Karen Duves bissige Hommage an die Brüder Grimm - Hinterhältige Zwerge, unerzogene Wölfe, enttäuschte Prinzen und gefühlskalte Prinzessinnen
Karen Duve - Grrrimm
Märchen der Brüder Grimm anders erzählt
Verlag Galiani Berlin
Leinenband, besonders schön ausgestattet,
mit Lesebändchen und farbigem Vorsatz
Vignetten von Kat Menschik
ISBN 978-3-86971-064-8
Euro 18,99
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Die Brüder Grimm veröffentlichten vor 200 Jahren die "Kinder- und Hausmärchen".Es war einmal ...
Karen Duve ist seit jeher eine begeisterte Leserin von Märchen, Heldensagen und Rittergeschichten. Besonders liebt sie die Märchen der Brüder Grimm. Darin allerdings geschieht viel, was mit dem gesunden Menschenverstand nicht zu erklären ist!
Wie wahrscheinlich ist es zum Beispiel, dass eine außergewöhnlich gut aussehende junge Frau den Haushalt für sieben mittelalte kleinwüchsige Junggesellen führt und sich nicht einer der Herren an sie ranmacht?
Und: Wer glaubt wirklich, dass ein echter Prinz sein Leben mit einer Frau verbringen will, die bereits mit sieben Männern gelebt hat? Wie kann es sein, dass eine wichtige Fee von einer Taufe ausgeladen wird, nur weil nicht genügend Teller vorhanden sind? Wie gestaltet es sich praktisch, wenn man nach einem hundertjährigen Schlaf unter Zentimeter dicken Staubschichten
aufwacht? Und überhaupt: Wie hält sich ein Prinz fit, der hundert Jahre warten muss, bis er seine Prinzessin wach küssen kann?
Karen Duve kam nicht umhin, ihre eigenen Versionen der Geschichten zu erzählen.
Und die sind voll von dem, was Duves Romane sonst auch auszeichnet: familiäre Abneigungen, Bindungsängste, bizarre Liebesvorstellungen, Vaterkomplexe, Selbstzweifel, Trotzreaktionen und Minderwertigkeitsgefühle.
Was dabei herauskommt, sind komische, unbarmherzigseelensezierende Geschichten in bester Duve-Manier.
Karen Duve, 1961 in Hamburg geboren, lebt mit Pferd, Esel, zwei Katzen und diversen Hühnern auf dem Lande in der Märkischen Schweiz. Ihre Romane Regenroman (1999), Dies ist kein Liebeslied (2002), Die entführte Prinzessin (2005) und Taxi (2008) waren Bestseller und sind in 14 Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien von ihr Anstänidig Essen (2010).
Pressestimmen
»Gegen Duves Splatterversion der Grrrimms Märchen sind die Originale literarischer Kuschelrock. Ein Froschkönig, der als Tatort verfilmt werden könnte.« Inforadio
»Grrrimm ist eine kecke Hommage. Duve erzählt ihre Geschichten mit so viel Hingabe, dass man gebannt liest, dankbar für die Variationen und die Überraschungsmomente im sattsam Bekannten.« FAZ
»Duves Märchen sind nicht für Kinder, sondern absolut für Erwachsene gemacht, detailreich, bis zum Ende durcherzählt, keine bittere Wahrheit auslassend, auf jeder Grausamkeit herumreitend – ganz schlimm und herrlich schauerlich. Duve entführt in die tiefsten Wälder menschlicher Psyche.« Die Welt
»Duves Märchenversionen sind nicht nur modern und fesselnd. Sie haben mit ihrem sprachlichem Witz und der Kritik an in Märchen üblichen Macht und Geschlechterverhältnissen das Zeug zu verpflichtender Sekundärliteratur für Märchenstunden.« Inforadio
»Dank Karen Duves bissigem Humor mein Lieblingsbuch zum Grimm-Jubiläum.« Angela Wittmann, Brigitte
»Das originellste Buch zum Jubiläum!« Elle
»Fünf Märchen, gekonnt neu erzählt und mit äußerst spannenden Bezügen zum ‚wirklichen‘ Leben.« BR Fernsehen
»“Schneewittchen”, “Dornröschen”, “Rotkäppchen”, “Froschkönig” werden auseinander montiert wie wertvolle Oldtimer und dann in Duves Werkstatt unter Verwendung moderner Zubehörteile wieder zusammengesetzt – zu phantastischen Hybridfahrzeugen, bei denen nichts richtig zusammenzupassen scheint, die aber trotzdem ordentlich Fahrt machen.« Deutschlandradio Kultur
»Wem die Märchen der Brüder Grimm schon immer komisch vorkamen, der findet seine Bestätigung in „Grrrimm“. Die Schriftstellerin Karen Duve lotet die psychischen Abgründe der Akteure aus und setzt die Geschichten nach Frankenstein’scher Manier wieder zusammen.« taz
»In Grrrimm verquirlt Duve auf kühne Weise die Rotkäppchen-Erzählung mit dem Werwolf-Motiv und erschafft einen atmosphärisch dichten Text, der alles aufweist, was Märchen, Sagen, Fantasygeschichten eigen ist: ein fesselndes, magisches Ur-Erzählen, das virtuos mit elementaren Ängsten und Sehnsüchten jongliert.« Badische Zeitung
»Duve baut neue Geschichten um die alten Helden, die düsterer und witziger sind als die Klassiker.« MOZ
»Karen Duve psychologisiert und seziert, befreit die Märchenklassiker vom schwarz-weißen Schleier, färbt sie grau, macht sie bitter, macht sie „grrrimm“.« Junge Welt
»Karen Duve gelingt etwas Wundersames: Sie küsst die Figuren wach. Das ist komisch und spannend und manchmal vollkommen verrückt.« db mobil
»Mehr Vergnügen kann ein sinnloses Buch kaum bereiten. Und heiterer kann der Leser dann dem 200-Jahr-Jubiläum der Herausgabe von Grimms Hausmärchen im Dezember kaum entgegensehen, jener schuldlos schuldig in Grund und Boden interpretierten Sammlung.« Berliner Zeitung
»Duve zeigt ihre diebische Freude daran, jede absurde Situation noch einen Tick weiter zu drehen, und ihre Gabe, schlagfertige, “grrrimmige” Dialoge zu entwickeln.« Berliner Morgenpost
»Wie immer geht’s bei Duve komisch-gruselig zu.« EMMA
Karen Duve liest ihr "Schneewittchen" - eine moderne Geschichte erzählt aus der Perspektive des siebten Zwerges: böse und komisch ...http://www.ndr.de/kultur/literatur/dernordenliest247.html
Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.11.2012
Eine gute Idee findet Elke Eckert das Vorhaben von Karen Duve, die stattsam bekannten Grimmschen Märchen neu zu erzählen und die Aufmerksamkeit dabei auf die "psychischen Abgründe der Akteure" zu richten. Teils werden Geschichten neu-, teils umerzählt, und manches weniger bekannte Märchen, etwa jenes vom "Bruder Lustig", wird in all seiner Drastik ins Bewusstsein gehoben, berichtet die Rezensentin angeregt. Dabei weite die Autorin die Geschichte "aufs Absurdeste aus und mixt Vampirerzählung mit Splatterversatzstücken". Dass die Märchen in Karen Duves Fassung kein Happy End haben, passt für die Rezensentin viel besser zu ihrem düsteren, abgründigen Wesen als das 'Ende gut, alles gut' der Grimmschen Vorlagen.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung,08.11.2012
Wolfgang Schneider gibt gerne zu, dass es sich hier nicht um ein Hauptwerk der von ihm mehr für ihre Verquickungskompetenzen im Bereich Realismus mit Märchenmotiven, weniger für ihre "verhärmte Wirklichkeitsdrastik" geschätzten Autorin handelt. Wenn Karen Duve sich Grimms Märchen vornimmt und munter trashig drauflos variiert, wenn die Zwerge richtig scharf sind aufs Schneewittchen, der Prinz es mit der Bandscheibe hat und Rotkäppchens Wald wegen ausbleibender EU-Mittel verkommt, erkennt Schneider mehr als nur Klamauk. Nämlich: Hingabe und eine kecke Hommage an die Märchenbrüder, die dem Rezensenten Spaß macht und ihn jede Variation des Altbekannten auskosten lässt.
Wilhelm Grimm werde, so kündigt die Schriftstellerin zum Schluss an, auch in ihrem nächsten Roman eine Rolle spielen. Wenn Menschen besonders gequält würden, müsse immer einer dabei bleiben, der den Überblick behalte, sagt sie trocken. Man darf gespannt sein, wie abgrundtief böse der Bösewicht dort ist.
Im domradio.de Interview erzählt die Autorin, warum sie von den Märchen der Gebrüder Grimm so fasziniert ist: "Das sind zeitlose Geschichten, die in ihrer Aktualität nichts eingebüßt haben". Warum also eine neue Version, eine Duve Version der Grimmschen Märchen? "Ich habe einen anderen Ansatz gewählt und zum Beispiel die Perspektive gewechselt und die Geschichten in die Gegenwart versetzt". So erzählt sie "Schneewittchen" aus der Perspektive eines der sieben Zwerge in einer Männer WG. Schneewittchen sorgt in diesem Männerhaufen natürlich für viel Unruhe und Durcheinander. Karen Duves Buch "Grrrimm" ist ein Märchenbuch für Erwachsene, es ist komisch aber auch erhellend, weil die Abgründe des Menschen märchenhaft sind. http://www.domradio.de/radio/sendungen/autorengespraech/karen-duve-macht-aus-maerchenfiguren-menschen-mit-macken
Weitere Literatur der Autorin Karen Duve bei Lillemors:
Zitat zum daily book heute:
Märchen werden von vielen Menschen immer wieder aufs Neue bearbeitet. Das liegt vielleicht daran, dass sie ursprünglich aus einer Erzähltradition stammen, also zum Weitererzählen und Verändern geradezu gemacht worden sind. Dass das tapfere Schneiderlein, ein Schneiderlein und kein Bäckerlein ist, hat sich möglicherweise einmal die Nachbarin eines Schneiders ausgedacht. Und dass sich Dornröschen ausgerechnet an einer Spindel sticht, mit der eine Prinzessin doch eher selten zu tun hat, liegt vielleicht daran, dass das Märchen viel in Spinnstuben erzählt wurde. Bei Walser hat Schneewittchen eben Depressionen. Derjenige, der erzählt, bringt immer auch seine eigene Lebenswelt mit hinein.
Karen Duve
Weitere Literatur der Autorin Karen Duve bei Lillemors:
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Sibirien wollen - auf großer Fahrt mit Thomas Müller.
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