07 Oktober 2013

Clarice Lispector - Der Lüster, Nahe dem Wilden Herzen und Benjamin Moser - Biographie - Lesen macht klug und schoen 1056

Mit dieser wagemutigen, konsequenten Erforschung eines weiblichen Bewusstseins eröffnet Clarice Lispector der lateinamerikanischen Literatur neue Wege:
Clarice Lispector - Der Lüster
Roman
http://fembooks.de/bilder/produkte/gross/Clarice-Lispector-Der-Luester.jpg


Schöffling & CoISBN: 978-3-89561-621-1
€ 22,95
hier bestellen (Ab 25€ ist der Versand kostenfrei)

Auf den ersten Blick ist das Leben der jungen Virgínia unauffällig: Nach ihrer Kindheit auf dem Landsitz ihrer Großmutter führt ihr Weg sie in die Stadt, und erst nach Jahren kehrt sie wieder nach Hause zurück.
Geprägt von ungewöhnlichen Kinderspielen mit ihrem Bruder Daniel, der mit ihr die mysteriöse »Gesellschaft der Schatten« gründet, führt Virgínia selbst ein Schattendasein, das im Widerspruch zu ihrem aufgewühlten Innenleben steht. Obwohl sie Beziehungen eingeht, bleibt sie einsam, unabhängig und in sich gekehrt. Doch während sie sich in Gedanken eine eigene Welt erschafft, dringen wiederholt seltsame Dialogfetzen oder flüchtige Szenen in ihr Bewusstsein – als Vorboten des Schocks, der ihrem Leben schließlich eine dramatische Wendung gibt.
Mit dieser wagemutigen, konsequenten Erforschung eines weiblichen Bewusstseins eröffnet Clarice Lispector in ihrem 1946 erschienenen zweiten Roman der lateinamerikanischen Literatur neue Wege und entfaltet diesen unerhörten sprachlichen Reichtum, für den sie weltberühmt wurde.
Aus dem Portugiesischen und mit einem Nachwort von Luis Ruby



Clarice Lispector (1920–1977) wurde in der Ukraine geboren, gelangte mit ihrer Familie auf der Flucht vor Pogromen in den ländlichen Norden Brasiliens und lebte später in Rio de Janeiro. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, studierte sie Jura und begann eine Karriere als Journalistin. Im Alter von dreiundzwanzig Jahren wurde sie Schriftstellerin. Sie schrieb Romane, Erzählungen, Kinderbücher sowie literarische Kolumnen und wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet.
Clarice Lispector ist die wichtigste jüdische Autorin seit Kafka. Allerdings ist das ein gut gehütetes Geheimnis. Um diese vielleicht geheimnisvollste Autorin des 20. Jahrhunderts in Deutschland neu zu entdecken, macht sich Schöfling & Co nun an die Neuübersetzung und Herausgabe ihres gesamten Werkes, von dem viele Bücher in Deutschland noch nie erschienen sind: So auch "Der Lüster", die Geschichte Virgínias, die in der brasilianischen Provinz auf dem verarmten Landsitz ihrer Großmutter sich selbst überlassen aufwächst. Außer ihrem Bruder Daniel und der "Gesellschaft der Schatten", die die beiden gründen, um der Unbegreiflichkeit der Welt zu begegnen, hat sie nur wenig Kontakte. Doch ihr ereignisloses Leben steht im krassen Kontrast zu ihrer gewaltigen inneren Welt. Ein Buch mit einer Sprachwucht, die ihresgleichen sucht.
http://de.wikipedia.org/wiki/Clarice_Lispector



Presse:


Die Welt 28.09.13  - "Heimliches Glück -Der Tag, an dem ich die Bücher lieben lernte. Eine bisher unveröffentlichte Erzählung von Clarice Lispector:
"Sie war dick, klein, sommersprossig und hatte viel zu krauses, rotblondes Haar. Sie besaß einen riesigen Busen, während wir anderen Mädchen noch alle flachbrüstig waren. Und als wäre das nicht genug, stopfte sie sich auch noch die beiden Brusttaschen mit Bonbons aus. Aber sie hatte etwas, das jedes Kind, das Geschichten verschlang, gerne gehabt hätte: einen Vater, dem eine Buchhandlung gehörte. Viel Nutzen schlug sie nicht daraus. Und wir noch weniger: Sogar zum Geburtstag überreichte sie uns anstatt eines billigen Büchleins nur eine Postkarte aus dem Laden des Vaters. Zu allem Überfluss zeigte die Karte eine Ansicht unseres eigenen Wohnorts, der Stadt Recife mit ihren mehr als genug gesehenen Brücken. Auf die Rückseite schrieb sie in verschnörkelten Lettern Worte wie Ehrentag und liebe Grüße......"
Clarice Lispector: Felicidade clandestina, 1971. Deutsche Erstveröffentlichung. Aus dem Portugiesischen von Luis Ruby © Schöffling & Co. -
http://www.welt.de/print/die_welt/literatur/article120472690/Heimliches-Glueck.html

Die Welt 28.09.13 - "Entzifferung einer Sphinx
Clarice Lispector war Autorin, Diplomatin und feministische Ikone. Lange galt sie als Mysterium, dabei verbindet ihr Schreiben die brasilianische Literatur mit der Moderne. Nun erscheint die erste große Biografie Von Annett Gröschner"
"Wahrscheinlich ist der Tatsache, dass Brasilien diesjähriges Gastland der Frankfurter Buchmesse ist, die Wiederentdeckung Clarice Lispectors für den deutschsprachigen Raum zu verdanken. Nach den beiden gerade erschienenen Romanen "Nahe dem wilden Herzen" und "Der Lüster", bereitet Schöffling noch weitere Werke der Schriftstellerin zur Veröffentlichung vor. Dabei ist jede Übersetzung eine Herausforderung. "Gleichgültig, wie seltsam Clarices Prosa in der Übertragung klingt, hört sie sich im Original genauso ungewohnt an", schreibt Benjamin Moser."


Weitere Literatur der Autorin bei Lillemors
Schöffling, Frankfurt/M., 320 S., 
ISBN: 978-3-89561-620-4
19,95 €.
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Aus dem Portugiesischen von Ray-Güde Mertin, 
In diesem Roman konzentriert sich Clarice Lispector auf die Reflexionen ihrer Heldin Joana und dringt in die Tiefen ihrer Gefühlswelt vor. Das Lebensumfeld der jungen Frau blitzt darin nur gelegentlich auf: Da ist der frühe Tod des Vaters, die unglückliche Kindheit bei der Tante, die Einsamkeit im Internat, die am gegenseitigen Betrug scheiternde Ehe mit dem Rechtsanwalt Otávio. Auch wenn sie Isolation dafür in Kauf nehmen muss, beschreitet Joana gegen innere und äußer Widerstände unbeirrbar ihren Weg zu ihrem eigenen inneren Reichtum, ihrem "wilden Herzen". Clarice Lispector war eine grandiose und begnadete Schriftstellerin - unbeding lesen!!!!

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 
Rolf Vollmann zeigt sich ergriffen: Am liebsten würde er das Erstlingswerk von Clarice Lispector (1925-1977), die es mit nur 19 Jahren schrieb, verschenken. Der autobiografisch geprägte Roman rekapituliert aus der Sicht einer mittelmäßig glücklich verheirateten jungen Frau die eigenen schwierigen Kindheits- und Jugendjahre in Brasilien. Dabei überschneiden sich Erinnerung und Gegenwart, geraten miteinander in Konflikt und nähren die unstillbare Sehnsucht der Erzählerin "nahe dem wilden Herzen des Lebens" zu sein, wie es im titelgebenden Joyce-Zitat heisst. Ein Buch, das zur "Freiheit entführe" und den Rezensenten in seiner schwebenden und dringlichen Haltung zur Wahrheit und zum Geheimnis in manchem an Undine Gruenter erinnert hat.
Clarice Lispector: Der Lüster. Aus dem Portugiesischen von Luis Ruby, Schöffling & Co., Frankfurt/M. 420 S., 22,95 €.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.2013
Wiebke Porombka freut sich sehr, dass der brasilianischen Autorin Clarice Lispector wenigstens posthum die gebührende Anerkennung gezollt wird, in Brasilien selbst ist sie inzwischen eine Kultfigur, weiß die Rezensentin. Jetzt ist unter anderem Lispectors Debütroman "Nahe dem wilden Herzen" in einer überarbeiteten Übersetzung neu erschienen, berichtet Porombka, die bereits in diesem ersten Buch die meisten großen Themen der Autorin findet, allen voran den Tod. Es ist der Wunsch nach Erlösung, den Lispector durch ihre Figuren hindurch erfüllen möchte, erklärt die Rezensentin, in diesem Fall durch Joana, deren Leben in wechselnden Szenen aus Kindheit, Jugend und aus ihrer scheiternden Ehe geschildert wird, die allesamt bestimmt werden vom frühen Tod ihrer Eltern und dem "Konglomerat aus Stolz, Amoralität und Verschlossenheit", in das sich die Protagonistin aus ihrem Leid geflüchtet hat, fasst Porombka zusammen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.10.2013
Endlich sind die Bücher der brasilianischen Schriftstellerin Clarice Lispector, die in ihrem Heimatland fast "religiöse Verehrung" genießt, auch auf Deutsch erhältlich, jubelt Rezensent Burkhard Müller, der vor allem den bereits im Jahre 1943 erschienenen Roman "Nahe dem wilden Herzen" preist. Der Roman, der die junge Autorin mit 23 Jahren berühmt machte, erzählt die Geschichte von Joana, die sich lieber mit dem Pantheismus Spinozas beschäftigt als mit ihrem Ehemann, der sie dann auch bald für seine ehemalige Verlobte verlässt. Viel, so Müller, geschieht nicht in diesem Buch, auch auf die typischen Motive lateinamerikanischer Literatur verzichte Lispector: kein Karneval, keine Slums, keine tropische Farbenpracht. Stattdessen lässt sich Müller von Lispectors poetischem Sprachfluss forttreiben und bewundert ihr Vermögen, den Leser mit einer Mischung aus Zärtlichkeit und Grausamkeit in den Bann zu ziehen. Die Möglichkeit, die wohl größte Schriftstellerin der portugiesischen Sprache wiederzuentdecken, sollte sich niemand entgehen lassen, rät der Kritiker.

Eine Biographie - Mit zahlreichen Abbildungen.


Schöffling, Frankfurt/M. 564 S., 
ISBN: 978-3-89561-622-8
36,95 €.
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Sie ist eine Ikone der brasilianischen Literatur. Mit ihrer Schönheit, ihrem Geist und ihrer einzigartigen Stimme faszinierte Clarice Lispector die literarische Intelligenz ihres Landes ebenso wie das breite Publikum. Ihr Werk umfasst eigenwillige, moderne Romane und Erzählungen, mit denen sie bisweilen an die Grenzen des Sagbaren ging. 
Der amerikanische Literaturwissenschaftler Benjamin Moser hat sich von Podolien bis Pernambuco, von New York bis Buenos Aires und Rio de Janeiro auf ihre Spuren begeben und einzigartige Dokumente ihrer Herkunft gefunden. Daraus hat er ein ebenso spannendes wie einfühlsames Porträt einer widersprüchlichen, von ihren jüdischen Wurzeln stark geprägten Persönlichkeit geschaffen und sie in der intellektuellen Tradition, die von Spinoza über Kafka zu Joyce und Virginia Woolf reicht, verortet. Anschaulich und fesselnd beschreibt Benjamin Moser die Stationen ihres wechselvollen Schicksals und erhellt die Grundmotive ihres Schreibens. Seine mit einem ausführlichen Bildteil angereicherte Lebensdarstellung wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, vielfach ausgezeichnet und für den National Book Critics Circle Award nominiert. Aus dem Englischen von Bernd Rullkötter. 

"Ich bin ihr alle". Clarice Lispectors Kolumnen im Jornal do Brasil. In: Schreibheft Nr. 81, 160 S., 13 €.


Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.12.2013:
Felix Philipp Ingold freut sich sehr, dass der Brasilienschwerpunkt der Frankfurter Buchmesse dazu geführt hat, dass Clarice Lispector die ihr gebührende Wiederentdeckung erfährt: eine Biografie ist erschienen und die ersten beiden Romane Lispectors, die eine Werkedition einleiten. Benjamin Moser gesteht gleich zu Beginn seiner Biografie seine große Verehrung für Lispector, lässt sich davon in seiner Darstellung aber nicht über Gebühr beeinflussen, berichtet der Rezensent. Dass der Autor sich immer wieder auf fiktionale Texte Lispectors beruft, um Lücken ihres Lebenslaufs zu füllen, erscheint Ingold problematisch, aber angesichts der Quellenlage nachvollziehbar - nur die literarischen Vergleiche, die Moser anstellt, seien verquer: mit Woolf, Joyce und Hesse hat Lispector ebenso wenig gemein wie mit ihren lateinamerikanischen Zeitgenossen, meint der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung,29.11.2013
Nach dem Brasilien-Schwerpunkt der diesjährigen Buchmesse gibt nun der Schöffling Verlag die Romane der brasilianischen Kultautorin Clarice Lispector neu heraus, berichtet Wiebke Porombka. Begleitet werden die ersten beiden Bücher von einer äußerst gelungenen Biografie von Benjamin Moser, der nicht nur reichlich Material vorlegt, sondern auch das richtige Maß von Distanz und Emphase findet, lobt die Rezensentin. Lispector wurde eigentlich unter dem Namen Chaja Pinchassowna im ukrainischen Tschetschelnik geboren, mitten in den Bürgerkrieg hinein, vor dem sie mit ihren Eltern nach Brasilien floh, erfährt Porombka von Moser, dort starb ihre Mutter dann wenige Jahre später an den Folgen der Vergewaltigungen im Krieg. Der Tod der Mutter und die Schuld, die Lispector ihretwegen empfand, haben sich in allen ihren Büchern niedergeschlagen, besonders aber in ihrem Debütroman, berichtet die Rezensentin. Vorsichtig führt Moser Biografie und Werk immer wieder parallel, erklärt Porombka.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.10.2013
Der Verlag Schöffling & Co hat Clarice Lispector wiederentdeckt und widmet ihr eine Werkausgabe, deren Anfang eine Biografie macht, die der amerikanische Literaturwissenschaftler Benjamin Moser über die Literatin geschrieben hat, berichtet Christian Thomas. Lispector ist berühmt geworden mit ihren Figuren, die sich dem Zugriff einer sinnlosen, aber feindseligen Realität entziehen und sich in ihr Inneres flüchten, in ihre Fantasie, erklärt der Rezensent, besonders der frühe Feminismus habe sich mit ihren Heldinnen identifizieren können. Diese "lebhafte Innenlebewesen", ersonnen in einer "unendlich desillusionierte Mädcheneuphorie" spiegelten auch das Schicksal Clarice Lispectors, für die ihre Romane eben jene Fantasieräume des Inneren gewesen sein mögen, die sie vor einer feindseligen Welt schützen konnten, mutmaßt der Rezensent. In Brasilien müsste heute niemand Lispector wiederentdecken, weiß Thomas, die Autorin gilt dort als eine der Heldinnen der brasilianischen Literatur, ihre Bücher gibt es in U-Bahn-Automaten und ihr Gesicht ziert eine Briefmarke.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.10.2013
Rezensent Burkhard Müller ist glücklich: Nicht nur sind endlich zwei Romane der wohl größten Schriftstellerin der portugiesischen Sprache in deutscher Sprache erschienen, sondern auch eine von Benjamin Moser "hingebungsvoll" recherchierte Biografie über Clarice Lispector. Der Kritiker kann gar nicht fassen, dass die in ihrem Heimatland Brasilien "religiös" verehrte Autorin hierzulande noch völlig unbekannt ist. Dabei ist allein ihre Lebensgeschichte ausgesprochen faszinierend: 1920 in der Westukraine im Bürgerkrieg zwischen Plünderungen, Hungersnot und Kannibalismus geboren und schon bald verwaist, gelingt Lispector als Studentin in Rio de Janeiro nicht nur der soziale Aufstieg, sondern bereits mit ihrem ersten Roman im Alter von nur 23 Jahren der Durchbruch, informiert Müller. Auch von ihrer Rolle als eine der wichtigsten Symbolfiguren im Widerstand gegen die Militärdiktatur und von ihrem tragischen Tod im Alter von nur 57 Jahren erfährt der Kritiker in dieser lesenswerten Biografie.







Zitat zum daily book heute:
"Alles in der Welt begann mit einem JA.
Ein Molekül sagte JA zu einem anderen Molekül, und das Leben begann."
Clarice Lispector

Reading the World: Benjamin Moser (1/5)









Esther Andradi: Clarice Lispector (I)  Katharina Deloglu — 27. Juli 2013
Am 14. November stellen wir die frisch aus der Übersetzerwerkstatt kommenden Romane Nahe dem wilden Herzen und Der Lüster der brasilianischen Autorenlegende Clarice Lispector (1920-1977) vor. Die argentinische Schriftstellerin Esther Andradi, Teilnehmerin an der Mikrotext-Konferenz der Lettrétage 2011, ist bekennender Fan Lispectors. (Erstveröffentlichung des Artikels im spanischen Original in La jornada semanal, Erstveröffentlichung der hier präsentierten deutschen Übersetzung von Helgi Kaissling in ila 365, Mai 2013.)

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