29 März 2012

Lesen macht klug und schoen 616 - Joan Didion - Blaue Stunden

Joan Didion schreibt über das Alter und die Vergänglichkeit des Lebens.

Joan Didion - Blaue Stunden

 Roman
 

Blaue Stunden













Ullstein Verlag
ISBN-13 9783550088865
18,00 EUR
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„In manchen Breitengraden gibt es vor der Sommersonnenwende und danach eine Zeitspanne, nur wenige Wochen, in der die Dämmerungen lang und blau werden. Während der blauen Stunden glaubt man, der Tag wird nie enden. Wenn die Zeit der blauen Stunden sich dem Ende nähert (und das wird sie, sie endet), erlebt man ein Frösteln, eine Vorahnung der Krankheit: das blaue Licht verschwindet, die Tage werden schon kürzer, der Sommer ist vorbei.“

In Blaue Stunden erinnert Joan Didion sich an ihre Tochter Quintana, daran,wie es war, sie aufwachsen zu sehen und Abschied zu nehmen, als Quintana mit nur 39 Jahren starb. Eine sehr persönliche Bilanz der großen amerikanischen Autorin und ein ehrliches Buch über Tod und Vergänglichkeit, Erinnerung und Alter, über das, was wir verlieren, und das, was bleibt. 




 
Joan Didion

Joan Didion, geboren 1934 in Sacramento, Kalifornien, arbeitete als Journalistin für verschiedene  amerikanische Zeitungen und war u. a. Redakteurin der Vogue. Sie hat fünf Romane und zahlreiche  Sachbücher veröffentlicht, darunter Das Jahr magischen Denkens. Joan Didion lebt in New York City. 

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.02.2012

Voller Bewunderung hat Judith von Sternburg dieses Buch der amerikanischen Autorin Joan Didion gelesen, in dem diese über den Tod ihrer Tochter Quintana schreibt, über ihr eigenes Leben, den Tod und den Skandal der Vergänglichkeit. Klug und mit ungeheurer Eleganz tut Didion dies, versichert Sternburg, die aber auch klarstellt, dass das Buch keinerlei Trost bietet, denn seine Grundlage sei eben genau die Untröstlichkeit. Was Sternburg besonders imponiert, ist, dass in dem Buch Didions Intellekt immer die Oberhand behält: "Sie ist verzweifelt, aber das hindert sie nicht am Denken."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.02.2012

Ganz fasziniert ist Rezensentin Sandra Kegel von diesem schmalen Buch, in dem die siebenundsiebzigjährige Autorin Joan Didion den Tod ihrer Tochter Quintana verarbeitet. Reflektiert und klarsichtig schaue die ehemalige Vogue-Journalistin in "Blaue Stunden" auf das Leben ihrer Tochter zurück, ohne sich in drastischen Schilderungen des Sterbens zu ergehen. Vielmehr versuche Didion sich anhand ihrer Erinnerungen der Persönlichkeit ihres Kindes zu nähern, die ihr doch immer weitgehend verschlossen blieb. Die Kritikerin bewundert insbesondere die radikale Offenheit der Autorin, etwa wenn sie sich selbstzweifelnd fragt, ob sie die Borderline-Störung Quintanas früher hätte erkennen müssen oder wie sie ihr die Umstände ihrer Adoption hätte erklären sollen. Dabei gelingt es Didion, ihren Schmerz ganz ohne "Dramatisierung und Rührseligkeit" zu schildern, stellt die Rezensentin mit höchster Anerkennung fest.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 23.02.2012

Den Tod ihres Mannes Gregory Dunne betrauert Joan Didion in ihrem Buch "Das Jahr des magischen Denkens", in "Blaue Stunden" verarbeitet sie den Tod ihrer Tochter Quintana, die eineinhalb Jahre später starb. Von ihrem Charakter her sind die beiden Bücher jedoch nicht zu vergleichen, meint Rezensentin Susanne Mayer, während Didion im "Magischen Denken" auf ihren scharfen Intellekt zurückgriff, um den Wahnsinn ihrer Trauer in Zaum zu halten, schreibt sie in den "Blauen Stunden" poetisch und in den "Moll-Tönen einer Litanei" über die Versprechen des Lebens, seine Täuschungen und Enttäuschungen. Dabei geht es, das räumt Mayer ein, weniger um die Tochter, als um Didion selbst, die ihr eigenes Leben darin reflektiert. Vom "Zugriff des Lebens auf uns" hat die Rezensentin kaum jemals so eindrücklich gelesen, wie die Rezensentin schreibt, die Didion auch gegen den Vorwurf der Ichbezogenheit in Schutz nimmt. Darf eine Mutter denn nur über ihr Kind schreiben?, fragt Mayer.


Joan Didion schreibt sinngemäß, ihr bliebe, um die Tatsache, dass sie Quintana überlebt hat, zu ertragen, kaum etwas anderes übrig, als weiterzuschreiben. Dabei ist ihr ein Buch gelungen, das sich in einer Weise mit Alter und Tod auseinandersetzt, wie es nur wenigen Autoren gelingt - in glasklarem, federleichten Ernst. -Spiegel Sebastian Hammelehle



Ein bewegendes, trauriges und schmerzhaft schönes Buch über das was bleibt, wenn alles verschwunden scheint. Didion weist über ihr eigenes Schicksal hinaus, wenn sie am Ende die aufwühlende Frage stellt: „Und was bleibt, wenn man die Botschaft verpasst, die die blauen Stunden bringen?“ Ein Buch, das man lesen sollte – in welcher Stunde auch immer. focus

podcast ARD hier

Zu den Symptomen des körperlichen Verfalls kommt die Angst vor dem geistigen Verfall. Mit Sorge beobachtet sie an sich eine neue Unfähigkeit, das richtige Wort heraufzubeschwören und den passenden Gedanken zu formulieren und fragt: "Was, wenn ich nie wieder die Worte finde, die richtig sind?"Man könnte Blaue Stunden als das Gegenbuch zu Stewart O'Nans gleichzeitig erschienenem Roman Emily, allein lesen. Während O'Nan ein Hoffnungs- und Trostbuch vorlegt, in dem er zeigt, wie eine achtzigjährige Witwe ihrem Alleinleben noch allerhand Freuden abgewinnen kann, hat Joan Didion ein radikal pessimistisches Buch über die Härten des Greisenlebens geschrieben. Wer soll im Notfall benachrichtig werden? wird Joan Didion in den Krankenhäusern immer wieder gefragt. Doch sie kann keinen Namen nennen. Sigrid Löffler, kulturradio

Die Zeit vergeht, und Jean Didion erzählt in einer sprachlichen Vollendung davon, die das Flüchtige in uns einzufangen weiß. Dass wir im Deutschen eine Ahnung von der Brillanz dieser Autorin bekommen, liegt auch daran, das die Übersetzung Antje Rávic Strubel anvertraut wurde.
Ein stiller, zärtlicher Roman über einen Abschied.
Wolfgang Franßen, März 2012




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Literatur: Didions neues Meisterwerk: Wenn nichts mehr bleibt - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/kultur/buecher/literatur-didions-neues-meisterwerk-wenn-nichts-mehr-bleibt_aid_719155.html

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