Rada Biller - Meine sieben Namen und ich
Erzählungen
Aus
dem Russischen von Alfred Frank, Sabine Grebing, Traude Langmann und
anderen.
Wenn sie berichtet, wie leicht es
sein konnte, eine gesichtslose Bürokratie mit ihren eigenen Waffen zu
schlagen und durch den Eisernen Vorhang zu schlüpfen, wenn die Autorin
von Dana und ihrem geliebten und doch auch missachteten Pelzmantel
erzählt, oder wenn wir Martin und Marina kennenlernen, die mit einem
Riesentopf Borschtsch durch halb Europa fahren und ihr Ziel nur für
einen Moment aus den Augen verlieren, spürt man den melancholischen Witz
einer selbstbewussten literarischen Stimme.
Flucht, Familie und Identität sind die Fixsterne, um die diese siebzehn humorvollen und persönlichen Geschichten kreisen. Dabei geht es Rada Biller, nie um Anklage, sondern um Selbstfindung, nicht um Zorn, sondern stets um die Kunst zu vergeben.
Flucht, Familie und Identität sind die Fixsterne, um die diese siebzehn humorvollen und persönlichen Geschichten kreisen. Dabei geht es Rada Biller, nie um Anklage, sondern um Selbstfindung, nicht um Zorn, sondern stets um die Kunst zu vergeben.
Rada Biller, 1930 in Baku geboren, wanderte 1937 mit ihrer Familie nach
Moskau aus, in den Kriegsjahren lebte sie in Baschkirien und Stalingrad.
Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte sie in Moskau Geografie und zog in
den fünfziger Jahren nach Prag. Nach der Niederschlagung des Prager
Frühlings emigrierte sie 1970 mit ihrer Familie nach Hamburg. Dort
forschte sie am Außenwirtschaftsinstitut der Hamburger Universität.
Nebenbei schrieb sie in all diesen Jahren Prosaskizzen und kurze
Geschichten in ihrer russischen Muttersprache.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.06.2011
Rezensentin Wiebke Porombka zeigt sich zurückhaltend, was den neuen Erzählband von Rada Biller angeht. Ihre Biografie - 1930 als Tochter einer jüdischen Familie in Baku geboren, über Moskau und Prag schließlich nach Hamburg emigriert - ist so etwas wie ein Gang durch das vergangene Jahrhundert, und er hinterlässt in den Erzählungen deutliche Spuren, auch wenn die Autorin einen autobiografischen Hintergrund explizit verneint, erklärt die Rezensentin. Es geht um Identitätsfragen, die in dieser Biografie begründet sind, doch gewinnen sie für Porombka nicht die nötige Plastizität, um die Protagonisten und Geschichten lebendig werden zu lassen, wie sie bedauernd feststellt. Durch die mitunter große Zeitspannen und bewegte Schicksale durcheilende Erzählweise bekommen die Erzählungen häufig etwas Additives und sind in den Augen Porombkas viel zu fragmentarisch und skizzenhaft, um die Leser wirklich zu berühren.Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.05.2011
Rezensent Markus Clauer mag Rada Biller eigentlich ganz gern, charmant findet er sie, sympathisch und "eigenwillig glamourös". Was sie für ein aufregendes Leben hinter sich hat, weiß er sehr gut aus ihren bisherigen Romanen. Er mag auch ihren beiden Kinder Maxim Biller und Elena Lappin und all die vielen, vielen Geschichten, die es aus dieser anstrengenden und kosmopoliten Familie zu erzählen gibt. Aber in diesem Fall findet er Rada Billers Geplauder doch arg harmlos, "irritierend naiv" gar und mit schalen Pointen verziert. So legt Clauer nahe, über diesen Band den Mantel des Schweigens zu hängen, so wie er am Kaffeetisch über solche Anekdötchen einfach hinweghören würde.Bücher von Rada Biller:
Biller, Rada: Lina und die anderen. Roman
Berlin Verlag,
Berlin 2007,
ISBN 3827007038,
Gebunden,
319 Seiten, 22,00 EUR
Aus dem Russischen von Beate Rausch. Lina ist
Medizinstudentin, Schwarzmarkthändlerin und Sekretärin, alles ein
bisschen und nichts ganz. Lina ist eifersüchtige Mutter und
leidenschaftliche Liebhaberin. Lina ist warmherzig, zornig - oder
vernünftig, je nach Intuition. Die anderen - das sind die herzlich
geliebten, schmerzvoll vermissten, ... mehr lesenBiller, Rada: Melonenschale. Lebensgeschichten der Lea T.. Autobiografischer Roman
Berlin Verlag,
Berlin 2003,
ISBN 3827003598,
Gebunden,
371 Seiten, 22,00 EUR
Aus dem Russischen von Antje Leetz. Entlang ihren
persönlichen Erinnerungen, widergespiegelt in den Lebensgeschichten der
literarischen Figur Lea T., zeichnet Rada Biller mit leichter Hand das
Bild einer kulturellen und politischen Epoche. Lea, die Chronistin von
Melonenschale, ist bereits sieben Jahre alt und es hat sie und ihre
Familie nach Moskau ...
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