30 September 2011

Lesen macht klug und schoen 472 - Doris Knecht - Gruber geht

Nominierung für den Deutschen Buchpreis 2011: 

Doris Knecht - Gruber geht

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Rowohlt Berlin
978-3-87134-691-0
16,95 €
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In Doris Knechts Debütroman geht es dem Karrieristen Gruber an den Kragen. Der Manager, Mitte dreißig, hat sich sein Leben zwischen Topjob, Flughafenlounges, Designappartement und Bettgeschichten hübsch ein­gerichtet. Er gefällt sich als zynischer Bescheidwisser, der seine Geliebte auch schon mal zum Weinen bringt, damit sie lernt, was die Realität von TV-Soaps unterscheidet. Dass er sich aber selbst mit einem coolen, sexy Super­helden verwechselt, dass er dann doch ein bisschen kleiner und schwächer ist als die Realität, das muss Gruber erfahren, als ein Tumor in seinem Bauch entdeckt wird. Gruber säuft, feiert durch und prügelt sich. Gruber macht Selbsterfahrung und Chemotherapie. Und Gruber verliebt sich. Schließlich wird er wieder heil. Aber er ist am Ende kein besserer Mensch. Vielleicht nur ein bisschen offener, liebevoller und kompromissbereiter. Vielleicht.

Schmissig und pointenreich treibt Doris Knecht ihren höchst neurotischen und oft komischen Helden voran, bis in die Arme einer schlauen Berliner DJane – die in Gruber irgendetwas sieht, was nicht einmal Gruber selbst in sich sehen kann, und die sich ebenfalls mordsmäßig verliebt ... Ein vielschichtiger Roman voller Witz und Wut. Und ein Held, in dem sich jeder wiedererkennt – auch wenn er gar nicht will. 





Doris Knecht lebt mit ihrer Familie in Wien, ist 45 Jahre alt und eine sehr erfolgreiche Journalistin. Dieses Buch ist ihr erstes. Übrigens auch ein exzellenter Reiseführer (Bars, Restaurants, Hotels) durch Wien, Zürich und  Berlin - Städte, in denen die Autorin gelebt und gearbeitet hat. Hin und wieder legt sie in der Wiener Bar "rhiz" Musik auf. Und sehr attraktiv ist sie obendrein.


Rezensionsliste
"Gruber geht" ist der etwas einfacher konstruierte Roman von beiden. Doris Knecht erzählt von der flüchtigen Begegnung (siehe oben) des Managers und Porsche-Fahrers Johnny Gruber mit Sarah Vogel, Berliner DJ, in einem Zürcher Hotelzimmer. Gruber ist einer, der durch Flughäfen und Hotellobbys spaziert wie druckfrisch aus einem Männermagazin herausgefallen: Studiogestählt, drogenerfahren, dauerflirty und auf Krawall gebürstet. Per SMS hält er eine Handvoll Satellitenfrauen auf seiner Umlaufbahn. Seinen Geschwistern und seiner Mutter, den einzigen Bindungen, die ihn gelegentlich auf dem Boden halten, geht er mit seinem Zynismus auf die Nerven. Denn zugleich ist er eine Mover-und-Shaker-Version des von ihm vergötterten Bob Dylan, der ja auch eine Menge unangenehmer Wahrheiten aussprach und sich einen Dreck um die Meinung anderer kümmerte.
Doch Gruber trägt einen ungeöffneten Brief mit Untersuchungsergebnissen bei sich, und gleich nach dem ersten Sex lässt er ihn von Sarah öffnen, Diagnose: Krebs. Und Sarah ahnt schon sehr schnell, weiter lesen
Österreicherin und dort bekannte Journalistin Doris Knecht verlangt dem Deutschen ab was geht. Ein Sittengemälde der Hippen in ihren Enddreißigern, pendelnd zwischen Berlin und Wien in vollumfänglichem Wortgeknatter. Nebenbei können Sie nach der Lektüre entscheiden, ob Sie Kinder wollen.  Von Franz Birkenhauer - sf magazin 10.03.2011
Doris Knecht wagte sich an ihren ersten Roman: In "Gruber geht" lässt ein waschechter Macho – krankheitsbedingt – herzlichere Seiten an sich zu.
Eine geballte Ladung Testosteron passt gar nicht zu Doris Knecht, 44. Die Kurier- und Falter-Kolumnistin schreibt sonst lieber über soziale Gerechtigkeit und Feminismus. Uns erklärt sie, wieso.
WOMAN: Man kennt Sie als vernünftige Person, ich hätte nie gedacht, dass Sie ein Buch über einen egoistischen Macho zu schreiben. Warum diese geballte Ladung Testosteron?
Knecht: Weil es solche Männer gibt, ich kenne solche Kerle, alle Frauen kennen solche Kerle, diese Kerle sind interesant und ich wollte zeigen, wie die ticken. Meine Kolumnen sind ja oft so Bobo-Familiengeschichten, die sehr nahe aus meiner eigenen Umgebung und meinem Empfindung kommen. Deshalb habe ich mir die Herausforderung gestellt, eine ganz andere Geschichte zu erzählen. Und ohne sympathische Hauptfigur, mit der man sich sofort leicht identifizieren kann. weiterlesen

«Das lamentierende Stakkato von Bernhard, die Schärfe von Jelinek», das attestiert der Tages-Anzeiger Doris Knecht, die als Kolumnistin in Wien eine Institution ist. Dass sie auch auf der Langdistanz zu brillieren weiß, stellt sie in Gruber geht eindrucksvoll unter Beweis. «Ein Debütroman, der spritzig vom Beziehungsleben smarter Mittdreißiger erzählt, die auf der Überholspur leben und doch irgendwann rechts abbiegen. Kurzweilig, gut lesbar, romantisch.» (FAZ) «Dieser Roman geht ans Herz, er ist so roh in seiner Lust (Sexszenen schreiben kann die Knecht) und in seinem Schmerz …» (Tages-Anzeiger) «So gut und locker schreibt, worüber man nicht spricht, nur die Knecht.» (Daniel Glattauer)

Fazit: Ein cooler Mann… zu cool für’s Leben?
Ein absolut witziger Roman! Wir mögen «Gruber» so ganz und gar nicht und eben doch ein Bisschen, weil wir alle einen kleinen «Gruber» in uns haben. Aber dann erleidet der Held einen bösen Schicksalsschlag und wir staunen, wie er sich verändert. Ja, schlimme Dinge in einem Menschenleben vermögen oft in etwas tiefes wahres und absolut Gutes zu führen.

1 Kommentar:

  1. Mir hat das Buch sehr gefallen, weil es einfach mal etwas anderes war. Die unterschiedlichen Erzählperspektiven sind interessant, die ironischen Untertöne und der Sarkasmus haben mir gefallen und die Autorin verdient alle Achtung, wenn sie sich in der Form mit einem solch heiklen Thema auseinandersetzt.

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