08 Dezember 2011

Lesen macht klug und schoen 533 - Annett Gröschner - Walpurgistag

„Walpurgistag”, der lang erwartete zweite Roman von Annett Gröschner: "Lebensfülle, Wirklichkeitsfülle. Eine schier unendliche Fülle der verschiedensten Figuren, jeder Herkunft, jeden Alters. Unverkennbar Berlin."

Annett Gröschner - Walpurgistag

Roman


Annett  Gröschner - Walpurgistag

Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), 2011
ISBN-13 9783421045058
21,99 EUR 
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Ein rasanter Großstadtroman – verfasst von einer leidenschaftlichen Erzählerin
Es ist der 30. April in Berlin, die Stadt bereitet sich auf die alljährlichen Krawalle in der Walpurgisnacht vor. Für Annja Kobe ist damit der Zeitpunkt gekommen, von der Polizei unbemerkt mit ihrem Vater umzuziehen, der seit zehn Jahren und fünf Monaten tiefgefroren in einer Kühltruhe liegt. Sie bittet Alex um Hilfe, einen Stadtstreicher, der Berlins Schlupflöcher so gut kennt wie kein anderer. Auf ihrer Tagesreise durch die Stadt kreuzen sie die Wege von Menschen, die wegen neuer Besitzverhältnisse die Wohnung wechseln müssen, Gas ablesen oder Taxi fahren, zur Schule gehen oder sie schwänzen, sich auf der Flucht vor der großstädtischen Einsamkeit in Blind Dates stürzen oder glauben, die Welt durch Aktionstheater verbessern zu können. All diese Lebensgeschichten verweben sich zu einem dichten Netz, das sich über die Stadt legt, sodass Berlin selbst zu einem der Protagonisten wird, seine Gegenwart wie Vergangenheit.




Die Schriftstellerin Annett Gröschner
Die Schriftstellerin Annett Gröschner

Annett Gröschner, 1964 in Magdeburg geboren, studierte Germanistik in Berlin, wo sie seit 1983 lebt. Für ihr schriftstellerisches Werk wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Außerdem schreibt sie Dokumentarliteratur, Theaterstücke und ist als Journalistin für verschiedene Tages- und Wochenzeitungen und das Radio tätig. Seit 2005 unterrichtet sie als Dozentin für besondere Aufgaben am Institut für literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft in Hildesheim. 2000 veröffentlichte sie mit großem Erfolg den Nachwenderoman "Moskauer Eis". "Walpurgistag" ist ihr zweiter Roman.

 
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"Berlinroman" - br-online.de
Podcast-Rezension auf wdr3.de


Pressestimmen

Wie stellt man Sexualität in Literatur dar? Die Schriftstellerin Annett Gröschner spricht über ihren Roman "Walpurgistag" und über die Wandlung Berlins.
ZEIT ONLINE: Frau Gröschner, Ihr Schreiben kreist seit fast drei Jahrzehnten um Berlin. Die Stadt ist groß, laut, hässlich. Was fasziniert Sie so an ihr?
Annett Gröschner: Als ich 1983 hierher gekommen bin, war es die Stadt in der DDR, in der man am freiesten leben konnte. Das Kleinstädtische, wo jeder jeden kennt, mag ich überhaupt nicht. In Berlin konnte ich mich verstecken in der Anonymität. Ich würde auch nicht weggehen, obwohl Berlin so teuer geworden ist und ich es mir fast nicht mehr leisten kann, hier in dem Viertel, wo ich seit 1983 wohne, zu leben.



"Lebensfülle, Wirklichkeitsfülle. Eine schier unendliche Fülle der verschiedensten Figuren, jeder Herkunft, jeden Alters. Unverkennbar Berlin. War es bei Döblin die Gegend um den Alexanderplatz in den zwanziger Jahren - bei der Gröschner ist es der Kollwitzplatz um die Jahrtausendwende. Ein unverwechselbares Milieu, ein unerschöpfliches Kaleidoskop von Zeitgenossen und Geschehnissen - faszinierend mit oft absurdem Blick gesehen, erzählt mit dem trockenen Humor dieser Autorin. Als Leser möchte man die Fesselung durch diese Welt nicht mehr missen. Ein Dokument, authentisch, poetisch. Ein großer Wurf."
Christa Wolf


Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.10.2011

Annett Gröschners neuer Berlin-Roman "Walpurgistag" hat Rezensent Hans-Peter Kunisch wirklich überrascht. Denn der Autorin gelinge es auf bewundernswerte Weise gleich mehreren Ansprüchen gerecht zu werden: mit der Verbindung aus Poesie und "journalistischem Aktualitätsbedürfnis" hebe sich Gröschners Geschichte nicht nur von den zahlreichen Berlin-Romanen ab, sondern könne zugleich auch als Vorläufer der 24-Stunden-Dokumentarsendung, die das Berliner Großstadtleben eines Tages und einer Nacht veranschaulichte, gelesen werden. Gröschner lasse ihre Erzählung in der Nacht des 30. Aprils 2002 beginnen - bereits vor zehn Jahren hatte die Autorin in einer Radiosendung die Hörer aufgerufen, zu erzählen, wie sie diesen Tag erlebten - und begleite ihre Figuren von da an durch die verschiedenen Berliner Bezirke. Protagonisten wie die ostdeutschen Rentnerinnen Frau Menzinger und Frau Köhncke, die Schauspielerin Viola Karstädt und insbesondere der Obdachlose Alex erscheinen dem Kritiker wie Leute, die bei der Berlin-Entwicklung "auf der Strecke geblieben" sind. Davon erzähle Gröschner mit viel Witz und "Berliner Lokalkolorit", so der begeisterte Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.09.2011

Ein "gewaltiges, leicht schmuddeliges Panorama einer Stadt, die nur in Imagefilmen wirklich sexy ist", liefert Annett Gröschner in ihrem Berliner Episodenroman, der Ulrich Rüdenauer ein wenig an Alfred Döblins "Berlin Alexanderplatz" erinnert. Elegant bewegt sie sich dabei, meint Rüdenauer, zwischen hartem Hauptstadtrealismus, der sich direkt ins soziale Dickicht begibt und dem Surreal-Grotesken, das Gröschner in der Bürgersteig-Alltäglichkeit entdeckt. Auch die Figuren gefallen Rüdenauer - sei es die Gruppe Berliner Damen, die sensationshungrig durch die Stadt flaniert, oder der mit der Bierflasche umherziehende Harz-IVler. Jeder lebt auf seine Weise in dieser Großstadtexistenz, die Rüdenauer schlicht "Durchwurschteln" nennt. Das Ganze entspringt nicht allein Gröschners Imaginationstalent, wie Rüdenauer bemerkt, sondern ist das Ergebnis eines Radio-Aufrufs, in dem die Autorin vor etwa zehn Jahren die Berliner dazu motivierte, aufzuschreiben, wie sie ihren 30. April erlebt haben. Ein guter Tag für die Literatur, denn daraus ist ein "fulminanter Großstadtroman" entstanden, lobt Rüdenauer.


»Daraus ist ein prächtiger Berlinerinnen- und Berlin-Roman geworden, mindestens so haltbar wie der eiskalte Vater darin - nur viel, viel temperamtentvoller.«
Der Tagesspiegel (25.09.2011)

»Ein sprachlich fulminanter Großstadtroman.«
Berliner Zeitung / Frankfurter Rundschau (15.09.2011)

»Mal dreckig, mal charmant, mal sehr berührend. So lässt Annett Gröschner ihre Figuren durch diesen 30. April ziehen. Bewacht ihre Wege, lässt sie auch mal gegen die Wand laufen. Ein Kosmos, den man ungern wieder verlässt, dem man unbedingt eine Fortsetzung wünscht. Und der ganz nebenbei einer literaturtheoretischen Beweisführung dient: erzählt dieser wunderbare Roman doch auch davon, wie aus dem vielstimmigen Raunen eines Walpurgistages eine Sinfonie der Großstadt wird.«
MDR – FIGARO, 28.09.2011 

"Eine sehr raffinierte Autorin, die hier die Fäden sinnreich zusammenführt, die mit der Einheit des Ortes und der Zeit (24 Stunden) dem alten Aristoteles unausgesprochene Reverenz erweist. Am Anfang stand die Realität. Am Schluss steht ein Roman, dem die Realität, vor allem sprachlich, aus allen Poren quillt, was nur gelingt, wenn die Schöpferin nicht nur ihr Handwerk beherrscht, sondern mehr: Kunst."
Martin Ebel in Die Welt (03.09.2011)

»Der Roman geht auf, entlässt versöhnt und beschenkt. Eines ist noch wichtig zu erwähnen, in diesem Buch herrscht ein ausgewogenes Verhältnis in der Beschreibung der Berliner Stadtteile. Schon längst geht es nicht mehr um West oder Ost, sondern um oben und unten. Der Blick Gröschners schweift voller Fabulierlust über die Innereien der Stadt und ihre repräsentativen Bewohner, die vor ihr nichts verbergen können. In ihrer trockenen, humorvoll distanzierten Sprache schafft sie eine neue Berliner Lakonie, die man versprichworten könnte, zum Beispiel zu „mit der Gröschnern jesacht…“«
weltexpress.info, 29.09.2011 

»Man ist immer vielmehr damit beschäftigt, zu überlegen, wie es weitergehen könnte, was die Person als Nächstes tun wird, wie sie sich entscheidet. Und deshalb will man vor allem eins: weiterlesen.«
die tageszeitung, 12.10.2011 

»Ein leichter, frischer Berlin-Roman.«
Westdeutsche Allgemeine WAZ, 01.10.2011 

»Walpurgistag liest sich schnell und leicht, und bald hat man das Gefühl, Berlin ein bisschen besser zu kennen. Mit all den verschrobenen Menschen, die man auch selber sein könnte.«
Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 08.09.2011

Bücher von Annett Gröschner


Gröschner, Annett (Hrsg.) / Porombka, Stephan (Hrsg.): Poetik des Faktischen. Vom erzählenden Sachbuch zur Doku-Fiktion

Cover: Poetik des Faktischen
Klartext Verlag, Essen 2009, ISBN 3837500470, Kartoniert, 222 Seiten, 21,95 EUR
Die aktuelle Produktion nichtfiktionaler Texte kann man nicht nur - von außen - beobachten. Man muss stattdessen die Werkstätten betreten, in denen mit populärwissenschaftlichen, sachlichen, dokumentarischen Schreibweisen experimentiert wird. Die Werkstattgespräche im vorliegenden Band widmen sich allen Formen des Faktographischen, ... 

Gröschner, Annett: Parzelle Paradies. Berliner Geschichten

Cover: Parzelle Paradies
Edition Nautilus, Hamburg 2008, ISBN 3894015756, Kartoniert, 220 Seiten, 16,00 EUR
Erstausgabe. Annett Gröschner schreibt Geschichten über ihre Wahlheimat Berlin, Geschichten über Kneipen, die verloren gehen wie Handschuhe, über die Neue Mitte und die Neuen Mütter, aber auch über die Schorfheide, wo Göring sein monströses Carinhall bauen ließ. Sie schreibt die Geschichten Berliner Unternehmen ...

Gröschner, Annett / Jung, Peter: Ein Koffer aus Eselshaut. Berlin - Budapest - New York

Cover: Ein Koffer aus Eselshaut
Edition Nautilus, Hamburg 2004, ISBN 3894014326, Gebunden, 288 Seiten, 22,00 EUR
Franz Jung war ein schwieriger Mann: zerstörerisch, entwurzelt, streng gegen sich und die anderen. Er war nicht nur Kommunist, Schiffsentführer, Literat und Börsenfachmann, er war unstet in seinen Liebesbeziehungen wie in seinen Wohnorten und Beschäftigungen. Annett Gröschner versetzt uns in die Kindheit seines Sohnes Peter ... 

Gröschner, Annett: Kontrakt 903. Erinnerung an eine strahlende Zukunft.

Cover: Kontrakt 903
Edition Kontext, Berlin 2003, ISBN 3931337383, Gebunden, 192 Seiten, 22,00 EUR
Vom Januar bis Juni 1999 war Annett Gröschner Stadtschreiberin in Rheinsberg - in diesen sechs Monaten ging sie durch die Stadt und sprach mit den Kernkraftwerkern. Sie interviewte Ingenieure, Techniker, Arbeiter, den Bürgermeister, alteingesessene Rheinsberger, die Witwen von Strahlengeschädigten - all die, die als junge Kräfte ...

Gröschner, Annett: Hier beginnt die Zukunft, hier steigen wir aus. Unterwegs in der Berliner Verkehrsgesellschaft

Cover: Hier beginnt die Zukunft, hier steigen wir aus
Berlin Verlag, Berlin 2002, ISBN 3827004209, Gebunden, 215 Seiten, 19,00 EUR
Mit Fotos von Arwed Messmer. In Berlin sind sie zwar nicht knallrot, aber der Ausblick vom oberen Fahrgastdeck ist genauso schön wie bei ihren berühmten Londoner Verwandten: die Doppelstockbusse der Berliner Verkehrsgesellschaft. Annett Gröschner nutzt diese Perspektive, um die Befindlichkeiten der Bundeshauptstadt zu kartografieren ... 

Gröschner, Annett: Moskauer Eis. Roman

Cover: Moskauer Eis
Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig 2000, ISBN 3378006285, Gebunden, 250 Seiten, 17,38 EUR
Als Annja ihren vermissten Vater tiefgefroren in seiner Kühltruhe findet, glaubt sie zu träumen: Die Truhe ist an keine Steckdose angeschlossen. Sollte es sich hierbei um das letzte Experiment ihres Vaters, eines Gefrierforschers, handeln? Oder gar um die Rache der SED-Bezirksleitung an dem sozialistischen Eigenbrötler? Annjas Suche nach den Hintergründen

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