Franziska Gerstenberg - Spiel mit ihr
Roman
Schöffling & Co.
ISBN: 978-3-89561-342-5
€ 19,95
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Nach seiner Scheidung entdeckt Reinhard, fünfzig, Rechtsanwalt, zweierlei: seinen Körper und das Internet. Er sucht sich neue weibliche Gesellschaft auf Datingplattformen und macht fremde Fantasien zu seinen eigenen; die Partnerin, um diese auszuleben, findet er in Kristine. Es beginnt mit harmlosen Rollenspielen. Kristine lässt sich verführen, doch zugleich sehnt sie sich nach einem Vater für ihre Tochter und nach einer ganz altmodischen Ergänzung ihrer Familie. Eine Zeitlang scheint es, als könnten alle Wünsche in Erfüllung gehen. Aber was als harmloses Ausleben von Bedürfnissen beginnt, endet in einem Desaster. Und Kristines Tochter verschwindet.
SPIEL MIT IHR ist ein kluger, sinnlicher und gefährlich gegenwärtiger Text über den Preis, der für die Erfüllbarkeit sämtlicher Sehnsüchte gezahlt werden muss. Franziska Gerstenberg wahrt ihren Figuren gegenüber Distanz und Respekt. Doch die Abgründe sind immer nur einen Gedanken, einen Tastenklick entfernt. »Es ist nichts passiert«, sagt Reinhard an einer Stelle. Aber alles könnte passieren.
Franziska Gerstenberg, 1979 in Dresden geboren, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und lebt heute in Berlin. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Literaturpreise, darunter den Hermann-Hesse-Förderpreis für ihren letzten Erzählband Solche Geschenke. Ihr erster Roman SPIEL MIT IHR wurde mit einem Stipendium der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart ausgezeichnet.
Preise und Auszeichnungen (Auswahl)
1999 Preisträgerin des MDR-Literaturpreises
2001 Aufenthaltsstipendium der Stiftung Künstlerdorf Schöppingen
2002 Arbeitsstipendium des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst
2003 Arbeitsstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen
2004 Aufenthaltsstipendium am Literarischen Colloquium Berlin
2004 Niedersächsischer Förderpreis für Literatur
2005/06 einjähriges Aufenthaltsstipendium in der Villa Concordia in Bamberg
2007 Aufenthaltsstipendium am Heinrich-Heine-Haus Lüneburg
2007 Hermann-Hesse-Förderpreis
2008 Aufenthaltsstipendium in der Casa Baldi in Olevano Romano
2010/11 einjähriges Aufenthaltsstipendium in der Akademie Schloss Solitude, Stuttgart
2010 Aufenthaltsstipendium des József Attila Kör in Budapest
Hörprobe (MP3 – 20,3 MB)
Zitat zum daily book heute:
Ich will, dass es allen meinen Figuren gut geht, aber wenn es allen meinen Figuren gut ginge, hätte ich das Buch gar nicht schreiben brauchen. (Über ihr Buch 'Spiel mit ihr') Franziska Gerstenberg
Rezensionen
Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.08.2012
Nicht so wirklich glücklich ist Rainer Moritz mit Franziska Gerstenbergs Debütroman "Spiel mit ihr". Zwar findet er den Auftakt des Buchs - ein fünfzigjähriger Rechtsanwalt lernt über das Internet eine vierzigjährige allein erziehende Mutter kennen, die sich bereitwillig auf seine Vorliebe für bestimmte Rollenspiele einlässt, insgeheim aber bald hofft, der Sexpartner möge doch auch Familienvater werden - stark und überraschend. Auch die Themen, die Gerstenberg behandelt - Macht und Abhängigkeit, Erwartungen und Desillusionierung - interessieren ihn. Aber zu seinem Bedauern wird der Roman schnell in jeder Hinsicht ziemlich trist. Vor allem die reduzierte Sprache der Autorin, eine karge, glanzlose Prosa spielt hierbei in seinen Augen eine Rolle. So kann sich Moritz des Eindrucks nicht erwehren, Gerstenberg beschreibe die Welt ihrer Protagonisten derart, dass sich die "emotionalen Defizite" nur verdoppeln, was ihn auf die Dauer nicht anspricht.»Entwickelt aus einer Geschichte, die nichts ausspielt, und geschrieben in einer Sprache, die sich nicht aufspielt, zeichnet SPIEL MIT IHR ein tiefenscharfes Zeitbild. ... Zu Recht erhielt Gerstenberg für den Romanerstling ein Stipendium.«
Joachim Reiber, Die Presse
»Franziska Gerstenberg spielt mit Wahrnehmungen und Vorurteilen in einem erotisch aufgeladenen Roman, der Grenzen auslotet und vor vorschnellen Festlegungen warnt. Frisch und frech ist diese Geschichte mit Protagonisten, die überraschend immer wieder in neuem Licht erscheinen. Wer spielt hier mit wem?«
Susanne von Mach, Main-Echo
»Es erwächst eine erstaunliche Spannung, die vor allem der geschickten Konstruktion des Romans zu verdanken ist: Trieb und Lust können hier jederzeit zuschlagen, auch im unpassendsten Moment - mit grausamen Folgen.«
Michael Kraft, news.de
»Franziska Gerstenbergs Roman besticht durch die Klarheit und Unbedingtheit, mit der sie ihre Idee vom Spielen realisiert, ohne dabei den Feinschliff bei den Figuren wie Nebenhandlungen zu vernachlässigen. Im scheinbar Abseitigen entwickelt sie eine unglaubliche Nähe. Mit der Figur des geistig zurückgebliebenen und arbeitslosen Nachbarn Meisner, bei dem Emma Zuflucht findet, da ihr das eigene Heim zunehmend fremd wird, gelingt ihr ein bewegendes Porträt einer sozialen Randfigur, die im Ernstfall den Sündenbock zu spielen hat.«
Carola Wiemers, Deutschlandradio Kultur
»Nach zwei hochgelobten Erzählbänden geht Franziska Gerstenberg in ihrem neuen Roman mutig zur Sache. ... Ohne den pornografischen Kitzel allzu explizit überzustrapazieren, individualisiert sie ihre Gespielen, weswegen sie auseinanderdriften müssen. ... Doch wie die Ereignisse dann insgesamt aus dem Ruder laufen, ist kosequent, temposcharf und sehr schlüssig beschrieben.«
Ulrich Steinmetzger, Leipziger Volkszeitung
»Dieser Roman lässt frösteln und lächeln. … Aufs Feinste lässt Gerstenberg markante Formulierungen wiederholen … Aufs Feinste hat sie die Details gearbeitet. .. Und in vollendeter Balance zwischen unaufdringlich und unübersehbar spiegelt Gerstenberg wesentliche Vorgänge … Porst (50) und Emma (6), der Anwalt und die Grundschülerin, der Internet-Dater und die Meerschweinchenfreundin, trutzige Egoisten und Naturtalente in der Ausnutzung anderer, dürften in der Tat das fabelhafteste Albtraum-Duo der Saison sein. … Die Frage der Überlegenheit, um die es hier immer wieder geht: Franziska Gerstenberg spielt sie uns gegenüber voll aus. Wie gern und manchmal atemlos lassen wir es uns gefallen.«
Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau
»Frei von jedem Voyerismus erzählt die Autorin so präzis wie sinnlich vom hohen Preis, der für die nur scheinbar leicht zu relasierende Erfüllung jeglicher Wünsche zu entrichten ist.«
Hans Ulrich Probst, DRS 2
»Dramaturgisch geschickt. ... Scharfsinnig hinterfragt Gerstenberg die Machtverhältnisse zwischen des Geschlechtern, dass das absurde Ende des Spiels fast zwangsläufig scheint.«
Britta Heidemann, Westdeutsche Allgemeine Zeitung
»Franziska Gerstenberg zeigt, wie virtuell erzeugte Sehnsüchte an dem Umstand scheitern, dass Menschen nicht nur das Netz, sondern auch noch ein Leben haben.«
Christoph Schröder, die tageszeitung
»Gerstenberg setzt dieser elenden Welt mit ihren trivialen Spielen und traurigen Gestalten die Ästhetik ihres perfekt konzipierten Romans entgegen. Mit all ihrem erzählerischen wie stilistischen Können ... räumt die Absolventin des Leipziger Literaturinstituts auf, was bei ihren Figuren im Argen liegt. ... Ihre Modernekritik lautet: Um 1800 glaubte man, dass die Naturgesetze die menschlichen Beziehungen bestimmen, heute hängt das Glück des Einzelnen davon ab, wie viel er im Spiel des Lebens riskiert. Früher gab es noch die Hoffnung des ästhetischen Spiels. Die hat sich inzwischen zerschlagen, weil man nur noch banalisierte Spielformen kennt.«
Christian Metz, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Die Besonderheit dieses Romans besteht vor allem darin, dass die brisante Realität des Stoffs literarisch umgesetzt worden ist. Das Verhältnis zwischen der sozialen Analyse und den Figurenbildern ist wunderbar ausgewogen. Es handelt sich nicht um einen Zeitgeist-Roman über die Verführungskraft bestimmter Teile des Internets. Franziska Gerstenberg erzählt über Figuren, die sich haben verführen lassen. ... Die Stärken des Romans liegen in der Sprache, in der Genauigkeit - beides kommt den großartigen Figuren zustatten.«
Michael Hametner, MDR Figaro
»Franziska Gerstenberg erzählt kühl und souverän von der Last mit der Lust. … Ein interessanter Zeitroman.«
Tilman Krause, Literarische Welt
»Äußerst spannend. ... Gerstenberg legt mit wenigen Sätzen in gedanklichen Abschweifungen ihrer Protagonisten das Doppelbödige des Alltags frei, öffnet Falltüren hin zu möglichen Abgründen.«
Anja Kümmel, Weser-Kurier
»Gerstenberg ist eine kühle Beobachterin menschlicher Minidramen. In ihrem Debütroman erzählt sie aus einer Welt, in der alle Wünsche erfüllbar scheinen – und irgendwo, ganz in der Ferne, die Liebe als Bedrohung lauert.«
Christoph Schröder, KulturSPIEGEL
»Spannend, beklemmend, präzis. ... Franziska Gerstenberg ist mit ihrem ersten Roman ein Wurf gelungen. Die 33-jährige Erzählerin, die am Deutschen Literaturinstitut Leipzig Prosa, Lyrik, Dramatik und Neue Medien studiert hat, erfüllt damit die Erwartungen, die sie mit ihren Erzählungsbänden »Wie viel Vögel« (2004) und »Solche Geschenke« (2007) geweckt hat. Ihr Stil ist knapp und klar, ihr Blick genau. ... Zu Franziska Gerstenbergs Kunst gehört auch, dass sie nicht jedes Detail gleichermassen ausmalt. Sie wählt sehr genau aus und zeigt sich als Virtuosin im Weglassen, im Treffen des Ungenauen. Der Sprachrhythmus stimmt, die Dialoge sitzen, da ist nichts Steifes oder Gespreiztes. ... Ihr Roman ist eine packende Studie über die Not einer Gesellschaft, in der Träume partout verwirklicht werden müssen.«
Manfred Papst, NZZ am Sonntag
»Ein spannender, zeitgemäßer Roman.«
Matthias Wulff, Berliner Morgenpost
»Ein schmaler Roman über einen breiten Themenkreis. Macht ausüben. Willen aufzwingen. Grenzen übertreten. Dominanz. Unterwerfung und Missbrauch. Gerstenberg schildert die Abläufe mit kühler Präzision. Ihr unspektakulärer Tonfall rückt die zunehmend ungeheuerlichen Vorfälle in die Nähe des Normalen, Banalen, Alltäglichen. Die Charaktere fächert sie gründlich auf, überlässt es vermeintlich den Lesern, sich ein Bild zu machen. Geschickt verzichtet sie auf Paukenschlag und Katastrophe.«
Jens-Uwe Sommerschuh, Sächsische Zeitung
»Ein sehr, sehr empfehlenswerter Roman.«
Constanze Alt, Kreuzer. Das Stadtmagazin Leipzig
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