01 Februar 2012

Lesen macht klug und schoen 563 - Joyce Lebra - Der Duft des Sake

Joyce Lebra - Der Duft des Sake

Der Kampf einer jungen Frau um Unabhängigkeit

Roman 

 

Der Duft des Sake
insel taschenbuch 4028
ISBN: 978-3-458-35728-5
9,95 €
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Japan im 19. Jahrhundert. Rie ist die Tochter eines angesehenen Sake-Brauers und einzige Erbin. Doch als Frau ist sie nicht dazu bestimmt, das Familienunternehmen zu leiten – allein die Nähe von Frauen, glaubt man, verdirbt den Sake. Statt dessen muß sie den Nichtsnutz Jihei heiraten, der zum Nachfolger ihres Vaters auserwählt worden ist. Dieser zeigt jedoch weder Fähigkeit noch Willen, diese Aufgabe zu erfüllen. Rie läßt sich nicht entmutigen: Mit Courage, großem Mut und leidenschaftlichem Willen kämpft sie dafür, die Brauerei Weißer Tiger, ihr familiäres Erbe, in ein florierendes Sake-Imperium zu verwandeln. Unverhofft trifft sie dabei auch ihre verloren geglaubte Jugendliebe wieder …Aus dem Amerikanischen von Ursula Gräfe

 


Joyce Lebra
Joyce Lebra, 1925 in Honolulu geboren, studierte Asienwissenschaften und verbrachte mehrere Jahre in Japan und Indien. Sie war Professorin für Japanische und Indische Geschichte an der University of Colorado und schrieb zahlreiche Romane und Aufsätze über asiatische Frauenkultur.

Persönliche Gefühle haben sehr wenig mit der Ehe zu tun.“ Wir befinden uns nicht in der Gegenwart, auch wenn dies in manchen Teilen unserer Welt auch noch stimmen mag. Wir schreiben das 19. Jahrhundert in Japan. Zu dieser Zeit war es üblich, dass Ehen so arrangiert werden, dass es das Beste für die Familie ist. In Der Duft des Sake von Joyce Lebra ist es Rie, die dieses Schicksal ereilt. Sie ist die einzige Erbin eines Sake-Bauerns. Doch da es ihr als Frau nicht gestattet ist, das Unternehmen zu leiten, muss sie Jihei heiraten, damit dieser eines Tages die Nachfolge antreten kann. „Frauen sind oft gezwungen, ihr Ich zu töten. Andernfalls machen wir uns das Leben schwer“, hat­te Ries Mutter ihr einst gesagt. Es scheint, als würde ihre Mutter damit Recht behalten, denn Rie ist schon zu Beginn klar, dass sie Jihei niemals viele Gefühle entgegenbringen wird. Dies wird ihr spä­testens dann deutlich, als er sie in der Hochzeitsnacht vergewaltigt. 

Nun, für ihre Liebe kämpft sie nicht wirklich und im Reich der Sinne ist man in diesem Buch auch nicht gerade: Das Buch braucht lange bis es wirklich Fahrt aufnimmt und manchmal fragt man sich, ob das Darstellen der immer wieder gleichen Gefühle unter Vernachlässigung vieler technischer Aspekte des Sake-Brauens nicht ein wenig unglücklich ist. Erst etwa ab der Mitte Buches – als die Firmenentwicklung beschleunigt wird – kommt man in einen richtigen Lesefluss, der dann auch glücklich bis zum Ende anhält. Die historischen Darstellungen der gesellschaftlichen Veränderungen Japans in dieser Zeit bleiben meistens am Rande für eine Firma, die in einiger Entfernung zur Hauptstadt agiert und werden nur im Zusammenhang der Familien- und Firmengeschichte wiedergegeben. Eine auffällige Ungenauigkeit ist dabei der Gebrauch von Rikschas in diesem Buch, die die Charaktere sehr oft benutzen – bereits in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts, obwohl diese wahrscheinlich erst in den 70er Jahren durch Reverend M. B. Bailey entwickelt wurden, damit Europäer in Tokio besser durch die Straßen kamen. Davon abgesehen ist „Der Duft des Sake“ aber ab der Mitte ein durchaus ansprechendes Buch über eine Frau, die im Dienst für ihre Familie über sich hinauswächst – und dabei auch eine Menge Leid für sich und andere erzeugt.

Der Fokus liegt stark auf familiären Banden und zwischenmenschlichen Beziehungen und so liest er sich stellenweise wie eine Aneinanderreihung von wirtschaftlichen Machtspielen, Hochzeiten und Geburten. In diesem Roman verwirklicht sich keine Einzelperson, sondern sondern jede ist Teil eines Ganzen.
Fazit: Japan, Sake und eine starke Frau. Wer historische Romane mag, kann bei diesem Buch auf jeden Fall zugreifen.


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