02 Dezember 2012

Fee Katrin Kanzler - Die Schüchternheit der Pflaume - Lesen macht klug und schoen 842

Dieser Roman ist aber nicht nur das Psychogramm einer Künstlerin auf dem schmalen Grat zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Erfolg und möglichem Scheitern, sondern auch die Geschichte einer Dreiecksbeziehung.

Fee Katrin Kanzler - Die Schüchternheit der Pflaume
Roman

Fee Katrin Kanzler - Die Schüchternheit der Pflaume

Frankfurter Verlagsanstalt
ISBN 978-3-627-00184-1
€ 19,90
hier bestellen (Ab 25€ ist der Versand kostenfrei)

Ein Kapriolenkind ist sie, eine junge, mondsüchtige Musikerin, weltverliebt und weltentrückt, versunken in die Schönheit der Details. Das Mehlige einer Pflaumenhaut, Nebeltau. 

Das Überfließen des Safts beim Essen einer Tomate, das Geräusch beim Öffnen einer Kaffeepackung. Mit allen Sinnen schöpft sie aus der Fülle des Lebens, lässt ihre Musik daraus quellen, ihr Lebenselixier, ihr mythischer Himmel, der ihr erlaubt, niemals aufzuhören zu spielen. Wie auf einem Drahtseil balanciert die junge Sängerin über den Dingen, getragen durch ihr Publikum, im Gleichgewicht gehalten durch zwei Männer, die sie vergöttern, egal, welches Spiel sie gerade mit ihnen spielt: der meeräugige Blaum, der ihr nie den Gefallen tut, seine Persönlichkeit im Klischee des Businessman zu erschöpfen, und Fender, das poetische Du, der Mann, der sie kennt wie kein anderer. Doch da ist noch etwas anderes: ein leiser Unterton, immer wieder anschwellend, der sie an die Fragilität ihres Glücks erinnert:
das unverwandte Gefühl, dass die Welt ständig im Zusammenbrechen begriffen ist.
Das Debüt Fee Katrin Kanzlers überzeugt: Die Schüchternheit der Pflaume ist ein feiner, ein poetischer und sprachmächtiger Roman, der sinnliche Eindrücke und Motive mit höchster synästhetischer Kunst zum Klingen bringt: das schillernde Porträt einer Künstlerin auf dem schmalen Grat zwischen Freiheit und Verlorenheit.


Clown

Fee Katrin Kanzler, 1981 geboren, studierte Philosophie und Anglistik in Tübingen und Stockholm. 2001 wurde sie zum Treffen junger Autoren in Berlin eingeladen, 2007 war sie Stipendiatin des Klagenfurter Literaturkurses. Im selben Jahr erhielt sie den Förderpreis für Literatur der Stadt Ulm. Sie lebt derzeit im Süden Deutschlands, unterrichtet Philosophie und Englisch, zeichnet, spielt und schreibt. Die Schüchternheit der Pflaume ist ihr erster Roman http://www.fairy-club.de


Presse:

Vielleicht sollte man, bevor man dieses Buch liest, alle Fenster schließen und alle elektrischen Lichter ausmachen und eine Kerze anzünden. Irgendwie so etwas. Außerdem alle schmutzigen Wörter aus dem eigenen Kopf raus scheuchen und Ohrwürmer verabschieden. Und den Kaugummi raus nehmen. „Die Schüchternheit der Pflaume“ von Fee Katrin Kanzler ist so voller Sinneseindrücke und Empfindungen, die in unglaublich poetische Sprache gefasst sind, dass man es ansonsten nicht aushält. Man darf es auf keinen Fall in der U-Bahn lesen.
Wer den Alltag mitnimmt in diesen Roman, denkt schon auf der ersten Seite: Geh weg. Das ist zu viel. Zu viel Empfindsamkeit und Feinfühligkeit, Kitsch, Kitsch, Kitsch! Und dann liest man weiter. Weil man nicht anders kann. Und denkt: Oh. Oh. Oh. http://blogs.taz.de/buchmesse/2012/10/14/jetzt-mal-in-ruhe-die-schuchternheit-der-pflaume/


KUSCHELSEX MIT ANSPUCKEN - von Jan Drees - Sex mit dem Ex und eine Gitarristin, die Musik sehen kann - in Fee Katrin Kanzlers erstem Roman "Die Schüchternheit der Pflaume" geht es um Schlafwandlerinnen, Schneewittchen und Sehnsucht nach dem Verflossenen.
Das Spiel in Fee Katrin Kanzlers Debüt ist literarischer Art. Die Musikerin kann Töne sehen, ist also noch empfindsamer als ein Seismograph, der im Louvre wacht. Sie kanalisiert so viel Zartheit mit Orgasmen, die sie sich seit Kindergartentagen holt - ihre beste Freundin damals sah aus wie Schneewittchen und tolerierte das unkeusche Treiben. Sie ist mondsüchtig, schlafwandelt, lässt sich also vom Esoterischen anziehen. Würde man dieses Buch jemals verfilmen, Beth Behrs ("2 Broke Girls") müsste die Hauptrolle spielen. So zerbrechlich - und sexuell eindeutig war lange kein Literaturdebüt. http://www.einslive.de/magazin/literatur/2012/10/pflaume.jsp

„Die Schüchternheit der Pflaume“ ist aber nicht nur das Psychogramm einer Künstlerin auf dem schmalen Grat zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Erfolg und möglichem Scheitern, sondern auch die Geschichte einer Dreiecksbeziehung. Denn die mondsüchtige Musikerin liebt zwei Männer: Fender, das lyrische Du des Romans, in ihren eigenen Augen vielleicht so etwas wie das fehlende Puzzlestück, und Blaum, Anzugträger, Realist, vielleicht ein Anker. Entscheiden will sie sich nicht; und doch gerät ihr Leben ins Wanken, als in Fenders Leben eine andere Frau tritt. http://www.augsburger-allgemeine.de/neu-ulm/Im-Kopfkino-einer-Kuenstlerin-id21728751.html

ZULETZT IN 1LIVE KLUBBING - "Die Schüchternheit der Pflaume" von Fee Katrin Kanzler

http://podcast.wdr.de/radio/1liveklubbing.xml


Weit weg von Kafka siedelt Fee Katrin Kanzler ihre „Schüchternheit der Pflaume“ an, im Zuge der schnell gelesenen 300 Seiten ist diese dann auch abgelegt und glänzend ge(sch)rieben. Hier heißen die Männer „Borg“, „Fender“ und „Matti“ die Frauen „Lora“ und „Damla“. Schon zu Anfang des Romans erklärt die Ich-Erzählerin, dass sie sich für die Musik entschieden habe und nur selten schreibe: „Weil diese Geschichten tote Häute sind, in denen ich nicht mehr leben kann. Schon damals nicht leben konnte. Jetzt abgestreift. Ich erzähle mir meine Geschichte nur noch im Kopf. So dass sie verfliegen kann wie Musik.“ Trotzdem gelingt ein Sprachfluss, der dies vergessen lässt. Zwischentitel wie „Puderpink“, „Tabakblond“ oder „Dschungelfalter“ warnen bereits vor der sorglosen Opulenz, in der „verschlafene Bienen surren“, „die Sonne Magnolienknospen aufplatzen lässt“ und eine Mondgöttin umherschweift. Ein ungewöhnliches Debüt über das Leben einer jungen Künstlerin, das über drei Seiten Sex erdichten kann, ohne übertrieben provokant oder prüde zu geraten. Die Heldin – sie selbst ist das Projekt – spielt mit verschiedenen Beziehungsmodellen, lebt in einer coolen Wohngemeinschaft, verdient sich die Miete als Drogenkurier, durch den Transport harmlos bunt aussehender Stofftiere. Das Wichtigste, neben einer selbstverliebten Bespiegelung, ist für sie die Musik. Für ihre Inspiration pflegt die Sängerin und Songwriterin einen Dialog mit den Göttern, lässt sich von ihrem genialen Bassisten managen und segelt in Tiefphasen in eine märchenhafte Vergangenheit. Zu den schönsten Szenen des Buches gehören die Einblendungen der Kindheit mit ihrem früh verstorbenen Bruder Moritz, in denen die Geschwister völlig in ihren Spielen aufgehen und nach eigenen Regeln die Realität bestimmen. Eine Eigenschaft, die nicht unwichtig für das Künstlerdasein ist. Die Nabelschau wird aufgebrochen durch das Kapitel „Endzeitstille“, das auf seine Art Stellung zur Krise der Welt nimmt. Traumhaft natürlich. Der Untergang der Welt, wie wir sie kennen, könnte auch eine Chance zur Bildung neuer Gemeinschaften sein. Die Erzählerin möchte jedenfalls die ganze Welt aufnehmen und für alle ein „festes Gummiband sein“, das alles doch noch zusammenhält – auch wenn weder Monogamie noch Börsenkurse aufrechtzuerhalten sind. von Heike Hauf :
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=17192&ausgabe=201210


Zitat zum daily book heute:
"Eine Frau, die Ziele hat, wird `Emanze` genannt, während ein Mann, der Ziele hat, den Erwartungen entspricht." 
(Toni Morrison, afro-amerik. Schriftstellerin, Literaturnobelpreisträgerin)


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen