Ein rasant erzählter Roman über die Jagd nach dem grossen Glück.
Katrin Seddig - Runterkommen
Roman
ISBN-13 9783871346712
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978-3-644-10521-8
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«Ich liebe dich», sagt er sanft, und unter seiner Sonnenbrille läuft ein Tröpfchen hinab. «Das tut mir leid», sagt sie nach einer kurzen Weile. Oder einer etwas längeren Weile – wie man es empfindet. Sie empfindet gerade nichts.
Eigentlich will Erik nur seine Ruhe und ein bisschen Liebe. Aber das eine scheint das andere auszuschließen.
Eine Orgie des Menschlichen und Allzumenschlichen: Erik, Anwalt, verheiratet, zwei Kinder, Haus in Hamburg-Niendorf, wird von der Putzfrau Dani heimlich von seinem Garten aus beobachtet. Er bemerkt es, es erregt ihn, und er entblößt sich für sie. Das wird ihm so wichtig seine Frau trinkt ja nur noch, wenn sie nicht gerade zum Shoppen oder Reiten unterwegs ist, dass sein Leben den Bach runtergeht: Sein Chef schmeißt ihn raus, Frau und Kinder verlassen ihn. Der Verfall macht sich breit, Erik trinkt und verkommt. Im Grunde trinken und verkommen beinahe alle Figuren in diesem Roman und immer aus Liebesgründen. Was Erik und Co. antreibt, ist die Sehnsucht nach völliger Verschmelzung mit einem geliebten Gegenüber. Leider ist das geliebte Gegenüber in den seltensten Fällen zum Verschmelzen bereit, oder es verwechselt Liebe mit schnödem Sex.
Im Grunde trinken und verkommen beinahe alle Figuren in diesem Roman – und immer aus Liebesgründen. Was Erik und Co. antreibt, ist die Sehnsucht nach völliger Verschmelzung mit einem geliebten Gegenüber. Leider ist das geliebte Gegenüber in den seltensten Fällen zum Verschmelzen bereit, oder es verwechselt Liebe mit schnödem Sex. In beinahe Horváth’scher Manier lässt die Autorin ihre Helden sich durchboxen, Liebe machen und sich um Kopf und Kragen schwadronieren, dass dem Leser das Lachen im Halse steckenbleibt. Ein rasant erzählter Roman über die halsbrecherische Jagd nach dem großen Glück.
Katrin Seddig, geboren 1969 in Strausberg, studierte Philosophie in Hamburg, wo sie heute auch lebt. 2008 erhielt sie für ihre Erzählungen den Förderpreis für Literatur der Hansestadt Hamburg. Über ihren Roman "Runterkommen" (2010) schrieb die "tageszeitung": "Ein brillantes Romandebüt ... anrührend, witzig, nüchtern."
Pressestimmen
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung,
Rezensentin Wiebke Porombka brechen die Figuren das Herz, die trostlose Szenerie, die Katrin Seddig in ihrem Debütroman entwirft, auch. Dabei schafft es Seddig laut Porombka, über all die familiären Unglückseligkeiten in ihrer Geschichte nur wenig Worte zu verlieren und auch noch respektvolle. In ihrer Desolatheit scheint die Story konsequent. Wie keiner in diesem Buch mit seinem Nächsten zurechtkommt, wie alles immer abseitiger wird, bleiben auch die je einer Figur perspektivisch zugeordneten Episoden unverbunden nebeneinander stehen, erläutert die Rezensentin. Für Porombka hinreißend komisch und herzerweichend zugleich.Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung,
Hochachtung schwingt bei Friederike Gräffs Vorstellung von Katrin Seddigs Debütroman mit, dessen lakonische Munterkeit die Rezensentin ebenso zu schätzen scheint, wie die der Autorin im Gespräch. Gräff zeigt sich beeindruckt von der Lebenstüchtigkeit der zweifachen Mutter, die sich abends, wenn sie von ihrem Doppeljob in zwei Anwaltskanzleien und nachdem sie die Kinder ins Bett gebracht hat, ans Schreiben macht. In ihrem Roman "Runterkommen" (!) erzählt Seddig aus verschiedenen Alltagsleben in Hamburg, mit Blick fürs "Abstruse", aber immer sehr präzise und dabei völlig pathosfrei, wie die Rezensentin betont. Dabei komme aber durchaus Problematisches wie Alkoholismus oder Schwerbehinderung zur Sprache, lässt uns Gräff wissen. Was ihr nicht nur im Gespräch mit der Autorin, sondern auch an dem Roman positiv auffällt, ist, dass Seddig sich alle "Beschönigungen" verkneift.Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung,
Katrin Bettina Müller hat die Lektüre von Katrin Seddigs erstem Roman gefangen genommen. Ihren vom Leben im Allgemeinen und individuellen Defekten im Besonderen gebeutelten Figuren begegne die Autorin mit großer Empathie. Ausgangspunkt dieser "Geschichte des Auftauens" ist die Hamburger Kneipe Rosenstübchen, geführt von der freizügigen Wirtin Doreen und frequentiert von ihrer libidinös gehandicapten Cousine Dani, dem nicht näher beschriebenen Künstler Tom sowie Erik, einem in Apathie versunkenen Anwalt. Hier treten neben Selbstfindungsprozessen komplizierte amouröse Verwicklungen miteinander in Beziehung, die über Umwege oder indirekt ihre Erfüllung finden. Der fremdartige Blickwinkel auf Sex, die intensiven Schilderungen der Gefühlslagen und Atmosphären und der minimalistische Sprachduktus gehören für die Rezensentin zu den Stärken des Romans.«Tritt ein, bring Glück herein»
Seddig ist auf der Seite ihrer Figuren. Sie ist Partei bar jeder Häme. Das lockert den Ton, lässt dem bloßen Fabulieren reichlich Raum und fängt sich selbst auch immer wieder ein durch kurze, bestenfalls Vier-Wörter-Sätze: «Wo die Frau wohnt, hängt ein Kranz aus getrockneten Blumen und ausgesägten Igeln, auf ihrem Abtreter steht: ‹Tritt ein, bring Glück herein.› Kommt aber keiner.» Der Ton ist harsch, die Urteile sind grob. Die Pointe dieses Buches, das dem Raster vieler Ken-Loach-Filme sehr ähnlich ist: Die einstigen Desperados haben sich zu einer Selbsthilfegruppe und Solidargemeinschaft gemausert, die niemanden außen vor lässt. Alle sind mit sich, mit den anderen und mit der Welt zufrieden. Einer Welt, die aus einem Einfamilienhaus mit Garten in einem Vorort Hamburgs besteht. Und manchmal sind sie auch ein ganz kleines Stückchen glücklich. Deshalb wird ganz zum Schluss – wer hätte das am Anfang ahnen können? – sogar noch ein Kind geboren. Wenn das kein Happy End ist. (Aus: Rowohlt Revue 89, Autor: Karl Kessler)
Anwalt, Putze, Bildhauer, Kneipenwirtin
Eine feine Gesellschaft ist das nicht gerade, die Katrin Seddig in ihrem Erstling Runterkommen präsentiert. Unfein ist sie aber auch nicht. Bloß durch und durch beschädigt: ein schlechter Rechtsanwalt und gockelnder Exhibitionist, seine schwer alkoholkranke Frau, deren beider Kinder im Alter pubertärer Trotzigkeit. Dazu eine Putze, die nicht nur nicht angefasst werden will, sondern auch selbst nichts anfassen mag. Ein Putzerich und Bildhauer, der lieber Eisen als Frauen berührt. Und schließlich eine Kneipenwirtin, die alles hat, was Kneipenwirtinnen so auszeichnet: nicht mehr jung, noch nicht alt, flink beim Zapfen und immer darauf bedacht, ihre respektable Oberweite zur Schau zu stellen. Nur gucken, nicht anfassen.Mit dieser Melange durch und durch blessierter Menschen zeigt die 40-jährige Autorin, die in Strausberg bei Berlin aufgewachsen ist und jetzt in Hamburg lebt, wie unterschiedlich Glücksvorstellungen sind und wie verschieden die Wege sein können, das Glück nicht nur zu erreichen, sondern es dann auch noch zu behalten. Mit einer pointierten, gelegentlich zugespitzten Sprache treibt die Autorin ihre Protagonisten von einer Pleite in die nächste. Bis sie schlussendlich alle zusammenkommen in einer eher zufällig entstandenen Wohngemeinschaft. Jede und jeder kann hier seine Macken und Sehnsüchte ausleben, ohne dass sich daran irgendjemand stört. Ganz im Gegenteil: Diese Spleens und Wunderlichkeiten sind die Basis dafür, dass sie es überhaupt miteinander aushalten in diesem Haus des Rechtsanwalts und seiner Frau, das mal ein vermeintlich anständiges war und nun tatsächlich ein unanständiges geworden ist. Zum Vorteil derer, die jetzt hier wohnen.
«Ich habe mir überlegt, wie es wohl wäre, wenn man das Unperfekte zulassen würde. Wenn eine Familie, eine Gesellschaft ganz sanft die Ansprüche, das Streben fahren lassen würde.» (Katrin Seddig) Es ist schon ein ungewöhnliches Grüppchen, das sich in Seddigs Debüt Runterkommen einfindet. Allesamt schräge Figuren, beschädigte Existenzen. Ein Rechtsanwalt mit exhibitionistischen Anwandlungen, seine alkoholkranke Frau, ihre zwei pubertierenden Kinder, dazu eine liebeshungrige Putze, eine Kneipenwirtin mit formidabler Oberweite … Wie diese Typen mit krassen Außenseiterzügen am Ende zu einer Solidargemeinschaft werden, das beschreibt die in Strausberg bei Berlin aufgewachsene und jetzt in Hamburg lebende Autorin pointiert und mit melancholischem Witz. In dieser kuriosen WG im Vororteinfamilienhaus des Rechtsanwalts können sie alle ihre Spleens und Sehnsüchte ausleben und auf ihre Weise glücklich werden.
«Es ist grandios, wie Katrin Seddig jeder ihrer Figuren einen eigenen Ton verleiht.» (Der Tagesspiegel) «Ein feiner, wild wuchernder und versöhnlicher Liebesroman.» (annabelle) «Man möchte diese Figuren gern wie eine Familie zusammenhalten und keinen aus den Augen verlieren.» (taz) «Katrin Seddig erzählt lakonisch von inneren Wunden, ohne Sentimentalität. Sie lässt Zwischentöne zu. Ja, sogar eine wunderbare Lebensunentschiedenheit.» (WDR 3)
Autorinnenlesung
http://h1834486.stratoserver.net/erlesentv/erlesendata/SEDDIG_KATRIN/SEDDIG_KATRIN_Runterkommen.m4v
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