Zeina Abirached - Das Spiel der Schwalben
Graphic Novel
Avant Verlag, Berlin 2013
ISBN 9783939080770
19,95 EUR
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Ein Tag wie jeder andere im Beirut des Jahres 1987. Die libanesische Hauptstadt ist von einem Bürgerkrieg zerrissen, der seit Jahren tobt und noch Jahre andauern wird. Eine Demarkationslinie, die "Green Line", trennt den christlichen Westen und den muslimischen Osten. Scharfschützen, Militärpatrouillen und Straßensperren machen aus Beirut ein Labyrinth, in dem kurze Wege sich Stunden hinziehen können. Die Menschen, die nicht über die Landesgrenzen in benachbarten Staaten geflohen sind, richten sich und ihren Alltag auf Krieg und Belagerung aus.
1987 ist Zeina Abirached sieben Jahre alt, ein Kind des Krieges. Sie wohnt mit ihrer Familie in der "Rue Youssef Semaani", direkt am Rand der Demarkationslinie. Ihre Wohnung hat sich im Laufe der Kriegsjahre auf wenige Quadratmeter im Eingangsbereich verkleinert - die Zimmer mit den Fenstern sind für die Kinder - und dient während der Bombardierungen als Zuflucht für die Nachbarn. Als eines Tages Zeinas Eltern nach einem Besuch ihrer Großmutter nicht zurückkehren, versammeln sich die Nachbarn in der Wohnung der Abiracheds, um die Kinder mit ihren Geschichten von der Angst um ihre Eltern und ihr Leben im ständigen Belagerungszustand abzulenken.
Sensibel, phantasievoll und bisweilen herzzerreißend komisch erzählt die libanesische Künstlerin von einer Kindheit im Bürgerkrieg, vom menschlichen Miteinander in Krisenzeiten und der Konstruktion von Sicherheit und Heimat auf wenigen Quadratmetern.
Zeina Abirached wurde 1981 in Beirut geboren. Mit Anfang 20 zog sie nach Paris, wo sie heute noch lebt und arbeitet. Sie hat eine Reihe autobiographischer Graphic Novels und Kurzcomics veröffentlicht, in denen sie ihrer Kindheit im Libanon und ihrer Familiengeschichte nachspürt. Das Spiel der Schwalben ist ihre erste deutsche Veröffentlichung.
Während ihrer Kindheit wohnt sie in einem Haus an der „Green Line“, der Demarkationslinie, die Beirut während des Bürgerkriegs in West und Ost teilt. Nach ihrem Studium an der libanesischen Akademie der Künste in Beirut spezialisiert sich Zeina Abirached an der Ecole Nationale des Arts Décoratifs von Paris auf Animation und realisiert ihren ersten Film, Mouton, der auf zahlreichen internationalen Festivals nominiert wird. In ihren Comic-Alben beschreibt sie in schwarz-weißen, puristischen Zeichnungen das Beirut ihrer Kindheit im Kriegszustand – und erinnert über vertraute Figuren wie Nachbarn und Händler an das Vergessene. Für den „Comic-Transfer“ kehrt sie ihrer Heimatstadt als Quelle der Inspiration für eine Weile den Rücken, um Deutschlands Hauptstadt Berlin zu entdecken.
http://zeinaabirached.ultra-book.com/
http://blog.goethe.de/comic-transfer/pages/zeina_abirached_de.html
http://www.facebook.com/avant.verlag?directed_target_id=0
https://www.facebook.com/zeina.abirached
http://en.wikipedia.org/wiki/Zeina_Abirached
Presse:
"Abirached ist eine großartige Künstlerin, mit viel Humor schafft sie einen Ausgleich zu dem Chaos und dem Leid der menschlichen Tragödien." - The New York Times
Die Zeichnerin Zeina Abirached verarbeitet in ihren Comics den Krieg im Libanon
Von Anette Selg - Die Comic-Szene im Libanon steckt noch in den Kinderschuhen. Die libanesische Comic-Zeichnerin Zeina Abirached lebt daher seit vielen Jahren in Paris. Ihr Comic "Das Spiel der Schwalben", der jetzt auf Deutsch erscheint, erzählt von ihrer Kindheit mitten im libanesischen Bürgerkrieg.
Der Bürgerkrieg im Libanon prägt die Zeichnerin und ihre Arbeiten bis heute. In ihren schwarz-weißen, sehr ornamentalen Zeichnungen macht sie sich immer wieder auf die Suche nach dem Beirut ihrer Kindheit. Nähert sich dem Schrecken, der Bedrohung des Krieges und versucht das damals Unverstandene zu entschlüsseln.
Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.06.2013:
Als seltenes Meisterwerk unter den Graphic Novels bezeichnet Christoph Haas den Band von Zeina Abirached. Um die Meisterschaft der Autorin angemessen zu erläutern, räumt der Rezensent ein, müsste er jede einzelne Seite beschreiben. Weil das unmöglich ist, beschränkt Haas sich auf die Erklärung, dass die im Beirut des Jahres 1984 spielende Geschichte um die kleine Zeina und ihren Bruder durch Exkurse in die Vergangenheit und zu den Schicksalen der Nachbarn die gesamte Geschichte Libanons seit 1945 zu erzählen vermag. Wenn die Autorin mit ihrem reduzierten Stil, mitunter abstrakt, ihre Zeichenkunst beweist, fühlt sich Haas nie mit selbstgefälliger Virtuosität konfrontiert. Die ästhetischen Effekte entstehen, so schreibt er bewundernd, aus der raffinierten Verbindung von Detailreichtum und Minimalismus.
Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.06.2013:
Als seltenes Meisterwerk unter den Graphic Novels bezeichnet Christoph Haas den Band von Zeina Abirached. Um die Meisterschaft der Autorin angemessen zu erläutern, räumt der Rezensent ein, müsste er jede einzelne Seite beschreiben. Weil das unmöglich ist, beschränkt Haas sich auf die Erklärung, dass die im Beirut des Jahres 1984 spielende Geschichte um die kleine Zeina und ihren Bruder durch Exkurse in die Vergangenheit und zu den Schicksalen der Nachbarn die gesamte Geschichte Libanons seit 1945 zu erzählen vermag. Wenn die Autorin mit ihrem reduzierten Stil, mitunter abstrakt, ihre Zeichenkunst beweist, fühlt sich Haas nie mit selbstgefälliger Virtuosität konfrontiert. Die ästhetischen Effekte entstehen, so schreibt er bewundernd, aus der raffinierten Verbindung von Detailreichtum und Minimalismus.
Neue Graphic Novels im avant-verlag
Mittwoch, den 6. März 2013
Zitat zum daily book heute:
"Meine Arbeit ruht auf einer autobiografischen Basis. Auch weil der Aspekt des Alltags im Krieg für mich sehr wichtig ist. Wie haben die Menschen 15 Jahre lang mit diesem Krieg gelebt? Menschen wie meine Eltern, die in der Stadt geblieben sind. Ich möchte zeigen, wie das Leben im Innern der Häuser, Wohnungen, der Leben aussieht. Dieser dokumentarische Aspekt interessiert mich. Ich erzähle, was alles unternommen wurde, um an Wasser zu kommen, an Strom, Gemüse, Benzin, all so was."
Die Graphic Novel "Das Spiel der Schwalben", in der die Zeichnerin ebenso witzig wie einfühlsam von ihrer Kindheit in Beirut während des libanesischen Bürgerkriegs erzählt und welche sich durch eine sehr zugängliche, ebenso minimalistisch wie intelligente Bildsprache auszeichnet, erscheint dieser Tage auch auf Deutsch und wurde in der internationalen Presse sowie von der Comic-Blogosphere sehr positiv besprochen.
Auch in Österreich haben sich bereits einige interessierte JournalistInnen angekündigt, um Interviews mit der Autorin zu führen.
"Mit Das Spiel der Schwalben reiht sich Abirached in eine lange Tradition der Kriegs- und Vergangenheitsbewältigung in Bildsequenzen ein - von Keiji Nakazawas Barfuß durch Hiroshima über Art Spiegelmans Maus bis zu den Comicreportagen von Joe Sacco (Palästina) und Emmanuel Guibert (Der Fotograf), wobei sich Abirached leider nicht mit der Einbettung ihrer entdramatisierten Geschichte in einen historischen und politischen Zusammenhang aufhält. "Ich wollte eine universelle Geschichte erzählen, in der sich viele Leute wiederfinden können", begründet sie.
Zurzeit arbeitet die junge Illustratorin an ihrer nächsten Graphic Novel, basierend auf dem Leben ihres Urgroßvaters. Der kam in den 1960ern nach Wien, um ein Klavier bauen zu lassen, das per Pedal zwischen westlichem und orientalischem Modus wechseln konnte. Es wurde nichts daraus - der Krieg kam dazwischen. (Karin Krichmayr, DER STANDARD, 29.3.2013)"
Eine Nacht, eine Kindheit
Zeina Abirached lebt heute in Paris. "Das Spiel der Schwalben" hat sie ihre ganz in schwarz-weiß gehaltene Graphic Novel genannt. Die holzschnittartigen, reduziert gezeichneten Figuren erinnern an die Persepolis-Trilogie der iranischen Erfolgsautorin Marjane Satrapi.
Doch Zeina Abirached erzählt nicht die Geschichte eines politischen Konflikts, sie konzentriert sich auf eine einzige Nacht in ihrer Kindheit. "Ich habe diese zehn Jahre, die ich als Kind im Krieg verbracht habe, auf das Wesentliche konzentriert. Diese eine Nacht steht symbolisch für alle Nächte dieser Zeit, unser Alltagsleben und seinen monotonen Rhythmus des ständigen Hoffens und Wartens."
"Eigentlich gibt es bei Zeina Abirached keine Farben. Auch keine richtigen Grautöne. Im Lauf ihrer Karriere als Comic-Zeichnerin hat die 32-jährige Grafik-Designerin vor allem eines verinnerlicht: die Reduktion aufs Wesentliche.
Dafür gibt es in ihrer Arbeit aber etwas anderes: viele, viele Nuancen, Muster und Wiederholungen. Die prägen den ausdrucksstarken, grafischen Stil der jungen Libanesin und sind das Mittel, mit dem sie so gut wie alles kommuniziert: Emotionen, Erinnerungen, Zuneigung oder Angst. Auch in ihrem in Deutschland kürzlich beim Avant Verlag neu erschienenen, autobiografischen Comic „Das Spiel der Schwalben“ nutzt die Zeichnerin ihren sehr individuellen und einprägsamen Stil auf eindrucksvolle Weise. "
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Audio:"Das Spiel der Schwalben" von Zeina Abirached (22.04.2013) [WDR 3]
Ben Afflecks Film "Argo", der sich um eine Geiselnahme im Iran dreht, hat gerade den Oscar als bester Film gewonnen - und in der Fernsehserie "Homeland" hat eine CIA-Agentin den Verdacht, dass eine islamische Terrorzelle die amerikanische Regierung unterwandert hat.
Dass es allerdings nicht immer um Agenten und diplomatische Krisen gehen muss, zeigt eine neue Graphic Novel. In "Das Spiel der Schwalben" erzählt die Autorin und Zeichnerin Zeina Abirached von ihrer Kindheit inmitten des libanesischen Bürgerkriegs. Der Comic räumt seit ein paar Jahren international Preise ab und ist seit diesem Monat auch in Deutschland erhältlich.
In vielen Ländern im Nahen Osten gibt es eine Comicszene, die kritische Themen anpackt. Sicherheit gibt ihnen einerseits die weltweite Aufmerksamkeit durch den Arabischen Frühling - andererseits die Tatsache, dass viele Regime Comiczeichner schlichtweg gar nicht auf dem Schirm haben.
Noch immer sind Comics für viele "Sicherheitssysteme" und Politiker eine Randerscheinung, so dass die Regime die Zeichnungen, die etwa auf Blogs erscheinen, gar nicht mitbekommen. Anna Gabai hofft, dass sich die Szene im Nahen Osten etabliert: "Comics sind selten etwas, womit man seinen Lebensunterhalt verdienen kann und das noch weniger in den arabischen Ländern." Dass die Künstler so leidenschaftlich dabei sind, obwohl sie viel weniger Möglichkeiten haben als europäische Comiczeichner, bewundert sie.
(Johanna Esch)
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