Die Geschichte einer bedrohten Familie angesichts eines Jahrhundertorkans wirft ein Schlaglicht auf die Wirklichkeit eines anderen, bitterarmen Amerika.
Roman
Antje Kunstmann Verlag, München 2013
ISBN 9783888978616
21,95 EUR
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Ein Hurrikan braut sich über dem Mississippi-Delta zusammen, aber Esch und ihre drei Brüder, die mit dem Vater in einer zusammengezimmerten Hütte am Rande des Waldes inmitten von Hühnern und alten Autowracks leben, haben noch andere Sorgen.
Mit kleinen Diebstählen und viel Liebe versucht Skeetah, die neugeborenen Welpen seiner Pitbull-Hündin China durchzubringen. Randall will Basketballprofi werden, aber zugleich müssen er und Esch sich um Junior, den Jüngsten, kümmern, dem wie allen die Mutter fehlt, die bei seiner Geburt gestorben ist.
Da merkt die Fünfzehnjährige, dass sie schwanger ist - von Randalls bestem Freund, der mit einer anderen zusammenlebt.
Die Geschichte einer bedrohten Familie angesichts eines Jahrhundertorkans wirft ein Schlaglicht auf die Wirklichkeit eines anderen, bitterarmen Amerika.
Aus dem Amerikanischen von Ulrike Becker.
Jesmyn Ward wuchs in DeLisle, Mississippi, auf. Nach einem Literaturstudium in Michigan war sie Stipendiatin in Stanford und Writer in Residence an der University of Mississippi und lehrt derzeit Creative Writing an der University of South Alabama. Ihr zweiter Roman Vor dem Sturm erhielt den National Book Award sowie mehrere weitere Auszeichnungen als bester Roman des Jahres 2011 und wurde in den USA zum Bestseller.
Presse:
Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.10.2013
"Weitgehend ohne Pathos" erzählt Jesmyn Ward von den zwölf Tagen vor der Hurrikankatastrophe von New Orleans, berichtet Rezensentin Fatma Aydemir. Elend war diese Welt auch schon, bevor der Sturm sie zerstörte, so die Kritikerin weiter: Im Mittelpunkt des Romans steht eine junge, in kargen, unglücklichen Verhältnissen lebende Frau, die die Autorin in "feinsten Metaphern" sprechen lässt und die, wie Aydemir knapp skizziert, in der antiken Erzähltradition einer in einer Männerwelt verratenen Frau steht. Deutlich wird dabei, dass die vor allem von Afroamerikanern bevölkerte Region auch schon vor dem Sturm vom Rest der USA auf Abstand gehalten wurde - ein Aspekt, der in den Diskussionen über die mangelnde Hilfeleistung nach dem Sturm stark akzentuiert wurde. Der Autorin gelingt es damit, die weitreichenden Probleme der einstigen Südstaaten nahezu ohne Pathos auf den Punkt zu bringen, schließt die Kritikerin.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.09.2013
Nicht Faulkner, mit dem sie nicht viel mehr als die Herkunft aus dem Mississippi-Delta gemein hat, sondern etwas ganz eigenes bietet Jesmyn Ward der Rezensentin Lena Bopp. Den zweiten, kurz vor der Katrina-Katastrophe spielenden Roman der Autorin hält sie für literarisch wie politisch relevant, da Ward die desolaten Verhältnisse in einer sozialen Randzone Amerikas schildert, wo es um "Dosenerbsen, trockene Nudeln und gegrillte Eichhörnchen" geht. Dabei sehe Ward davon ab, Themen wie Isolation und Rassismus allzu explizit anzugehen, sondern schildere einfach die Welt ihrer Kindheit, in der kaum Weiße vorkamen. Von Hoffnung erzählt der Text für Bopp durch seine Sprache: metaphernreich, lyrisch, tröstend.
"Eine starke Geschichte über das Zusammenhalten in einer Welt, in der es viel Rassismus gibt und nur wenig Liebe. Die 36-jährige Jesmyn Ward, bis dahin eine literarische Außenseiterin, hat für ihren Roman zu Recht den National Book Award bekommen."
Brigitte
"Jesmyn Ward zeigt Esch und ihre Brüder wie unter einem Vergrößerungsglas. Wie sie versuchen, ihre Behausung sturmfest zu machen und Vorräte zu besorgen. Wie sie sich in wachsender Angst aneinanderklammern. Daraus entsteht der Funke Hoffnung, der vor dem Verzweifeln rettet."
Christine Tsolodimos, Brigitte Woman
"'Vor dem Sturm" ist ein Roman vom Leben und Überleben, von Verlorenheit und Liebe. Die schwarze Familie Batiste lebt in ärmlichen Verhältnissen, doch bei allen Schwierigkeiten ist der Pulsschlag dieses Buches warm und verheißt im nicht ganz kitschfreien Finale gar Zuversicht."
Ferdinand Quante, WDR 5
"Das Leben im armen Süden der USA und die apokalyptische Wucht des Sturms ist in diesem Roman beinahe sinnlich zu erfahren."
Sonja Hartl, BÜCHER
Zitat zum daily book heute:
“We love each other fiercely,while we live and after we die. We survive; we are savages.”
"Wir lieben uns heftig, waehrend wir leben und nachdem wir gestorben sind. Wir ueberleben, wir sind Wilde."
Jesmyn Ward
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