Wer die Alten nicht mag, soll sich jung aufhängen
Anita Augustin - Der Zwerg reinigt den Kittel
Roman
Ullstein Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783550080050
14,99 EUR
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„Bescheißen wir die Krankenkasse“:
Anita Augustin hat mit ihrem Debütroman Der Zwerg reinigt die Kittel (Ullstein) die böseste Komödie des Sommers geschrieben.
Sitzen vier Omas im Knast. Klingt wie ein Witz, aber Humor haben die Damen gerade keinen, dafür ein Problem.
Schwere Körperverletzung, wahrscheinlich mit Todesfolge. Ursprünglich war das anders gedacht: Ferien für immer im Altenheim.
Die Idee war gut, die Wirklichkeit nicht so. Club Tropicana hat zwar keine erwartet, aber diese Endlagerstätte für senile Altlasten auch nicht: talentfreie Zivis, verrückte Mitinsassen, sadistische Oberschwestern - irgendwann reicht's.
Die vier Alten schlagen zurück, und das klingt schon wieder wie ein Witz, ist aber keiner. Ein böser Spaß für alle, denen "Einer flog übers Kuckucksnest" eine Spur zu sozialromantisch war.
Anita Augustin, geboren 1970 in Klagenfurt am Wörthersee (Österreich), studierte Philosophie, Theaterwissenschaft und Deutsche Philologie an der Universität Wien. Parallel zum Studium war sie als Fotografin tätig (Schwerpunkt Werbefotografie). Als Zusatzqualifikation erwarb sie das Diplom der Ersten Österreichischen Barkeeperschule zur Geprüften Barkeeperin. Nach einem Auslandsaufenthalt in New York und London (jeweils ein Jahr, finanziert durch Forschungsstipendien der Universität Wien) schloss Anita Augustin ihr Studium im Jahr 2000 mit dem Grad Doktor der Philosophie ab. Im Anschluss war sie als Chefdramaturgin am Schauspielhaus Salzburg und als Freie Mitarbeiterin bei den Salzburger Festspielen tätig. Von 2002 bis 2006 war sie Dramaturgin und Leiterin der dritten Spielstätte kammerbar am Deutschen Theater Berlin, außerdem Dozentin an der Freien Universität Berlin (Institut für Theaterwissenschaft) und an der Technischen Universität Berlin (Masterstudiengang Bühnenbild). Seit August 2006 ist Anita Augustin Freie Dramaturgin und Autorin (unter anderem für: Schauspiel Leipzig, Ruhrfestspiele Recklinghausen, Theaterhaus Jena) sowie Dozentin an der Freien Universität Berlin.
Leseprobe hier: http://www.ullsteinbuchverlage.de/media/9783550080050.pdf
Zitat zum daily book heute: Ich finde nichts Zartes und Schwebendes an mir, fühle mich randvoll ausgegossen mit Beton. Die Hörner des Hochmuts müssen erst zerbrochen werden, sagen die Meister der Askese, das sei die Voraussetzung für eine durchgreifende Freiräumung der Seele.
Zwar sind meine Hörner des Hochmuts gerade zerbrochen, aber es ist nichts Gottgefälliges an ihre Stelle getreten, nur der Betonkummer, der sich vom Magen her im ganzen Körper ausgebreitet hat [...] Normalerweise überfällt er mich mitten in der Nacht. Anita Augustin
Presse:
Autorinnen-Clip zu Anita Augustin
Video von Aspekte : http://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/web/ZDF.de/aspekte/2942102/24006956/b3b9cc/Tod-einer-Familienministerin-.html?mediaType=Infografik
Augustins Rentner der Zukunft sind weder nett noch apathisch - sie lassen sich nicht quälen, sie quälen selber. „Der Zwerg reinigt den Kittel“ muss man lesen, weil es brillant geschrieben ist, weil es unsere Ängste vom Altwerden herauskitzelt und so überspitzt, dass wir darüber lachen müssen. Nichts für Sozialromantiker, aber das beste Mittel, sich gegen die Grausamkeiten des Alters zu wappnen.
"Ein illusionsloser, schwarzhumoriger Roman."
BRAUNSCHWEIGER ZEITUNG , 21.07.2012
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.08.2012
Rezensentin Sabine Vogel hat ihre helle Freude an Anita Augustins "furiosem Debütroman", in dem ein paar Renterinnen beschließen, Demenz vorzugaukeln, ins Altenheim zu ziehen und damit auf Krankenkassenkosten Vollverpflegung zu genießen. Doch der Plan hat seine Tücken und bietet damit Anlass zu zahlreichen "Kalauerkanonaden", nach denen sich Vogel genauso die Finger leckt wie nach den fantasievollen und "böse lustigen" Metaphern, mit denen die Autorin in "brutaler" Anschaulichkeit den körperlichen Verfall im Alter plastisch vor Augen führt. Ähnlich begeistert ist die Rezensentin von einem (nicht näher beschriebenen) doppelten Boden in der Geschichte, der diese schließlich in die Nähe der "Entsorgungsvision" des Science-Fiction-Klassikers "Soylent Green" rücke. Rundum beglückt beschließt Vogel diese Lektüre, ohne sagen zu können, wann sie zuletzt im deutschen Literaturbetrieb einen derartigen "Wirbelsturm" erlebt habe. Schlichtes Resümee: "Grandios!"
Bei Anita Augustin ist dabei nicht nur das System fragwürdig, sondern sind es auch die vier Schmarotzer. Sie stehen für Hunderttausende Senioren, die anders als Adenauer oder Helmut Schmidt ihre späten Jahre nicht als die große Erfüllung empfinden, die in einer Gesellschaft, die den Einzelnen an seiner Nützlichkeit misst, an den Rand gedrängt werden.http://www.die-mark-online.de/details/dg/0/1/1035034/
Es geht ums Altwerden, darum wie man behandelt, betrachtet, abgefertigt wird im Alter. Es geht aber auch darum, dass vor dem Alter ein Leben gewesen sein muss, das nicht immer, wahrscheinlich sogar äußerst selten so hübsch komponiert abgelaufen ist, wie die Seniorenprospektdesigner aus dem Familienministerium sich das erhoffen. Nämlich nicht das Was ist der Punkt hier, sondern das Wie. Knochentrocken, zuweilen bizarr, bitterböse, und immer schmerzhaft treffend – doch niemals übt Anita Augustin Verrat an ihren Figuren.Unbedingte Leseempfehlung – übigens wie immer unabhängig davon, dass dieses Buch ebenfalls im Ullsteinverlag erschienen ist. http://www.denkding.de/2012/08/anita-augustin-der-zwerg-reinigt-den-kittel/
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