Ursula Fricker - Außer sich
Roman
ausschlafen, endlich wieder einmal in den Tag hinein leben. Aber das Wochenende ist, wie so vieles im Leben des Architektenpaares, verplant, und sie machen sich auf den Weg, Freunde in Mecklenburg zu besuchen. Während der Fahrt passiert es: Sebastian erleidet einen Schlaganfall.
Ein Helikopter bringt ihn ins Krankenhaus, und der Intensivmedizin gelingt es, Sebastian am Leben zu halten. Bald aber wird klar, dass er schwer geistig behindert bleiben wird.
Katja hofft zunächst, Sebastian mit ihrer Nähe, mit ihrer Liebe zurück ins Leben holen zu können. Aber erkennt er sie überhaupt noch? Wo
sind die Bilder der Erinnerung, die Pläne für die Zukunft, Wünsche und Träume? Ist das noch Sebastian?
Das Buch erzählt Katjas einsame Auseinandersetzung mit den
Grenzen ethisch-moralischer Grundsätze, folgt ihrem Weg hin zu einer endgültigen Entscheidung. Es ist die Geschichte einer starken Liebe.
Ursula Fricker wurde 1965 in Schaffhausen in der Schweiz geboren. Von 1987 bis 1991 studierte sie in Bern Sozialarbeit. 1991 bis 92 Engagement als Schauspielerin am Theater 1230 in Bern. 1993 Umzug nach Berlin Friedrichshain. Aufbau einer Kindertheatergruppe in Berlin Hohenschönhausen. 1993 bis 2009 Teilzeitnachtwächterin in einem Wohnheim für geistig behinderte Erwachsene in Berlin.
Ursula Fricker erhielt 1997 das Alfred-Döblin-Stipendium. Sie verfasste als freie Autorin verschiedene Reportagen für Zeitungen (u.a. SZ am Wochenende), Anthologien und Literaturzeitschriften.
2004 veröffentlichte sie ihren ersten Roman "Fliehende Wasser" im Pendo Verlag Zürich. Dafür wurde sie mit dem Einzelwerkspreis der Schweizerischen Schillerstiftung sowie mit dem Werkjahr der Stadt Zürich ausgezeichnet.
Im August 2009 erscheint ihr zweiter Roman "Das letzte Bild" im Rotpunktverlag Zürich.
Ursula Fricker lebt seit 2003 in Hirschfelde, einem kleinen Dorf in Brandenburg.
Auch ihr neuer Roman Außer sich – im Frühjahr 2012 im Rotpunktverlag erschienen – erhielt von der UBS-Kulturstiftung sowie von Stadt und Kanton Schaffhausen einen Förderbeitrag.
Presse
»Was macht das Leben mit einem, der zwar lebt, aber von allem abgeschnitten ist, zu dem kaum mehr etwas vordringt, der die Aussenwelt nicht mehr erreicht? Und was machen die, die ihm nahestehen, mit einer solchen Erfahrung, ausser zwischen Verzweiflung und sinnloser Hoffnung zu schwanken? Solche Fragen geht Ursula Fricker in ihrem Roman mit den Mitteln des Erzählens und im Medium der Sprache nach, ohne jede Didaktik, ohne die Konflikte plakativ auszustellen.«
Roman Bucheli, NZZ, 21.2.2012
»Allmählich verwandelt Katja sich in ihrer Empathie. Sie beginnt Sebastian ähnlich zu werden. Ursula Fricker zeigt es in vielen Details, hörbar macht sie es an der Sprache. (...) In dieser Anverwandlung des Leidens findet Katja zwar keine Antwort auf die drängenden Fragen, aber einen Ausweg aus der Not. Ursula Fricker schildert dies mit kluger Zurückhaltung und doch mit temperamentvollem erzählerischem Schwung. Genaue Erkenntnis verbindet sie mit nüchterner Sprache, alles Gedankenschwere und Leidvolle verwandelt sie in Anschauung von Handlung und Rede. Entstanden ist ein feinnerviger Roman, der aus intimster Sicht ein Leben schildert, das sich nur noch in einem kurzgeschlossenen Innenraum abspielt.«
Roman Bucheli, NZZ, 21.2.2012
Präzise Beschreibungen - Ursula Fricker, die 1965 in Schaffhausen wurde und heute in der Nähe von Berlin lebt, hat ein Buch geschrieben, das aufwühlt, aber nicht deprimiert. Sie erzählt mit nüchterner Sprache und hat mit Katja eine Protagonistin erschaffen, die nicht nur in Trauer versinkt, sondern auch mutig denkt und handelt.
Die Autorin schildert den sich verändernden Zustand von Sebastian präzise und ohne sich in medizinischen Schilderungen zu verlieren. Der Roman versetzt die Leser in Spannung, in eine Wachsamkeit, die dafür sorgt, dass man dranbleiben und die verschiedenen Facetten des Themas kennenlernen möchte. Ein durch und durch starkes und überzeugendes Werk. DS3 -Buch-Tipp vom Donnerstag, 8.3.2012, 14.20 Uhr
Ursula Fricker liest konzentriert und weich. Die Schaffhauserin die schon lange in Berlin lebt, sagt «Bioschemisch» und «Ne, ne», aber sonst ist die Schweizer Klangfarbe noch da. Sie wirkt ganz bei sich. Das einzige was an diesem Abend «Ausser sich» bleibt, ist der Titel des Buches. Erzählt wird darin aber auch nicht eine irre Geschichte, die total abgefahren und hinüber ist, sondern eine Geschichte die unerträglich ist und Fragen stellt, die man sich nicht zu stellen erlaubt. - Saitenblog 8.3.12
Das mit einer sensiblen Sprache erzählte Buch fordert seinen Leser heraus. Und es gelingt Ursula Fricker immer wieder, mitten im Leid, mitten in einer trostlosen Aussichtslosigkeit für ihre Protagonistin so etwas durchscheinen zu lassen wie Hoffnung. Und mir fällt Paulus ein mit seinem Hohelied über die Liebe:
„Sie erträgt alles,
glaubt alles,
hofft alles,
hält allem stand.
Die Liebe hört niemals auf.“ Leselupe 8.3.12
»Ursula Fricker schildert das Leben im Ausnahmezustand aus der Sicht Katjas. Die Stärke des Romans ist diese radikal personale Perspektive, die jedoch weit entfernt ist von Betroffenheitsprosa. Ohne emotionale Aufladung schildert die Autorin Szenen, die Katjas Ringen um ihre Liebe und ihr neues Leben anschaulich werden lassen.«
St. Galler Tagblatt, 05.03.2012
»Es ist eine fragile, brüchige Welt, in die Ursula Fricker ihre Leser führt und sie mit einem der grossen Tabuthemen unserer Zeit konfrontiert. Was tun, wenn der Mensch nicht mehr Herr seiner Sinne, seiner Gedanken ist, wenn er entgleitet, verschwindet, nicht mehr selbst entscheiden kann? Wenn er »ausser sich« steht und aus der Welt kippt. Wenn eine kleine, geplatzte Arterie die Dimension von Lichtjahren annimmt?
Ein Buch über eine starke Liebe, über die Endlichkeit, über moralische Skrupel und die Last der Entscheidung. Und am Ende das Gefühl, mit der Hauptfigur angekommen zu sein. Irgendwie.«
Edith Fritschi, Schaffhauser Nachrichten, 08.03.2012
Leseprobe hier:
Aktuelle Lesungstermine:
So, 11. März, 11 Uhr, Museum Lindwurm, Stein am Rhein
Di, 13. März, 19.30 Uhr, Literaturhaus Lenzburg, im Gespräch mit Christian Haller, Moderation: Sibylle Birrer
Fr, 16. März, 15 Uhr, Leipziger Buchmesse, Doppellesung mit Sandra Hughes, SBVV Stand, Halle 4 A 301
Sa, 17. März, 16 Uhr, Leipzig liest Forum, Halle 4 E 101, Moderation: Daniela Koch
Sa, 14.April, Berlin, Lettrétage
Bücher der Autorin:
Ursula Fricker: Fliehende Wasser. Roman
Pendo Verlag, Zürich 2004, ISBN 3858425753, Gebunden, 170 Seiten, 16,90 EUR
hier bestellen (Ab 25€ ist der Versand kostenfrei)
Ursula Fricker: Das letzte Bild. Roman
Rotpunktverlag, Zürich 2009, ISBN 3858694002, Gebunden, 187 Seiten, 19,00 EUR
hier bestellen (Ab 25€ ist der Versand kostenfrei)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen