Albertine Sarrazin - Astragalus
Roman
Hanser Berlin, Berlin 2013
ISBN 9783446241480
19,90 EUR
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Mit einem Vorwort von Patti Smith. Den Sprung von der Gefängnismauer in die Freiheit bezahlt Anne mit einem Bruch des Sprungbeins, des Astragalus. Verletzt schleppt sich die Neunzehnjährige an den Straßenrand und wird dort von Julien aufgelesen.
Beide erkennen im anderen die eigene Lebenswelt, die Welt des Knastes, der Kleinkriminalität und verlieben sich:
zwei Menschen, unbedingt in ihrem Drang nach Freiheit und zugleich existentiell angewiesen auf die Nähe und den Halt des anderen.
Als "L'Astragale" 1965 in Frankreich erschien, sorgte es für eine Sensation: "Zum ersten Mal spricht eine Frau über ihre Gefängnisse", schrieb Simone de Beauvoir.
Fünfzig Jahre später gilt es, diesen Text in neuer Übersetzung wieder zu entdecken, seine Kraft und seine rauhe Poesie.
Aus dem Französischen von Claudia Steinitz.
Albertine Sarrazin wurde 1937 geboren. Sie wächst zunächst als Adoptivkind in einem bürgerlichen Elternhaus auf. Doch die Eltern distanzieren sich von ihr, als sie ins Teenager Alter kommt. Die folgenden Jahre verbringt sie in Besserungsanstalten. Am Tag der Abschlussprüfung schlägt sie sich nach Paris durch. Ein Raubüberfall bringt sie ins Gefängnis. Mit 19 gelingt ihr die Flucht und sie lernt ihren Mann Julien kennen.
1964 schreibt sie L'Astragale und wird, von Simone de Beauvoir entdeckt, schlagartig berühmt. Sie wird nur 29 Jahre alt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Albertine_Sarrazin
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Presse:
Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.03.2013:
Volker Breidecker bittet den Hanser Verlag inständig, auch die anderen Werke von Albertine Sarrazin wieder zugänglich zu machen, so groß war seine Freude über die Neuübersetzung von des 60er-Jahre-Kultbuchs "Astragalus". Darin erzählt Sarrazin die Geschichte der jungen Diebin Anne, die sich bei ihrer Flucht aus dem Zuchthaus ihr Bein verletzt, sich von einem Einbrecher-Kollegen halbwegs gesund pflegen lässt, bis sie sich gezwungenermaßen humpelnd auf dem Strich durchschlagen muss, fasst der Rezensent zusammen. Breidecker weiß, dass auch Sarrazin als Jugendliche aus einer Erziehungsanstalt floh, wobei sie sich eine ähnliche Verletzung zuzog. Sie musste in Paris auf den Strich gehen und verliebte sich wie Anne in ihren Retter. Der Rezensent meint den präzisen Schilderungen der Autorin anzumerken, auf wie viele eigene Erfahrung sie zurückgreifen konnte, und er vermutet, dass sie durch die "schmerzhafte Schule erzwungener Passivität" gehen musste, um ihre Beobachtungsgabe so grandios zu entwickeln.
Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.08.2013
Albertine Sarrazins Klassiker in neuer, gelungener Übersetzung liest Philipp Ramer mit Vergnügen. Egal, wieviel Autobiografie nun wirklich in dem Buch über eine amour fou nach gelungenem Fenstersturz aus dem Knast drinsteckt, das Buch ist für Ramer einfach Kult. Doch nicht nur das. Ihn überzeugen auch Sarrazins erzählerische Fähigkeiten, ihre Beobachtungsgabe, ihr Auge für Details, ihre Fantasie, der radikal subjektive Blick, schließlich die Sprache: zwischen nüchterner Prosa und Poesie, mal sanft, mal grob. Alles zusammen entwickelt laut Ramer einen unerhörten Sog.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung,20.07.2013
Rezensentin Rose-Maria Gropp ist von Albertine Sarrazins im Jahre 1965 in Frankreich erschienenem Roman "Astralagus" ganz hingerissen. Zutiefst beeindruckt folgt sie der anhand eines Alter Egos erzählten Lebensgeschichte der jungen Frau, die ihr kurzes Leben nach Prostitution und einem Raubüberfall größtenteils hinter Gittern verbringt, nach einem Fluchtversuch mit zertrümmertem Sprunggelenk zu ihrem Geliebten hinkt und mit dem Schreiben gegen das "innere Absterben" ankämpft. Gropp liest von Claudia Steinitz meisterhaft ins Deutsche übersetzte, ebenso schöne wie intensive Sätze, die ihr die "blühende" Einbildungskraft und den "Eros der scharfen Beobachtung" der jung gestorbenen Schriftstellerin beweisen. Für die Kritikerin, die auch das Nachwort von Patti Smith lobt, ist völlig klar: Wer nicht mit dieser Autorin hinkt, leidet, jubelt, trinkt, raucht und kämpft, der hat kein Herz.
Auf der Nachtseite von Paris
Albertine Sarrazin: "Astragalus", Verlag Hanser Berlin, 232 Seiten
Albertine Sarrazins Kultroman der 60er-Jahre erscheint in einer deutschen Neuübersetzung. "Er handelt von einer Flucht aus dem Gefängnis, dem Neubeginn im düsteren Paris der 60er-Jahre - und einer unbedingten Liebe.
Ein schweres Leben, sicher, aber "Astragalus" ist kein schweres Buch. Das liegt an der Unbedingtheit von Annes Liebe, an ihrem Lebenswillen, an Sarrazins zugleich poetischem und schnodderigem Tonfall (den Claudia Steinitz mit Geschick und Schwung übersetzt hat), an der Selbstironie der Erzählerin. Ihre Schmerzen im Fuß beschreibt sie wie ein gigantisches Naturphänomen, und ihre missliche Lage entlockt ihr galligen Witz: "Ich war irgendwann vor Ostern abgehauen, aber nichts erstand auf, nichts starb, nichts lebte."
(Die 16-jährige Albertine Sarrazin zum Untersuchungsrichter nach ihrer ersten Festnahme)
Zitat zum daily book heute:
„Ich habe noch keine Zeit gehabt, meine Tat zu bereuen, aber wenn ich es eines Tages tue, werde ich Sie davon in Kenntnis setzen.“(Die 16-jährige Albertine Sarrazin zum Untersuchungsrichter nach ihrer ersten Festnahme)
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