Neue Erzählerinnen aus Georgien
Sechs Erzählungen und ein Einakter
Frankfurter VerlagsAnstalt
978-3-627-00192-6
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Die Erzählungen wurden übersetzt aus dem Georgischen von: Maia Tabukaschwili, Maka Kandelaki, Anastasia Kamarauli, Irma Schiolaschwili, Susanne Schmidt und Mariam Kamarauli
Nino Haratischwilis Einakter ist auf Deutsch erschienen.
Die aus Georgien stammende und auf Deutsch schreibende Autorin Nino Haratischwili wurde für ihren Roman Mein sanfter Zwilling (FVA 2011) als „neue Heldin der deutschsprachigen Literatur“ gefeiert und erhielt 2011 den Preis der Hotlist für den besten Roman unabhängiger Verlage. Und Tamta Melaschwili gelang 2012 mit Abzählen (Unionsverlag) ein außergewöhnliches und vielbeachtetes Debüt. Nicht nur die sprachliche Kraft und der Erfolg der beiden Autorinnen zeigen, dass Georgien ein Land ist, das literarisch im Aufbruch begriffen ist. In den letzten Jahren hat sich dort eine lebendige und vielstimmige Literatur herausgebildet, die vor allem von jungen Autorinnen bestimmt wird. Mit Lakonie, Scharfsinn und ungeheurer Erzählfreude porträtieren sie Leben und gesellschaftliche Umbrüche in ihrem Land.
Sechs wunderbare Prosatexte sind zu entdecken und ein Einakter. Sieben georgische Autorinnen, die von den Fallstricken bei der Suche nach modernen weiblichen Lebensentwürfen, von der Selbstbehauptung im Exil und nicht zuletzt von der magischen Kraft des geschriebenen Worts berichten.
Anna Kordzaia-Samadaschwili, geboren 1968 in Tbilissi, ist Schriftstellerin, Journalistin und Übersetzerin und arbeitet seit 2009 als Professorin an der Ilia Universität Tbilissi. Ihr literarisches Werk wurde mehrfach ausgezeichnet. Für Das historische Gedächtnis erhielt sie 2003 den nationalen Literaturpreis »Saba« für das beste Debüt des Jahres. 2005 bekam sie die Bestseller-Auszeichnung der Zeitung Parnassus für das Buch Ich, Margarita. 2012 verbrachte sie als Gast des Literarischen Colloquiums Berlin einen Monat in Deutschland.
Nach dem Studium der Slawistik und Sinologie arbeitete sie als Journalistin und Radiomoderatorin für verschiedene Medien. Als Vertreterin der in der sowjetischen Zeit geborenen Frauengeneration, die bereits damals für Menschenrechte und insbesondere Frauenrechte gekämpft hat, thematisiert sie seit Jahren in der Presse verschiedenste Frauenproblematiken. Ihr persönliches und soziales Engagement übte sie in unterschiedlichen Organisationen und Institutionen aus. Unter anderem war sie von 1997 bis 2002 beim Parlament Georgiens in der Forschungsabteilung für Menschenrechte und religiöse Minderheiten tätig. Im Jahr 2000 arbeitete sie in der Kulturabteilung des Goethe-Instituts in Tbilissi. Sie übersetzte bislang neun Titel ins Georgische, darunter Rave und Jeff Koons von Rainald Goetz und Frau und Körper von Elfriede Jelinek. Für ihre Übersetzung von Jelineks Die Liebhaberinnen erhielt sie 1999 die Auszeichnung des Goethe-Instituts Tbilissi. Im Frühjahr 2013 erscheint in der FVA ihre Erzählung Das historische Gedächtnis in der Anthologie Techno der Jaguare. © ISee-Ako / Charistwalaschwili
Marine (Maka) Mikeladze, geboren 1964, arbeitet als Psychiaterin in einem Rehabilitationszentrum für Drogenkranke. 1989–1994 studierte sie Psychiatrie am staatlichen Institut für Medizin in Tbilissi. Neben ihrem Beruf als Psychiaterin schaffte sie den Durchbruch auf der literarischen Bühne als Lyrikerin, Kinderbuch- und Prosaautorin. Sie wurde mehrfach für ihre Werke im Bereich der Kinderliteratur ausgezeichnet, unter anderem für Kickly- Kickly 2010 mit dem nationalen Literaturpreis für Kinderliteratur. 2011 folgte der georgische nationale Literaturpreis »Saba« für das Buch Ich und mein Kusturica. Zudem gewann sie den Wettbewerb »My City« in der Kategorie Lyrik. Sie veröffentlicht ihre Werke heute hauptsächlich im Internet und publiziert außerdem die literarische Zeitschrift Arili. In ihrer durch surrealistische Elemente geschmückten Erzählung Eine mit Buch und ihre erlesene Leserschaft, aus Ich und mein Kusturica, thematisiert die Autorin den gesellschaftlichen Wandel in Georgien: eine moderne Dreiecksbeziehung, der immer noch herrschende Macho-Status der Männer in der Gesellschaft, die Angst der Heldin, von der Gesellschaft in ihrer Veränderung nicht anerkannt zu werden. Die deutsche Übersetzung erscheint im Frühjahr 2013 in der FVA in der Anthologie Techno der Jaguare.
Ekaterine Togonidze, geboren 1981 in Tbilissi, Journalistin, Moderatorin und Schriftstellerin, hat die literarische Bühne Georgiens erst 2011 betreten. Ihr Debüt, die Kurzgeschichtensammlung Das Schöne, wurde mit dem Preis »Die beste Erzählung des Jahres 2011« vom Kulturministerium Georgiens ausgezeichnet. 2012 erhielt ihr Roman Anästhesie den nationalen Literaturpreis »Saba« für das beste Debüt des Jahres.
Ekaterine Togonidze hat ein bis dahin tabuisiertes Thema in die georgische Literatur eingeführt: Behinderte und deren Diskriminierung in der Gesellschaft. Durch ihre Erzählung wurde dieses Problem erstmalig offen zur Diskussion gestellt. Sowohl die soziale Perspektive als auch die psychologische Tiefgründigkeit, ihr Stil und ihre Erzähltechnik sind in der georgischen Frauenliteratur einzigartig. Ekaterine Togonidze war selbst einige Jahre als Journalistin tätig. Ihre Erfahrungen in diesem Bereich fließen kaum merklich, aber doch allzeit präsent ein in die Erzählung über Lisa, die einen blinden Bildhauer interviewen will und eine schmerzliche Wunde freilegt, die dieser lange verborgen gehalten hatte. Die deutsche Übersetzung erscheint im Frühjahr 2013 in der FVA in der Anthologie Techno der Jaguare.
Eka Tchilawa, geboren 1971 in Kutaissi, unterrichtet an verschiedenen Universitäten Georgiens Geschichte sowie Theorie und Methoden der Journalistik. Sie studierte Journalistik an der Staat- lichen Universität in Tbilissi und promovierte 2002. Eka Tchilawa gilt als eigenwillige Autorin, die die literarische Bühne mit einem sehr charakteristischen Schreibstil, mit eigenen Themen und Ausdrucksmitteln betreten hat. Sie ist Autorin von drei Büchern: 1998 Ozean der Erde, 2005 Der echte Dandy und 2010 Farwana. Seit 2009 gehört sie zu den Mitgliedern des »Fonds für Medienentwicklung« in Georgien. Seit 2012 hat sie einen Lehrstuhl für Sozialwissenschaften an der Caucasus International University in Tbilissi inne. Sie veröffentlichte zahlreiche Zeitungsartikel und wissenschaftliche Arbeiten und ist seit 2011 Mitglied der ermittlungsjournalistischen Organisation »IRE Office«. Adna, die Protagonistin der Erzählung In den neun Hütten, gehört zu den Menschen, die sich nicht mit alltäglichen Dingen herumschlagen. Vielmehr geht es ihr um das Grundlegende, das ihr Dasein als Individuum bestimmt, sie zu dem macht, was sie ist. Um ihre Traumata zu verarbeiten und sich selbst besser verstehen zu können, versucht sie in ihrem Unbewussten Antworten auf ihre Fragen zu finden. Die deutsche Übersetzung erscheint im Frühjahr 2013 in der FVA in der Anthologie Techno der Jaguare.
Tamta Melaschwili, geboren 1979 in Ambrolauri, wuchs in Georgien auf und verbrachte ein Jahr als Migrantin in Deutschland, wo sie zu schreiben begann. 2008 beendete sie ihr Studium der Gender Studies an der Central European University in Budapest. 2010 veröffentlichte sie ihren ersten Roman, Abzählen, der im gleichen Jahr mit dem nationalen Literaturpreis »Saba« für das beste Debüt des Jahres ausgezeichnet wurde. Der Roman erschien auf Deutsch im Schweizer Unionsverlag und war für die Hotlist 2012 – bester Roman eines unabhängigen Verlags in Deutschland – nominiert. Im selben Jahr verbrachte sie als Gast des Literarischen Colloquiums in Berlin einen Monat in Deutschland. Gegenwärtig lebt sie in Georgien und engagiert sich für Frauenrechte und Genderfragen.
Killer’s Job erzählt von einer starken, emanzipierten Frau mit einem sehr außergewöhnlichen Beruf. Die Protagonistin ist erfolgreiche Profikillerin, die an Professionalität und Kaltblütigkeit ihren männlichen Kollegen in nichts nachsteht. Geschrieben in der knappen Sprache eines 40er-Jahre-Krimis à la Raymond Chandler geht es in dieser Kurzgeschichte aber doch um mehr: Bei aller Kaltblütigkeit geht es hier auch um Moral und um Entscheidungen, die auch bei vertauschten Rollen immer noch von der althergebrachten Rollenverteilung einer Gesellschaft abhängig und nicht wirklich frei sind. Die Erzählung erscheint im Frühjahr 2013 in der FVA in der Anthologie Techno der Jaguare.
http://titus.uni-frankfurt.de/personal/manana.htm
Nestan (Nene) Kwinikadze, geboren 1980 in Tbilissi, ist Schriftstellerin, Journalistin und Dramaturgin. Sie studierte Filmjournalismus am Schota-Rustaweli-Institut für Theater- und Film-Wissenschaften zu Tbilissi und in Amerika. Sie moderierte Sendungen des georgischen Fernsehens und wirkte selbst als Schauspielerin in drei Filmen mit. Derzeit arbeitet sie als Chefredakteurin zweier georgisch-englischer Monatszeitschriften, Focus und Tbilisi out, und ist Produzentin der täglichen Fernsehsendung Mittagsshow beim georgischen Privatsender Rustavi 2.
Nene Kwinikadze veröffentlichte mehrere Erzählbände und Romane. 2003 erschien ihr Debütroman Die Nachtigallen von Isfahan, 2008 ihr zweiter Roman Techno der Jaguare. 2011 wurde ihr Buch Jetzt, das die englische Übersetzung von zwei Erzählungen und eines Theaterstückes enthielt, auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert.
Nene Kwinikadze gehört zur jungen Generation georgischer Schriftstellerinnen, deren persönliche und literarische Natur durch das historisch-nationale und das sowjetische Gedächtnis am wenigsten belastet ist. In ihrem Roman Techno der Jaguare erzählt sie von einer Frau, die in der modernen georgischen Gesellschaft gegen den Strom schwimmt. Die auf sich selbst gestellte Protagonistin mit ihren guten und schlechten Seiten steht stellvertretend für die neue Frauengeneration in Georgien. Ein Auszug aus dem Roman erscheint im Frühjahr 2013 in der FVA in der gleichnamigen Anthologie Techno der Jaguare.
Nino Haratischwili, geboren 1983 in Tiflis, ist preisgekrönte Theaterautorin und -regisseurin (mit bislang 14 Uraufführungen, u.a. im Thalia-Theater, Kampnagel in Hamburg, Heidelberger Stückemarkt, Deutsches Theater Göttingen). 2008 gewann sie für Agonie den Rolf-Mares-Preis in der Kategorie „Außergewöhnliche Inszenierung“. 2010 wurde ihr der Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis verliehen. Ihr Romandebüt Juja (Verbrecherverlag) erschien im Frühjahr 2010 und war für die Longlist des Deutschen Buchpreises, die Shortlist des ZDF-aspekte-Literaturpreises und die Hotlist der unabhängigen Verlage nominiert. 2011 gewann Nino Haratischwili für Juja den Debütpreis des Buddenbrookhauses Lübeck. Im selben Jahr wurde sie für Mein sanfter Zwilling mit dem Preis der Hotlist der unabhängigen Verlage ausgezeichnet. Im Frühjahr 2013 erscheint in der FVA ihr Einakter Die zweite Frau in der Anthologie Techno der Jaguare - Neue Erzählerinnen aus Georgien. Die Autorin lebt in Hamburg.
Leseprobe hier
Presse:
Die sieben Autorinnen stehen mit ihrer Literatur für den Aufbruch ins 21. Jahrhundert. (...) Wer Techno der Jaguare gelesen hat, wird ein Stück weit in Georgien bleiben, und ab sofort neugierig hinschauen, wenn weitere Autorinnen und Autoren mit der Endung „-schwili“ auftauchen. | jetzt.de
Die ausgewählten Texte zeugen von großer Lebhaftigkeit und Vielfalt, sowohl im Genre als auch im Ton. (...) Eins haben die Texte der Autorinnen jedenfalls alle gemeinsam: Die Hauptrolle gehört immer einer Frau. | Missy Magazine
Den versammelten Prosatexten und dem Einakter von Nino Haratischwili geht es darum, zu erkunden, in welchen Umbrüchen man sich innergesellschaftlich befindet und welche neuen Rollen das dritte Jahrtausend für Frauen in Georgien bereithält. Für die Problematiken haben die Herausgeber so aussagekräftige wie literarisch anspruchsvolle Beispiele gefunden, die Neugier wecken und Lust auf mehr machen. | Poetenladen
Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.04.2013
Elise Graton zeigt sich erfreut über diesen von Manana Tandaschwili und Jost Gippert herausgegebenen Band mit Texten von georgischen Autorinnen wie Anna Kordzaia-Samadaschwili, Maka Mikeladze und Tamta Melaschwili, die in Deutschland bisher kaum bekannt sind. Der Band vermittelt in ihren Augen mit seiner gelungenen Auswahl an Kurzgeschichten sowie an Auszügen aus Romanen und Dramen einen guten Überblick über die vitale weibliche Literaturszene in Georgien. Die Texte bezeugen für Graton sowohl hinsichtlich ihres Tons als auch ihrer Genrezugehörigkeit ein breites Spektrum von lebendiger Vielfalt. Eine Gemeinsamkeit haben die Texte nach Auskunft der Rezensentin allerdings: Hauptfiguren sind allesamt Frauen. Von der sozialwirtschaftlichen Realität des postsowjetischen Georgiens ist in den Texten zum Bedauern Gratons allerdings wenig zu spüren. Dafür wird für sie deutlich, dass sich die Erfahrungen von Frauen in Ost und West in ihrem Kampf um Anerkennung und Gleichberechtigung doch sehr ähnlich sind.
sehr empfehlenswerter und ausfuehrlicher Artikel zum Buch:
"Georgische Literatur - Auch wir in Kaukasien! Von Insa Wilke
Manana Tandaschwili. - UNI FRANKFURT
Die Anthologie „Techno der Jaguare“ versammelt sieben georgische Schriftstellerinnen mit neuen Tönen. Eine Begegnung mit der Herausgeberin Manana Tandaschwili, die Vergleichende Sprachwissenschaft an der Frankfurter Goethe-Universität lehrt.
Eine andere Schwierigkeit ist die Liebe der Georgier zum Witz und zum Spiel, beides lässt sich nur mit viel Erfahrung ins Deutsche übertragen. Man merkt den Übersetzungen des Bandes zuweilen an, dass hier Pionierarbeit geleistet wurde. Aber das macht nichts, denn die Bilder und Themen der Autorinnen lassen ahnen, was nach und nach zutage treten wird, wenn mehr Fördergelder eine Vertiefung der Arbeit ermöglichen. Eine Chance dafür besteht: Für 2015 hat sich Georgien als Gastland der Frankfurter Buchmesse beworben. Als Tandaschwili in Georgien schüchtern gefragt wurde, ob das Land denn schon so weit sei, hat sie geantwortet: „Falsche Frage. Wir müssen anfangen.“ Man kann es sich auch für das deutsche Publikum nur wünschen, dass die Schatztruhe geöffnet wird."
Das Video zum Song "London" von Asea Sool kommt von der georgische Regisseurin Nana Jorjadze, die als eine der ersten Künstlerinnen den "neuen Feminismus" Georgiens beschrieben hat und Vorbild für viele Autorinnen im "Techno der Jaguare"-Band ist.
"Es geht um Christina Aguilera, um eine Clique von Möchtegern-Transvestiten, um wilde Asiaten, die mit Piercings übersäten Mädchen den Kopf verdrehen, und um einen blinden Bildhauer, der sein Modell abtastet. In Tamta Melaschwilis Thriller „Killer's Job" stellt der Berufsmörder kaltschnäuzig fest, dass man nur zwischen zwei Möglichkeiten wählen kann: „flachlegen, oder flachgelegt werden." Das ist archaisch. Das klingt nach Krieg. In den georgischen Geschichten steht die Zivilisation der Barbarei noch Auge in Auge gegenüber. In „Techno der Jaguare" gibt es viele Strategien, um diese Gegensätze auszuhalten. Die bemitleidenswerte Tino mit ihrer Bücherstirn zum Beispiel wird einen ganz und gar phantastischen Weg zurück finden. "http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/565824
„’Früh am Morgen, gleich nach dem Aufwachen, wurde ihr klar: Das Leben steckt voller Überraschungen. Ihr Spiegelbild teilte ihr mit, dass ihr über Nacht ein Buch aus dem Kopf gewachsen war.’ Die Short Story ‚Eine mit Buch und ihre erlesene Leserschaft’ von Maka Mikeladze ist noch nicht einmal das Wunderlichste an diesem großartigen Sammelband Techno der Jaguare. "
Zitat zum daily book heute:
"Die Welt kann mit Worten erobert werden, aber nicht mit gezogenen Schwertern."
Georgisches Sprichwort
"Die Welt kann mit Worten erobert werden, aber nicht mit gezogenen Schwertern."
Georgisches Sprichwort
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