03 Dezember 2012

Britta Boerdner - Was verborgen bleibt - Lesen macht klug und schoen 843

Britta Boerdners Debüt schildert, was passiert, wenn der Liebe das Thema verloren geht, sie erzählt eindringlich von dem Moment des grausamen Umkreisens, des langsamen Festfrierens, kurz bevor eine Liebesbeziehung zu Ende geht.
Roman


Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt a. M. 2012. 
ISBN-13: 9783627001858
18,90 EUR.
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Es gibt ein Versprechen, abgegeben viele Jahre zuvor: Wer als Erster in der großen Stadt Fuß fasst, zieht den anderen nach. Nun ist sie ihrem Freund über den Ozean gefolgt, erst einmal auf Probe in die ferne Metropole. 
Was als Neuanfang gedacht war, stellt sich aber als der Beginn eines Abschieds heraus. Da sind Gregors Überstunden und die abendliche Beklommenheit, wenn beide in der Dunkelheit nebeneinanderliegen. Und die Katze im Innenhof, die er füttert, wenn er sich unbeobachtet fühlt. 
Getrieben von ihrer Sehnsucht nach vertrautem Terrain, wandert die Erzählerin tagsüber durch die winterlichen Straßen, auf der Suche nach den Indizien der Liebe und der früheren Intimität. Aber alles bleibt fremd, nichts kann mehr zugeordnet werden. 
Der Versuch, neue Rituale zu schaffen, scheitert, und an alte anzuknüpfen, scheint unmöglich. Sie tastet sich durch den Dunst der Februartage, seltsam in Watte gepackt, versucht mitzuhalten mit der Schnelligkeit der Stadt, wenn sie unvermittelt in ihren Rhythmus gezogen wird. 
Szenen ihrer ersten Monate steigen in ihr auf, als das Spiel der Körper noch die Grenzen zwischen ihnen aufzulösen schien und sie gemeinsamen Träumen nachhingen, als sie ihm die Unterlagen für die Green-Card-Lotterie vorlegte in dem Glauben, ihrer Zukunft einen Schubs zu geben. Nun muss sie schmerzlich hinnehmen, wie er ihre Wärme ablehnt und sich in sich zurückzieht. Ein gemeinsamer Opernbesuch wird zum Fiasko. 
Es ist ein Atemanhalten, eine Stimmung zerbrechlich wie Glas. Bis zu dem Moment, als sie gemeinsam auf einer Party sind und eine Szene aus ihrer Erinnerung aufblitzt, der Augenblick, als vor einer geöffneten Kühlschranktür bereits alles unbemerkt zwischen ihnen zerbrach.

Mit pointierter, klarer Sprache erschafft Britta Boerdner eine Gefühlswelt von hoher Authentizität, einen melancholischen Mikrokosmos innerhalb einer Weltstadt, in dessen Starre sich schon der Aufbruch ankündigt, und schildert in eindrücklichen Bildern den Moment, in dem eine Liebesbeziehung schweigend – im Verborgenen – zu Ende geht.

Britta Boerdner, geboren in Fulda, studierte nach einer Ausbildung zur Buchhändlerin Amerikanistik, Germanistik und historische Ethnologie in Frankfurt. Bereits während des Studiums Jobs als Werbetexterin und Redakteurin, anschließend hauptberufliche Texterin und Konzeptionerin. Britta Boerdner schreibt Essays und Kurzgeschichten. Was verborgen bleibt ist ihr Debütroman. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.



Presse:

Britta Boerdner gelingt es, ihre präzise Sprachführung pointiert anzureichern. Es ist immer authentisch, wie ihre Vergleiche und Bilder sitzen und passen, und dies gibt der Story einen eigenen Blues. Das Bild New York dient dabei der Illustration von abgrundtiefer Einsamkeit, auch das passt, außerdem setzt es die Phantasie zumindest derer in Gang, die schon einmal die Gelegenheit hatten, New York ausgiebig zu genießen. Eine Dramaturgie braucht der Roman nicht, ziemlich schnell wird klar, dass es hier um das Ende einer Beziehung geht. Der Text entwickelt eher eine Mikrodramaturgie aus einzelnen Bildern der Vor- und Rückblenden der fast lautlos zerbrechenden Beziehung. Britta Boerdner hat einen Erstlingsroman abgeliefert, an den man sich gerne und lange erinnern wird.http://www.leipzig-almanach.de/literatur_britta_boerdner_steffen_kuehn.html

Jetzt wiederhole ich die Aktion und stelle Britta Boerdner mein Blog zur Verfügung. Dieses Mal geht es um ein Thema, das bisher auf diesem Blog völlig unterrepräsentiert war: Bücher.

Der Grund: Britta und ich kennen uns privat und ich fand es immer spannend, wenn sie vom Entstehungsprozess erzählt hat. Und  da dachte ich mir, was mich interessiert, interessiert möglicherweise auch meine Leserinnen und Leser. Britta war von der Idee ebenfalls angetan und nun wird sie also die nächsten Wochen immer mittwochs hier über die Entstehungsgeschichte ihres Erstlingswerks berichten: Wie es zu der Idee kam, welche Hürden es zu nehmen galt und wie schließlich aus dem Manuskript das gedruckte Buch wurde. http://kulturzweinull.eu/index.php/tag/britta-boerdner/

Das Wiedersehen nach fünf Monaten fällt nicht so aus, wie die Frau es sich ausgemalt hat - Wangenküsschen anstatt leidenschaftlicher Begrüßungskuss. Die Nähe zum Geliebten will sich nicht wieder einstellen.Von Britt Helmbold So irrt die Ich-Erzählerin in Britta Boerdners feinem Debütroman durch die Straßen New Yorks und vor allem durch ihre Erinnerungen an bessere Zeiten, sehnt sich nach der vertrauten Zweisamkeit. Wunsch und Realität wollen nicht übereinstimmen in diesem wunderbaren Roman über das langsame Verschwinden der Liebe. http://www.halternerzeitung.de/lesestoff./Was-verborgen-bleibt;art1541,1750544

EIN UNVERWECHSELBARES GEFÜHL, DAS UNERTRÄGLICH SCHWEBENDE, WENN SICH ERINNERUNG UND ALLTAG UNVEREINBAR VERKANTEN, DER AUGENBLICK DES GRAUSAMEN UMKREISENS, DES LANGSAMEN FESTFRIERENS, DER MOMENT KURZ BEVOR EINE LIEBESBEZIEHUNG ZU ENDE GEHT. 

"Was verborgen bleibt“ erzählt von dem „Moment kurz bevor eine Liebesbeziehung zu Ende geht“. Ein Buch, in dem es nicht um die Handlung, sondern um den inneren Dialog von Träumen, Zweifeln, Ängsten, Sehnsucht et cetera geht, der durch präzise Beobachtung und intensive Sprachbilder so unmittelbar nachvollziehbar gemacht wird, dass der Leser in seinen Bann gezogen wird.
Ein junges Paar beschließt nach New York auszuwandern: einen großen Traum gemeinsam Realität werden zu lassen. Der Mann gewinnt eine Green Card, macht sich zuerst auf den Weg in den Big Apple. Vier Monate später reist die Ich-Erzählerin nach, um auch ihre Umsiedelung zu planen. In dieser drei Wochen währenden Übergangsphase begleitet der Leser die Protagonistin auf ihren Streifzügen durch New York, in ihre Gedankengänge um den Zustand der fünfjährigen Liebesbeziehung. Auffallend wenige Gespräche begleiten den Prozess der Lokalisation, so dass viele Antworten auf ihre Fragen im Verborgenen bleiben. In Rückblenden wird die anfängliche Verliebtheit, das Verschmelzen der Liebenden zu einer Einheit beschworen. Von dieser Harmonie ist jedoch nicht viel geblieben. Das gemeinsame Ziel, New York zu erobern, wird für die Erzählerin zunehmend zu einer Trennwand. Dahinter ist alles versteckt, was eine Liebe ausmacht: Nähe, Sinnlichkeit, Fürsorge. Er füttert regelmäßig eine Katze im Hausschacht, ohne ihr davon zu berichten und ist auch sonst distanziert. Sie wird eifersüchtig auf das Tier und verliert das Gefühl für ihre weibliche Attraktivität. Aus dem Blickfeld verschwindet – mit einer Ausnahme – die magische Ausstrahlung der Großstadt, die wahlweise Spiegel oder Kulisse, vollgestopft mit billigem Tand, für das Seelenleben wird. Auch die Treffen oder Partys mit seinen Freunden und Kollegen bringen sie nicht näher an ihr Ziel: Sie fühlt sich fehl am Platz. Außer einem als befremdlich empfundenen Mal, von ihr gar als Übergriff bewertet, haben die beiden keinen Sex mehr. Irgendwann ist klar, dass die Ich-Erzählerin sich hier kein Leben mehr vorstellen kann und zukünftig ihr Leben weder in dieser Stadt, noch mit diesem Mann verbringen wird. Das „Wir“ löst sich wieder auf und zerfällt in „Du“ und „Ich“, eine Entwicklung, die sonst im Alltag untergeht und hier mit einer bewusst poetischen Sprache geschildert wird. Am Ende ist der Spot auf die Frau gerichtet, die nun nicht mehr das dunkle Geheimnis des Mannes mit Namen „Gregor“ ergründen muss. Von Heike Hauf http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=17192&ausgabe=201210

"Mit pointierter, klarer Sprache erschafft Britta Boerdner eine Gefühlswelt von hoher Authentizität, einen melancholischen Mikrokosmos innerhalb einer Weltstadt, in dessen Starre sich schon der Aufbruch ankündigt, und schildert in eindrücklichen Bildern den Moment, in dem eine Liebesbeziehung schweigend – im Verborgenen – zu Ende geht." http://www.sf-magazin.de/britta-boerdner-was-verborgen-bleibt,b5342.html


"Leise und eindringlich ist der Ton dieses Romans, verhalten sein Ende. Boerdners Debüt ist ein Liebesroman der anderen Art, geht es doch nicht um das Verlieben, sondern um das Scheitern. Um das Balancieren auf dem Drahtseil der Emotionen, wenn die Liebe erlischt. Gerade das macht ihn so eindringlich. Lässt ihn noch lange Zeit nachhallen."Romy Fölck, November 2012 http://www.belletristik-couch.de/britta-boerdner-was-verborgen-bleibt.html

„Über Nacht ist der Frost gekommen“ heißt es gleich zu Beginn des Buches und dieser Satz gibt die Richtung für das weitere Geschehen vor. Alles um die Suchende herum scheint vereist zu sein. Und es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die Kälte auch von ihrem eigenen Herz Besitz ergreift. Ob es noch Hoffnung gibt? Am besten du findest es selbst heraus. Es lohnt sich, weil es der Autorin gelingt, die Sprachlosigkeit am Ende eines Lebensabschnitts in eine packende Geschichte zu transformieren. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Mal. http://www.zuckerkick.com/?p=10174

Zitat zum daily book heute:
"Damals, im Juni 2009, wusste ich noch nicht, dass ich auch eine ganz außergewöhnliche Reise antreten würde, und ich weiß auch jetzt noch nicht, wohin mich diese Reise führen wird. Mit Sonnenbrille hinter der Säule einer Frankfurter Buchhandlung zu stehen und mein Buch zu betrachten, ist hoffentlich nur eine weniger ernst zu nehmende Etappe. Und man möge mir bitte die Eitelkeit verzeihen, die mich dazu getrieben hat." Britta Boerdner
http://kulturzweinull.eu/index.php/von-der-idee-zum-buch-%C2%A6-wieder-eine-von-diesen-durchgeknallten-autorinnen/#more-3567



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