05 November 2013

Tanja Maljartschuk - Biografie eines zufälligen Wunders - Lesen macht klug und schoen 1063

Maljartschuk entwirft ein gleichermaßen apokalyptisches, witziges und zutiefst poetisches Porträt der postsowjetischen Umbruchsgesellschaft in ihrem Land:

Tanja Maljartschuk - Biografie eines zufälligen Wunders
Roman



Residenz Verlag, Salzburg 2013
ISBN 9783701716128
21,90 EUR
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Die Welt, in der Lena heranwächst, ist geprägt von Willkür und Gewalt, doch das Mädchen setzt sich zur Wehr mit Witz, Eigensinn und einer gehörigen Portion Mut. 
Und sie versucht zu helfen: der Erzieherin im Kindergarten, den herrenlosen Hunden, die an chinesische Restaurants verkauft werden sollen, der Diskuswerferin Wassylyna und ihrer Freundin Hund, der beide Beine abgefroren sind. 
Auf ihrer Suche nach dem zufälligen Wunder einer fliegenden Frau, die immer dort auftauchen soll, wo Hilfe am nötigsten ist gelingt es Lena, sich trotz aller Widrigkeiten zu behaupten.
Aus dem Ukrainischen übersetzt von Anna Kauk. 


Tanja Maljartschuk, 1983 in Iwano-Frankiwsk geboren, Ukraine, studierte dort Philologie, arbeitete einige Jahre als Journalistin bei verschiedenen Fernsehsendern in Kiew und lebt seit 2011 in Wien. 2009 erschien ihr erster Erzählband "Neunprozentiger Haushaltsessig".


Presse:

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.09.2013
Der Humor der Verzweiflung packt Sabine Berking beim Lesen des Romandebüts der aus der Ukraine stämmigen Tanja Maljartschuk. Allerdings gefriert ihr das Lächeln sofort auf den Lippen, denn die Erzählerin im Buch scheint der Rezensentin eher sarkastisch als ironisch unterwegs zu sein in einem Land im Aufbruch in die marktwirtschaftliche Demokratie. Dass daraus ein Hindernislauf wie in einem Gruselmärchen wird, eine grandiose Tristesse, macht das Buch für Berking zu einem wunderbar bitteren Stück Literatur, satirisch im Stil Saltykow-Schtschedrins, meint sie.

In ihrem neuesten Roman erzählt Maljartschuk den aberwitzigen Lebenslauf einer heranwachsenden Frau, die eine Antwort auf die Frage sucht, ob es in der von Willkür und Gewalt geprägten Umwelt vielleicht doch so etwas wie Wunder gibt. Auch in ihrem zweiten, ins Deutsche übersetzten Buch, erweist sich die junge ukrainische Autorin als präzise Beobachterin, als Meisterin der Lakonie. Dabei entwirft sie ein gleichermaßen apokalyptisches, witziges und zutiefst poetisches Porträt der postsowjetischen Umbruchsgesellschaft in ihrem Land. Am Ende versagt Maljartschuk ihrer Heldin die Erkenntnis, dass es das Übernatürliche wirklich gibt.
http://www.wdr5.de/sendungen/osteuropa-magazin/s/d/01.09.2013-08.05/b/biografie-eines-zufaelligen-wunders.html

Hier schlägt die Ironie in Sarkasmus um, das Lächeln gefriert einem auf den Lippen. (…)
Es ist ein ebenso wunderbares wie bitteres Buch, eine schreiende Anklage in Prosa (…). Über diese Tristesse erhebt sich Lena, ein weiblicher Don Quichotte der Erniedrigten und Beleidigten, wie ein schwebender Chagallscher Engel.
[Quelle: Sabine Berking, FAZ]

Der neue Roman von Tanja Maljartschuk ist selbst ein Wunder.
(…) Auch in ihrem zweiten, ins Deutsche übersetzten Buch, erweist sich die junge ukrainische Autorin als präzise Beobachterin, als Meisterin der Lakonie. Dabei entwirft sie ein gleichermaßen apokalyptisches, witziges und zutiefst poetisches Porträt der postsowjetischen Umbruchsgesellschaft in ihrem Land. Am Ende versagt Maljartschuk ihrer Heldin die Erkenntnis, dass es das Übernatürliche wirklich gibt.
[Quelle: WDR 5, Mirko Schwanitz]

Faszinierend, wie hier die „slawische Sprache“ baumelt, wie Trauriges in Humor verpackt leichtfüßig daherkommt, gleichzeitig das Lachen buchstäblich im Hals stecken bleibt, ein modernes Märchen mit einer ausgewogenen Balance an Gut und Böse erzählt wird.
[Quelle: Wolfgang Kühn, Magzin]

Mit viel Sprachwitz, einer ebenso lakonischen wie sparsamen Sprache und Anleihen bei den magischen Realisten erzählt uns Maljartschuk die Biografie einer jungen Frau auf der Suche nach Menschen, die Wunder vollbringen können. Die Erkenntnis, dass das Übernatürliche letztlich das Menschliche in ihr selbst ist, versagt Maljartschuk ihrer Heldin. Am Ende verschwindet Lena aus dem Roman auf eine Weise, wie uns allen das Kind in uns selbst abhandenkommt - langsam und schleichend. Ein ebenso fesselnder wie witziger Roman ist Tanja Maljartschuk da gelungen, der im Meer der Neuerscheinungen dieses Jahres selbst den Anspruch eines kleinen - aber keineswegs zufälligen - Wunders erfüllt.
[Quelle: Mirko Schwanitz, Bayern 2, Büchermagazin Diwan]

"Auch Maljartschuk und Mort, die zum Podiumsgespräch über Europa gebeten wurden, zeigen sich wenig gefügig. »I am fed up with that«, antwortet Maljartschuk auf die Frage des Staatsministers im Auswärtigen Amt nach der gewandelten Rolle der Literaten in der Ukraine – obwohl sie damals auf dem orange eingefärbten Majdan natürlich auch dabei war und Angst hatte, dass nichts von der Ukraine übrig bleibt, wenn jetzt einer zu schießen anfängt. Mort empfindet es als »Kränkung« (und Maljartschuk nickt zustimmend), dass sie sich als belarussisch schreibende Dichterin allein durch die Sprache in der Rolle der Dissidentin wiederfindet. Um ihre Poesie solle es den Lesern gehen, nicht um Politik!"
http://www.zeit.de/2007/44/KA-Wechselstrom

"Und weil für solche Träumer im Osten bekanntlich reichlich Pritschen im Arbeitslager oder Zwangsjacken in der Psychiatrie reserviert sind, hilft nur noch Magie. Korrupt, verlogen, verschlagen, brutal - so zeichnet und karikiert Tanja Maljartschuk ihre Heimat in einer „gottlosen Zwischenzeit“. Es ist ein ebenso wunderbares wie bitteres Buch, eine schreiende Anklage in Prosa im Stile von Saltykow-Schtschedrin, dem großen russischen Satiriker des neunzehnten Jahrhunderts. Wodka, so erklärt ein Mafia-Boss weise, trinke man nicht, weil er da ist, sondern weil nichts anderes da ist. Über diese Tristesse erhebt sich Lena, ein weiblicher Don Quichotte der Erniedrigten und Beleidigten, wie ein schwebender Chagallscher Engel."
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/alina-bronsky-nenn-mich-einfach-superheld-wir-sind-durchgeknallt-aber-wir-schaffen-das-trotzdem-12591247.html

"Alltagsheldin mit einem Hang zu außergewöhnlichen Wundern:Lena wächst in der unabhängigen Ukraine in San Francisco auf, in der die Feindschaft gegenüber dem Sozialismus schwer auf den Schultern liegt. Trotzdem - Lena beharrt auf der russischen Version ihres Namens."
http://www.sandammeer.at/rez13/maljartschuk-wunder.htm

Zitat zum daily book heute:
»Europa ist, wenn man alles Nötige und ein bisschen mehr als das kaufen kann." 
"Ich schreibe zum Spass, so lange, bis ich etwas Interessanteres gefunden habe. Ich schreibe, weil es nichts Interessanteres gibt. Das ist mein Schicksal und damit muss ich mich abfinden. Moeglicherweise nennt man diesen Prozess Erwachsenwerden. Das ist vielleicht auch der Grund, warum ich jetzt an meinem ersten Roman arbeite. Zuvor hab ich fuenf Kurzgeschichtenbaende geschrieben." Tanja Maljartschuk

weitere Literatur der Autorin bei Lillemors:

Maljartschuk, Tanja
Ein Mann, der seine Freundin so sehr liebt, dass er sich nach ihrem Betrug in ihr Muttermal verwandelt. Ein Tierarzt, der...  
Residenz
18,90 €

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