15 Februar 2012

Lesen macht klug und schoen 576 - Suzana Tratnik - Farbfernsehen und sterben

Suzana Tratnik - Farbfernsehen und sterben
Erzählungen aus kindlicher Perspektive von einer der bedeutendsten (lesbischen) Schriftsteller_innen Sloweniens



zoglossus
ISBN 978-3-9502922-3-7
EUR 12,95

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Aus dem Slowenischen übersetzt von Andrej Leben .
Darf man im Trauerfall in Farbe fernsehen? Kann aus Marina plötzlich Johann werden? Und woher kommen all die Cousins, wo doch weder Vater noch Mutter Geschwister haben? Diese und noch viele weitere Fragen beschäftigen die jungen Protagonist_innen der dreizehn Erzählungen in diesem Band, in dem Suzana Tratnik den Alltag in (Ex-)Jugoslawien aus kindlicher Perspektive schildert: Mal altklug, mal naiv kommentieren die Ich-Erzähler_innen das eigene Leben sowie das der Erwachsenen.

Die kindliche Perspektive verleiht einerseits dem ernsten und oft tragischen Geschehen eine gewisse Komik und Leichtigkeit, andererseits nimmt sie die Konflikte der Erwachsenen und Heranwachsenden besonders genau und kritisch unter die Lupe.





Tratnik-foto nada zgank
Photo by Nada Zgank
Besuchen Sie Suzana Tratnik.
Suzana Tratnik (1963) wurde in Murska Sobota geboren. Sie lebt und arbeitet als Schriftstellerin, Übersetzerin und Journalistin in Laibach. Tratnik war als langjährige Aktivistin der lesbischen Bewegung und als Essayistin 1996 Mitgestalterin des Werkes L, zbornik o lezbi nem gibanju na Slovenskem 1984-1995. Als Mitarbeiterin des lesbisch-schwulen Filmfestivals in Laibach war sie auch Mitglied der Jury Teddy auf der Berlinale 2000. Bislang veröffentlichte sie in Literaturzeitschriften mehrere Kurzgeschichten, war zweimal im engeren Favoritenkreis des Wettbewerbs für feministische Kurzgeschichte (1995, 1996) und erhielt den dritten Preis der Konkurrenz für Liebesbriefe der Zeitschrift Primorska sre anja (1997). Ihre Erzählungen erschienen in der deutschen Anthologie für europäische lesbische Prosa Sappho küsst Europa (Querverlag, Berlin 1997) und der amerikanischen Anthologie The Vintage Book of International Lesbian Fiction (Vintage Press, New York und Toronto 1999). 1998 erschien ihre erste Kurzgeschichtensammlung Pod ni lo. 2001 veröffentlichte sie den Roman Ime mi je Damjan und erhielt den zweiten Preis beim Kurzgeschichtenwettbewerb der Zeitschrift Nasa Zena. 2002 erschien eine Auswahl von Tratniks Prosa mit dem Titel Unterm Strich beim österreichischen Milena Verlag. Im selben Jahr inszenierte die Autorin das Monodrama Ime mi je Damjan, das im Juni 2002 in Laibach uraufgeführt wurde. Ende des Jahres 2003 erschien eine Sammlung von Kurzgeschichten (Na svojem dvoria u). 2005 erscheint ihr Roman Ime mi je Damjan auf Tschechisch, Deutsch und Serbisch. Für verschiedene Verlage übersetzte Tratnik mehrere theoretische und belletristische Arbeiten aus dem angloamerikanischen Raum.



Leseprobe:
„... Ich brachte keine Karikatur mit, was aber keiner Erklärung bedurfte, denn meine neue Freundin war immer voller Ideen. Sie erwartete mich mit der hellblauen Perücke ihrer Mutter auf dem Kopf und ich war sehr glücklich, dass ich mich mit dem klimpernden Damengürtel von daheim hatte wegstehlen können. Die Metallplättchen gefielen ihr so sehr, dass ich sie ihr unverzüglich schenkte. Das nächste Mal gefiel ihr mein Halbedelstein namens Bernstein, durch den man so sehen konnte, dass sich jeder Gegenstand wegen der glatten und gebrochenen Oberfläche mindestens verzwanzigfachte. Wenn es nur irgendwie möglich war, ging ich vor dem Unterricht zu ihr und gab ihr mein Pausenbrot. Manchmal lud sie mich in ihr Zimmer ein, wo wir auf dem Bett unter der Milchstraße lagen. Manchmal verwandelte sich Sternchen in Virna Lisi. Und ich musste sie als weltberühmten Filmstar vergöttern, mich auf sie legen, ihr zuflüstern, dass ich ohne sie sterben würde, und sie erwies mir ihre schauspielerische Gnade und schrieb mir ein Autogramm auf den nackten Bauch. In der Schule zeigte sie ihrer Bewunderin für gewöhnlich nicht diese Gnade. Trotzdem war ich immer in ihrer Nähe, weshalb einige Mädchen mich für 'von Sternchen besessen' erklärten, was mir sehr schmeichelte, denn ich war überzeugt, dass es sich dabei um den Titel irgendeines italienischen oder amerikanischen Films handelte. Darum saß ich in den Pausen gern in der Abgeschiedenheit am Rand des Schulgeländes, auf dem Stein neben dem Gewächshaus, und wartete darauf, für besessen erklärt zu werden ...“



Bibliographie:


Suzana Tratnik, „Mein Name ist Damian“, Milena Verlag, Wien 2005
Rezension: Christa Pail 

Proculin  - Unterm Strich, Suzana Tratnik
Milena-Verlag, Wien
2002.

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