Julia Kissina - Frühling auf dem Mond
Roman
Suhrkamp Verlag
ISBN: 978-3-518-42363-9
18,95 €
hier bestellen (Ab 25€ ist der Versand kostenfrei)
Ein Kindheitsmosaik aus dem untergegangenen Kiew der siebziger Jahre.
Kiew, späte Breschnewzeit. Julia, ein so verträumtes wie rebellisches Mädchen, wächst im Milieu der bürgerlichen jüdischen Intelligenz heran. Während ihr Vater, der in ständiger Angst lebt, denunziert zu werden, Texte für eine Zirkusrevue schreibt, unterhält sie sich nachts mit den Führern des Weltproletariats.
Ein älterer Herr, der sich als Pole ausgibt und Werke über die französische Küche verfasst, zeigt ihr das Anatomische Theater aus zaristischer und weißgardistischer Zeit.
Das in Gärten versteckte Gebäude, die Aura des Todes und der materiellen Auflösung ziehen sie magisch an. Hier lauert ein Wissen, der »Lunatismus«, eine im Mondlicht gesteigerte Selbstwahrnehmung, mit dem sie sich den Zumutungen einer bedrängenden Realität entziehen kann.
Traurig, wütend, mit visionärer Sprachkraft begabt, beschreibt Julia Kissina ihre sowjetische Kindheit vor dem Hintergrund des physischen und ideellen Zerfalls der Stadt Kiew und ihrer Bewohner.
Die Museen und Parkbänke, die verschlungenen Gässchen und Hinterhöfe der Altstadt mit ihrem dahinsiechenden Abendlicht in den schmutzigen Pfützen, bleiben dem Leser unvergesslich.
Aus dem Russischen von Valerie Engler
Julia Kissina, 1966 in Kiew geboren, gehörte in den 80er Jahren zum Kreis der Moskauer Konzeptualisten um Vladimir Sorokin und Pawel Pepperstein und machte sich mit spektakulären Kunstaktionen und als Fotokünstlerin auch international einen Namen. 2005 erschienen auf dt. Vergiß Tarantino sowie das Kinderbuch Milin und die Zauberkreide. Sie lebt in Berlin.http://www.adticket.de/Fruhling-auf-dem-Mond-Julia-Kissina/Stuttgart-Literaturhaus-Stuttgart/27-05-2013_20-00.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Julia_Kissina
Pressestimmen:
Borschtsch und Saturn - Tischerücken in der antisowjetischen Wohnung: Julia Kissina bannt die Geister ihrer Kiewer Kindheit im Roman Von Richard Kämmerlings
Die karnevaleske Umkehrung von Hierarchien und die subversive Macht des Lachens balancieren bei Kissina die eigentlich höchst tragischen Ereignisse und Lebensläufe aus. So endet etwa auch die eingangs geschilderte "unvergessliche" Salzorgie des Onkels einerseits grotesk, mit der ganzen Familie im Bad, die sterbend vor Durst "die komplette Wasserleitung" austrinkt. Andererseits wird der Onkel tatsächlich später vom KGB verhaftet. Er erhängt sich noch in der Untersuchungshaft, "mit Hilfe einer diagonal gestreiften violetten Krawatte, die er, wie später herauskam, ebenfalls von jener Englandtournee mitgebracht hatte".
http://www.welt.de/print/die_welt/literatur/article116075564/Borschtsch-und-Saturn.html
»Ein Meisterwerk aus dem Geiste von Fellinis Amarcord.« Dmitri Bawilski
»Dieser Debütroman überzeugt durch Wärme und Humor, Frechheit und Nachdenklichkeit, den Mut zum Widerspruch und sprachliche Kraft.«
Judith Leister, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Die karnevaleske Umkehrung von Hierarchien und die subversive Macht des Lachens balancieren bei Kissina die eigentlich höchst tragischen Ereignisse und Lebensläufe aus.«
Richard Kämmerlings, Die Welt
»Eine wunderbare Geschichte voller Witz und Menschlichkeit - Frühling auf dem Mond ist ein Roman, der kein Auge trocken lässt und dem Leser noch nie dagewesene Einblicke in die russische (bzw. ukrainische) Seele gewährt.«
Susanne Fleischer, literaturmarkt.info
»Frühling auf dem Mond ist ein mitreißendes, ebenso humorvolles wie verstörendes Erinnerungsbuch.«
Tobias Schwartz, Tagesspiegel
»Beeindruckend sind die Passagen dieses meist überzeugenden Textes, in denen Julia Kissina die schmutzigen, dunklen, schäbigen, zerkratzten und unschönen Seiten des spätkommunistischen Kiews zum Leben erweckt, indem sie mit wunderschönen Sätzen leicht surreale Stimmungsbilder erzeugt ... Das Kiew der jungen Julia ist eine wilde, verwunschene Welt, in der die kommunistische Gesinnung nur am Rande Einzug hält, was oft von der jungen Protagonistin unverstanden bleibt. So bleibt der Blick auf das wilde Treiben unschuldig, was die Beobachtungen umso interessanter für den Leser macht.«
Roland Freisitzer, sandammeer.at 04/2013
»Traurig, wütend, mit visionärer Sprachkraft begabt, beschreibt Julia Kissina ihre sowjetische Kindheit vor dem Hintergrund des physischen und ideellen Zerfalls der Stadt Kiew und ihrer Bewohner. Die Museen und Parkbänke, die verschlungenen Gässchen und Hinterhöfe der Altstadt mit ihrem dahinsiechenden Abendlicht in den schmutzigen Pfützen, bleiben dem Leser unvergesslich.«
Buch-Magazin 5/2013
»Ein meisterhaft geformtes Stück Realität. Auf seine Weise lebensgefährlich.«
Nowyj mir
Zitat zum daily book heute:
" Was ich vorher gemacht habe, war eher eine Verdichtung der Realität, etwas, was man so nicht in der Realität zu sehen bekommt. Die Schatten-Bilder sind etwas Neues, aber sie haben auch mit meinen anderen Arbeiten etwas zu tun. Mit den Fleisch-Bildern habe ich in gewisser Weise ebenfalls eine Schattenwelt gezeigt. Es geht letztlich um das Innere von uns, ob das Fleisch-Bilder sind oder Schattenfiguren auf dem Trottoir. Es gibt sehr viele Dinge, die wir einfach nicht wahrnehmen, und die Kunst versucht, sie sichtbar zu machen. Es geht eigentlich um Ideen. Manchmal geht es um eine Idee mehr als um die Bilder selbst. "
Julia Kissina
Spott für ein bröckelndes System
Julia Kissina: "Frühling auf dem Mond", Suhrkamp Verlag, Berlin 2013, 252 SeitenDie aus der Ukraine stammende Autorin Julia Kissina veröffentlicht nach zahlreichen Erzählungen nun ihren ersten Roman. Sie erinnert sich darin an ihre Kindheit im Kiew der letzten Sowjetjahre und rechnet in bitter-bösem Ton mit dieser Ära ab.
Prall, eloquent, fantastisch, witzig, zuweilen aber auch böse und gnadenlos ‒ so zeigt sich Julia Kissinas erster Roman. Eine Leseerlebnis, das nicht nur mit einem ganz eigenen literarischen Ton aufwartet, sondern darüber hinaus auch seltene Einblicke in das Innenleben der späten Sowjet-Ära bietet. Besprochen von Vladimir Balzer
Die Grundstimmung des Romans ist düster. In ihrer Buntheit erinnert Kissinas bildgewaltige Prosa an Bruno Schulz. „Frühling auf dem Mond“ ist ein mitreißendes, ebenso humorvolles wie verstörendes Erinnerungsbuch, zugleich ein Kuriositätenkabinett wie das besagte Anatomische Theater, das man auch als Metapher verstehen kann. Die Erinnerung erscheint hier als Vielzahl konservierter Einzelpräparate. Fügt man sie wie Kissina in einen Zusammenhang, erzählen sie auf wunderbare Weise Geschichten – und Geschichte. Tobias Schwartz
Julia Kissina: "Frühling auf dem Mond"SWR2 Literatur | 19.5.2013 | 17.05 Uhr
Rezension von Clemens Hoffmann | Julia Kissina: "Frühling auf dem Mond" Aus dem Russischen von Valerie Engler Suhrkamp-Verlag 18,95 Euro (Rezensent: Clemens Hoffmann)
Wie kann eine erwachsene, lebenserfahrene Schriftstellerin den Empfindungsreichtum und das Chaos des eigenen Teenagerbewusstseins abbilden und dabei weder unsinnig wissend noch banal klingen? Julia Kissina weiß, wie man das macht. In "Frühling auf dem Mond" erschafft Kissina das Elysium der Jugend, das Zwischenstadium des Verzaubertseins in makelloser Schönheit. Junge Mädchen erfahren von ihr alles über die Träume und Nöte junger Mädchen. Für alle anderen ist "Frühling auf dem Mond" zudem ein auf jeder Seite überraschendes, umwerfend schönes Buch über Kiew und die späte Sowjetunion. Eine untergegangene Welt, genau wie die Jugend.
weitere Literatur der Autorin bei Lillemors:
Julia Kissina - Vergiss Tarantino
Roman
Aufbau Verlag, Berlin 2005 ISBN 9783351030476 Gebunden, 208 Seiten, 16,90 EUR
hier bestellen (Ab 25€ ist der Versand kostenfrei)
Aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt. Lenins Mumie in der Gemüsetruhe eines Berliner Supermarkts, Jesus erscheint doppelt am Himmel, Performances mit tödlichem Ausgang, ein Penner in der Philharmonie, ein Transvestit mit vier Kindern, eine Ratte, die zum liebsten Haustier wird, ein junger Russe, der die Asche seiner Mutter im Rucksack mit sich herumträgt. Julia Kissinas Geschichten werden bevölkert von abgedrehten Typen, von all jenen in den deutschen Großstädten, die nicht in schönen Villen wohnen und keine dicken Autos fahren. Täglich begegnen sie einem auf Vernissagen, Performances und Partys, sie hängen in Bars, Clubs, Cafes und Kneipen herum. Sie kommen aus allen Ecken der Welt und schlagen sich auf nicht immer nur legale Weise durch.
Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.03.2006
Bestens unterhalten hat sich Rezensent Ulrich M. Schmid bei der Lektüre dieses Erzählbandes von Julia Kissina. Er bescheinigt der russischen Fotografin, Aktionskünstlerin und Autorin, die seit 1990 in Deutschland lebt, einen "unverkennbar eigenen Ton", der auch in der Übersetzung gut rüber kommt. Mit ihrer "rotzfrechen, bisweilen auch derben Schreibweise" pfeife sie auf alle "literarischen Anstandsregeln", die sie freilich als Negativfolie für ihre Provokation benötige. Im Mittelpunkt der Geschichten sieht Schmid den "ganz normalen Wahnsinn der russisch-deutschen Boheme", die Kissina nicht nur aus eigener Erfahrung kennt, sondern auch mitgestaltet hat. So kann man nach Ansicht Schmids "Vergiss Tarantino" durchaus auch "künstlerische Installation ihrer eigenen Existenz" lesen. Insgesamt würdigt er die Autorin als "kraftvolle Stimme" der russischen Gegenwartsliteratur, mit der man noch zu rechnen haben werde.
Kissina,
Julia
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Julia Kissinas
Helden leben in deutschen Großstädten, kommen überwiegend aus
Rußland und versuchen auf unangepaßte Weise...
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Aufbau
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16,90 €
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Kissina,
Julia
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Traurig,
wütend, mit visionärer Sprachkraft begabt, beschreibt
JuliaKissina ihre
sowjetische Kindheit vor dem Hintergrund...
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Suhr
kamp
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18,95 €
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Julia Kissina - Vergiss Tarantino
Roman
Aufbau Verlag, Berlin 2005 ISBN 9783351030476 Gebunden, 208 Seiten, 16,90 EUR
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.03.2006
Bestens unterhalten hat sich Rezensent Ulrich M. Schmid bei der Lektüre dieses Erzählbandes von Julia Kissina. Er bescheinigt der russischen Fotografin, Aktionskünstlerin und Autorin, die seit 1990 in Deutschland lebt, einen "unverkennbar eigenen Ton", der auch in der Übersetzung gut rüber kommt. Mit ihrer "rotzfrechen, bisweilen auch derben Schreibweise" pfeife sie auf alle "literarischen Anstandsregeln", die sie freilich als Negativfolie für ihre Provokation benötige. Im Mittelpunkt der Geschichten sieht Schmid den "ganz normalen Wahnsinn der russisch-deutschen Boheme", die Kissina nicht nur aus eigener Erfahrung kennt, sondern auch mitgestaltet hat. So kann man nach Ansicht Schmids "Vergiss Tarantino" durchaus auch "künstlerische Installation ihrer eigenen Existenz" lesen. Insgesamt würdigt er die Autorin als "kraftvolle Stimme" der russischen Gegenwartsliteratur, mit der man noch zu rechnen haben werde.
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