17 September 2011

Lesen macht klug und schoen 459 - Angela Steidele - Geschichte einer Liebe

»Selten ist wissenschaftliche Literatur so faszinierend und unterhaltsam zu lesen wie diese Doppelbiografie von Angela Steidele.«
Angela Steidele - Geschichte einer Liebe - Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens




Insel Verlag
ISBN 978-3458357315
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Mit 39 Abbildungen. Adele Schopenhauer - Schriftstellerin, Künstlerin, die Schwester des Philosophen Arthur Schopenhauer - und die "Rheingräfin" Sibylle Mertens-Schaaffhausen verband eine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit den dazugehörigen Höhen und Tiefen. Seit 1828 waren sie ein Paar: "Am besten vergleichst Du uns ein paar Leuten, die sich spät finden und dann einander heiraten. Stürbe sie so spräng ich jetzt in den Rhein, denn ich könnte nicht ohne sie bestehen", schrieb Adele ihrer Freundin Ottilie von Goethe. 
Sibylle Mertens war eine der gebildetsten Frauen ihrer Zeit, Musikerin, Komponistin, Archäologin, Antikensammlerin und Mäzenin. Ihre Salons in Bonn und Rom waren berühmt. Vom Vater an einen ungeliebten Mann verheiratet, pflegte sie Zeit ihres Lebens intensive Beziehungen zu Frauen. 
Adeles Leben mit Sibylle Mertens wurde so nicht nur von deren Ehemann und ihren sechs Kindern beeinträchtigt, die ihre Beziehung als "Unrecht, Wahnwitz, Tollheit" torpedierten.







Angela Steidele 1

Angela Steidele, geboren 1968, studierte Literaturwissenschaft, Musikwissenschaft und Philosophie und promovierte über die Liebesgeschichte zwischen Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens. Außerdem veröffentlichte sie Texte zu Bettine von Arnim und zum Themenkreis Homosexualität und Literatur in historischer Perspektiv.
Als freie Autorin widmet sich Dr. Angela Steidele der Geschichte der Frauenliebe vor Erfindung der ›Homosexualität‹ (1869). Ihrer Dissertation Als wenn du mein Geliebter wärest. Liebe und Begehren zwischen Frauen in der deutschsprachigen Literatur 1750-1850 (Stuttgart: Metzler, 2003) folgte die Biographie der letzten Frau, die in Europa wegen der so genannten Unzucht mit einer anderen Frau hingerichtet wurde: In Männerkleidern. Das verwegene Leben der Catharina Margaretha Linck alias Anastasius Lagrantinus Rosenstengel, hingerichtet 1721 (Köln: Böhlau, 2004). Das Buch wurde mit dem Gleim-Literaturpreis ausgezeichnet. Dr. Angela Steidele lebt, schreibt und gärtnert in Köln.
hier ein 'Steckbrief' ueber die Autorin.





Angela Steidele: Geschichte einer Liebe. Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens


Steidele, Angela - Geschichte einer Liebe: Adele Schopenhauer und Sibylle MertensEines gleich vorweg: Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine Biografie mit dem gleichen Vergnügen gelesen habe wie diese. Autorin Angela Steidele macht in ihrem zweiten Buch einfach alles richtig, mehr noch, sie macht es gut, großartig, perfekt. Sie tappt in keine der Fallen biografischen Schreibens, verliert sich nie in der Überfülle (unwichtiger) Details. Immer wieder bringt sie sich und damit auch ihren Leserinnen zu Bewusstsein, dass das Verfassen einer Lebensbeschreibung stets auch Interpretation, das heißt, das Lesen der Quellen mit den Augen der heutigen Zeit ist.

 ... "zu einer Zeit, als es Liebe zwischen Frauen offiziell gar nicht geben durfte".
Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die lebendige Verzweigtheit dieser Liebesgeschichte zu zeigen, in die viele weitere Frauen involviert waren, auch die berühmte Annette von Droste-Hülshoff. Zwar bleiben die beiden Protagonistinnen Adele und Sibylle im Mittelpunkt der Schilderungen, darüber hinaus werden die LeserInnen mit weiteren illustren Freundinnen bekannt gemacht.
Bei "Geschichte einer Liebe" handelt es sich einerseits um eine akribisch recherchierte Biographie mit zahlreichen Zitaten und Anmerkungen, andererseits ist sie so spannend wie ein gut komponierter Roman.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.05.2010

Jens Bisky hat sich mit Begeisterung in die Liebesgeschichte von Adele Schopenhauer und Sibylle Mertens vertieft, der sich Angela Steidele in ihrem Buch widmet. Dabei fasziniert es den Rezensenten nicht nur enorm, wie unkonventionell und auf die eigene Freiheit bedacht die beiden Frauen ihr Leben einrichteten, es wirft für Bisky auch ein völlig neues Licht auf das 19. Jahrhundert, das doch für seinen Biedermeier bekannt ist. Atemberaubend sei deshalb diese Leidenschaft unter Frauen, findet der Rezensent, der voller Bewunderung die Fähigkeit der Autorin festhält, ihre Protagonistinnen ausführlich zu Wort kommen zu lassen, ohne ihre Geschichte in Zitaten ertrinken zu lassen. Hier kann man ein Stück unbekanntes Deutschland des 19. Jahrhunderts entdecken und auch die "Gewalten" erkennen, die es zu unterdrücken suchten, lobt Bisky sehr eingenommen.


Dabei erfahren wir  (von der Rezensentin Joey Horsley(Aus dem Englischen von Luise F. Pusch) ) viel über die Lebensbedingungen von Frauen des Bildungsbürgertums im frühen 19. Jahrhundert sowie über die Art ihrer intimen Beziehungen vor dem Aufkommen der neuen polarisierende und stigmatisierenden Begriffe „Homo-„ und „Heterosexualität“. Zunächst hauptsächlich wegen ihrer intellektuellen und künstlerischen Begabungen voneinander angetan, unterstützten die Frauen sich gegenseitig inmitten einer patriarchalen Gesellschaft, deren legale und gesellschaftliche Zwänge ihre Freiheit und Möglichkeiten rigoros einschränkten.
Steidele korrigiert das zuvor verzerrte Bild der Schriftstellerin, Scherenschnittkünstlerin und literarischen Agentin Adele Schopenhauer (1797-1849), weniger bekannte einzige Schwester des frauenfeindlichen Philosophen und Tochter der Bestsellerautorin Johanna Schopenhauer. Im Kontext ihrer Beziehungen zu Frauen, besonders zu Sibylle Mertens, erscheint Adele Schopenhauer als Frau von tiefem Gefühl, hoher Integrität und intellektueller und kreativer Begabung, das ganze Gegenteil des herkömmlichen Bildes von ihr als einsame und frustrierte alte Jungfer, die sich über den nicht ergatterten Gatten mit überspannten sentimentalen Phantasien hinwegtröstet.


»Doch ist das Buch mehr als nur eine Liebesgeschichte. Es ist auch eine Ehrenrettung Adele Schopenhauers, über die – meist von Männern – zahlreiche Verleumdungen in die Welt gesetzt wurden, die gemeinhin im Vorwurf, sie sei hässlich, gipfelten. «
(Rolf Löchel literaturkritik.de )

»Selten ist wissenschaftliche Literatur so faszinierend und unterhaltsam zu lesen wie diese Doppelbiografie von Angela Steidele.«
(escape )

»Ein Buch, das seine Leser mit wertvollen neuen Perspektiven beschenkt.«
(Ruth Klüger Die Welt )

»Angela Steidele hat aus den zahllosen Briefen und Zeugnissen eine spannende, einfühlsame Doppelbiografie dieses ungewöhnlichen Paars geschrieben, das sowohl emotional als auch finanziell von Männern unabhängig war.«
(Basler Zeitung )

»Angela Steidele hat dieser Liebe ein doppeltes Denkmal gesetzt: staunenswert in seiner Mitteilung, hinreißend in der Erzählung.«
(Spiegel )

»Steideles eindruckvolle Doppelbiografie bietet über die Geschichte einer Liebe hinaus ein informatives und lebendiges Porträt des gesellschaftlich-intelektuellen Klimas und eine Mentalitätsgeschichte der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.«
(Nils Rottschäfer Droste-Jahrbuch )



Andere Literatur von  Angela Steidele: In Männerkleidern. Das verwegene Leben der Catharina Margaretha Linck alias Anastasius Lagrantinus Rosenstengel, hingerichtet 1721. Biographie und Dokumentation
Cover: In Männerkleidern. Das verwegene Leben der Catharina Margaretha Linck alias Anastasius Lagrantinus Rosenstengel, hingerichtet 1721
Böhlau Verlag, Köln 2004, ISBN 3412167037, Gebunden, 250 Seiten, 22,90 EUR
Mit 16 Abbildungen und 1 Karte. Catharina Margaretha Linck war die letzte Frau, die in Europa wegen der so genannten Unzucht zwischen Frauen hingerichtet wurde. Seit ihrem 15. Lebensjahr als Mann verkleidet, versuchte sie sich zuerst glücklos als Prophet in einer radikalpietistischen Sekte, kämpfte dann mehrere Jahre lang als Musketier im ..

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