23 November 2011

Lesen macht klug und schoen 521 - Simone de Beauvoir - New York mon amour

Die unverwechselbare Beauvoir’sche Mischung aus kritischem Bericht, nachdenklichem Monolog und analytischer Untersuchung kann als ein Zeugnis ihrer Befindlichkeit gelesen werden und ist zugleich ein wichtiges Zeitdokument. 

Simone de Beauvoir - New York mon amour
Hg. Susanne Nadolny
Reisetagebuch






Edition Ebersbach
ISBN 978-3-86915-032-1
EUR 19,80 (D)
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Im Januar 1947 reist Simone de Beauvoir zum ersten Mal nach Amerika. Begeistert hat die prominente Vertreterin des Existentialismus die Einladung zu einer viermonatigen Vortragsreise angenommen.
Die amerikanische Kultur ist für sie, wie für viele Pariser ihrer Epoche, ein Mythos. Sie brennt darauf, das Land endlich mit eigenen Augen zu entdecken. Insbesondere New York hat es ihr angetan. Auf mehrstündigen »Gewaltmärschen « erkundet sie die Stadt teils allein, teils mit amerikanischen Freunden. Sie streift durch Manhattan und Brooklyn, besucht China Town und – trotz aller Warnungen – Harlem. Sie staunt über den Lärm und das Chaos und freut sich an den ungewöhnlichen Geräuschen und Gerüchen. Ihrem scharfsichtigen Blick entgeht nichts. Ihre ambivalenten Eindrücke verarbeitet Simone de Beauvoir in ihrem Reisetagebuch. Die unverwechselbare Beauvoir’sche Mischung aus kritischem Bericht, nachdenklichem Monolog und analytischer Untersuchung kann als ein Zeugnis ihrer Befindlichkeit gelesen werden und ist zugleich ein wichtiges Zeitdokument.


Leseprobe:
Meine Nachbarin
murmelt: «Der Motor klingt so eigenartig.» Wir drehen über einem Flügel ab,
schnell denke ich: «Ich will nicht sterben. Nicht jetzt. Ich will nicht, daß diese
Lichter verlöschen.» Der Schornstein ist verschwunden, die roten Leuchtbaken kommen näher, und ich fühle den Stoß der Räder, die die Rollbahn berühren.
Wir warteten einfach, bis die Reihe an uns war: in jeder Minute landet ein Flugzeug auf dem Flugplatz La Guardia.
Die Elemente sind besiegt, die Entfernungen abgeschafft – aber New York ist verschwunden. Um die Stadt zu erreichen, muß man durch den schmalen Tunnel des irdischen Lebens hindurch. Papiere wandern von einer Hand in die andere,ein Arzt untersucht zerstreut unsere Zähne, als wären wir Pferde, die verkauft werden sollen. Man führt uns in einen überheizten Raum, wir warten. weiterlesen im link



Simone de Beauvoir (* 9. Januar 1908 in Paris; † 14. April 1986 ebenda; vollständiger Name Simone Lucie-Ernestine-Marie Bertrand de Beauvoir) war eine französische Schriftstellerin, Philosophin und Feministin. Die politisch engagierte Verfasserin zahlreicher Romane, Erzählungen, Essays und Memoiren gilt als Vertreterin des Existentialismus. Mit ihren beiden existentialistischen Romanen L'Invitée (1943; dt.: Sie kam und blieb) und Le Sang des autres (1945), 1984 von Claude Chabrol als Das Blut der Anderen verfilmt, erlangte Simone de Beauvoir Anerkennung als Schriftstellerin. Der Welterfolg Das andere Geschlecht (1949) gilt als ein Meilenstein der feministischen Literatur und machte sie zur bekanntesten Intellektuellen Frankreichs.



Vor ihrem Durchbruch als Schriftstellerin mit den existentialistischen Romanen Sie kam und blieb (1943) und Das Blut der anderen (1945) studierte die »Tochter aus gutem Hause« – zunehmend gegen den »erstickenden Konformismus« und die »bedrückende Tyrannei« des Bürgertums revoltierend – Philosophie an der Sorbonne und der renommierten Ecole Normale Superieure, um dann zehn Jahre lang an Lyzeen in Marseille, Rouen und Paris Philosophie zu unterrichten. Zu Hause war sie zeitlebens in Montparnasse. In getrennten Wohnungen genossen Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre »die Vorteile des Lebens zu zweit und keine seiner Unannehmlichkeiten«. Freiheit und »vollständiges gegenseitiges Vertrauen« waren die Grundlage ihrer Beziehung.
Hier schrieb sie sechs Romane, darunter das preisgekrönte Werk Die Mandarins von Paris (1955), Erzählungen, ein Drama, Essays zu Themen aus Philosophie, Literatur, Politik und Gesellschaft und ihre Autobiographie in vier Bänden.
Einladung von Regierungen, als Gesandte der linksintellektuellen »Internationale« und privat unternahm sie viele Reisen in Europa, nach Nord-, Mittel- und Südamerika, in den Nahen und Fernen Osten, die UdSSR und nach China, über die sie zahlreiche Reportagen und Tagebücher veröffentlichte. Konsequent ließ sie sich weder privat noch politisch vereinnahmen, sondern handelte dort, wo die Freiheit zu erkämpfen war: sie verteilte Flugblätter und verbotene Zeitungen, verteidigte eine (später amnestierte) FLN-Agentin und stand seit 1970 der neuen internationalen Frauenbewegung engagiert »zur Verfügung«, die in ihrer detaillierten Analyse der Realität von Frauen im Patriarchat, dem bahnbrechenden Werk Das andere Geschlecht (1949), eine theoretische Grundlage fand.
»Mit fünfzehn Jahren wünschte ich mir, dass die Leute eines Tages meine Biographie mit gerührter Neugier lesen würden. Diese Hoffnung war es, die in mir den Wunsch weckte, eine bekannte Autorin zu werden«
Simone de Beauvoir hielt immer an ihrem »ursprünglichen Projekt« fest und wurde damit weltberühmt: »Erkennen und Schreiben« (Alles in allem) – und Handeln.

weitere Literatur der Autorin:
Beauvoir, Simone de
Ein sanfter Tod









ed. ebersbach
ISBN 978-3-938740-42-2
EUR 18,00
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Im Alter von 77 Jahren stürzt die Mutter von Simone de Beauvoir im Badezimmer und wird in die Klinik gebracht. Dort stellen die Ärzte eine fortgeschrittene Krebserkrankung fest. Eine Diagnose, die den Freundeskreis der heiteren Frau, vor allem aber die beiden Töchter Hélène und Simone erschüttert. Die Lektüre dieser sehr intimen und schonungslosen Aufzeichnungen, die weit über ein Protokoll des langsamen Sterbens hinausgehen, ist lohnenswert. Der Tod eines geliebten Menschen konfrontiert nicht nur mit der eigenen Vergänglichkeit, er kann auch als eine Chance begriffen werden, sich auf den Sinn und die Kostbarkeit eines jeden Augenblicks zu besinnen.Die liebende Begleitung der sterbenden Mutter wird zu einem Geschenk für beide. Für die Mutter, der durch die Fürsorge unnötige Qualen erspart werden, und für die Tochter, die einen neuen Zugang zu ihrer Mutter findet, gegen deren Religiosität und Lebenseinstellung sie sich lange gesperrt hatte.

Beauvoir, Simone de: Eine transatlantische Liebe. Briefe an Nelson Algren 1947 bis 1964

Cover: Eine transatlantische Liebe
Rowohlt Verlag, Reinbek 1999, ISBN 3498006037, gebunden, 860 Seiten, 39,88 EUR
1947 traf Simone de Beauvoir auf ihrer ersten Amerikareise den Schriftsteller Nelson Algren, der später mit seinem Roman "Der Mann mit dem goldenen Arm" (von Otto Preminger verfilmt) weltberühmt wurde. Eine große Liebe beginnt, die drei Jahre halten sollte, dann in Freundschaft überging und schließlich, auf Algrens Seite, in Entfremdung umschlug: Die ... 

Hillmanns, Nathalie: Simone de Beauvoir - Brigitte Bardot.

Cover: Simone de Beauvoir - Brigitte Bardot
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3596147344, Taschenbuch, 188 Seiten, 8,64 EUR
Sie erschütterten das traditionelle Frauenbild in den 50er Jahren: als intellektuelle Ikone der Frauenbewegung die eine, als Filmstar und Objekt zahlreicher Männerphantasien die andere. Die Geschichte zweier grundverschiedener Leben, die doch überraschende Parallelen aufweisen. ...

Barbey, Bruno / Moreau, Jean-Luc: Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre in Paris.

Cover: Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre in Paris
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2002, ISBN 3806728887, Gebunden, 168 Seiten, 35,00 EUR
Aus dem Französischen von Eva Plorin und Alexandra Brehme. Mit zahlreichen Abbildungen und ausführlichem Adressenteil. Zeit ihres Lebens waren Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre Spaziergänger aus Leidenschaft. Im Quartier de Montparnasse verfolgten sie hautnah, wie sich ein Handwerker- und Künstlerviertel zu einem Stadtteil ... 

Schwarzer, Alice: Simone de Beauvoir. Ein Lesebuch mit Bildern

Cover: Simone de Beauvoir
Rowohlt Verlag, Reinbek 2007, ISBN 3498064002, Gebunden, 334 Seiten, 19,90 EUR
Am 9. Januar 2008 wird der hundertste Geburtstag von Simone de Beauvoir gefeiert. Für Generationen von Frauen war die französische Autorin Vorbild und Wegbereiterin: als eine Frau, die Emanzipation praktisch lebte und zugleich mit ihren Büchern die theoretischen Grundlagen dafür lieferte. Und heute? Was ist geblieben von den Einsichten ... 

Gleichauf, Ingeborg: Sein wie keine andere. Simone de Beauvoir - Schriftstellerin und Philosphin (Ab 14 Jahre)

Cover: Sein wie keine andere
dtv, München 2007, ISBN 3423623241, Kartoniert, 298 Seiten, 8,95 EUR
Für die meisten ist Simone de Beauvoir in erster Linie die Partnerin des Philosophen Jean-Paul Sartre gewesen. Dass sie selbst höchst eigenwillige Gedanken entwickelt hat, wird in der Regel übersehen. Zum 100. Geburtstag im Januar 2008 macht sich Ingeborg Gleichauf an eine Neuentdeckung der großen Philosophin des 20. Jahrhunderts. ... 

Rowley, Hazel: tete-a-tete. Leben und Lieben von Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre

Cover: tete-a-tete
Parthas Verlag, Berlin 2008, ISBN 3866016670, Gebunden, 509 Seiten, 28,00 EUR
Aus dem Englischen von Michael Haupt. Sie waren eines der berühmtesten Paare der Welt: der existentialistische Philosoph Jean-Paul Sartre und die Schriftstellerin, Philosophin und Feministin Simone de Beauvoir. Die gegen viele Tabus öffentlich gelebte Beziehung der beiden Intellektuellen währte über 50 Jahre und beeinflusste ganze ... 
  
Susanne Nadolny (Hg.): 
Simone de Beauvoir. Ich will vom Leben alles. Ein Lesebuch. 



ed. ebersbach
ISBN 978-3-938740-41-5
EUR 22,00
Auszüge aus ihren Briefen an Sartre und ihren langjährigen Geliebten, den amerikanischen Schriftsteller Nelson Algren, sowie aus ihren Reiseberichten runden das Bild dieser zärtlichen leidenschaftlichen und kämpferischen Frau ab, die zu den markantesten Persönlichkeiten unserer Epoche zählt.

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