04 August 2011

Lesen macht klug und schoen 416 - Barbara Honigmann - Bilder von A.

Barbara Honigmann  -  Bilder von A.


Carl Hanser Verlag, München 2011
ISBN-10 3446237429
ISBN-13 9783446237421
16,90 EUR

Ost-Berlin zu Zeiten der DDR: Eine unkonventionelle Künstlerliebe beginnt zwischen dem Theaterregisseur A. und einer jungen Frau, die sich nicht entscheiden kann, ob sie Theatermacherin, Malerin oder Schriftstellerin werden will. Barbara Honigmann erzählt mit Bilder von A. eine bewegende Geschichte zwischen Judentum und Kommunismus im geteilten Deutschland. Mit unvergleichlicher persönlicher Nähe beschreibt sie die künstlerische Gegenkultur der letzten Jahrzehnte der DDR und die Probleme einer jungen Frau, die sich langsam ihres Judentums bewusst wird.


Barbara Honigmann

Barbara Honigmann wurde 1949 in Ost-Berlin geboren, wohin ihre Eltern aus dem Exil zurückgekehrt waren, und lebt heute in Straßburg. Sie arbeitete als Dramaturgin und Regisseurin, seit 1975 als freie Schriftstellerin. Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Kleist-Preis (2000). Bei Hanser erschienen Damals, dann und danach (1999), Alles, alles Liebe! (Roman, 2000), Ein Kapitel aus meinem Leben (2004), Das Gesicht wiederfinden(2007) und Das überirdische Licht. Rückkehr nach New York (2008).
Daten, Fakten, Jahreszahlen :1949 in Ost-Berlin geboren, nach der Rückkehr der Eltern aus der englischen Emigration. Nach dem Studium der Theaterwissenschaft Dramaturgin und Regisseurin. Seit 1976 freischaffende Schriftstellerin und Malerin 1984 Ausreise aus der DDR und Übersiedelung nach Straßburg, wo sie mit ihrem Mann und zwei Kindern lebt.


Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.07.2011

Beeindruckt zeigt sich Rezensentin Anja Hirsch von Barbara Honigmanns Buch "Bilder von A.", das von einer Künstlerbeziehung im Ost-Berliner Theatermilieu erzählt. Die Geschichte der leidenschaftlichen Ich-Erzählerin und des Regisseurs "A." scheint ihr autobiografisch gefärbt, erzählerisch aber sehr eigenständig. Die Autorin geht in ihren Augen freilich über die Schilderung einer romantischen Theaterliebe in Ost-Berlin hinaus, indem sie beschreibt, wie sich in diese Liebe ein diffuses antisemitisches Moment einschleicht, das aber totgeschwiegen wird, weswegen die Beziehung letztlich scheitert. Wie Honigmann ihre Erzählung um diese Leerstelle herum arrangiert, scheint ihr höchst "kunstvoll". Zudem lobt sie die "schnörkellose, bildkräftige, erzählfreudige" Sprache der Autorin.

Leseprobe als PDF


Eine gescheiterte Liebe - Barbara Honigmann: "Bilder von A.: Im Mittelpunkt von "Bilder von A." steht ein streitbarer Dialog, der nie geführt wurde. Barbara Honigmann arbeitet in ihrem Roman die gescheiterte Beziehung mit dem Theaterregisseur Adolf Dresen literarisch auf - für ihre Verhältnisse leicht und humorvoll.Der Titel "Bilder von A." ist durchaus wörtlich zu verstehen. Honigmann hat auch gemalt, meistens nahm sie dazu ein Regalbrett als Leinwand. Das Cover zeigt so ein Bild von Alfred Dresen als Radfahrer, damals in der Zeit der Verliebtheit. "Bilder von A." ist ein leichtes, im Kosmos Honigmanns sogar humorvolles Buch, mit einer gleichwohl traurigen Geschichte: Einer nicht zu Ende gelebten Liebe, die, so möchte Honigmann das im Rückblick sehen, auch das Scheitern einer deutsch-jüdischen Beziehung war.

Barbara Honigmann: "Bilder von A."Roman:  



Barbara Honigmann ist Malerin, Bühnenautorin, Dramaturgin, Regisseurin und Schriftstellerin. Sie ist Jüdin. Sie ist Deutsche. Sie lebt in Frankreich. Ihre Eltern sind als deutsche Juden vor Hitler nach England geflüchtet und nach dem Krieg als Kommunisten nach Ostdeutschland gegangen, um in der DDR eine andere Gesellschaft aufbauen zu helfen. Honigmann ist 1949 in Ostberlin geboren, gehört also zur so genannten "Second Generation", der Generation der Kinder von Holocaust-Überlebenden.
Die Frage, wie eine humane Alternative zum Kapitalismus und zum Sozialismus aussehen könnte, interessiert sie nur wenig. Diese Briefe überfliegt sie nur noch, fühlt sich von ihnen sogar angeklagt, "weil ich mit seinen antikapitalistischen Reden und ökonomischen Analysen nicht mithalten konnte". Er seinerseits wirft ihr "Flucht aus der Realität" vor. Letztendlich beendet die Ich-Erzählerin die Brief-Beziehung, weil sie A. im Grunde für einen Antisemiten zu halten beginnt. Seinen zornigen Vorwurf "Warum reitest Du immer auf diesen jüdischen Sachen herum?" kann sie ihm nicht verzeihen. Keine Versöhnung mehr möglich. Und im Juli 2001 ist A. gestorben.

 







Bücher von Barbara Honigmann 

Honigmann, Barbara: Das überirdische Licht. Rückkehr nach New York

Cover: Das überirdische Licht
Carl Hanser Verlag, München 2008, ISBN 3446230858, Gebunden, 160 Seiten, 14,90 EUR
Im Winter 2005 reiste Barbara Honigmann nach New York. Unaufdringlich, persönlich und mit viel Witz berichtet sie von einem Aufenthalt zwischen Campus und Boheme, jüdischen "connections" und "communities". Unversehens wird daraus eine Reise zurück nach Deutschland - in die Vergangenheit, in der Begegnung mit alten ... 

Honigmann, Barbara: Das Gesicht wiederfinden. Über Schreiben, Schriftsteller und Judentum

Cover: Das Gesicht wiederfinden
Carl Hanser Verlag, München 2006, ISBN 3446206817, Gebunden, 295 Seiten, 16,90 EUR
Barbara Honigmann sammelt hier zum ersten Mal Aufsätze und Essays, die sich, anhand von eigenen und fremden Werken der Literatur, mit Fragen des Schreibens beschäftigen. Dazu gehören die Geschichte von Jeanette Schocken, einer jüdischen Frau aus alteingesessener Bremerhavener Familie, die mit ihrer schwerkranken Tochter ins Ghetto

Honigmann, Barbara: Ein Kapitel aus meinem Leben. Roman

Cover: Ein Kapitel aus meinem Leben
Carl Hanser Verlag, München - Wien 2004, ISBN 3446205314, Gebunden, 142 Seiten, 15,90 EUR
Mit der Geschichte ihrer eigenen Mutter erzählt Barbara Honigmann nüchtern, poetisch und bewegend das unglaubliche Leben einer außergewöhnlichen Frau im Europa der Kriege und Diktaturen. "Ein Kapitel aus meinem Leben", so nannte ihre Mutter Lizzy mit betontem understatement das heikelste Kapitel dieses ungewöhnlichen Lebens:

Honigmann, Barbara: Alles, alles Liebe. Roman

Cover: Alles, alles Liebe
Carl Hanser Verlag, München 2000, ISBN 3446199101, Gebunden, 184 Seiten, 17,38 EUR
Anna, eine junge jüdische Frau in Ost-Berlin, verlässt Mitte der siebziger Jahre zum ersten Mal ihre Stadt und geht als Regisseurin an ein Provinztheater. Ihr bisheriges Leben, die Berliner Boheme, bleibt zurück und sie gerät in einen kleinen Kreis, der gerne etwas Besonderes wäre, doch unter seiner Abgeschlossenheit leidet. Einziges Band zwischen diesen 


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