04 Februar 2013

Lindita Arapi - Schlüsselmädchen - Lesen macht klug und schoen 900

Ein berührender Roman, der nicht nur die ungleichzeitige Entwicklung in den Ländern Europas schildert, sondern auch zeigt, dass man ohne Wurzeln keine Flügel hat, um die eigene Zukunft frei zu gestalten.
Lindita Arapi - Schlüsselmädchen
Roman




Dittrich Verlag, Berlin 2012
ISBN 9783937717852
19,80 EUR
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In einer kleinen albanischen Stadt, in einer Mustergemeinde im Aufbau in kommunstischer Zeit, betrachtet das Mädchen Lodja Lemani die Welt vom Küchenfenster des kleinen Elternhauses aus. Sie darf nicht draußen mit anderen Kindern spielen, flaniert nicht, schön gekleidet wie ihre Freundinnen, auf dem ersehnten Abendgiro. Ihre Freizeit verbringt sie nur im kleinen Vorhof des Elternhauses. Und nachts setzt sich ein männlicher Schatten, finster und furchterregend auf ihre Bettkante.
Die Familie Lemani lebt ausgegrenzt, weil sie eine »schwarze Biografie« hat. Lodjas Großvater wird 1952 als Großbauer vor den Augen seiner Tochter von den neuen Machthabern
gelyncht. Gesprochen wird darüber in der Familie nicht. Für Lodja ist alles undurchsichtig und geheimnisvoll.
Nach der kommunistischen Zeit und nach Ende der Selbstisolierung Albaniens, verlässt Lodja ihr Land und lebt als junge Frau alleine in einer westeuropäischen Stadt. Die ungewohnte Freiheit ist verwirrend für sie, vertraut ist ihr nur die Selbstisolation, in die sie sich auch hier zurückgezogen hat.
Sie reist nach Albanien, um das familiäre Geheimnis aufzudecken. Eine Reise in die Vergangenheit zu den Sippen ihrer Mutter und ihres Vaters beginnt. Die archaischen Strukturen auf dem Land haben sogar den Kommunismus überlebt.
Lodja trifft auf große Ablehnung bei ihrer Spurensuche, aber auch auf Menschen, die ihr helfen, sich der dunklen Vergangenheit ihrer Familie zu nähern. Und danach bricht auch Lodjas Mutter ihr Schweigen.
Ein berührender Roman, der nicht nur die ungleichzeitige Entwicklung in den Ländern Europas schildert, sondern auch zeigt, dass man ohne Wurzeln keine Flügel hat, um die eigene Zukunft frei zu gestalten.

Lindita Arapi


LINDITA ARAPI, geboren 1972 in Albanien.
Verheiratet, zwei Töchter, lebt in Bonn. Promovierte in Wien. Gilt als eine der herausragenden zeitgenössischen Autorinnen Albaniens. Ihre Gedichtsammlung »Am Meer, nachts« erschien 2007 auf Deutsch. Ihr erster Roman »Vajzat me çelës në qafë« (Schlüsselmädchen) erschien im Frühjahr 2010. Ihre Gedichte wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Lindita Arapi arbeitet als Übersetzerin und als freie Hörfunkredakteurin bei der Deutschen Welle.
Stipendien und Preise u.a.:
1996 Autorenstipendium der Heinrich Böll Stiftung; 1996 »Honorary Fellow in Writing«
von der Universität Iowa, USA, das Autorenstipendium von International Art Link, New York USA.



Presse:
Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.01.2013
Lindita Arapi setzt mit ihrer Geschichte in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts an, berichtet Gauss. Aufwachsend in einer albanischen "sozialistischen Musterstadt" nach Reißbrettprinzip merkt die Protagonistin Lodja schnell, dass sie von den anderen Kindern gemieden wird und dass ihre Lehrer sie ignorieren. Jede Nacht setzt sich eine dunkle Gestalt an ihr Bett, und erst Jahre später, nach dem Fall des Regimes, erkennt sie vage die Zusammenhänge. Ihr nächtlicher Besucher ist ihr Großvater, der wegen seines Widerstands gegen den Kommunismus von der Dorfbevölkerung gelyncht wurde, und der erst Ruhe findet, wenn seine Geschichte erzählt wird, fasst Gauss zusammen. Und weil es kaum Spuren dieser Vergangenheit gibt, muss Lodja sie aus Bruchstücken zusammensetzen und erfinden. Arapi schildert in diesem Rahmen nicht nur das stalinistische Regime und die patriarchale Tradition Albaniens, sondern verfolgt deren Spuren bis in die Gegenwart, erklärt der Rezensent, der sich gerade deshalb über einige Machismen der Autorin selbst wundert.


Verräter und Geduldete
Lindita Arapi: "Schlüsselmädchen", Roman, Dittrich Verlag, Berlin 2012, 206 Seiten
Spurensuche in der "finsteren" Biografie einer Familie: Mit ihrem eindringlichen Roman erzählt Lindita Arapi von drei Generationen albanischer Frauen und dem Aderlass einer Nation, die nur schwer den Weg in die unbekannte Freiheit fand.
Vor allem aber appelliert Arapi mit ihrem Roman an ihre Landsleute, endlich zu verzeihen - und das heißt: sich endlich, wie Lodja, der eigenen Geschichte zu stellen. Denn nur wer sich erinnert, kann vergessen, sprich: verzeihen. Und nur dem, der verzeihen kann, steht die Zukunft, wie am Ende auch Lodja, offen. Insofern befindet sich Albanien - wo die Blutrache noch immer Bestandteil zumindest der dörflichen Strukturen ist - erst am Anfang seines langen Wegs. Davon erzählt Arapi, in Albanien "Schriftstellerin des Jahres" 2011, mit "Schlüsselmädchen" in so eindringlichen wie leisen Bildern. Besprochen von Claudia Kramatschek
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kritik/1870061/


Lindita Arapi - "Schlüsselmädchen" Ein Beitrag von: André Vincze Stand: 21.09.2012
Lindita Arapi wächst in der bleiernen Zeit des Kommunismus in einer albanischen Kleinstadt auf. Was das bedeutet und wie sehr das Leben der Menschen damals von Angst bestimmt war, beschreibt die Schriftellerin in eindringlicher und poetischer Sprache in ihrem neuen Roman "Schlüsselmädchen".
http://www.br.de/radio/b5-aktuell/sendungen/interkulturelles-magazin/ikm-schluesselmaedchen-100.html?time=19.13

Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus verlässt Lodja ihre Heimat, um in Belgien zu studieren. Dort wird ihr klar, dass sie sich der familiären Vergangenheit stellen muss, um für sich selbst eine Zukunft aufbauen zu können. Ihre Spurensuche führt zurück ins ländliche und sehr patriarchal geprägte Albanien. Dort erfährt sie schließlich auch die Geschichten ihrer Großmutter Fatime und ihrer Mutter Drita. Ein sehr bewegender und poetischer Roman der „Schriftstellerin des Jahres 2011“ in Albanien.
http://www.buecherfrauen.de/index.php?id=83&tx_ttnews%5Btt_news%5D=853&cHash=b4d06f9b9134c2e94a321e02e570ba8b

"Da die Politik es nicht schafft, die Vergangenheit in Albanien aufzuarbeiten, versucht die Literatur nun ihren Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung zu leisten", sagt Lindita Arapi im domradio.de Autorengespräch. Im Jahr 2011 wurde sie in Albanien zur Schriftstellerin des Jahres gewählt. In ihrem Roman "Schlüsselmädchen" begibt sich Lindita Arapi auf eine Zeitreise in die albanische Vergangenheit.
http://www.domradio.de/radio/sendungen/autorengespraech/lindita-arapi-ueber-ihren-roman-schluesselmaedchen


Die Autorin erzählt behutsam, aber auch kraftvoll vom brutalen bäuerlichen Alltag. Eine eindrückliche Lektüre, hervorragend übertragen von Ismail-Kadaré -Übersetzer Joachim Röhm.
St. Galler Tagblatt

Sehr leise und eindringlich erzählt die in Bonn lebende albanische Autorin Lindita Arapi von der Spurensuche einer jungen Frau, die bildhaft für die Situation einer ganzen Generation steht: Mit einem Bein im kalten Krieg, mit dem anderen im Kapitalismus, ist sie auf der Suche nach Aussöhnung mit der Vergangenheit und eigener Identität.
Mona Grosche, Neues Deutschland

Arapi hat ein fesselndes, literarisch kluges Buch geschrieben und sie hat eine Vision für eine freiere albanische Gesellschaft formuliert
Insa Wilke, Kulturaustausch IV/12
Lindita Arapis Roman “Schlüsselmädchen” (…) ist elegisch, bitter, geradezu wuchtig in seiner Düsternis und Verzweifelung. Karl-Markus Gauss, Süddeutsche Zeitung

Die „Schriftstellerin des Jahres 2011“ in Albanien
sieht ihr Buch als „Hymne an die albanischen Frauen“: „Sie wurden zweifach unterdrückt, durch das Regime und durch die alten Traditionen, die nicht gebrochen wurden“.
Rebecca Erken, Bonner Generalanzeiger

Ein anrührender Roman, ein Buch der leisen Töne, das zeigt, wie wichtig es ist, zu seinen Wurzeln zu finden und sich mit seiner Familie zu versöhnen.
Martina Freier, ekz. Bibliotheksdienst


Mit ihrem eindringlichen Roman erzählt Lindita Arapi von drei Generationen albanischer Frauen und dem Aderlass einer Nation, die nur schwer den Weg in die unbekannte Freiheit fand.zum Beitrag
Claudia Kramatschek, Deutschlandradio Kultur

Lindita Arapi wächst in der bleiernen Zeit des Kommunismus in einer albanischen Kleinstadt auf. Was das bedeutet und wie sehr das Leben der Menschen damals von Angst bestimmt war, beschreibt die Schriftellerin in eindringlicher und poetischer Sprache in ihrem neuen Roman “Schlüsselmädchen”. zum Beitrag. André Vincze, Bayerischer Rundfunk "Interkulturelles Magazin"



Zitat zium daily book heute:
"Da die Politik es nicht schafft, die Vergangenheit in Albanien aufzuarbeiten, versucht die Literatur nun ihren Beitrag zur Vergangenheitsbewältigung zu leisten"
Lindita Arapi


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