08 September 2011

Lesen macht klug und schoen 450 - Dominique Manotti - Einschlägig bekannt

Auch in unseren Tips des Monats:
Der neue Krimi von DOMINIQUE MANOTTI Düster und hautnah an der Wirklichkeit: Die Banlieues kurz vor dem ›Aufstand der Vorstädte‹


Dominique Manotti - Einschlägig bekannt 
Roman

Einschlägig bekannt von Dominique Manotti

Argument Verlag, Hamburg 2011
ISBN 9783867541985
12,90 EUR

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Ausgezeichnet mit der Trophée 813
für den besten französischen Kriminalroman 2010.



Null Toleranz für den "Pöbel" der Vorstädte lautet die Direktive des Innenministers. Markige Worte angesichts seiner geplanten Präsidentschaftskandidatur. Jetzt müssen Beweise her, dass die Kriminalitätsrate tatsächlich sinkt. Kommissarin Le Muir, Leiterin eines Bezirkskommissariats der Pariser Banlieue, sieht ihre Chance: Was der Politik des Ministers dient, dient unmittelbar auch ihrer Karriere. Zum Glück finden ihre Truppen reichlich Anlass, die staatliche Autorität mit gebotener Härte unter Beweis zu stellen. Manipulation von Statistiken, Einschüchterung der migrantischen Bevölkerung, brutale Übergriffe das ist Dynamit in der von Angst und Hass geschwängerten Atmosphäre. Eine "Säuberung mit Hochdruck", wie sie der Innenminister lautstark fordert, bahnt den Weg für Gentrifizierung und Immobilienspekulation. Nur die von Illegalen besetzten Häuser bilden einen Schandfleck.

Ein Kommissariat in der Pariser Vorstadt Panteuil. Neulinge werden eingearbeitet, blutjunge Leute ohne Erfahrung. In der Chefetage stellt Kommissariatschefin Le Muir die Weichen für den neuen politischen Kurs: Eine »Säuberung mit Hochdruck« soll die Verbrechensrate senken und die Vorstadt fit für die Zukunft machen. Klar, dass es dabei Gewinner und Verlierer geben muss. Aber da ist noch eine Ermittlerin aus Paris, die Le Muir und ihre Vasallen schon im Visier hat. Und Noria Ghozali hatte noch nie Sinn für taktische Kompromisse … Ausgezeichnet mit der Trophée 813 für den besten französischen Kriminalroman 2010. Am Stadtrand von Paris liegen die Banlieues mit ihren Ghettos. Trostlose baufällige Wohnsilos weichen langsam und widerwillig Gewerbegebieten und schmucken Bürokomplexen. Die Kriminalitätsrate ist hoch, Konflikte gären. Im Kommissariat von Panteuil treffen junge Polizisten ohne Erfahrung auf ein Klima rassistischer Gewaltbereitschaft. Der Innenminister fordert Nulltoleranz und Säuberungsmaßnahmen. Und unter den dienstälteren Kollegen grassieren Zynismus und Kriegsgewinnlertum. Aber wer soll da aufräumen? Noria Ghozali, Spezialermittlerin der Pariser Polizei, ist sicher, dass die angesehene Kommissariatschefin Le Muir keine weiße Weste hat. Nur wie soll sie das beweisen, wenn jeder, der mehr weiß, sein eigenes Süppchen kocht?  




Dominique Manotti, 2006

Dominique Manotti, mit bürgerlichem Namen Marie-Noëlle Thibault, wurde am 24. Dezember 1942 in Paris geboren. Erst mit 50 Jahren begann sie Romane zu schreiben.
Sie studierte von 1960–66 an der Sorbonne Geschichtswissenschaften, unterrichtete danach in einem Gymnasium und wurde 1969 Assistentin für neuzeitliche Wirtschaftsgeschichte im neu gegründeten Centre expérimental de Vincennes. Ihr Spezialgebiet war das 19. Jahrhundert, die Entstehung der Eisenbahn und das französische Unternehmertum dieser Zeit. Als Konsequenz ihres politischen Engagements war Manotti von 1976–83 als Gewerkschafterin in der CFDT aktiv und leitete deren Pariser Sektion für mehrere Jahre als Generalsekretärin. Zu Beginn der 80er Jahre beteiligte sie sich an der erfolgreichen Auseinandersetzung der türkischen Sans-Papiers im Textilviertel Sentier. Ab 1994 war sie als Maître de conférences an der Universität Paris VIII in Saint-Denis tätig.
Manotti ist Historikerin und seit dem Algerienkrieg politisch engagiert. In den 1980er Jahren verschob sie aus Desillusionierung über die Politik der Mitterrand-Regierung ihr politisches Engagement in die Literatur. Romane zu schreiben ist für Dominique Manotti nur ein Wechsel des Standbeins, ihre politischen Überzeugungen fließen in ihre Romans noirs ein. Sie begreift sich als Rätekommunistin in der Tradition von Gramsci und Rosa Luxemburg. Wie viele andere Autoren des Roman noir verließ sie im Zuge der Mairevolte von 1968 die kommunistische Partei.
Dominique Manottis kriminalliterarische Bezugspunkte sind nach eigener Aussage der amerikanische Schriftsteller James Ellroy, die neuzeitliche Wirtschaftsgeschichte und die 68er-Bewegung. Diese eigenwillige Kombination erklärt vielleicht ihren einzigartigen Stil mit seiner Mischung aus sachlich-journalistischer Dichte, schlaglichtartig verknappter subjektiver Form und fast schon romantischer literarischer Eleganz.


Manotti auf Deutschlandtour (plus Österreich) im September 2011:
Donnerstag, 15.9. Hamburg (Harbourfront, MS Bleichen)
Freitag, 16.9. Berlin (Hammett, Bibliothek Kreuzberg)
Samstag, 17.9. Berlin (Miss Marple)
Sonntag, 18.9. Essen (Alex liest Agatha, Chat noir)
Montag, 19.9. Marburg (Krimifestival, TTZ)
Dienstag, 20.9. München (Glatteis)
Mittwoch, 21.9. Wien (Lhotzkys Literaturbuffet, Institut français)
Donnerstag, 22.9. Hamburg (Buchladen Osterstraße)

Pressestimmen:

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.09.2011

Die Fähigkeit "den sozialen Gärstoff des Verbrechens" in ihren Büchern herauszuarbeiten macht Dominique Manotti einzigartig, findet Tobias Gohlis. Klassenkämpferische Romantik liegt ihr dabei aber fern, wie Gohlis betont, und gerade deshalb gelingt es ihr "wie ein zeitgenössischer Shakespeare", den politisch hart umkämpften Schauplatz der Pariser Banlieue literarisch überzeugend zu beschreiben. Ihren Blick richtet Manotti auf die Widersprüche im desolaten  Polizeiapparat, der mit seinen rassistischen Säuberungsfantasien die Gewalt erst schürt, die er einzudämmen versucht. Tobias Gohlis war bis zur letzten Seite empört und verzweifelt über diese Zustände und zugleich voller Bewunderung für Manottis vorbehaltlosen Blick.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.08.2011

In einer leider sehr kurzen Rezension bespricht Sylvia Staude den selbst recht  schlanken Krimi "Einschlägig bekannt" der französischen Autorin Dominique Manotti. Kurz aber präzise, unprätentiös und "scharf beobachtet" schildere Manotti den Arbeitsalltag der französischen Polizisten in der Banlieue, die sich gegenüber Migranten nicht gerade als freundliche Helfer verhalten. Staude liest diesen Krimi als politischen Kommentar zur Politik Nicolas Sarkozys und den Abschiebungsaktionen gegen die Roma im Jahr 2010.


Bemerkung der Verlegerin:
»Dominique Manotti hat eine atemberaubende kriminalliterarische Form gefunden, um die ganze komplexe Wirklichkeit politischer und polizeilicher Verhältnisse so einzufangen, dass sie nachvollziehbar, packend, thrillertauglich wird. Genau das macht Manotti zu einer gnadenlos präzisen Chronistin der heutigen Gesellschaft mit all ihren Schattierungen von Ambition, Macht und Gewalt. Dass sie dabei nie die Menschen aus den Augen verliert, hebt ihre Kriminalromane auf das rare Spitzenniveau mitreißender, sachlich akkurater und doch einfühlender Gesellschaftskritik, die aufklärt, aber niemals schulmeistert. So wünsche ich mir politische Literatur.«
Else Laudan

Für Interessierte gibt es einige Links zu Presseberichten über die realen Szenarien, die diesem Roman teilweise zugrunde liegen:

Spiegel online: Leben auf einem Pulverfass
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,445039,00.html

Stern online: Aufstand der Ausgegrenzten
http://www.stern.de/politik/ausland/unruhen-in-frankreich-aufstand-der-ausgegrenzten-550752.html

Deutschlandradio: Bilanz nach der Revolte
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/weltzeit/1140409/





Auch in Letzte Schicht, einem der zehn besten Krimis 2010 verknüpft Manotti geschickt das im Krimi seltene Fabrik-Milieu mit der großen, verbrecherischen Politik. Manotti ist mit ihren insgesamt sieben Kriminalromanen mit historisch-politischen Stoffen einer der bemerkenswerten europäischen Autorinnen von Kriminalliteratur.
Auszeichnungen: 1995 Prix Sang d'encre für Sombre sentier (Hartes Pflaster), 2008 Duncan Lawrie International Dagger für Lorraine connection (Letzte Schicht), 2011 Deutscher Krimi Preis für Letzte Schicht.



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Bücher von Dominique Manotti

er von Dominique Manotti

Manotti, Dominique: Einschlägig bekannt. Roman

Cover: Einschlägig bekannt
Argument Verlag, Hamburg 2011, ISBN 3867541981, Kartoniert, 250 Seiten, 12,90 EUR
Null Toleranz für den "Pöbel" der Vorstädte lautet die Direktive des Innenministers. Markige Worte angesichts seiner geplanten Präsidentschaftskandidatur. Jetzt müssen Beweise her, dass die Kriminalitätsrate tatsächlich sinkt. Kommissarin Le Muir, Leiterin eines Bezirkskommissariats der Pariser Banlieue, sieht ihre ... mehr lesen
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Manotti, Dominique: Letzte Schicht. Roman

Cover: Letzte Schicht
Argument Verlag, Hamburg 2010, ISBN 3867541884, Kartoniert, 256 Seiten, 12,90 EUR
Aus dem Französischen von Andrea Stephani. Erpressung, Manipulation, Mord die Gegner in diesem Mega-Monopoly schrecken vor nichts zurück. Lebendige Miniaturen von kleinen Leuten und skrupellosen Machern verbinden sich zu einem handfesten Wirtschaftsthriller, dessen realen Hintergrund die Machenschaften um den Verkauf des französischen ...


Manotti, Dominique: Roter Glamour. Roman




Argument Verlag, Hamburg 2010, ISBN 978-3-86754-192-3 , 12,90 EUR
David gegen Goliath: Die junge Polizistin Noria Ghozali ermittelt gegen den mächtigen Präsidentenberater Francois Bornand. Ein Politthriller der Extraklasse über eine authentische Staatsaffäre: Manotti ist eine kaltblütige Chronistin des Verbrechens, literarisch brillant, gnadenlos realistisch und unbeirrbar parteilich.



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