17 Februar 2012

Lesen macht klug und schoen 579 - Hanna Meißner - Butler

Hanna Meißner -  Butler

Grundwissen Philosophie



Meißner, Hanna: Butler

Reclam Verlag
ISBN: 978-3-15-020312-5
EUR (D): 9,90
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Judith Butler hat mit ihrer Problematisierung der natürlichen Geschlechterdifferenz viel Aufsehen erregt. Allerdings stellen diese Überlegungen weniger den Kern als vielmehr einen der Ausgangspunkte ihres Werks dar. Ihren ganzen Gehalt entfaltet diese Geschlechtertheorie erst dann, wenn sie im Rahmen der butlerschen Überlegungen zu Subjektivität und Handlungsfähigkeit gelesen wird. Hanna Meißner legt den Schwerpunkt in ihrer problemorientierten Einführung daher auf das konstitutive Verhältnis von Normen und Subjektivität sowie von Unterwerfung und Handlungsfähigkeit.



Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung


2. Grundlegungen: Symbolische Ordnung, Normen, Subjekt
Die wirklichkeitskonstituierende Bedeutung von Sprache
Symbolische Ordnung und Macht-Diskurs-Regime
Heterosexuelle Matrix und Phallogozentrismus
Performativität, Iterabilität und Materialisierung


3. Unterwerfung, Anerkennung, Handlungsfähigkeit
Performativität: Unterwerfung und Handlungsfähigkeit
Unterwerfung als Bedingung des Überlebens
Die soziale Konstitution der Psyche
Die Möglichkeit einer kritischen Distanz


4. Politik und Ethik
Kritik der Identitätspolitik
Der Doppelcharakter der Normen
Normative Grenzen des Menschlichen
Die diskursive Hervorbringung verworfener Leben
Ethik der konstitutiven Angewiesenheit


5. Rezeption und kritische Diskussion
Gender Trouble als Wendepunkt
Die konstitutive Unbestimmtheit der Universalität
Produktive Irritationen

 



 
Hanna Meißner, geboren 1968, ist promovierte Soziologin und lehrt am Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung der Technischen Universität Berlin.
Hanna Meißner ist Diplomsoziologin. (Es gibt kein online Foto der Autorin)
Sie hat Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie und Niederlandistik an der Freien Universität Berlin und der Université de Toulouse-Le Mirail studiert. Von 1999-2006 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am soziologischen Institut der Freien Universität Berlin im der Abteilung Sozialstruktur und theoretische Grundlagen. Derzeit ist sie als freiberufliche Wissenschaftlerin tätig und promoviert sie zu analytischen Konzeptionen von Subjektivität, Handlungsfähigkeit und Kritik bei Judith Butler, Michel Foucault und Karl Marx. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Gesellschaftstheorie, feministische Theorie, Arbeits- und Industriesoziologie, Fragen zu Diversität und Intersektionalität.



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Leseprobe

Rezension:

Hanna Meißner: Jenseits des autonomen Subjekts - Zur gesellschaftlichen Konstitution von Handlungsfähigkeit im Anschluss an Butler, Foucault und Marx: Das Buch setzt ein mit dem Befund, dass die großangelegten Emanzipationsprojekte der Moderne „aus gutem Grund in Verruf geraten [seien], sofern diese auf der Voraussetzung eines Subjekts beruhen, das – mit bestimmten Wünschen und Bedürfnissen ausgestattet – als autonomer und aufgeklärter Akteur Adressat und ausführendes Organ der Emanzipation ist“. In der Konsequenz seien auf diese Weise immer wieder partikulare Subjektivitäten als Allgemein-Menschliche gesetzt worden, wodurch sich unintendiert Hege-monien, Hierarchien und Ausschlüsse (re-)produziert haben.

Feminist Perspectives on the Self

Gesellschaftliche Wirklichkeit als multidimensionaler Zusammenhang

Hanna Meißner in PROKLA (09.01.2012)
Butler begreift die Geschlechtsidentität als eine performative Hervorbringung. Performative Sprechakte bringen Kraft der Bezeichnung soziale Realität hervor: „mit der ärztlichen Interpellation [...] wechselt das Kleinkind von einem ‚es' zu einer ‚sie' oder einem ‚er'; und mit dieser Benennung wird das Mädchen ‚mädchenhaft' gemacht, es gelangt durch die Anrufung des sozialen Geschlechts in den Bereich von Sprache und Verwandtschaft" (Butler 1997: 29). Diese ‚ursprüngliche' Hervorbringung erzielt ihre dauerhafte Wirkung dann wiederum in Prozessen der ständigen, zitierenden Wiederholung: Das bei der Geburt zum Mädchen gemachte Kind wird „von den verschiedensten Autoritäten und über diverse Zeitabschnitte hinweg" (ebd.) immer wieder als solches angerufen und stellt sich selber als solches dar, wodurch der Effekt der Naturalisierung und Normierung immer wieder bestätigt und verstärkt wird. Die Worte, Gesten, Handlungen, mit denen diese performative Herstellung der Geschlechtsidentität immer wieder vollzogen wird, drücken keine vorgängige Geschlechtszugehörigkeit aus, erzeugen aber rückwirkend den Effekt eines „inneren Geschlechtskerns" (Butler 2001: 136).

Geschlechter Interferenzen 
Meißner, Hanna 2010: Jenseits des autonomen Subjekts. Zur gesellschaftlichen Konstitution von Handlungsfähigkeit im Anschluss an Butler, Foucault und Marx. Transcript Verlga
Das autonome Subjekt ist in der Krise. Wie lässt sich aber Handlungsfähigkeit ohne Rückgriff auf eine unabhängige Instanz im Individuum denken? Anhand der Arbeiten von Butler, Foucault und Marx rekonstruiert Hanna Meißner am Beispiel der Geschlechterdifferenz unterschiedliche strukturelle Dimensionen einer historischen Konstellation, in der Autonomie als Verleugnung der Abhängigkeit eine Bedingung subjektiver Handlungsfähigkeit darstellt. Zugleich wird damit eine Kritikstrategie formuliert, die an den Dynamiken dieser spezifischen Form ansetzt und Handlungsfähigkeit als historisch bedingte Möglichkeit der Subjekte begreift, sich zu den Verhältnissen verhalten zu können.




Bücher von Judith Butler haben wir in unserem Katalog:

Butler, Judith: Raster des Krieges. Warum wir nicht jedes Leid beklagen

Cover: Raster des Krieges
Campus Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN 3593391554, Gebunden, 180 Seiten, 19,90 EUR
Aus dem Amerikanischen von Reiner Ansen. Wenn wir lesen, dass in Afghanistan deutsche Soldaten sterben, sind wir betroffen. Das Schicksal gleichzeitig getöteter ziviler Dorfbewohner bekümmert uns deutlich weniger. Der Krieg, so erklärt Judith Butler diese unterschiedliche Wahrnehmung, dient uns als Deutungsrahmen, nach dem einige Leben .
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siehe auch unsere Reihe: Lesen macht klug und schoen 197

Judith Butler, geboren 1956, ist Professorin für Rhetorik und Komparatistik an der University of California, Berkeley. Sie ist eine der einflussreichsten Philosophinnen der Gegenwart und gilt als wichtigste Theoretikerin der Geschlechterforschung und Begründerin der Queer Theory.

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