Renate Möhrmann (Hg.) -
rebellisch verzweifelt infam
Das böse Mädchen als ästhetische Figur
Sachbuch Wissenschaft
Aisthesis Verlag
ISBN 978-3-89528-875-3,
511 Seiten, kart.
EUR 34,80
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Gute Mädchen sind die Spiegel, in denen sich die bösen Mädchen nicht widerspiegeln. Das Terrain, auf dem sich die bad girls tummeln, ist nicht das Kinderzimmer. Ihr Zuhause liegt anderswo.
Ungeschützt auf weitem Feld, das stoppelig ist. Manchmal steinig, mit schrägen Abhängen und Verderben bringenden Wegen, die sie oftmals scheitern lassen, aber auch zu neuer Erkenntnis führen. Ihre Schar kommt nicht im Einheitskleid daher. Im Gegenteil.
Böse Mädchen können rotzfrech, aufmüpfig, rebellisch, grausam, verlogen, wahnsinnig, ja infam sein.
Die Darstellung der bad girls / bösen Mädchen in Literatur, bildender Kunst, Film, TV-Serien und Oper wird in den 25 Beiträgen dieses von der Nestorin der Frauenliteraturforschung herausgegebenen Bandes aus verschiedensten Perspektiven untersucht.
Renate Möhrmann studierte Romanistik, Germanistik und Medienwissenschaften. 1972 Promotion, 1977 Habilitation. Im selben Jahr wurde sie als Professorin für Theater- Film- und Fernsehwissenschaft an die Universität zu Köln berufen, wo sie bis zu ihrer Emeritierung lehrte. Gastprofessuren in den U.S.A., Kanada und Wien.
Buchveröffentlichungen u.a.: Die andere Frau. Emanzipationsansätze deutscher Schriftstellerinnen im Vorfeld der Achtundvierziger-Revolution (1977), Frauen - Literatur - Geschichte: schreibende Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart (Hg. mit Hiltrud Gnüg, 1985), Verklärt, verkitscht, vergessen. Die Mutter als ästhetische Figur (Hg., 1996), Ingrid Bergman und Roberto Rossellini (1999). Für ihr Gesamtwerk erhielt sie von der Universität Toronto 1994 den Wissenschaftspreis.
In den letzten Jahren hat sie zudem drei Romane veröffentlicht: Melusine (2006), Antonia und Sarah (2007) und Die Frau, die kocht (2009).
Renate Möhrmann (Hg.): rebellisch verzweifelt infam - Das böse Mädchen als ästhetische Figur:
Leseprobe:
http://homepages.uni-tuebingen.de/bettina.kuemmerling-meibauer/essays/Boese_Maedchen.pdf
http://www.aisthesis.de/leseprobe/9783895288753.pdf
Inhalt:
Renate Möhrmann
Einleitung
Inge Wild
Das ganz andere Mädchen.
Überlegungen zu Astrid Lindgrens Kinderbuchklassiker Pippi Langstrumpf
Bettina Kümmerling-Meibauer
„Good bad girls“ in der internationalen Kinderliteratur.
Vom Bilderbuch bis zur Young Adult Novel
Petra Fohrmann
Wanted!
Böse Hexen im Kinderfernsehen
Susanne Kord
Böses Blut.
Pubertierende Mädchen und sexuelle Neugier in archetypischen Geschichten
Michaela Krützen
Sad Girl. Bad Girl! Mad Girl?
Die Figur Sally Draper in der Fernsehserie Mad Men
Claudia Gerhards
„In jedem bösen Mädchen steckt auch mindestens ein gutes.“
Moral und Erziehung in TV-Coaching-Formaten am Beispiel von Die Mädchen-Gang
Ina Schabert
Luder haben kurze Haare.
Zur Symbolik abgeschnittener Locken
Gaby Pailer
Schwarzäugige Mordbrennerin.
Fontanes Grete Minde, eine Tochter von Cervantes’ La gitanilla
Rudolf Drux
Böse Bürgermädchen.
Über den gnadenlosen Weg höherer Töchter zum Ehestand in Erzählungen E.T.A. Hoffmanns
Hiltrud Gnüg
Colettes Claudine à l’école / Claudine erwacht.
Ein pikanter Schulmädchenreport aus bösem Mädchenblickwinkel
Lieselotte Steinbrügge
Vom Ende des bösen Mädchens.
Zu Amélie Nothombs Roman Antéchrista
Helga Abret
„Teufelsengel“.
Die Geschichte eines „merkwürdigen“ Mädchens. Clara Viebigs Roman Charlotte von Weiß
Gisela Brude-Firnau
Eine Autorin wirbt um Erbarmen mit dem bösen Mädchen.
Elfriede Jelineks Die Ausgesperrten
Jean-Pierre Dubost
Gruppenbild mit (bösen?) Mädchen.
Zur Erscheinungsweise des Weiblich-Übermoralischen im Werk Georges Batailles
Renate Hof
„I shall not exist if you do not imagine me“.
Lolita als böses Mädchen?
Nicole Colin
Recycleter Missbrauch.
Lulu oder Vom modernen Umgang mit bösen Mädchen
Renate Möhrmann
Bad to the Bone.
Das machiavellistische Mädchen in Lillian Hellmans Theaterstück The Children’s Hour und seinen Verfilmungen von William Wyler (USA 1936/1961)
Claudia Liebrand
Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse Mädchen trifft der Blitz.
Mervyn LeRoys The Bad Seed (USA 1956)
Lisa Gotto
Bösewerden.
Mädchen, Macht und Medium in The Exorcist (William Friedkin, USA 1973)
Peter Scheinpflug
Emilia will Virginia morden.
Böse Mädchen im italienischen Krimi-Zyklus Giallo
Sascha Keilholz
Agent Cooper und die Twin Peak Girls.
Oder: Laura Palmer und die Heiligsprechung des bösen Mädchens
Rolf Lessenich
Das böse Mädchen im postmodernen Roman.
Mario Vargas Llosa, Das böse Mädchen / Travesuras de la niña mala
Thomas Wortmann
Im Zwielicht der Fiktion.
Ian McEwans Roman Atonement
Elke Liebs
Böse Mädchen in der Oper
Franziska Schößler
„Wer hat Angst vor Josephine Beuys?“
Die Guerrilla Girls sprengen den (US-amerikanischen) Kunstmarkt
Presse:
Eva und ihre Töchter - Renate Möhrmann hat einen Sammelband über „Das böse Mädchen als ästhetische Figur“ herausgegeben Von Rolf Löchel
Eva steht in nicht eben gutem Ruf. Verführte sie Adam doch dazu, von einer der verbotenen Früchte zu kosten, was Gott Grund genug war, das Paar aus dem Paradies zu vertreiben, womit sie und ihre Nachkommen bis ins siebte Glied und darüber hinaus allen Übeln und allem Bösen dieser Welt ausgesetzt waren und – wie wir leidvoll erfahren – noch immer sind. Wenn Renate Möhrmann sie daher als „Urmutter aller bösen Mädchen“ apostrophiert, wird ihr über all die Jahrhunderte hinweg nicht nur ein Chor frommer Christen zustimmen. Möhrmann, die Herausgeberin eines Sammelbandes über „das böse Mädchen als ästhetische Figur“, hält allerdings einen Clou bereit. Sie interpretiert die biblische Figur als Intellektuelle, denn ihre Tat – der Genuss der bei Möhrmann als Apfel bezeichneten Frucht – „geschieht aus Neugier, Erkenntnisdrang und Forscherlust.“Eine nicht unorginelle Interpretation, die einiges für sich hat. Dass sie von der gängigen „sexuellen Interpretation“ des ‚Sündenfalls‘ hingegen wenig hält, versteht Möhrmann nicht so überzeugend zu plausibilisieren. Man müsse „den Urtext genauer lesen und weniger seinen späteren Umdeutungen glauben“, klagt sie ein und zitiert Genesis 3,6: „Und das Weib schaute an, dass von dem Baum gut zu essen wäre, und dass er lieblich anzusehen und ein lustiger Baum wäre, weil er klug machte“. Aus der „semantischen Verknüpfung von ‚lustig‘ und ‚klug‘“ schließt die Autorin, Eva „will nicht bloß Erkenntnis, sie will auch ihren Spaß.“ http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=17278
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