Die vielleicht größte Stärke dieses Romans ist seine klare, präzise Sprache, die eine ganz eigene Kraft und Schönheit entwickelt.
Roman
Hanser Berlin, Berlin 2012
ISBN-10 3446240284
17,90 EUR
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Ein Kind noch, 16 Jahre alt, wird Janek Bilinski von deutschen Soldaten aufgegriffen und als Zwangsarbeiter verschleppt.
Er ist stark, er hat Glück, und nach Kriegsende kann er sein Leben noch einmal neu beginnen.
Wie schwer es war, ins Leben zurückzufinden, daran erinnert sich Bilinski jetzt, als alter Mann, da er dem Tod entgegengeht.
Um die Angst und den Schmerz zu bannen, beginnt er seine Geschichte zu erzählen. Von seiner Liebe zu Paula, die ihn am Leben hielt und die nicht sein durfte, von Agota und schließlich von Hannah, die seine Augen hat und die nichts von ihm weiß.
In einer klaren, fast nüchternen Sprache erzählt Sandra Hoffmann eine zutiefst berührende Geschichte.
Sandra Hoffmann, 1967 in Oberschwaben geboren, lebt als freie Schriftstellerin in Tübingen und München. Sie studierte Literaturwissenschaft, Italianistik und Mediävistik. 2009 erhielt sie für den Roman Liebesgut den Mörike-Förderpreis. Für Was ihm fehlen wird, wenn er tot ist wurde sie mit dem Thaddäus-Troll-Preis 2012 ausgezeichnet.
Lesetermine der Autorin http://www.hanser-literaturverlage.de/termine.html?autor=22754
Zitat zum daily book: "Schreib es auf! Ich schreibe doch nicht die Wirklichkeit auf! Dann mach eine Geschichte daraus, unsere Geschichte; tu es für uns!" Sandra Hoffmann
Presse:
Literarisches Leben: Sandra Hoffmann - 23.07.2012 Thaddäus-Troll-Preis an Sandra Hoffmann
"Aufwühlend und grandios" ......
In der Jurybegründung heißt es: "Ein alter Mann [Janek Bilinski] liegt im Sterben und erinnert sich. Wie er 16-jährig von deutschen Soldaten aufgegriffen und von Polen nach Süddeutschland zur Zwangsarbeit verschleppt wird. … So entfaltet sich in der nächtlichen Ruhe des Hospiz’ das wechselvolle Leben eines Menschen im 20. Jahrhundert. … Die kammerspielartige Erzählsituation und der monologisch-assoziative Stil bilden dabei den literarischen Rahmen für das Erinnern als letztem Mittel gegen die körperlichen Schmerzen und die Angst vor dem nahenden Tod. Ganz besonders beeindruckend ist dabei das große kompositorische Geschick, mit dem die 45-jährige Autorin Janek Bilinskis Geschichte für den Leser auf feinfühlige und gleichzeitig spannende Weise erfahrbar macht. Doch die vielleicht größte Stärke dieses Romans ist seine klare, präzise Sprache, die eine ganz eigene Kraft und Schönheit entwickelt. Sandra Hoffmann ist mit 'Was ihm fehlen wird, wenn er tot ist' ein bewegender Roman gelungen. Aufwühlend und grandios." http://www.boersenblatt.net/542952/
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.07.2012 :
Sandra Kegel staunt, wie knapp und klar und doch suggestiv die Autorin in ihrem vierten Buch die Geschichte eines polnische Zwangsarbeiters zu erzählen vermag, der in Schwaben nach dem Krieg ein neues Leben beginnt, während die Erinnerungen ihn doch nicht loslassen. Besonders das kompositorische Vermögen Sandra Hoffmanns hat sie beeindruckt, wie die streng durchgehaltene Ich-Perspektive ihr den Protagonisten und seine Vergangenheit durch die Technik des Gedankenstroms "schmerzhaft" nahe bringt. Ein Buch, das sie so schnell nicht vergessen wird.
Leseprobe: VORGEBLÄTTERT - Sandra Hoffmann: Was ihm fehlen wird, wenn er tot ist. Teil 13.07.2012.
Nein, sagt Bilinski, ich möchte nicht schlafen.
Es passiert nichts, antwortet die kleine Schwester.
Er kennt ihre Stimme, wie eine, die ihn lange durchs Leben begleitet hat. So gut in den wenigen Monaten. Die Nuancen; den weichen Klang, wenn sie auf seiner Seite ist, wenn sie ihn zu beruhigen versucht, wenn er klagt, schimpft, sich wehrt. Die Unbekümmertheit, mit der sie ihn unterbricht, wie sie ihren Satz zu Ende bringen will, auch wenn er seinen zu Ende bringt: wie sie manchmal gemeinsam sprechen, gleichzeitig, bis er still wird, bis sie gewonnen hat. Die spitze Wut, wenn er sicher ist, zu wissen, so geht es, so machen wir das, und sie widerspricht, nein, das machen wir nicht so. Die Mädchenstimme, die Frauenstimme, die Krankenschwesternstimme, die Ich-weiß-Bescheid-Stimme. Eine Stimme wie die einer Geliebten. Nein, das würde er so nicht sagen.
Die Augen geschlossen, sagt er: Bleiben Sie!
Er hört, wie sie den Stuhl heranzieht, sich setzt, ihren Atem; kein feiner Wind, nur stellt er sich die Bewegung ihrer schmalen Nasenflügel vor. Manchmal will er die Augen nicht öffnen beim Erzählen.
Mili, sagt er, das war ein Glück, dass sie so jung war.
Die kleine Schwester schweigt.
http://www.perlentaucher.de/vorgeblaettert/sandra-hoffmann-was-ihm-fehlen-wird-wenn-er-tot-ist-teil-1.html
Paula machte kein Geräusch, wenn ich nachts zu ihr kam und keines, wenn wir uns liebten, und keines danach. Unter der Decke fand ich sie im Nachthemd, auf der Seite liegend, fast an die Wand gedrängt, daran merkte ich, dass sie gewartet hatte. Die rechte Bettseite war kalt. Ich schob mich neben sie auf die restlichen fünfzig Zentimeter, die noch blieben, sie schob ihre Knie in meinen Schoß zuerst, sie war so klein neben mir, rund, und ich spürte ihre Hand, die sich unter meine Wange legte, sah ihre Augen im Dunkeln, ihre Schulter unter der Decke weich hervorschauen, und ich nahm ihre noch freie Hand, die trocken war aber zitterte.
Du riechst gut, wie ich das sagen musste, wie oft. (...)
aus: Was ihm fehlen wird, wenn er tot ist. Roman (Hanser Berlin, Herbst 2012)
Die Schriftstellerin hatte zuletzt in Tübingen für Aufsehen gesorgt, als sie mit Hilfe tausender Leserbriefe der Lokalzeitung ein überspitztes Porträt der Stadt als Theaterstück inszenierte. Der Thaddäus-Troll-Preis wird seit 1980 jährlich vergeben. Er ist nach dem Mitbegründer des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg benannt. Hans Bayer alias Thaddäus Troll (1914-1980) hatte sich für die Förderung von Schriftstellerkollegen im Südwesten stark gemacht.
http://www.wn.de/Welt/Kultur/Kultur-Sandra-Hoffmann-erhaelt-Thaddaeus-Troll-Preis
weitere Literatur von Sandra Hoffmann bei Lillemors:
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Gelesen von Ulrich Pleitgen
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4
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Hörbuch
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* Pressestimmen zu Liebesgut:
"Monoman und autistisch wie die Liebe, ist dieser Roman – radikal und anrührend."
Annette Garbrecht, Financial Times Deutschland, 28. Juli 2008
"Sandra Hoffmann beschreibt in ihrem Roman „Liebesgut“ das Ende einer grossen Liebe. (...) Hoffmann erzählt eindringlich von Verlust und Befreiung."
Tanja Rauch, Bolero, 3. Juli 2008
"Sandra Hoffmann hat eine leise, kluge Erzählung über eine vergangene Liebe geschrieben."
Rolf Vollmann, Die Zeit, 26. Juni 2008
"Was verleiht diesem melancholischen Buch (...) solchen Charme? Es ist die Liebe, die Anjas Blick ungemein schärft, die Liebe, die ihr wunderbare Assoziationen eingibt und sie inspiriert. Die Liebe, auch wenn sie verloren ist, läßt Anja so poetisch schreiben und gibt ihr Kraft, ihren Geliebten loszulassen und ein neues Leben zu beginnen. ‘Liebesgut’ – eine letzte Liebesgabe und Botschaft an Andraš?"
Maria Panzer, Lesart, 26. Juni 2008
"So schön und so traurig hat schon lange keine deutsche Autorin mehr den Kummer mit der Liebe beschrieben."
Angela Wittmann, Brigitte, 5. Mai 2008
"Ein sinnlicher Roman über die Spielarten einer Liebe, die alles zu diktieren scheint."
Celebrity, April 2008
"Das Elend der Liebenden ist unbeschreiblich. Die achtundreißig Tage und Nächte, die sie, in einem Zeitraum von zwei Jahren, mit ihrem Liebsten zubringen konnte, holt sie in der Erinnerung mit schmerzender Genauigkeit und schmelzender Süßigkeit zurück, poliert jede Einzelheit und stellt sie in der Schauvitrine ihres Gedächtnisses aus. Das Medium dieser autistischen Erinnerung ist das Einzige, das die konsequente Erzähltechnik dieses Romans zur Verfügung stellt. Der suggestive Sog der Rückschau schlägt alles in seinen Bann. Es gibt keine Außenwelt mehr, keine neutrale Urteilskraft, keine andere Stimme, nur die Melodie einer verlorenen Liebe, die der Resonanzkörper ist, über dem die Welt jede beliebige Saite anschlagen kann, und es tönt immer nach dieser Liebe. (...) Die Spannung, mit der man diese dicht geschriebene Erzählung liest, rührt zu einem guten Teil daher, dass man über die Ehefrau nichts erfährt. (...) Das ist stark."
Hermann Kurzke, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. März 2008
"Man könnte den Titel von Sandra Hoffmanns Roman auch so lesen: „Lieb es gut“ – ein zauberhaftes 41-jähriges Mädchen nämlich, das hier von einem Begehren, einem Sehnen erzählt, dessen Bedingung die Unmöglichkeit ist, dessen Form nicht Beziehung, sondern Literatur wird."
Ulrike Frenkel, Stuttgarter Zeitung, 5. März 2008
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