11 Mai 2012

Lesen macht klug und schoen 659 - Renée Rauchalles - "Mir träumte meine Mutter wieder"

Ein schönes und vielschichtiges Geschenkbuch, (nicht nur) zum Muttertag.
Renée Rauchalles  - "Mir träumte meine Mutter wieder" 

Autorinnen und Autoren über ihre Mütter



















konkursbuch, Verlag Claudia Gehrke, 
ISBN 978-3-88769-700-6
19.90 EUR

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"Kaum etwas ist so prägend für unser Leben wie die Beziehung zur Mutter", lautet Renée Rauchalles´ These. Das Sachbuch ist als Geschenkbuch auf Hochglanzpapier in violetter Schrift und mit vielen Bildern gestaltet. 

Die Mütter sind die ersten Menschen, denen wir nahe sind. Unsere Beziehung zu ihnen beschäftigt uns unser Leben lang. Oft haben wir eine enge Bindung an sie, das Ringen um Liebe und Anerkennung der eigenen Persönlichkeit gestaltet das Verhältnis andererseits oft schwierig. Hin- und hergerissen zwischen Liebe, Ehrung und Ablösung machen sich Mütter und Kinder das Leben nicht leicht.


Für das Buch „Mir träumte meine Mutter wieder" hat Renée Rauchalles in liebevoll ausgewählten Gedichten und kurzen Prosatexten ein breites Spektrum von Werken zusammengetragen, in denen Mütter und das Verhältnis zu ihnen thematisiert werden. 
Dazu suchte sie intensiv in Archiven und Nachlässen und fand viele interessante und teilweise bislang unveröffentlichte Bilddokumente und Briefe, die sie in biografische Texte einbaute. 
Mit den zeitgenössischen Autoren hat sie ausführliche Gespräche geführt.


So gibt das Buch Einblicke in private Momente der Dichterinnen und Dichter mit ihren Müttern und in ganz unterschiedliche Strukturen des Verhältnisses zu Müttern, die über die Jahrhunderte hinweg immer wiederkehren. 
Da ist beispielsweise die strenge fördernde Mutter von Annette von Droste-Hülshoff, die sich aufopfernde, liebend unterstützende Mutter von Erich Kästner, sowie die kontrollierende, ihr Kind nach eigenem Wunsch formende Mutter von Rainer Maria Rilke. 
Das Buch ist wie ein „Familien-Foto-Album" aufgebaut, in dem sich von jeder Seite aus blättern und hineinlesen lässt. Es gibt thematische Blöcke, wie den der in der Nazizeit verfolgten Autoren und Autorinnen. 
Ein Register, ausführliche bio-/bibliografische Angaben zu Autoren und Bildern runden das Ganze ab. 
Ein schönes und vielschichtiges Geschenkbuch, (nicht nur) zum Muttertag.


2011 scheint das Thema in der Luft zu liegen. So schaffte es gerade auf die Bestseller-Liste das Buch „Die Mutter des Erfolgs" der chinesischen Autorin Amy Chua, deren Mutter ähnlich wie die strenge Mutter von Elfriede Jelinek aus dem Kind eine Musikerin machen wollte; in Vorbereitung ist ein neuer Roman von Martin Walser zum Thema, „Muttersohn", sowie die Filme „I Killed My Mother" und "Das Blaue vom Himmel" (ab Juni im Kino), in dem es um eine Mutter-Tochter-Beziehung geht (die Produktionsfirma unterstützte "Mir träumte meine Mutter wieder" ). 
Das Buch liegt also "im Trend", und ist zugleich zeitlos. Denn das Thema ist immer aktuell.


Autorinnen und Autoren u.a.: Rose Ausländer, Erika Burkart, Paul Celan, Annette von Droste-Hülshoff, Gert Heidenreich, Else Lasker-Schüler, Christine Lavant, Friederike Mayröcker, Sylvia Plath, Rainer Maria Rilke, Nelly Sachs, SAID, Albert von Schirnding, Dieter Schlesak, Ilana Shmueli, Yoko Tawada, Mario Wirz.
Unter den 49 vorgestellten SchriftstellerInnen sind kanonische DichterInnen der vergangenen Jahrhunderte wie Else Lasker-Schüler, Johann Wolfgang von Goethe, Annette von Droste-Hülshoff und Rainer Maria Rilke. 
Dazu reihen sich AutorInnen der Gegenwart wie Amir Shaheen oder Annette Weisberg. 
In der Bildauswahl – von "Dürers Mutter" (1514) und dem Bildnis der Mutter von Vincent van Gogh (1888) bis zu Brigitta Rambecks "Madonna 2000" (ca. 1980) findet man eine bunte Mischung von Kunstwerken verschiedener Jahrhunderte.


Ein Verdienst der Herausgeberin ist es, dass sie 16 Beiträge, die bisher noch nie veröffentlicht wurden, erstmals abgedruckt hat, so zum Beispiel das Gedicht "Aufbruch" von Amir Shaheen, das den Ablösungsprozess von der Mutter beschreibt.
Mit vielen erstveröffentlichten Texten und Fotos u.a. von:


Rose Ausländer, Erika Burkart, Paul  Celan, Annette von Droste-Hülshoff, Erich Fried, Gert Heidenreich, Else Lasker-Schüler, Christine Lavant, Friederike Mayröcker, Sylvia Plath,  Rainer Maria Rilke, Nelly Sachs, SAID, Albert von Schirnding, Dieter  Schlesak, Ilana Shmueli, Yoko Tawada, Mario Wirz.




Renée Rauchalles


Renée Rauchalles lebt und arbeitet in ihrer Geburtsstadt München (Germany). Sie studierte an der Meisterschule für Grafik in München mit Diplom-Abschluß. Noch während des Studiums gründete sie mit dem Journalisten Gerd Hedler die Galerie am Abend in München. Sie war tätig im Bereich Buch- und Zeitschriftenillustration, Gestaltung von Kunst und Filmplakaten, Werbegrafik, Layout. Ebenso absolvierte sie eine Gesangs- und Schauspielausbildung. Nach einigen Jahren aktiver Theaterarbeit widmet sie sich seit 1987 wieder ganz der Malerei. Seit 1994 komponiert sie auch kleine Musikstücke. Im Februar 1998 gründete sie die ZEITfürKUNST-GALERIE, in der seitdem auch Literatur-Lesungen stattfinden.
2001 erschien im Pustet-Verlag das Buch "Die Kunst des Sterbens", das in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Bernhard Sill entstand.
 2010 im konkursbuch Verlag das Buch “Mir träumte meine Mutter wieder” - Autorinnen und Autoren über ihre Mütter, in dem es um das innere Mutterbild einstiger und heutiger DichterInnen geht.
Sie ist Mitglied bei ver.di, im Kunstverein Ebersberg und Gründungsmitglied des 1995 in Bonn gegründeten Phantastischen Zentrums, dessen Ehrenmitglied u.a. Prof. Ernst Fuchs ist. 1996 Aufnahme in die WDR Galerie, 2001 in die homegallery von arthaus Innsbruck. 2005, 2006, 2009, 2010 und 2011  Einladung zur Biennale Florenz, sowie 2012 zur Biennale Merida/Mexiko.
Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen in München, Hamburg, Essen, Kassel, Bonn, Schweinfurt, Hof, Traunstein, Neumarkt-St.Veit, Monschau, Innsbruck, Salzburg, Graz, Toronto und Minsk.


Presse:

30. Juni 2011, Neue Zürcher Zeitung - Und ewig prägt die Mutter
In diesem Sinne fliesst die Beziehung zur Mutter, wie harmonisch oder schwierig sie auch immer geartet sein mag, in der Tinte jedes Schriftstellers mit. In ihrer Anthologie «Mir träumte meine Mutter wieder» hat die Malerin und Autorin Renée Rauchalles Lyrik und Prosatexte von 53 Autorinnen und Autoren – von Sylvia Plath und Paul Celan über Gertrud Kolmar bis Yoko Tawada – zusammengetragen, die den Einfluss der Beziehung zur Mutter auf das eigene Leben und Schreiben spürbar machen: Die zuweilen auch in Archiven ausgegrabenen, bisher unveröffentlichten Texte werden dabei von Bilddokumenten und Kurzbiografien begleitet, und mit den zeitgenössischen Dichtern hat Rauchalles ausführliche Gespräche geführt. Auch wenn die Poetik der einzelnen Texte eher im Hintergrund bleibt, hält die Lektüre dieser «literarischen Reise» vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart, berührende Momente zu einem Thema bereit, dem sich kein Leser entziehen kann.


Das Buch ist wie ein Familien-Foto-Album aufgebaut, in dem sich von jeder Seite aus blättern und hineinlesen lässt. Es gibt thematische Blöcke, wie den der in der Nazizeit verfolgten Autoren und Autorinnen. Eine fundierte Einführung sowie ausführliche bio-/bibliografische Angaben zu Autoren und Bildern runden das Ganze ab. Ein schönes und vielschichtiges Geschenkbuch. freunde der kuenste


AVIVA-Fazit: Obwohl das Sachbuch sehr viele lesenswerte Gedichte und Prosaauszüge von wichtigen AutorInnen enthält, stört der fehlende rote Faden bei der Zusammenstellung den Lesegenuss. Um die Bedeutung der Mutter für das Werk einzelner DichterInnen verstehen zu können, bräuchten die LeserInnen an vielen Stellen zusätzliche Information zum biographischen Kontext.


Zitate:

„Wenn die Wirtschaft wankt, hat die Familie Konjunktur.“ Ursula von der Leyen

„Der Vater liebt das Kind nur, solange die Mutter bei ihm bleibt.“ Aus dem Kongo


Manche Mütter sind Menschen, deren Kinder im Zoo eine vermutlich natürlichere Erziehung bekämen als unter der Fuchtel der Gesellschaftsnorm.  Christa Schyboll

"Alles, was man tun muss, um seine Begabung durchzusetzen, ist dauerhaft und intensiv nachzudenken und im Schweiße seines Angesichts zu arbeiten, ohne Unterlass. 'Syliva Plath

Wer im Dunklen sitzt, zündet sich einen Traum an. Nelly Sachs

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