16 November 2011

Lesen macht klug und schoen 515 - Jenny Warnecke - Frauen im Strudel gewaltiger Thaten und Louise Aston - Revolution und Contrerevolution

Jenny Warnecke - Frauen im Strudel gewaltiger Thaten
Louise Astons "Revolution und Contrerevolution" (1849)


Frauen im Strudel gewaltiger Thaten

Ulrike Helmer Verlag, Sulzbach 2011
ISBN-13: 9783897413207
29,95 EUR
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Die Zeit des Vormärz und der Bürgerlichen Revolution von 1848 gilt als Geburtsstunde der deutschen Demokratie. Für die Schriftstellerin Louise Aston (1814-1871) waren das Aufbegehren der Bürger und die erste Deutsche Verfassung in der Paulskirche Anlass, in ihrem Roman »Revolution und Contrerevolution« (1849) Forderungen nach einem radikalen gesellschaftlichen Umbruch aufzustellen. Als eine der ersten AutorInnen postulierte sie die Gleichheit zwischen Personen verschiedener Stände. Mit der Perspektive auf Astons Techniken, sich am historischen Geschehen zu beteiligen, erscheint der Roman in einem neuen Licht. Das Buch enthält eine biografische Skizze zu Astons turbulentem Leben und Analysen zu den ketzerischen Debatten, in denen Aston sich positionierte: der deutsche Nationalismus, der Atheismus und die Zensur von Büchern und Zeitschriften.
Inhaltsverzeichnis

Louise Aston - Revolution und Contrerevolution
Hg. Jenny Warnecke.


Revolution und Contrerevolution
Ulrike Helmer Verlag
ISBN-13: 9783897413191
29,95 EUR

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In ihrem Roman »Revolution und Contrerevolution« dokumentiert sie die revolutionären Umbrüche von 1848 und entwickelt mit dem Porträt ihrer Protagonistin Alice von Rosen die Utopie vom selbstbestimmten Leben einer Frau, die bürgerliche, demokratische Rechte einfordert. Mit Jenny Warneckes Neuedition des Romanes wird es möglich, Astons sozialkritische Analysen, Stilmittel und Utopien sichtbar zu machen. Damit wird das Werk seit Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.



Jenny Warnecke, geboren (1975) und aufgewachsen zwischen Hochhäusern und Feminismus in Frankfurt am Main. Zelttheater Comoedia Mundi. Studium in Freiburg im Breisgau: Soziologie und Literaturgeschichte. Magistra-Arbeit über die deutschjüdische Schriftstellerin Esther Dischereit. Seit 2004 drei Kinder und Doktorarbeit. Seit 2007 Veröffentlichungen und Vorträge zu feministischen Themen. Monatliche Kultursendung im Freien Radio Dreyeckland. Jenny Warnecke ist verheiratet und lebt mit Familie und WG in Freiburg.


Medienstimmen

Louise Aston und die bürgerliche Revolution - Louise Aston ist sicher eine der schillerndsten Personen des Vormärz und der Bürgerlichen Revolution von 1848. Bekannt wurde die 1814 geborene Tochter einer ehemaligen Gesellschafterin und eines Theologen wegen ihres „skandalösen Lebens“ und ihren unkonventionellen Ansichten. Mit 17 an einen viel älteren Mann verheiratet, ließ sich scheiden, heiratete wieder, trennte sich erneut. 1844 zog sie mit einer ihrer drei Töchter nach Berlin und schloss sich linksintellektuellen Kreisen an. Mehrmals wurde sie wegen politischer und moralischer Delikte aus Berlin ausgewiesen. Auch die bürgerliche Frauenbewegung, zum Beispiel Louise Otto, konnte mit der so gar nicht „tugendhaften“ Aston wenig anfangen.
Louise Aston schrieb Romane, in denen sie sich mit den Lebensbedingungen von Frauen und mit politischen Themen allgemein beschäftigt. Der jetzt von Jenny Warnecke im Rahmen ihrer Doktorarbeit neu editierte Roman „Revolution und Contrerevolution“ beschreibt die Ereignisse des Jahres 1848, als ausgehend von der Februarrevolution in Paris in ganz Europa Unruhen losbrachen. Die Protagonistin des Buches, Louises alter Ego Alice von Rosen, ist mittendrin im Geschehen, konferiert und intrigiert mit Fürsten und Proletariern gleichermaßen, gibt sich mal als Frau und mal als Mann aus, kämpft auf den Barrikaden und kümmert sich auch noch um ihre weniger emanzipierten Geschlechtsgenossinnen.

Jenny Warnecke erschließt für ein breites LeserInnenpublikum eine Autorin des Vormärz und der 48er Revolution in Deutschland.Um in die Welt ziehen zu können, ging Louise Aston mit 20 Jahren eine Ehe ein, die sich allerdings recht wechselhaft gestaltete und mit einer Scheidung endete.  Aston betrieb literarische Salons und trug gern Männerkleidung und stellte provozierend  Zigarren rauchend das bürgerliche Frauenbild in Frage.  In ihren Schriften kritisiert sie heftig die Konvenienzehe und thematisiert sexuelle Gewalt in der Ehe.  Sie setzt sich mit aktuellen Fragen der Industrialisierung, sowie Themen wie freier Liebe, Atheismus, Nationalismus und Zensur auseinander. Sie wird von der Polizei bespitzelt und noch vor der Revolution zum ersten Mal ausgewiesen. Nichts allerdings kann sie vom Schreiben abhalten.
Aston wurde als radikale Frauenrechtlerin verfolgt, ihr Bild zur Karikatur einer Emanze verzerrt. Auf der anderen Seite wurde sie auch von der bürgerlichen Frauenbewegung häufig als zu provokant und radikal angegriffen.


Mutige Frauen und ängstliche Männer
Jenny Warnecke gibt Louise Astons Roman „Revolution und Contrerevolution“ neu heraus und unterzieht ihn in einer Monografie einer gründlichen Analyse Von Rolf Löchel .......
Warnecke hat ihrer oft detailreichen und weitgehend überzeugenden Analyse von Astons Roman eine Kurzbiografie der Literatin vorangestellt. Denn, so meint sie, „Astons Biographie“ sei „als Einstiegslektüre in die Auseinandersetzung mit ihrem Werk unerlässlich“. Nun, hilfreich mag die Kenntnis der Biografie für die Interpretation des Werkes tatsächlich sein. Aber unerlässlich? Das dürfte wohl doch um einiges zu viel gesagt sein. Warnecke selbst warnt denn auch nachdrücklich vor einer (allzu) autobiografischen Lesart der Romane Astons. Eine Gefahr, die sie offenbar nicht so sehr im Falle von „Revolution und Contrerevolution“ gegeben sieht, sondern mehr noch bei den beiden Vorläuferromanen „Aus dem Leben einer Frau“ und „Lydia“. Beide, so konzediert sie, enthielten zwar „teilweise Bezüge“ zum Leben ihrer Verfasserin, doch seien sie „nicht streng autobiographisch zu lesen“. Im Weiteren betont die Literaturwissenschaftlerin, dass „zum Verständnis von ‚Revolution und Contrerevolution‘ Astons Biografie nicht ausreicht“, und beklagt, dass „die autobiografische Färbung ihrer Romane zahlreiche RezensentInnen irritiert und zu dem Kurzschluss veranlasst hat, Aston beschreibe ihre eigenen Erlebnisse.“ Eine Fehllektüre. Nicht um eigene Erlebnisse zu literarisieren hat Aston die „Gattung Roman“ gewählt, sondern „um bestimmte Themen durchzuspielen und ins Bewusstsein zu rücken“.


Veranstaltungen:
Jenny Warnecke – Louise Aston. Revolution und Contrerevolution (Ulrike Helmer Verlag)
Für die Schriftstellerin Louise Aston (1814-1871) war das Aufbegehren der Bürger gegen den deutschen Obrigkeitsstaat im Jahr 1848 Anlass, in ihrem Roman »Revolution und Contrerevolution« (1849) Forderungen nach einem radikalen gesellschaftlichen Umbruch aufzustellen. Jenny Warnecke hat ein Buch über Louise Astons turbulentes Leben verfasst und zudem Astons Roman »Revolution und Contrerevolution« neu herausgegeben. Das Werk wird damit seit Mitte des 19.Jahrhunderts erstmals wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Gisela Notz ist Soziologin und Historikerin. Sie war bis 2007 wissenschaftliche Referentin im historischen Forschungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Jenny Warnecke ist Soziologin und Literaturwissenschaftlerin. Sie arbeitet als freie Autorin und Rundfunkjournalistin in Freiburg.

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