischen Kindern und Eltern, die verborgenen Vibrationen zwischen Männern und Frauen aufgespürt: 
Die Liebe wird in der Distanz auf die Probe gestellt und das Sich-Wiederfinden ist schwieriger als erwartet. In der Familie schleichen sich Spannungen ein, wenn der Strudel des Lebens ihre Mitglieder mitreißt. 

Diese sinnlichen und gleichsam klaren Einblicke in die Wirren des nigerianischen, in erster Linie aber des menschlichen Lebens überhaupt, machen diese Geschichten nicht nur zu Erzählungen einer außergewöhnlichen jungen afrikanischen Stimme, sondern zu ganz großer Literatur.





Die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie

Chimamanda Ngozi Adichie wurde 1977 in Nigeria geboren und lebt heute in Nigeria und in den Vereinigten Staaten. Sie ist eine der bedeutendsten Stimmen Afrikas: Ihr erster Roman ›Blauer Hibiskus‹ (2005) stand auf der Longlist für den Booker Prize, der Roman ›Die Hälfte der Sonne‹ (2007) gewann den Orange Prize for Fiction. Adichie steht auf der renommierten Liste der »20 besten Schriftsteller unter 40« des ›New Yorker‹. website der Autorin: http://www.l3.ulg.ac.be/adichie/cnabio.html

facebook seite der Autorin: http://www.facebook.com/chimamandaadichie

Chimamanda Ngozi Adichie - Photo © Karen Jackson

Zitat:
“The single story creates stereotypes, and the problem with stereotypes is not that they are untrue, but that they are incomplete. They make one story become the only story.”

Eine einzelne Geschichte kreiert Stereotypen und das Problem mit Stereotypen ist nicht, dass sie nicht wahr waehren, sondern sie sind unvollkommen. Sie machen aus einer Geschichte eine einzige Geschichte."  — Chimamanda Ngozi Adichie





Presse:

»Adichie schreibt mit Klugheit und Mitgefühl über die Erfahrung des Fremdseins, sowohl in Amerika als auch in ihrem sich wandelnden Heimatland.« People


»Chimamanda Adichie ist eine neue Autorin, die mit der Gabe der alten Geschichtenerzähler gesegnet ist. Sie ist fast schon perfekt.« Chinua Achebe





»Die zwölf Erzählungen zeigen das Aufeinderprallen der beiden Kulturen.« Freundin Donna, Mai 2012

»Es sind wunderschöne und außerordentlich gelassene Andachten an eine Heimat, die gelegentlich aufblitzt – und noch lange nicht bewohnbar ist.«
Walter van Rossum, Die Zeit, 26.4.2012

Chimamanda Adichie spürt die verborgenen Vibrationen auf beiden Seiten des Atlantiks: Liebe und Sehnsucht werden auf die Probe gestellt, Familien vom Strudel mitgerissen. Die sinnlichen und intensiven Erzählungen der außergewöhnlichsten Stimme Afrikas definieren die Weltliteratur unserer Gegenwart neu.http://www.afrikaroman.de/buch/liste/autor_adichie.php




Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.08.2012
Als spannende Weiterentwicklung der transatlantischen Short Story bezeichnet Rezensent Martin Zähringer Chimamanda Ngozi Adichies Erzählungen. Fruchtbar findet er die Liaison zwischen "schwarzen" Lebenswelten und feministischen Weltanschauungen. Wenn die Autorin allerdings Privates politisch werden lässt und eine Frau ihr lesbisches Comingout im Kreis vieler unsympathischer Männer haben lässt, fühlt sich Zähringer zu sehr an die Campusdebatten (gender!!) der westlichen Welt erinnert. Die aufgeworfenen Fragen komplizierter nigerianischer Identitäten findet er aber spannend.


Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.07.2012
Einfach grandios findet Susanne Messmer diesen Band mit Erzählungen von Chimamanda Ngozi Adichie. Die zwölf Geschichten der nigerianischen Schriftstellerin, die heute in den USA und in Nigeria lebt, kreisen für sie um Genderthemen und postkoloniale Fragen: Die Protagonistinnen Adichies sitzen zwischen allen Stühlen, bewegen sich zwischen den Welten, geben ihr Studium aus Geldnot aus, jobben in Bars oder als Babysitter. Die Kritik, die Autorin schreibe zu kalkuliert für ein Publikum in Amerika und Europa, das Afrika schlecht kenne, findet Messmer im allgemeinen nicht zutreffend. Eine Ausnahme bildet in ihren Augen hier vielleicht die Geschichte "Geister", die aufgrund ihrer interkulturellen Perfektion auf sie fast ein wenig langweilig wirkt. Aber es gibt im vorliegenden Band auch Geschichten, die "weniger durchgearbeitet", "wilder" erscheinen, betont die Rezensentin. Besonders beeindruckt hat sie dabei die Geschichte "Letzte Woche Montag". Ihr Fazit: ein glänzender Erzählband.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.06.2012
In ihrem neuen Erzählband "Heimsuchungen" schreibt die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie erstmalig über ihre zweite Heimat Amerika, berichtet Rezensent Hubert Spiegel. Der Kritiker liest in den zwölf, von Reinhild Böhnke gelungen ins Deutsche übersetzten Texten von Menschen, die einst mit einer "Fülle übertriebener Hoffnungen" nach Amerika kamen und sich nun als Kindermädchen oder Kellner in Bars durchschlagen und aus Geldnot ihr Studium aufgeben müssen. Wie in den beiden gelobten Vorgängerromanen suche Adichie auch in ihren neuen Erzählungen immer Momente, in denen soziale, kulturelle und ethnische Gegensätze zusammenstoßen, so der Rezensent, dem hier etwa die in Nigeria aufgewachsen Nkem begegnet, die nun das durchschnittliche Leben einer amerikanischen Frau aus dem Mittelstand mit Pilateskursen und Hausangestellten führt, und sich immer mehr von ihrem nigerianischen Ehemann entfremdet. Auch wenn den Kritiker Adichies Erzählstil bisweilen ein wenig an die Muster aus Creative-Writing-Kursen erinnert, haben ihm diese Texte eine völlig fremde Welt erschlossen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.05.2012
Marie-Sophie Adeoso bespricht in einer Doppelkritik zwei Bücher nigerianischer Autoren, einerseits den Erzählungsband "Heimsuchungen" der jungen und hoffnungsvollen Autorin Chimanda Ngozi Adichie, andererseits Chinau Achebes ersten Roman "Alles zerfällt". Und es ist instruktiv, wie Adeoso die beiden Bücher in Beziehung setzt: Adichie schildert die postkoloniale Welt mit ihren komplizierten Beziehungsgeflechten, in denen sich selbst die Vorurteile nicht mehr auf ein Schwarzweißmuster festlegen lassen. Es geht um Exil, um den Bürgerkrieg zwischen Muslimen und Christen, um Reich und Arm und Mann und Frau. Für Adeoso ist Adichie eine der wichtigsten jungen Stimmen der afrikanischen Literatur - und Achebe sieht es genauso und bescheinigt ihr laut Adeoso die "Gabe der alten Geschichtenerzähler". Und auch Adichie bekennt ganz offen ihre Schuld bei Achebe, der mit seinem neu präsentierten Roman "Alles zerfällt" die postkoloniale Literatur begründete, indem er den Nigerianern zeigte, dass sie eine präkoloniale Identität haben. Mit warmen Worten begrüßt Adeoso diese von Uda Strätling besorgte Neuübesetzung des meistgelesenen Achebe-Romans, der früher unter dem Titel "Okonkwo oder Das Alte stürzt" kursierte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.05.2012
Auch in diesem Band mit 12 Erzählungen zeigt die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie, was sie am besten kann, so Rezensent Tim Neshitov: die Wirklichkeit beschreiben. Die Ich-Erzählerinnen sind oft junge Frauen, die in zwei Welten leben, wie die Autorin, die in Nigeria und den USA zu Hause ist. Themen sind Krieg, Exil und Erinnerung, notiert der Rezensent. Ihn hat besonders beeindruckt, wie Adichie in einer deprimierenden Gegenwart (die Folgen des Biafrakrieges sind noch nicht ausgestanden) nach dem Menschlichen sucht, das sie in verschiedenen Kulturen findet.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.04.2012
In ihren unter dem Titel "Heimsuchungen" erschienenen zwölf Erzählungen beschreibt Chimamanda Ngozi Adichie das kulturelle Spannungsfeld zwischen Nigeria und USA, Schwarz und Weiß, Igbo und Englisch, konstatiert Walter von Rossum. Ohne jede Militanz gehe es in den Geschichten darum, sich der Einverleibung durch die weiße Kultur, der "universellen Weißwerdung" (Adichie) zu entziehen. Das Ergebnis seien "wunderschöne und außerordentlich gelassene" Erzählungen, gleichzeitig genuin afrikanisch und universell verständlich, die den Rezensenten in Adichie schon eine potentielle Literaturnobelpreisträgerin sehen lassen.


»kluge Erzählerin. (…) Die Stärke der Autorin liegt darin, dass sie die Menschen von den Vorurteilen löst, die ihnen wegen ihrer Herkunft oder ihren äußeren Merkmale anhaften.«
Politik macht den Menschen, nicht der Mensch die Politik: Militärdiktatur, Migration und Globalisierung bilden den Rahmen für Chimamanda Ngozi Adichies "Heimsuchungen". Dabei erweist sie die Nigerianerin als kluge Erzählerin - und erliegt doch selbst einmal rassistischen Klischees. der Spiegel 3.05.2012 - Globalisierungsgeschichten - Bürgerkrieg in Burberry von Oskar Piegsa http://www.spiegel.de/kultur/literatur/chimamanda-ngozi-adichie-heimsuchungen-bei-s-fischer-a-829637.html


Um den Zusammenprall der Kulturen, um »Afrika« versus »der Westen«, geht es nicht. Eher beschreibt Adichie, wie solche Klischees und Images den einzelnen verdecken und Beziehungen stören, in der Liebe wie in der Politik. Chimamanda Ngozi Adichies Geschichten wurden von Reinhild Böhnke ins Deutsche übersetzt, sind jetzt in einer Hardcover-Ausgabe erschienen und unbedingt lesenswert. http://achtmilliarden.wordpress.com/2012/05/05/chimamanda-ngozi-adichie-heimsuchungen/


Sicht der Dinge II: "Zum Schluss folgte dann ein sehr interessantes Video der nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie – passend zu unserem Workshop. Es handelte sich um einen Vortrag mit dem Titel 'The danger of a single story'. Die junge Nigerianerin berichtet darin unter anderem, wie es für sie war 'die Fremde' in einer Industrienation wie den USA zu sein, die ihrer Collegekollegin doch einmal ihre 'tribal songs' vorführen sollte. Doch was Adichie ihr als Song präsentierte war ein Lied von Mariah Carey. Oder wie sie einmal an einem westlichen Flughafen stand und die Ansage hörte: 'India, Africa and other countries'. Super interessantes, kurzes Video, unbedingt anschauen." >> Go Ahead

"Das Ringen um Identität vermittelt sich auch in den Erzählungen der Nigerianerin Chimamanda Ngozi Adichie mit dem Titel 'Heimsuchungen'.  WDR 3


"Afrikanische AutorInnen einer jünge­ren Generation zeichnen sich dadurch aus, dass sie frei von ideologischen Vorgaben und ungeachtet ihrer nationalen oder ethnischen Zugehörigkeit schreiben. Sie breiten ihre Themen aus, ohne erklären und Stellung nehmen zu wollen. Und trotzdem kann man nicht von Realismus sprechen, geht es ihnen doch stets um eine sehr persönliche Sicht der Dinge. Eine der Jüngsten dieser Generation ist Chimamanda Ngozi Adichie aus Nigeria. Mit ihren knapp dreissig Jahren hat sie bereits zwei grosse Romane veröffentlicht, die Judith ­Schwaab sehr gekonnt ins Deutsche übersetzt hat. Der erste Roman, 'Blauer Hibiskus', wurde im Original 2003 veröffentlicht, zwei Jahre später folgte 'Die Hälfte der Sonne'." >> WOZ



Bücher von Chimamanda Ngozi Adichie bei Lillemors:



Adichie, Chimamanda
Ngozi
Cover: Blauer Hibiskus


Eine Tochter aus gutem Haus entdeckt die Welt - das Haus liegt inmitten von Hibiskus, Tempelbäumen und hohen Mauern, die...  
btb
9,00



Zitate: 


I just write. I have to write. I like to say that I didn't choose writing, writing chose me. This may sound slightly mythical, but I sometimes feel as if my writing is something bigger than I am.

  We do not just risk repeating history if we sweep it under the carpet, we also risk being myopic about our present. 

For me, love and death come together. 

I always say I'm the kind of feminist who likes lip gloss. 

I have considered being a university professor and teaching whimsical, rant-filled classes with no obvious useful benefit.

I realized that I was African when I came to the United States. Whenever Africa came up in my college classes, everyone turned to me. It didn't matter whether the subject was Namibia or Egypt; I was expected to know, to explain. 

I think it's very important for people to know that those men who are scared by women who are accomplished are the kind of men accomplished women don't want. So it's nobody's loss. 

I don't think that it [magic] is much different from believing in a Christian god. I mean, if magic is unreasonable, then so is faith in a Christian god, because you can't see either. 

Whatever I write, somebody is somehow going to find a way to show that I'm really writing about political oppression in Africa. 

Literature is in many ways like faith: it is a leap of imagination. 



Nigerianische Erzählungen - Fast ein Gefühl wie Geborgenheit - 29.05.2012 Von Tim Neshitov SZ : 

Adichies Wirklichkeit ist ungemütlich, weil tragisch und unberechenbar, und man möchte sie nicht sein Eigen nennen - obwohl Adichie in bester humanistischer Tradition (als Kind verschlang sie Dickens) aus fremden Kulturhülsen wie Küche, Sprache oder Kleidung das Menschliche herausschält. Sie tut das mit einer lakonischen, beinahe Tschechow'schen Milde, die beim Leser bisweilen ein Gefühl der Geborgenheit hervorrufen kann.


Heimsuchungen | Leseprobe
Ein Sommer, der keiner war
"Es war der Sommer, in dem du gesehen hast, wie ein Mangobaum sich während eines Gewitters in zwei fast perfekte Hälften spaltete, als der Blitz feurige Linien durch den Himmel schnitt. Es war der Sommer, in dem Nonso starb. Großmama sagte nicht Sommer dazu. Keiner tat das in Nigeria." weiterlesen hier:

2 Kommentare:

  1. Ein Glück dass ich auf diesen wunderbaren Blog gestoßen bin! Genau das, was ich gesucht habe (:

    Liebe Grüße,

    Jacy

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