14 Juli 2013

Swetlana Alexijewitsch - Secondhand-Zeit + Der Krieg hat kein weibliches Gesicht - Lesen macht klug und schoen 1028

Die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch erhält in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. 
Swetlana Alexijewitsch - Secondhand-Zeit
Leben auf den Trümmern des Sozialismus
  


Hanser Berlin
übersetzt von Ganna-Maria Braungardt
Mit Lesebändchen
ISBN 978-3-446-24150-3
Preis: 27,90 €
hier bestellen (Ab 25€ ist der Versand kostenfrei)
Erscheinungsdatum: 26.08.2013


Der Kalte Krieg ist seit über zwanzig Jahren vorbei, doch das postsowjetische Russland sucht noch immer nach einer neuen Identität. 
Während man im Westen nach wie vor von der Gorbatschow-Zeit schwärmt, will man sie in Russland am liebsten vergessen. Inzwischen gilt Stalin dort vielen, auch unter den Jüngeren, wieder als großer Staatsmann, wie überhaupt die sozialistische Vergangenheit immer öfter nostalgisch verklärt wird. 

Für Swetlana Alexijewitsch leben die Russen gleichsam in einer Zeit des "secondhand", der gebrauchten Ideen und Worte. Wie ein vielstimmiger Chor erzählen die Menschen in ihrem neuen Buch von der radikalen gesellschaftlichen Umwälzung in den zurückliegenden Jahren.



Swetlana Alexijewitsch  - Der Krieg hat kein weibliches Gesicht



Hanser Berlin
ISBN 978-3-446-24525-9
Preis: 21,90 €
hier bestellen (Ab 25€ ist der Versand kostenfrei)
übersetzt von Ganna-Maria Braungardt
Erscheinungsdatum: 30.09.2013

Rund eine Million Frauen haben im Zweiten Weltkrieg in der Roten Armee gekämpft, aber ihr Schicksal ist nirgendwo festgehalten. In diesem Buch sind nun ihre Erinnerungen aufgezeichnet. Die Frauen schildern die unheroische Seite des Krieges, die üblicherweise in Erzählungen und Erinnerungen ausgeblendet wird. Im Gegensatz zu den Männern, die aus dem Krieg zurückkehrten, galten die Soldatinnen keineswegs als Heldinnen, vielmehr begegnete man ihnen mit Misstrauen, ja mit Verachtung. Swetlana Alexijewitsch gibt den Frauen in diesem erschütternden Buch erstmals eine Stimme. Entstanden ist ein zutiefst bewegendes, unsentimentales und doch fast lyrisches Dokument.
Auf Deutsch erschienen “Der Krieg hat kein weibliches Gesicht”(1985/ dt. 1987,
Neuausgabe September 2013) vorbestellen bei Lillemors

Swetlana Alexijewitsch

Swetlana Alexijewitsch, 1948 in der Ukraine geboren und in Weißrussland aufgewachsen, arbeitete als Reporterin. Über die Interviews, die sie dabei führte, fand sie zu einer eigenen literarischen Gattung, dem dokumentarischen »Roman in Stimmen«. Alexijewitschs Werke wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt, und sie wurde vielfach ausgezeichnet, u.a.1998 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung, dem Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück (2001), dem National Book Critics Circle Award (2006), dem polnischen Ryszard-Kapuściński-Preis (2011) und dem mitteleuropäischen Literaturpreis Angelus (2011). 2013 erhält sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Auf Deutsch erschienen 
“Der Krieg hat kein weibliches Gesicht”(1985/ dt. 1987, Neuausgabe September 2013), 
“Die letzten Zeugen. Kinder im Zweiten Weltkrieg” (1985/ dt. 1989), 
“Zinkjungen. Afghanistan und die Folgen” (1991 /dt. 1992), 
“Im Banne des Todes. Geschichten russischer Selbstmörder” (1993 /dt. 1994) und 
“Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft” (1997/ dt. 1997). 

“Secondhand-Zeit. Leben auf den Trümmern des Sozialismus” (2013) erscheint im August 2013 auf Deutsch.
http://de.wikipedia.org/wiki/Swetlana_Alexandrowna_Alexijewitsch

Presse:

"Über den Zusammenbruch der Sowjetunion sprechen alle, aber was das Auseinanderbrechen eines Imperiums, einer Lebensform, in der Generationen groß geworden waren, in Wahrheit bedeutet, das vermag nur eine Schriftstellerin wie Swetlana Alexijewitsch. Sie leiht ihre Stimme denen, die in der Zeit der nachsowjetischen Wirren unter die Räder gekommen sind: Heraus kommt ein Chor, wie man ihn aus der Antike kennt – aber die Szenen spielen jetzt, im ausgehenden 20. und beginnenden 21. Jahrhundert." Karl Schlögel, Historiker und Osteuropa-Experte

Die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch erhält in diesem Jahr den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Dies teilte soeben der Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit.
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In Weißrussland völlig unbeachtet
Es sei gut möglich, dass der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko diese Ehrung als Provokation verstehe. "Seine Reaktionen sind unberechenbar", sagte die Schriftstellerin, die in dem autoritär geführten Land vom öffentlichen Leben fast völlig ausgeschlossen ist. "Die Machthaber tun so, als ob es mich nicht gibt, lassen mich nirgends auftreten, nicht im Fernsehen, nicht im Radio, nicht in Schulen oder Universitäten", sagte die Autorin. Niemand verlege in Weißrussland ihre Werke. "Niemand schreibt über mich", sagte sie. Der Preis zeige aber, wie stark gerade die deutschen Leser - "vom Intellektuellen bis zum einfachen Menschen" - am Dialog interessiert und vom Wunsch zu verstehen getrieben seien.

Die 1948 geborene Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch gilt als wichtigste intellektuelle Stimme Weissrusslands. Die studierte Journalistin hat in den letzten Jahrzehnten mehrere Bücher veröffentlicht, in denen sie den Auswirkungen der Geschichte auf die Menschen nachspürt. In "Der Krieg hat kein weibliches Gesicht" ging es um die Verheerungen des Zweiten Weltkriegs, in "Zinkjungen" um Afghanistan und die Folgen, in "Tschernobyl - Eine Chronik der Zukunft" um die nachhaltigen Verwüstungen durch den Super-GAU. "Genre der Stimmen" nennt Swetlana Alexijewitsch ihre Schreibtechnik, die zwischen Dokumentation und Prosa changiert. Dabei kürzt und verdichtet die Autorin Interviews, ohne sie zu kommentieren. So entstehen authentische, psychologische Porträts von Menschen, geschildert in deren eigenen Worten. Am 26. August erscheint bei Hanser Berlin ihr Opus Magnum "Secondhand-Zeit. Leben auf den Trümmern des Sozialismus". Der mit einem Preisgeld von 25.000 Euro dotierte Friedenspreis wird anlässlich der Frankfurter Buchmesse am 13. Oktober in der Frankfurter Paulskirche verliehen.


Strahlenopfer aus Tschernobyl, Sowjetische Soldaten in Afghanistan, die postsowjetische Gesellschaft – die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch (*1948) hat eine eigene literarische Gattung entwickelt. Seit 35 Jahren dokumentiert sie Gespräche der Betroffenen von Umweltkatastrophen, Kriegen und Diktaturen und erschafft ein literarisches Gesamtbild, das der Belletristik wie dem Sachbuch-Bereich angehört. Am 13.10.2013 erhält Swetlana Alexijewitsch den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Am 10.09.2013 liest sie auf dem Internationalen Literaturfestival Berlin.


«Seit dreissig Jahren kämpft die Autorin mit ihrem einzigartigen, zwischen Belletristik und Sachbuch stehenden Werk gegen das Verdrängen und Vergessen von Erfahrungen, die nicht in die grossen Gesellschaftsutopien passen wollen. Mit ihrem Talent, Menschen zuzuhören und ihre Stimmen auch literarisch zum Tragen zu bringen, hat sie mit grosser Beharrlichkeit dem Menschlichen einen Resonanzraum eröffnet», sagt Hanser Berlin-Verlegerin Elisabeth Ruge,

Im Laufe der Jahre verstärkten sich die Angriffe gegen Swetlana Alexijewitsch durch das weißrussische Regime unter Präsident Lukaschenko. Ihr Telefon wird abgehört, öffentliche Auftritte werden ihr untersagt. Sie geht  nach Paris und erhält Stipendien unter anderem für Stockholm und für Berlin. 2011 geht sie trotz ihrer oppositionellen Haltung gegenüber dem diktatorischen System in Weißrussland zurück nach Minsk.
Im September 2013 erscheint bei Hanser Berlin ihr Gesamtwerk „Second-Hand-Zeit. Leben auf den Trümmern des Sozialismus“.



Zitat zum daily book blog heute:
"Ja, einige können die eigenen Einsichten auf Dauer nicht ertragen. Ich erinnere mich noch gut an eine Mutter, die, als ich ihr zuerst begegnete, auf dem Zinksarg ihres Sohnes saß, der in Afghanistan getötet worden war. Sie berichtete mir, dass der Junge während seiner Ausbildungszeit bei der Armee Generalsdatschen bauen musste und dann bei einem seiner ersten Feldeinsätze starb. Doch etwas später ernannte ein Gericht ihn postum zum Helden. Da verklagte mich die Frau wegen meines in Russland 1991 erschienenen Buchs „Zinkjungen“, das auch ihre Geschichte enthält, als Verräterin. Ich hielt ihr vor: „Aber Natascha, du hast mir das, was dort geschrieben steht, doch selbst erzählt.“ Woraufhin sie entgegnete, das sei meine Wahrheit, von der sie nichts wissen wolle. Was sie brauche, sei ein Held als Sohn."



"Die Machthaber tun so, als ob es mich nicht gibt, lassen mich nirgends auftreten, nicht im Fernsehen, nicht im Radio, nicht in Schulen oder Universitäten. Niemand verlegt in Weißrussland meine Werke. Niemand schreibt über mich. Der Preis zeigt aber, wie stark gerade die deutschen Leser - vom Intellektuellen bis zum einfachen Menschen  am Dialog interessiert und vom Wunsch zu verstehen getrieben sind."
Swetlana Alexijewitsch








Sie habe einen eigenen Collage-Stil entwickelt: den "Roman der Stimmen". Es handelt sich um eine literarische Methode, die "eine größtmögliche Annäherung an das wahre Leben" erlaubt, ein Chorus individueller Stimmen als Collage des tagtäglichen Lebens. Mit ihrer Herangehensweise einer emotionalisierten Geschichtsschreibung sei sie zum moralischen Gedächtnis für die Menschen in den ehemaligen Sowjetstaaten geworden.

Den Enttäuschten eine Stimme verliehen
Geehrt werde eine Autorin, "die die Lebenswelten ihrer Mitmenschen aus Weißrussland, Russland und der Ukraine nachzeichnet und in Demut und Großzügigkeit deren Leid und deren Leidenschaften Ausdruck verleiht", hieß es zur Begründung. 
Nach dem Zusammenbruch des Sowjetimperiums sei Swetlana Alexijewitsch zur Chronistin geworden von Menschen, bei denen ein Grundstrom existenzieller Enttäuschungen spürbar sei.

Die neue Friedenpreisträgerin ist also alles andere als eine Unbekannte, auch wenn es in den letzten Jahren stiller um sie geworden war. Das lag daran, dass Swetlana Alexijewitsch sich zuletzt auf die Materialsammlung für ein Werk konzentriert hat, das in wenigen Wochen bei Hanser Berlin auf Deutsch erscheinen wird (und gleichzeitig auch in Russland): „Second-Hand-Zeit“, eine mehr als 550 Seiten starke zweiteilige Suite von Gesprächen, die sie zwischen 1991 und 2011 geführt hat. Ihr Thema ist das Erlebnis des Zerfalls der Sowjetunion, also des Übergangs von den Zentralverwaltungswirtschaft zum freien Markt, aber auch des Wandels jener subversiven „Küchenunterhaltungen“, an die sich die Autorin aus Sowjetzeiten erinnert, zur individualisierten Passivität der gegenwärtigen russischen Gesellschaft.
Die Trauer über den Verlust der einstigen Gewissheiten ist Leitmotiv aller Äußerungen, und so bietet das Buch nicht nur einen Rück-, sondern auch Ausblick auf eine europäische Konstellation, in der Russland nach wie vor eine entscheidende Rolle spielt.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/friedenspreis-an-swetlana-alexijewitsch-ermutigung-fuer-eine-couragierte-frau-12237573.html

"Moralisches Gedächtnis"
Ihren „Roman der Stimmen“ – ein Konzept, das natürlich an die Bücher des Vorjahresgewinners Liao Yiwu erinnert – habe Alexijewitsch seit ihren Anfängen als Autorin „kontinuierlich ästhetisch weiterentwickelt“, erklärte nun der Börsenverein. Mit ihrer „Herangehensweise einer emotionalisierten Geschichtsschreibung“ sei sie „zum moralischen Gedächtnis für die Menschen in den ehemaligen sowjetischen Staaten geworden“.
Am 13. Oktober, zum Ende der Frankfurter Buchmesse, wird ihr der mit 25.000 Euro dotierte Friedenspreis in der Paulskirche überreicht. Dass er zugleich ihr neues Buch, „Second-Hand-Zeit. Leben auf den Trümmern des Sozialismus“, aufs Schönste unterstützen wird, kann einem Börsenverein nicht unrecht sein. Uns auch nicht. Wieder kann man den Hut vor dem Hanser Verlag (hier: Hanser Berlin) ziehen, der den Titel – als erstes Werk der Autorin – in seinem Programm hat.
http://www.fr-online.de/literatur/friedenspreis-des-deutschen-buchhandels-swetlana-alexijewitsch-erhaelt-friedenspreis,1472266,23464698.html

Das Writers-in-Exile-Programm des PEN führte Swetlana Alexijewitsch 2008 für zwei Jahre nach Berlin. Zurück in Minsk, widmete sie sich den umfangreichen Recherchen für ihr großes neues Werk „Secondhand-Zeit. Leben auf den Trümmern des Sozialismus“, das Ende August in der Übersetzung von GannaMaria Braungardt bei Hanser erscheint – die Fortsetzung ihrer bravourösen Geschichte des „Roten Menschen“.
Am 13. Oktober wird Swetlana Alexijewitsch nun in Frankfurt/M. mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
http://www.tagesspiegel.de/kultur/friedenspreis-fuer-swetlana-alexijewitsch-chronistin-der-diktatur/8384550.html

"Die Auszeichnung soll die Autorin zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 13. Oktober in der Frankfurter Paulskirche entgegennehmen. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wird seit 1950 an Schriftsteller, Philosophen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt vergeben. 2012 ging er an den chinesischen Dichterdissidenten Liao Yiwu, 2011 an den algerischen Schriftsteller Boualem Sansal. Dieses Mal ist es also eine Frau aus Osteuropa, die sich einmischt und dafür vieles riskiert hat."
http://www.dw.de/swetlana-alexijewitsch-eine-mutige-chronistin/a-16896947

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