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Virginia Woolf - Augenblicke des Daseins
Autobiographische Skizzen
Fischer Verlag 2012
Originaltitel: Moments of Being
ISBN 978-3-10-092522-0
26,00 Euro
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Sie sieht sich als Snob, weil sie den alten Adel so liebt. Und sie mag die Gesellschaft von Homosexuellen und bekennt sich zu dieser Sympathie. Die Selbstauskünfte von Virginia Woolf liefern Gründe genug, warum sich die Autorin von Orlando und Mrs Dalloway als ständig im Ausbruch befindlichen Vulkan empfindet.
Die Kunst des Erinnerns: Fünf hinreißende und bewegende Skizzen aus einem schwierigen Leben
Neben ihren Tagebüchern und Briefen hat Virginia Woolf einige Memoiren hinterlassen, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht waren.
Den ersten dieser Texte schrieb sie mit 26 Jahren, lange bevor sie als Schriftstellerin hervortrat; an dem letzten arbeitete sie bis wenige Monate vor ihrem Tod. Mit fast analytischer Genauigkeit hält sie den Zauber, aber auch die Schrecken und Abgründe ihrer Kindheit fest.
Sie berichtet von der allmählichen Befreiung aus der Enge ihres viktorianisch-prüden Elternhauses und von den Anfängen der legendären »Bloomsbury Group«.
Nicht ohne Witz und Ironie schildert sie diesen unkonventionellen Freundeskreis aus Künstlern und Schriftstellern, der ihr Denken und Schreiben entscheidend mit beeinflusst hat.
Aus dem Englischen von Brigitte Walitzek
Virginia Woolf wurde am 25. Januar 1882 in London geboren und wuchs im großbürgerlichen Milieu des viktorianischen England auf. Ihr Leben lang litt sie unter wiederkehrenden psychischen Krisen. 1912 heiratete sie Leonard Woolf. Zusammen gründeten sie 1917 den Verlag ›The Hogarth Press‹. Ihr Haus war eines der Zentren der Künstler und Literaten der Bloomsbury Group. Am 28. März 1941 nahm Virginia Woolf sich, erneut bedroht von einer Verdunkelung ihres Gemüts, das Leben.
Brigitte Walitzek, geboren 1952, lebt in Berlin. Seit 1986 Übersetzerin, u. a. von Margaret Atwood, Jeanette Winterson, Carson McCullers, Margaret Forster, Virginia Woolf, Sadie Jones und Peter Behrens.
Presse:
»Dieser Band ist eine Offenbarung.«"Die Augenblicke des Daseins" zeigen auch, wie die gereifte Autorin ihre frühen Skizzen umformt, wie sie es vermag, den Wegen des Bewusstsein Sprachbilder zu geben und wie sie sich hütet, die Leiden zu beweinen, die aus den beschriebenen Empfindungen und Empfindlichkeiten entstanden sind. Sie benutzt ihre seelischen Erfahrungen zur Erforschung der Seins-Zustände des Menschen und nutzt diese Recherche für ihr gesamtes Werk. So ist es ihr möglich, in liebevollen, manchmal komischen, immer klaren Darstellungen ihre eigene Entwicklung innerhalb einer britischen Intellektuellenfamilie zu beschreiben, mit vielen Blicken auf den Alltag ihrer Zeit. Der Band ist ein luzider Bericht über das Heranwachsen einer Persönlichkeit, der die Literatur des 20. Jahrhunderts allergrößte Einsichten verdankt. Verena Auffermann, D-Radio Kultur– Kritik, 24.5.2012
»Ihr Können setzt bis heute Maßstäbe.«
Silvia Hess, Schweizer Monat – Beilage, 1.5.2012
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.03.2012
Die jetzt erschienene Neuübersetzung von Virginia Woolfs erstmals 1976 im englischen Original publizierten Sammelband mit fünf autobiografischen Texten manifestiert laut Florian Balke zwei Hauptthemen ihres Schreibens: es ist einmal das Bemühen um ein bewusstes Leben, das sich nicht in Unbestimmbarkeit und Nichtigkeit auslöst, und dann das Ringen um die adäquate literarische Form, dieses Leben festzuhalten. Insgesamt wirkt der Rezensent von der Neuausgabe recht angetan und er weist eingenommen auf den umfangreichen Anmerkungsapparat hin.
Über die Übersetzung lässt Balke nichts anderes hören, als dass die Entscheidung von Brigitte Walitzek, für das "semen" des Originals in "Hyde Park Gate 22" die Übersetzung "Samen" statt "Sperma" zu wählen, nicht überzeugt. Ansonsten kann man wohl davon ausgehen, dass er mit der Übertragung ins Deutsche ganz zufrieden ist.
"Ich habe das Gefühl, mit dem Schreiben etwas zu tun, das weit notwendiger ist als alles andere."
http://www.welt.de/print/die_welt/literatur/article106998406/Man-schreibt-auch-um-auszuradieren.html
Den Sachverhalt spitzt sie zu, indem sie eine lustige Erinnerungsszene als "beste Illustrierung für Bloomsbury" (ihren literarischen Zirkel) preist, um sogleich hinzuzufügen: "Ich weiß nicht, ob ich sie erfunden habe oder nicht." Die Szene spielt übrigens auf das Ende der Verklemmtheit des Kreises an - und bestätigt die Erfahrung, die Hoppe beschreibt, dass nämlich Worte Angelegenheiten schnell mal verändern:
"Plötzlich ging die Tür auf, und die lange, finstere Gestalt von Mr Lytton Strachey stand auf der Schwelle. Er deutete mit dem Finger auf einen Fleck auf Vanessas weißem Kleid. ,Samen?', fragte er... Mit diesem Wort fielen alle Schranken der Zurückhaltung und der Reserviertheit... Sex ergoss sich über unsere Gespräche."
Von Tobias Schwartz http://www.morgenpost.de/printarchiv/kultur/article106651639/Wer-traut-schon-seinen-eigenen-Erinnerungen.html
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