Sarah Kirsch - Märzveilchen
Tagebuchaufzeichnungen
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2012
ISBN 9783421045416
Gebunden, 240 Seiten,
19,99 EUR
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Das letzte von der Grande Dame der Poesie erschienene Buch, nonkonformistisch und unverwechselbar :
Plappernder silberner Wind, Hagelschlangen, grüne Kraken im Januargarten –
Sarah Kirsch gehört ohne Zweifel zu den Großen der deutschsprachigen Lyrik.
Ihre Tagebuchaufzeichnungen sind immer ein Eintauchen in die Welt der Poesie und zeugen von einer tiefen Verbundenheit mit der Natur.
Das Leben im Wechsel der Jahreszeiten verbindet sie mit eigenen Assoziationen, die oft mit Witz und Ironie gefärbt sind.
Ein idyllischer Kosmos, in den allerdings die Außenwelt einbricht:
Die Auswirkungen von 9/11 oder auch Überschwemmungen in Ostdeutschland finden Eingang in die Notate von Dezember 2001 bis Herbst 2002.
So werden Sarah Kirschs Tagebücher zu einem schillernden, persönlich kommentierten Zeitdokument, und sie bezeugen das unvermindert hochkarätige Schaffen der großen Lyrikerin.
Sarah Kirsch, 1935 in Limlingerode/Harz geboren, studierte Biologie und Literatur und lebte bis zu ihrer Ausbürgerung 1977 im Osten Berlins und siedelte dann in den Westen der Stadt über. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin und Malerin in Schleswig-Holstein. Für ihr dichterisches Werk wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem "Georg- Büchner-Preis", dem "Jean-Paul-Preis" sowie dem "Johann-Heinrich-Voß-Preis". http://de.wikipedia.org/wiki/Sarah_Kirsch
SARAH KIRSCH, die große Lyrikerin der deutschen Gegenwartsliteratur ist am 5. Mai 13 im Alter von 78 Jahren verstorben. Wir trauern um eine Frau, deren Prosa und Gedichte uns immer sehr berührt haben.
Die Lyrikerin und Erzählerin Sarah Kirsch gehört zu den Dichterinnen, die mit ihrem Werk die deutschsprachige Lyrik-Landschaft vor allem in den 60er und 70er Jahren nachhaltig geprägt haben. Die eigenständige Bildsprache der Malerin Sarah Kirsch ist in ihrer Unverwechselbarkeit den Gedichten gleichzustellen. Es sind Bilder, die in Ausstellungen in ganz Europa bewundert werden.
Leseprobe: http://www.randomhouse.de/Buch/Maerzveilchen/Sarah-Kirsch/e394623.rhd?mid=4&exc=305394&showpdf=true#tabbox
Presse:
"Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.04.2012
Viel sprachliche Spreu und wenig wortgewaltigen Weizen entdeckt Sabine Doering in diesem neuen Tagebuchband von Sarah Kirsch, der die Monate zwischen Dezember 2001 und September 2002 abdeckt. Dass diese Zeit durchaus bewegt gewesen ist (Euroeinführung, Terrorkampf, Elbe-Hochwasser usw.), vermag Doering anhand der Anekdoten und eingestreuten Naturlyrik im Band allerdings kaum zu erkennen. Dafür gibt es jede Menge "freundliche Betrachtungen" (banale, dürfte man auch sagen) übers Strümpfestricken, Eiderbaden und das Quaken der Unken. Zum Glück stößt Doering immerhin auf einige kritische und pointierte Äußerungen zu Schriftstellerkollegen, wie Grass oder Handke, die ihr als Bruchstücke einer Poetik der Autorin dienen. Bedauerlich findet sie den burschikosen Ton der Aufzeichnungen, der ihr auf Dauer auf die Nerven geht. Die ständigen Wortverdrehungen a la "Mistwoch" oder "Schließlich-Holzbein" findet sie so originell dann auch wieder nicht."
»Ineinander greifende gegensätzliche Impulse erzeugen eine Spannung, die das Tagebuch aufregend macht wie einen Roman, sinnlich komprimiert wie ein Gedicht und authentisch wie eine Autobiografie. Drei auf einen Streich – das macht der Sechsundsiebzigjährigen so leicht keiner nach.«
DIE WELT, 17.03.2012
»Bei Sarah Kirsch erlaubt das Fragmentarische, Löcherige der Tagebruchstücke einen sympathetischen Diffusionsprozess, eine Identifikation, wie man sie bei der Trivialliteratur doch gemeinhin aufs Strengste verdammt.«
Süddeutsche Zeitung, 23.03.2012
»Schillernde, persönlich kommentierte Zeitdokumente.«
Neues Deutschland, 14.03.2012
»Beste Prosapoesie.«
Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 27.03.2012
»Mit skurrilem Sprachwitz, Präzision und überbordender Fantasie. Spannend und aufregend!«
börsenblatt, 14/2012
»Ein sprachliches Vergnügen und ein poetischer Ruhepunkt in unserer geschwätzigen Zeit.«
F.F. dabei, 07.04.2012
»Sarah Kirsch hat in ihrem neuen Buch auf virtuose Weise den Klatsch und Tratsch der Literaturszene mit künstlich-filigranen Sprachgespinsten verschränkt.«
Landshuter Zeitung, 24.03.2012
»Souverän beherrscht Sarah Kirsch ihr Spiel mit der Sprache. Was auf den ersten Blick zuweilen schnodderig wirkt, erweist sich bei näherem Hinsehen als kunstvoll komponiert. Die vitale Lust an der Sprache entspricht Kirschs ungebrochener Lebensfreude.«
PALMBAUM – Literarisches Journal aus Thüringen, 1/12
»Großartig wie noch immer gelingen die Bilder aus der bewegten Landschaft, von Pflanzen, Tieren und Wolkenbildern: genau, plastisch, kitschfrei. Sarah Kirsch ist die bedeutendste deutschsprachige Dichterin der Gegenwart.«
Mitteldeutsche Zeitung, 13.04.2012
»Ein Tagebuch vom ›Weltrand‹, poetisch, frischforsch, humorvoll, ironisch. Kurzum: wunderschön.«
BUCHKULTUR – Das internationale Buchmagazin, 06_07/12
»Märzveilchen erlaubt das Eintauchen in den Mikrokosmos einer Dichterin. Unerwartete Nähe. Blicke aus anderen Augen. Weltgeschehen und Konzentration auf das Wesentliche, vereint in einem Konzentrat aus Zeitaufnahmen. Sprache treibt unerwartete Stilblüten, definiert und erfindet sich ein ums andere Mal neu. Sie bleibt stets schlicht und unbelastet von jeder Belanglosigkeit, und gewinnt doch gleichzeitig an Größe. […] Bezaubert ist man, wenn Worte Tränen befreien und erlahmte Träume wieder fliegen lassen. Und zwischen den Zeilen hört man den Herzschlag der Welt. Was muss ein Buch mehr können als das?«
querblatt.com, 20.06.2012
»Es ist der typische Ton der Prosaautorin Kirsch: locker, umgangssprachlich, ein wenig berlinernd. Dazu kommen viel Poesie, Ironie, Wortspiele, Anleihen aus dem Jiddischen - wie ›kapores‹ für ›kaputt‹ - und private Chiffren wie ›Tee‹ für Tielenhemme.«
dradio.de, 05.07.2012
»Die Tagebucheinträge in ›Märzveilchen‹ sind größtenteils sehr reduziert. Aber das macht die Faszination der Sarah Kirsch aus: Es braucht nicht viele Sätze, um berührt zu sein.«
Weiber Diwan – Die feministische Rezensionszeitschrift (A), Frühjahr/Sommer 2012
Aus :Sarah Kirsch Zaubersprüche:
Die Nacht streckt ihre Finger aus
Sie findet mich in meinem Haus
Sie setzt sich unter meinen Tisch
Sie kriecht wird groß sie windet sich
Und der Rauch schwimmt durch den Raum
Wächst zu einem schönen Baum
Den ich leicht zerstören kann –
Ich rauche einen neuen, dann
Zähl ich alle meinen lieben
Freunde an den Fingern ab
Es sind zu viele Finger, die ich hab
Zu wenig Freunde sind geblieben.....
Zum Tod der Lyrikerin Sarah Kirsch - Die Luftspringerin -Roman Bucheli
So fand und erfand sie sich immer neu und schuf während fünfzig Jahren ein umfangreiches Werk an Prosa und Lyrik. Frühe Verwandtschaften ergaben sich zu Gedichten Peter Huchels oder zu Anna Achmatova, aus deren Werk sie zusammen mit Rainer Kirsch eine Auswahl übersetzt hatte; unberührt hingegen blieb sie von der experimentellen Lyrik Friederike Mayröckers oder Thomas Klings; das Sprachspielerische war ihr, wie ohnehin alles Exzentrische und Wilde, vielleicht nicht fremd, aber sie hielt es von ihren Gedichten fern.
Anarchisches: Gleichwohl kannte sie auch das Anarchische: Sie fand es im Untergrund, im Gewühl unter den Füssen, oder in den Lüften, im Treiben über dem Kopf. Hier fand sie die Bilder für die Tumulte der Seele und die Umstürze in den menschlichen Dingen. In den neunziger Jahren mässigte sich der Duktus ihrer Verse; nun wurden die Luftsprünge verhaltener, und die Gedichte verknappten sich auf wenige Verse. Das Lakonische gerann manchmal zur Bitterkeit, die Bilder wurden statisch, etwa in dem Band «Bodenlos» von 1996, dem Jahr, als sie den Büchnerpreis entgegennahm. Keine Leichtigkeit brach mehr das Erdenschwere. «Ich Freiwild» hiess in dem Band ein düsteres Epitaph: «Der Fluss hielt gestern an / Um meine Hand sein Spiegel / Zeigt mir die / Tote Schwester im / Seerosenkranz.»
http://www.nzz.ch/aktuell/feuilleton/uebersicht/die-luftspringerin-1.18085391
NACHRUF SARAH KIRSCH - "Du bist nicht auf Erden" Sarah Kirsch war eine der bedeutendsten deutschen Lyrikerinnen. Ihr Rhythmus und ihr Streben nach Autonomie werden fehlen, schreibt der Schriftsteller Jan Kuhlbrodt.
Sarah Kirsch wurde als Ingrid Bernstein geboren und wechselte ihren Vornamen zu Sarah in Absetzung und Protest gegen die antisemitische Haltung in ihrer Familie. Aufgewachsen ist sie in Halberstadt, der Stadt mit der höchsten Kirchendichte Deutschlands übrigens, in der gerade John Cages Stück As Slow As Possible aufgeführt wird. Diese Aufführung wird circa 500 Jahre dauern. Die Korrespondenz scheint mir bezeichnend, da auch im Werk Sarah Kirschs ein Einspruch gegen kapitalistische Verwertungszyklen formuliert wird, verbunden mit einer Hinwendung zum Leben. Und zwar ein Leben, das sich nicht in Verfügbarkeit verliert.
Gedichte von Sarah Kirsch fand ich unter anderem in einer Anthologie namens Zwiebelmarkt, die im Eulenspiegelverlag erschienen war, und die ich fortan wie meinen Augapfel hütete. Der technische Prozess hatte wahrscheinlich verhindert, dass aus dem Buch die Texte der Dissidenten entfernt worden waren. Und letztlich folgte später ja das ganze Land den Ausgebürgerten in den Westen, der damit ja als Westen zu existieren aufhörte.Dadurch wurde aus Kirschs Abwesenheit eine dauernde Anwesenheit. Ich finde ihre Bände heute im Bücherregal, ihre Gedichte in den Schulbüchern meiner Töchter, ihren Namen auf Preisträgerlisten. Aber eine persönliche Begegnung mit ihr, die ich nie hatte, wird sich, zumindest im Diesseits wohl nicht mehr ergeben. Und das stimmt mich sehr traurig.
http://www.zeit.de/kultur/literatur/2013-05/nachruf-sarah-kirsch-kuhlbrodt/komplettansicht
weitere Literatur der Autorin bei Lillemors:
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Zitat zum daily book blog heute:
"Ich hatte als Kind im Krieg wenig Spielzeug. Aber meine Mutter hatte eine riesige Knopfsammlung. Da gab es die schönsten Perlmuttknöpfe, ach, das waren Wahnsinnsknöpfe, damit habe ich gespielt. In dieser Sammlung gab es einen Dichterknopf, die Löcher waren die Augen. So hat das angefangen.
Vielleicht ist Naturlyrik, wenn man sich selber als ein Stück Natur betrachtet. Bäume und Wolken drücken auch Seelenzustände aus. Das hängt doch alles sehr eng zusammen. Wenn man glücklich ist, so richtig glücklich, dann sieht man das Schöne. Wenn ich hier plötzlich im Auto vor einem knallblauen Himmel zwei Schwäne fliegen sehe, bin ich so glücklich, weil das so schön ist, dass es mir scheißegal ist, wo ich hinfahre."
Sarah Kirsch
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