04 Mai 2012

Lesen macht klug und schoen 652 - Carson McCullers - Die Romane

Carson McCullers -  Die Romane

Das Herz ist ein einsamer Jäger.  Spiegelbild im goldenen Auge.  Frankie.  Uhr ohne Zeiger


















Diogenes Verlag, Zürich 2011
ISBN-13 9783257068009
Gebunden, 1392 Seiten, 
69,00 EUR 
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"Das Herz ist ein einsamer Jäger", Carson McCullers erster Roman, spielt in Georgia, in einer hässlichen heißen Kleinstadt. 
Es ist die Geschichte eines begabten Mädchens, Mick Kelly, und ihres gewaltsamen Kampfes gegen eine unnachgiebige und harte Umgebung. 

"Spiegelbild im goldenen Auge" spielt in einem Militärcamp in einem trostlosen, verlassenen Südstaatennest. 
Jeden Abend sitzen der Major und seine kränkliche Frau beim Kartenspiel mit Hauptmann Penderton und dessen Frau Leonora, heimlich beobachtet vom Gefreiten Williams, der von der flamboyanten Frau Penderton magisch angezogen ist. 
Ein Huis clos, das um Gesellschaftskonventionen, Obsessionen, Liebe und Hass kreist - mit dramatischem Ausgang.

"Frankie" ist die Geschichte eines Reifeprozesses und einer großen Sehnsucht, der Sehnsucht, dabeizusein: 
beim Leben der Erwachsenen, hier bei der Hochzeit des Bruders, der von einer fremden Frau entführt wird.

In "Uhr ohne Zeiger", ihrem letzten Roman, thematisiert Carson McCullers die Unabwendbarkeit des Todes: 
Dem Apotheker Malone wird von seinem Arzt eröffnet, daß er nur noch ein gutes Jahr zu leben hat. 
Ist das genug Zeit, sich vom Vergangenen zu verabschieden und das Sterben zu akzeptieren?

 Aus dem Amerikanischen von Susanna Rademacher, Richard Moering und Elisabetrh Schnack. 
 

Carson McCullers, geboren 1917 in Columbus (Georgia), gestorben 1967 in Nyack (New York), dort begraben. McCullers wollte eigentlich Pianistin werden. Mit 500 Dollar fuhr sie 18-jährig alleine nach New York, um an der renommierten Juilliard-Musikschule zu studieren. Das Geld verschwand auf mysteriöse Weise, doch sie blieb in New York, arbeitete als Sekretärin, Kellnerin, Barpianistin und beschloss, Schriftstellerin zu werden. Der Erfolg ihres Erstlings, ›Das Herz ist ein einsamer Jäger‹, machte die 23-Jährige zum literarischen ›Wunderkind‹. Mit 23 erlitt sie den ersten von drei Schlaganfällen, ihr Leben wurde bestimmt durch die Krankheit, der sie ihr Werk abrang, und durch Einsamkeit, besonders nach dem Selbstmord ihres Mannes 1953. 

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.04.2012
McCullers lesen, heute noch! Rezensentin Angela Schader freut sich über die Wiederveröffentlichung von Carson McCullers' Romanen, auch wenn der Diogenes Verlag ihnen keine Neuübersetzung spendiert hat. Schader zeichnet in ihrer Besprechung auch ein Porträt der Autorin, die im Alter von 23 Jahren ihren immens erfolgreichen Debütroman über den taubstummen Erzähler Singer veröffentlichte, dem sich zahlreiche Menschen mit ihren Sorgen anvertrauen, der dabei aber selbst unverstanden bleibt. Bereits in ihrer Jugend hatte die Rezensentin diesen Roman über ein Amerika, das man so in anderen Jugendbüchern nicht präsentiert bekam, mit roten Ohren gelesen, selbst den "Wortlaut einzelner Formulierungen" habe sie noch heute abrufbereit. Bei der neuerlichen Lektüre schätzt sie nun daran eine verblüffende "Reife und Klugheit" der Autorin, die mit 50 Jahren an einem Schlaganfall starb.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.12.2011
Unverwechselbar sind für Burkhard Müller die Romane von Carson McCullers, mit ihren Schauplätzen im tiefsten Süden der USA, ihren einsamen Protagonisten und ihren schwermütigen Plots. Freude löst beim Rezensenten zunächst die Neuauflage ihrer zwischen 1940 und 1961 erschienenen vier Romane aus, die ihr "Hausverlag" Diogenes nun vorlegt. Insbesondere den Debütroman "Das Herz ist ein einsamer Jäger", in dem eine lose Gruppe von Menschen über den taubstummen Mr. Singer verbunden sind, preist der Rezensent als bereits meisterhaft. Umso tiefer ist sein Gram, dass die Übersetzung so betulich und altmodisch daher kommt, obwohl der Verlag von Überarbeitung spricht. An einer Textstelle von blitzartiger existentieller Erkenntnis zeigt Müller en detail die Mängel der Übersetzung auf und beklagt, dass so dieser außergewöhnliche Roman zum "Allerweltsstück" wird. Dazu kommt, dass der Übertragung aus den 50er Jahren so manche amerikanische Besonderheit noch ausgesprochen exotisch vorkam, weshalb sie sich um deutsche Entsprechungen mühte. So wird der "Dad" zum hausbackenen "Papa" oder der "drugstore" zur Apotheke, kritisiert der Rezensent. Nicht glücklich findet er schließlich, wie die Übersetzer mit dem Idiom der Schwarzen verfahren sind, das McCullers so gelungen wiedergibt und das in dieser Neuausgabe in den Ohren des betrübten Rezensenten lediglich "korrekt und matt und unvermeidlich" widerhallt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2011
Sehr dankbar ist Rezensent Daniel Haas dem verstorbenen Verleger Daniel Keel, dass er sich für eine überarbeitete Neuedition der Romane von Carson McCullers eingesetzt hat. Denn man kann im vorliegenden Band nicht nur die Entdeckung machen, dass die Romane der Südstaaten-Autorin erstaunlich aktuell sind in der Kritik gesellschaftlicher Strukturen. Die überarbeitete Übersetzung findet auch einen klaren, "eleganten" Duktus, wie der Rezensent zufrieden bemerkt, mit der die Autorin aus der symbolistischen Ecke, in die sie gern gestellt wurde, ein Stück weit herausgeholt wird. Schon im Debütroman, "Das Herz ist ein einsamer Jäger" von 1940, findet Haas Sätze, die so auch direkt von Anhängern der Occupy-Wallstreet-Bewegung gesagt werden könnten und deshalb liest man ihren Romanen heute die "Wucht der politischen Streitschrift" ab, wie der Rezensent meint. Neben der Kritik von Kapitalismus und Rassismus ist es vor allem die "Verlorenheit des verwalteten Menschen", die McCullers in ihren Romanen thematisiert, so Haas. Er glaubt, dass ihre Romane eine "aus der Geschichte herandrängende Aktualität" besitzen, die sie auch behalten werden und nicht zuletzt deshalb findet er diese Neuausgabe einfach "wunderbar".



»26. Juni 1940. Seltsame neue Bekanntschaft: die junge Carson McCullers, Autorin des schönen Romans ›Das Herz ist ein einsamer Jäger‹. Sonderbar die Mischung aus Raffinement und Wildheit, ›morbidezza‹ und Naivität.«Klaus Mann
»Wie alle genialen Dichter überzeugt sie uns davon, daß wir im Leben etwas übersehen haben, was ganz offenkundig vorhanden ist. Sie hat das unerschrocken ›goldene Auge‹.«V. S. Pritchett
»Jeder sollte Carson McCullers lesen.«Frankfurter Allgemeine Zeitung
»McCullers’ Romane und Kurzgeschichten sind Literatur von der erlesensten, aber auch privatesten Art; Einsamkeit und Außenseitertum sind ihre Domäne, die sie in einfallsreichen und verblüffenden Variationen vor der sommerlich durchglühten Kulisse verschlafener Provinznester Georgias in der kurzen Zeitspanne von zehn Jahren durchgespielt hat.«Neue Zürcher Zeitung

»Carson McCullers kann uns heute noch aufrütteln. Das beweist eine exzellente Neuausgabe ihrer großen Romane. In der vollständig überarbeiteten Übertragung ist der klare Ton von McCullers nun vernehmbar. Die geschraubte Syntax älterer Übersetzungen weicht einer schlanken, eleganten Diktion. So zeigt sich noch deutlicher, dass in diesen Erzähldramen das Persönliche immer auf gesellschaftliche Regeln bezogen ist. Carson McCullers' Werk beglaubigt sich durch Zeitgebundenheit über die Zeiten hinweg, durch seine aus der Geschichte herandrängende Aktualität.«Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Die Ausgabe regt dazu an, eine wunderbare Autorin (wieder) zu lesen. Wer McCullers noch nicht kannte, kann jetzt eine der wichtigsten amerikanischen Autorinnen des 20. Jahrhunderts entdecken. Und wer die Romane noch einmal liest, kann sich wieder von der so verzauberten wie desolaten Südstaatenstimmung der Bücher einfangen lassen, von den unverwechselbaren, merkwürdigen Figuren – und vom klaren, prägnanten Stil der Bücher. Darüber kann man sich vorbehaltlos freuen.«Hannoversche Allgemeine
»Es lohnt sich, Carson McCullers? Werk insgesamt zu lesen. Wie behutsam sie ihre Figuren agieren lässt, wie tragisch selbstverständlich Leben und Leiden hier erscheinen.«SWR2

Eindringliches Werk eines Wunderkinds -Buch der Woche: Carson McCullers: "Die Romane" und "Die Autobiographie" Von Annette Meyhöfer- dradio  - Sie ist die große unbekannte Bekannte der amerikanischen Literatur, verschüttet unter ihrem Ruhm, unter den Legenden, die sie selber schuf, an denen andere, Verleger, Agenten, ihre guten Freunde weiterwirkten: Carson McCullers, das Wunderkind, das, gerade 23, mit seinem Debütroman zum Star avancierte. 
 "Ich denke, dass es für künftige Generationen von Studenten wichtig ist zu wissen, wieso ich manche Dinge tat, aber es ist auch für mich selbst wichtig. Ich wurde über Nacht zu einer etablierten literarischen Persönlichkeit und ich war viel zu jung, um zu verstehen, was da mit mir geschah oder welche Verantwortung damit verbunden war. Ich muss unerträglich gewesen sein. Das, im Zusammenspiel mit all meinen Krankheiten, hätte mich fast zugrunde gerichtet."
Carson McCullers starb am 29. September 1967. Noch kurz vor ihrem Tod hatte sie, auf Rollstuhl und Bahre angewiesen, John Huston in Irland besucht. Und bis zuletzt, bis sie ins Koma fiel, hatte sie auf eine Beinamputation gehofft, die ihr Erleichterung bringen sollte, der Termin stand schon fest. Hinter ihrer Ballade von Einsamkeit verbarg sich, und das ist kein Paradox, eine unermüdliche Hofferin.

Wunderkind Carson McCullers (1917-1967) - Sie ist ein musikalisches Wunderkind und möchte Konzertpianistin werden. Als die 16-jährige Carson eine Schreibmaschine bekommt, entdeckt sie das Schreiben und mit 23 hat sie ihren ersten Roman fertig. Über Nacht wird sie zum Liebling der Literaturszene in New York.Tennessee Williams sagte über Carson McCullers: «Sie erkundete das menschliche Herz mit einem Einfühlungsvermögen, das kein Schriftsteller je übertreffen kann.» Ihr Leben war alles andere als einfach. Im Alter von nur 30 Jahren erleidet sie zwei Schlaganfälle und bleibt halbseitig gelähmt. Kurz darauf muss sie den Suizid ihres Mannes verkraften. Aber McCullers kämpft und schreibt über die unstillbare Sehnsucht nach Liebe und Leben, bis zu ihrem frühen Tod mit nur 50 Jahren. - Hörbar - Literatur fürs Ohr

 Frauenbild

Bücher von Carson McCullers bei Lillemors:

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