Roman
Droschl Verlag, Graz/Wien 2013
ISBN 9783854208419
22,00 EUR
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Mit einem Kapitel aus ihrem zweiten Roman hat Olga Martynova im Juli 2012 den Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen. Wie sie in diesem Preis-Kapitel mit leichtester Hand die Motive rund um den Protagonisten verwob, bis daraus ein strahlendes Beispiel für die Souveränität der Literatur im (oder sogar über das) Leben entstand, so bewegen sich die (scheinbaren) Gegensätze Literatur und Leben, Dichtung und Alltag, Geschichte und Gegenwart, Russland, Amerika und Deutschland, Traum und Realität auf beschwingteste Weise durch den ganzen Roman.
Marina und Andreas sind ein mehr oder weniger stabil verheiratetes russisch-deutsches Paar in den besten Jahren, in ihrem Freundeskreis Schriftsteller, Dichter, Künstler: der Sinologe Pawel kennt zwar nach wie vor hunderte von chinesischen Gedichten auswendig, vergisst aber, was vor einer Stunde war, der Ballerina Antonia sind die Menschen ausgegangen, denen sie von ihren Tourneen Geschenke mitbringen kann, und aus dem Russisch-Studenten John ist ein Agent geworden.
Und während der alte russische Dichter Fjodor stirbt, werden gerade wieder neue Künstler geboren: Andreas’ und Marinas Sohn Moritz wird zum Dichter, ihre Tochter Franziska zur Malerin. Mit feinstem Sinn für die Realität, einem offenen Blick für das Phantastische und dem für sie typischen Humor erzählt Olga Martynova von der Selbstfindung und der Situation des Künstlers in der Gegenwart – und verbindet das auch noch mit einem Schuss Agentenroman.
Olga Martynova, 1962 bei Krasnojarsk in Sibirien geboren, wuchs in Leningrad auf, studierte russische Sprache und Literatur; 1991 zog sie nach Deutschland. Sie lebt mit ihrem Mann Oleg Jurjew in Frankfurt/Main.
Sie schreibt Gedichte (auf russisch) und Essays und Prosa (auf deutsch): Brief an die Zypressen (Gedichte, 2001, dt. von Olga Martynowa und Elke Erb), Wer schenkt was wem (Essays, 2003), Rom liegt irgendwo in Russland (mit Jelena Schwarz. Gedichte, 2006) und In der Zugluft Europas (Gedichte, 2009). Mit ihrer Lyrik war Olga Martynova auf der Longlist für den Russischen Preis 2009, mit ihrem Roman-Debüt Sogar Papageien überleben uns (Droschl 2010) kam sie auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2010 und auf die Shortlist des Aspekte-Preises 2010. 2011 erhält sie den Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis der Robert Bosch Stiftung und den Roswitha-von-Gandersheim-Preis. 2012 gewinnt Martynova den Ingeborg-Bachmann-Preis für ein Kapitel aus dem Roman Mörikes Schlüsselbein, der im März 2013 bei Droschl erscheinen wird.
BACHMANN-PREIS 2012 FÜR OLGA MARTYNOVA
Die Juroren in der Diskussion nach der Lesung von Olga Martynova:
»Das Literarische, von Pathos befreit - sehr erfrischend!« (Corinna Caduff)
»Brillant, wie die große Geschichte in den kleinen Geschichten gespiegelt ist!« (Paul Jandl)
»Ein hintersinniger, lakonischer, anarchischer Witz, der von der Andeutung lebt« (Daniela Strigl)
»Ein souveräner und luftig erzählter Text.« (Meike Feßmann)
»Ein hocherotischer Text, der die erotische Lust am Schreiben in vielen Varianten ausprobiert« (Paul Jandl)
»Das Große im Kleinen so nebenbei zu spiegeln, harmonisch und elegant - wunderbare Kunstgriffe, die man können muss!« (Hubert Winkels)
Presse:
»Jetzt erscheint ein Buch, auf das wir gewartet haben. Denn ein Kapitel daraus gewann 2012 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Es zeigte, was Literatur kann: Komplex sein und dabei doch leicht, skuril, aber doch realistisch, voller Einfälle, die dem Leser Freude bereiten. Der Roman der russisch-deutschen Schriftstellerin Olga Martynova Mörikes Schlüsselbein ist ein Lesevergnügen.« (Daniela Weiland, BR)
»Darauf kommt es an in diesem Roman: dass die Poesie immer weiterlebt, weil die Welt sonst wahrscheinlich gar nicht existieren würde.« (Peter Pisa, Kurier)
Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.05.2013:
Ob sie die Handlung dieses zweiten Romans der auf Russisch und Deutsch schreibenden Olga Martyrnova leichthändig zusammenfassen sollte, weiß Meike Fessmann nicht genau. Schließlich handelt es sich nicht einfach um die Geschichte einer deutsch-russischen Patchwork-Familie in Berlin. So episodisch sprunghaft und realistisch, wie der Roman einerseits angelegt ist, so poetisch erscheint er Fessmann zwischendrin immer wieder, magisch geradezu. Und dass die dargestellten Verstrickungen weit mehr als familiär sind, ahnt Fessmann auch. Es geht um die eigenen Wurzeln, Luftwurzeln in diesem Fall, und, so Fessmann, um das erfrischende Spiel mit Traditionen, der deutschen Romantik etwa, der das Buch der Rezensentin zufolge neue Perspektiven abgewinnt. Ferner um die Sprache, die Fessmann hier beweglich erscheint, reich an Stimmlagen und Rhythmen, und um Bildwelten aus zwei Kulturen.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung,18.05.2013:
Bloß nicht von diesem nichtssagenden Klappentext abschrecken lassen, warnt Rezensent Jan Wiele. Denn Olga Martynovas neuer Roman "Mörikes Schlüsselbein" ist viel mehr als ein "liebevoller Familienroman", betont der Kritiker. Er entdeckt hier die in der deutschsprachigen Literatur lang vergessene Rätselhaftigkeit eines Alfred Döblin oder Arno Schmidt, und so erschließen sich dem verzauberten Kritiker viele Geheimnisse des "elegant" erzählten Romans erst lange nach der Lektüre. Gebannt lässt sich Wiele in das Textlabyrinth ziehen, in dem nicht nur die Orte und Zeitebenen durcheinander springen, sondern auch eine Vielzahl verschiedener Figuren mit ihrer bisweilen "traumhaft-grotesken" Weltwahrnehmung auftreten: Allen voran der Tübinger Student Moritz, den der Kritiker von Chicago und New York über Frankfurt und Berlin nach St. Petersburg und in die Taiga begleitet. Dieses dicht gewebte Assoziationsnetz, in dem neben Leskow und Dostojewski auch ein Jack Kerouac zitierender Schamane erscheint und das Motiv des Lesens die einzelnen Episoden immer wieder kunstvoll verknüpft, hat den Rezensenten nachhaltig beeindruckt.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.04.2013
Olga Martynova ist eine sehr belesene Autorin und offenbar scheint sie auch eine gewisse Vorbelastung in dieser Hinsicht von ihren Lesern und Leserinnen zu erwarten, wenn wir Rezensentin Judith von Sternburg richtig verstehen. Sternburg hat den neuen Roman der deutsch-russischen Autorin mit Vergnügen gelesen, er strotzt vor lebhaften Figuren, fantastischen Einfällen und Szenen aus dem "Irrwitz des Lebens" oder der Literatur. Alles ist mit allem verbunden, Werbeagenturen in New York mit Schamanen in der kasachischen Steppe oder eben mit Mörikes Schlüsselbein in Tübingen, wenn auch nicht unbedingt sinnvoll. So viel "heitere Illusionslosigkeit" hat die hocherfreute Sternburg lange nicht mehr in einem Roman erlebt, aber auch nicht so viel Glauben an die Macht der Literatur.
Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 16.03.2013
Mit großer Lust und Freude hat sich Christoph Schröder in das anarchische Assoziations- und Episodenlabyrinth dieses zwar motivisch, aber kaum inhaltlich zusammengehaltenen Romans der Bachmann-Preisträgerin Olga Martynova begeben, deren sensibles Sprachgefühl für den Rezensenten vor dem Hintergrund, dass sie Deutsch erst spät als Fremdsprache gelernt hat, geradezu an ein Wunder grenzt. Nahezu unmöglich aber, in dieser Abfolge von Überblendungen einen konstituierenden Plot ausfindig zu machen, schreibt Schröder. Irgendwie geht es um die chaotischen Lebensentwürfe einer internationalen Bohème, was die episodische Struktur des Werks sehr einleuchtend mache: "Form und Inhalt fallen (...) zusammen".
"Souverän und unvergleichlich schön webt Olga Martynova dem Leser mit diesem Buch seine eigene grün-orange Decke. Und wer jetzt endlich wissen möchte, was es mit dieser grün-orangen Decke auf sich hat, sollte am besten sofort selbst zu lesen anfangen und alle anderen, die einfach nur gute Bücher zu schätzen wissen, auch."
http://www.fixpoetry.com/feuilleton/rezensionen/2001.html
http://faustkultur.de/kategorie/literatur/buchkritik-martynova-papagaien.html#.UXDrOrVkMfU
Olga Martynova im Interview "Literatur ist dazu da, das Gedächtnis zu sensibilisieren"
Bachmann-Preisträgerin Olga Martynova über den Wettbewerb in Klagenfurt, ihren Siegertext und die Vorzüge der Leichtigkeit. http://www.boersenblatt.net/541621/
Zitat zum daily book heute:
"Ich war neugierig. Ich glaube, Neugier ist wichtig für einen Autor. Aber das heißt natürlich nicht, dass ein Schriftsteller spektakuläre Dinge erleben muss. Ich wollte die Lesungen auf mich wirken lassen und diese Erfahrung auch selbst machen. Ich fühle mich in zwei Welten zu Hause. Es ist ein Geschenk, die Möglichkeit zu haben, die Welt von zwei Seiten anzuschauen."
Olga Martynova
Litcologne: Olga Martynova im Interview: "Das Buch ist eine perfekte Einrichtung"
Olga Martynova erzählt im Interview mit WDR 3, warum der Ort, an dem sie sich aufhält, keinen Einfluss auf ihr literarisches Schaffen hat. Und was sie zum Schreiben braucht ist lediglich eine Kanne mit warmem Wasser. Ihre Ansprüche und Erfolge in der Literatur sind allerdings weniger bescheiden: 2012 gewann Olga Martynova den Ingeborg-Bachmann-Preis.
http://www.wdr3.de/literatur/leseheimatolgamartynova100.html
weitere Literatur der Autorin bei Lillemors:
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Ein
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Tiefsinnig,
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