28 Juni 2013

Alice Schwarzer (Hrsg.) - Es reicht! Gegen Sexismus im Beruf - Lesen macht klug und schoen 1015

Vom #aufschrei bis zu Anti-Sexismus-Gesetzen, von der frühen Protestwelle in den 1980ern bis heute. Ein EMMA/KiWi-Band von Alice Schwarzer (HG).
Alice Schwarzer (Hrsg.) - Es reicht!
Gegen Sexismus im Beruf
Sachbuch




KiWi 1353
ISBN: 978-3-462-04588-8
Euro 8,99
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Bei der sexuellen Belästigung geht es nicht um Begehren, sondern um Macht
Anfang des Jahres ging ein Aufschrei durchs Land, ausgelöst von einem Stern-Artikel über den FDP-Politiker Rainer Brüderle. Die Empörung hat seither nicht nachgelassen. Empörung über die sexuelle Belästigung von Frauen im Beruf, die kein Einzelfall ist, sondern ein Massenphänomen: Zwei von drei Frauen sind schon mal belästigt worden, wie Studien belegen.
In diesem Buch geht es um die Gegenwehr von Frauen, und auch um das, was sie schon erreicht haben. So erzählt die Aufschrei-Initiatorin Anne Wizorek, wie sie den Internet-Aufstand angezettelt hat, eine Gewerkschafterin redet Tacheles, und ein Blick über die Grenzen zeigt: Es geht auch anders, besser.
Dieser von Alice Schwarzer herausgegebene EMMA/KiWi-Band vereint Texte von heute und aus den 70er und 80er Jahren, die beklemmend aktuell sind.





Alice Schwarzer, geboren 1942 in Wuppertal-Elberfeld, ist die bekannteste Feministin in Deutschland. Sie hat Soziologie und Psychologie in Paris studiert und engagierte sich ab 1970 in der Frauenbewegung, zunächst in Frankreich, dann in der Bundesrepublik. 1971 startete sie die Aktion "Ich habe abgetrieben" (veröffentlicht am 6.06.71 im Stern), die zu einer breiten Kampagne gegen den § 218 und zum Auslöser der Neuen Frauenbewegung in der Bundesrepublik wurde. 1977 gründete Schwarzer die Zeitschrift Emma, deren Verlegerin und Chefredakteurin sie auch heute noch ist.
http://www.aliceschwarzer.de/meta-navigation/kontakt/



Presse:
"Eine kleine Geschichte der sexuellen Belästigung
Sieht man davon ab, ist zumindest für Nicht-Emma-LeserInnen eine kleine Geschichte der sexuellen Belästigung entstanden. Von den ersten Veröffentlichungen in den Siebzigern über Gesetzesinitiativen wie das Beschäftigtenschutzgesetz, das in Deutschland ausgerechnet von Frauenministerin Angela Merkel eingeführt wurde, damals, als sie noch Frauenpolitik machte. Bis hin zu einem Interview mit Aufschrei-Initiatorin Anne Wizorek.
Interessant auch die Studien: 2004 gaben 60 Prozent von über 10.000 befragten Frauen an, Opfer sexueller Belästigungen geworden zu sein. Ungefähr der Hälfte dieser Frauen war gar nicht klar, dass die abfälligen Anspielungen auf ihren Körper oder ihre Sexualität, die sie verunsicherten, unter diese Kategorie fallen."
http://www.taz.de/!114970/


"Das Erstaunliche ist: All das, was im Moment passiert, passiert ohne Alice Schwarzer. Und ich glaube, genau das ist der Punkt, warum sich eine solche Kraft entwickelt. Natürlich lädt eine Sendung wie „Günther Jauch“ reflexhaft Alice Schwarzer zum Thema „Sexismus“ ein. Und tatsächlich war bei Jauch kein Gast so gut wie sie. Sie kennt das Thema in allen Facetten und wird nicht mehr keifig.
Klar ist aber auch, die Veränderungen wären ohne sie undenkbar. Doch für das Großwerden dieser vielen Thematiken hat sie in den letzten Jahren keine aktive Rolle gespielt. Ich glaube sogar, dass dies die Chance war für die Themen, groß zu werden. Jahrelang war „Alice Schwarzer“ verbunden mit dem Herunterrauschen von Rollläden. Der Name fiel – und das Thema war tot. Der Name wurde zur Waffe der anderen, um Themen abzutöten, auch unter Frauen.
Die Emanzipation von Alice Schwarzer, die Entkopplung des Feminismus von ihrer Person ist der Schlüssel dazu, dass Frauen und Männer die Situation, in der wir – auch miteinander – leben, als so irrwitzig empfinden, dass sie sie tatsächlich ändern wollen."
http://www.taz.de/Sexismus-in-Deutschland/!109933/


"Sexuelle Belästigung ist verboten
Ganz im Gegensatz zu dem, was Karasek und Bruhns meinen, ist sexuelle Belästigung keine Himmelsmacht. Sie ist schlicht und ergreifend verboten. Im Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz ist sie definiert.
Es geht um „unerwünschtes, sexuell bestimmtes Verhalten, wozu auch unerwünschte sexuelle Handlungen und Aufforderungen zu diesen, sexuell bestimmte körperliche Berührungen, Bemerkungen sexuellen Inhalts sowie unerwünschtes Zeigen und sichtbares Anbringen von pornografischen Darstellungen gehören“, das „bezweckt oder bewirkt, dass die Würde der betreffenden Person verletzt wird“.
Mit anderen Worten: Schon das Aufhängen von Pin-ups kann eine sexuelle Belästigung sein."
http://www.taz.de/Sexismus-Aufschrei/!109936/


"Neu: Machtmänner sollen sich benehmen
Scharmützel beiseite. In der Debatte passiert gerade etwas Wichtiges, nämlich eine Neudefinition über Jahrhunderte tradierter Zuschreibungen und Normen. Die Versuche seitens der FDP, die Stern-Journalistin Himmelreich als „peinlich“ und ihren Artikel als „unter der Gürtellinie“ zu diffamieren, sind gescheitert. Stattdessen sehen auch einige männliche Leitartikler und laut einer aktuellen Umfrage die Mehrheit der Deutschen bei Rainer Brüderle Handlungsbedarf.
Sie finden, der männliche Profi müsse sich entschuldigen, müsse die Gratwanderung zwischen informellem Gespräch und professionellem Informationsaustausch beherrschen. Da er das offenkundig nicht tue, wäre es an ihm, dazuzulernen. Rainer Brüderle schweigt."
http://www.taz.de/Debatte-Jauch-und-der-Herrenwitz/!109910/


"Außenminister Guido Westerwelle forderte seine Partei zu Solidarität mit ihrem Frontmann auf. Für den Mann an der Spitze gebe es bei den politischen Konkurrenten und „in einigen Redaktionsstuben kein Pardon mehr“, sagte Westerwelle. „Umso wichtiger ist es, dass diejenigen, die sich kennen, Zerrbilder, die in Medien über Menschen verbreitet werden, nicht durchgehen lassen.“ Dies werde ein harter Wahlkampf und es werde nicht das letzte Mal sein, dass politische Gegner und Andere „ganz tief in den Schlamm greifen“.
Die ganz alltägliche Anmache
Einer repräsentativen Emnid-Umfrage für die Bild am Sonntag zufolge waren 90 Prozent der Befragten der Meinung, Brüderle müsse sich bei der Journalistin entschuldigen, wenn die Vorwürfe, die sie gegen den Politiker erhoben hatte, wahr seien. In diesem Fall sprachen sich sogar 45 Prozent der Befragten für einen Rücktritt Brüderles vom Amt des Fraktionsvorsitzenden aus. Befragt wurden bundesweit 500 Bürger"
http://www.taz.de/Sexismus-Debatte-um-Bruederle/!109845/


"Der Stern, der keine Gesundheitsgeschichte ohne nackte Frau auf den Titel bringt, und der Spiegel, der sich zuletzt noch über Feministinnen empörte, die angeblich Männer umerziehen wollen – jetzt das Sturmgeschütz der Emanzipation? Das ist schon lächerlich. Aber da haben zwei Medien den Zeitgeist gut erschnuppert: Die jungen Frauen bekommt man eben heute nur noch, wenn Feminismus in das Angebot eingespeist wird. Und junge Frauen wollen alle. Gut so.
Auch gut ist, dass einige Männer nun irritiert nachfragen. Wie Wagner ist auch ihnen die Grenze zwischen Flirt und Belästigung nicht klar. Die Antennen dafür, was das Gegenüber goutiert und was nicht, könnten sie doch langsam mal ausbilden.
Nicht gut dagegen ist, dass der Stern tatsächlich glaubt, junge, hübsche Frauen könnten auf Politiker „angesetzt“ werden, wie es dort heißt. Journalistinnen werden also nach Aussehen rekrutiert? Und bei Männern setzt daraufhin das Hirn aus? Das ist nicht nur ein Frauen-, sondern auch ein Männerbild aus der Antiquitätenkiste. Doch siehe da: Auf Brüderle trifft dieser Anachronismus noch zu. Da passen die Dinosaurier Stern und Brüderle hervorragend zusammen."
http://www.taz.de/Kommentar-Bruederles-Uebergriff/!109823/

"Die Häme, die nun über die Journalistin Himmelreich hereinbricht, die Abwertung und die Pöbeleien – dies alles sind sichere Anzeichen dafür, dass sie genau das Richtige getan hat: die trübe Seite des Gegengeschäfts zwischen Politik und Medien öffentlich zu machen. Ja, Journalisten wollen Informationen, und nein, es ist nicht unüblich, mit Politikern auch außerhalb von Pressekonferenzen zu reden. Aber es ist nicht hinnehmbar, dass Politiker meinen, sie seien qua Mandat unwiderstehlich. Und es ist ein Gradmesser für die Modernität in diesem Land, wie lange es wohl noch dauert, bis beide Seiten sich auf Augenhöhe begegnen."
http://www.taz.de/Kommentar-Bruederles-Sexismus/!109665/

Leseprobe:
https://www.bic-media.com/dmrs/widget.do?layout=singlepage&buyButton=no&clickTeaser=yes&arrowTeaser=yes&https=yes&showLanguageButton=yes&cid=1593026&widgetSource=https://www.bic-media.com/dmra/content/detail/detail-widget.do?cid=1593025&isbn=9783462045888



"Und mal ehrlich: wie lange wollen wir noch darauf warten, dass die Bullen ihre Weide verlassen, um sich zum Rest der Gemeinde ans Lagerfeuer zu gesellen, und den Geschichten zu lauschen die sie hören könnten, würden sie endlich ihre Hoden aus ihren Ohren nehmen?"
http://sandracharlottereichert.wordpress.com/2013/01/29/gedanken-zur-sexismusdebatte-bei-jauch/

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.04.2013
"Heide Oestreich fand die wieder auflebende Debatte um Sexismus und sexuelle Belästigung bisher ziemlich angenehm, auch weil die Beiträge mit wenigen Ausnahmen herzlich unaufgeregt daher kamen. Mit ihrem Sammelband "Es reicht!" bricht Alice Schwarzer mit dem bisherigen Ton und dramatisiert die Debatte in alter Emma-Manier, erklärt die Rezensentin, die diese "Veremmaisierung" mit Bedauern beobachtet. Immerhin kann das Buch "Nicht-Emma-LeserInnen" - die meisten Texte stammen aus der Publikation, weiß Oestreich - einen kleinen Einblick in die Geschichte der sexuellen Belästigung verschaffen, lobt die Rezensentin. Wobei einige der Erfahrungsberichte bestenfalls auf irritiertes Unverständnis stoßen dürften, schätzt Oestreich."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.04.2013
"Viel zu viele Ausrufezeichen findet Viktoria Großmann in Alice Schwarzers gesammelten Interviews und Reportagen in Sachen Sexismus aus gut 20 Jahren "Emma". Was gut ist für eine verschworene Leserschaft, hält Großmann für zu wenig offen für den unvoreingenommenen Leser. So verdienstvoll sie Schwarzers Anmerkungen in der Brüderle-Debatte auch findet - der Band scheint ihr lieblos zusammengeschustert und nicht geeignet, die Diskussion weiter anzuregen. Dafür, meint sie, enthält er zu wenige Fragen und zu viele Ausrufezeichen."


"AVIVA-Fazit: Deutschland hat eine neue Sexismus-Debatte, die sich nach nunmehr drei Monaten bereits zu erschöpfen droht: Bei Sandra Maischberger resümierten die Talk-GästInnen die Problematik jüngst in einer Sendung zum Thema "Die Sexismus-Debatte: Was hat sie gebracht?". Der Wille zur Aktualität ist Alice Schwarzers Publikation zwar hoch anzurechnen, jedoch liefert "Es reicht! " aufgrund der beschränkten Perspektive wenige sonderlich neue Erkenntnisse. Obwohl das Werk so manch aufschlussreichen und beachtlichen Beitrag bereithält, dürften sich gender-and-diversity-sensible LeserInnen unter anderem über despektierliche Begriffe wie "Putzfrau" ärgern oder die ethnische Homogenität der AutorInnen kritisieren.
http://www.aviva-berlin.de/aviva/Found.php?id=141806

In jenem Stern-Artikel vom Januar war aber nicht eine Frau Opfer einer Bedrohung, sondern ein alter Mann Opfer seines schlechten Benehmens. Er hat sich lächerlich gemacht. Sie hat ihn - zu Recht - bloßgestellt. Dieser Teil und eigentliche Beginn der Debatte findet im Buch keinen Raum. Alice Schwarzer hat einige der sachlichsten und klarsten Anmerkungen in der Debatte, die auf den Brüderle-Artikel im Stern folgte, gemacht. Doch der offenbar in Eile und lieblos zusammengeklatschte Band regt kaum dazu an, weiter zu diskutieren. Zu viele Ausrufezeichen, zu wenige Fragen. Diskussion versenkt!"
http://www.sueddeutsche.de/kultur/es-reicht-von-alice-schwarzer-viele-ausrufezeichen-wenig-fragen-1.1651755


Beiträge von und über Politikerinnen
"Von der Leyen fragt in dem Buch: "Wie schaffen wir den offenbar dringend notwendigen Bewusstseinswandel, ohne bei den Instrumenten über das Ziel hinauszuschießen?" Mindestens jede fünfte Frau habe laut Umfragen schon mal sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Die aktuelle Diskussion mache Frauen deutlich: "Du hast jedes Recht, das nicht zuzulassen!" Zugleich mahnt die CDU-Politikerin: "Viele Männer fühlen sich durch die aktuelle Sexismusdebatte unter Generalverdacht gestellt. Das darf nicht sein."
Schwachpunkt an dem Band: Mehrere Aufsätze waren schon an anderer Stelle zu lesen, vor allem in "Emma". Auch Angela Merkel (CDU) ist in dem neuen Buch vertreten. Nicht als Autorin, auch nicht als Kanzlerin, sondern als Frauenministerin der 90er. Das "Gesetz zum Schutz der Beschäftigten vor sexueller Belästigung" sei Merkels Initiative zu verdanken, lobt Schwarzer. Hohn und Spott sei damals über "Kohls Mädchen" ausgegossen worden. Und doch habe Merkel nicht locker gelassen und einen "Meilenstein" gesetzt. Dank der heutigen Regierungschefin werde sexuelle Belästigung im Job damit seit 1994 juristisch geahndet. "Zumindest theoretisch."
http://www.stern.de/kultur/buecher/buch-es-reicht-schwarzer-und-von-der-leyen-schreiben-gegen-sexismus-1998912.html

«Das Problem sind nicht individuelle Ausrutscher einzelner Unverbesserlicher, das Problem ist struktureller Natur. Denn es geht hier nicht um Sex, es geht um Macht», schreibt die streitfreudige Herausgeberin. Bedrängen, Betatschen, Erniedrigen - das alles nennt sie «herablassende Machtdemonstrationen». Von Männern, die sich nicht damit abfinden könnten, dass Frauen zunehmend auch im Beruf präsent sind. Sexismus sei ein Massenphänomen."
http://www.pz-news.de/news/politik_artikel,-Es-Reicht-Schwarzer-und-von-der-Leyen-schreiben-gegen-Sexismus-_arid,412272.html

Dossier Sexismus bei EMMA









weitere Literatur der Autorin bei Lillemors:

Lesen macht klug und schoen 477 - Alice Schwarzer - Lebenslauf


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Zitat zum daily book heute:
"Der Motor meines ganzen Handelns ist die Gerechtigkeit. Alles andere wäre für mich ein verpasstes Leben."
Alice Schwarzer

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