19 November 2013

Lizzie Doron - Das Schweigen meiner Mutter - Lesen macht klug und schoen 1072

»Mit Ironie und zartem Witz beschreibt die Israelin Lizzie Doron ihre eigene Geschichte und das Lebensgefühl in den Anfangsjahren ihres Landes.«
Lizzie Doron - Das Schweigen meiner Mutter
Roman


dtv, München 
ISBN 978-3-423-14254-0
Oktober 2013
8,90
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Ein Photo. Ein Garten, Tel Aviv, fünfziger Jahre. Im Vordergrund ein kräftiges kleines Mädchen, den Blick in die Kamera gerichtet, einen zweifelnden oder auch verzweifelten Blick, vielleicht blendet aber auch nur die Sonne. Im Hintergrund ein Gebüsch, und dort, eingerahmt von einem kleinen weißen Kreis, ein weiteres Gesicht. Fast unkenntlich, winzig und fern. Ist das der Vater, den das Mädchen nicht kannte? Nach dem es wieder und wieder vergeblich fragte und dann, längst erwachsen, zu forschen begann? Eine Suche nach Sinn und Begründung eines, wie sich zeigen wird, wahnwitzigen Geheimnisses.
Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. 


Lizzie Doron, geboren 1953 in Tel Aviv, studierte Linguistik, bevor sie Schriftstellerin wurde. Ihr erster Roman ›Ruhige Zeiten‹ wurde mit dem von Yad Vashem vergebenen Buchman Preis ausgezeichnet. 2007 erhielt sie den Jeannette Schocken Preis. In der Begründung der Jury heißt es: »Lizzie Doron schreibt über Menschen, die von ›dort‹ kommen, die den Holocaust überlebten und nun zu leben versuchen. In Israel. Fremd, schweigend, versehrt - und stets ihre Würde wahrend. Mit großer Behutsamkeit nähert die Autorin sich ihren Figuren und mit großem Respekt wahrt sie Distanz.« 
›Das Schweigen meiner Mutter‹ ist ihr bisher persönlichstes Buch.

Presse:

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.01.2012
Ist das nun wirklich Literatur oder nicht doch "eine Art Tagebuch" einer "schrecklichen Kindheit, fragt sich Hannah Lühmann bei der Lektüre dieses Romans über eine rätselhafte vaterlose Kindheit in Tel Aviv, die Lizzie Dorons eigener Lebenserfahrung doch nahe genug komme, um solche Kategoriefragen zu rechtfertigen. Der Vater jedenfalls ist kein "schuldhaft Überlebender" der Shoah, wie die kindliche Ich-Erzählerin sich mitunter ängstlich fragt, sondern wegen Tuberkulose-Erkrankung vor der Tochter weggesperrt, was die Rezensentin dann doch als arge Belastung der Glaubwürdigkeit und als Wahrheitspuzzle etwas schlicht empfindet. Da das Buch auch sprachlich das Nervenkostüm belaste - "erstickende Adjektive" allerorten - , bleibt Lühmann am Ende nicht mehr viel anderes als das Buch nach getaner Rezensentenpflicht entnervt beiseite zu legen.


Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.01.2012
Seit den frühen Neunzigern schreibt die unter Shoah-Überlebenden in Tel Aviv aufgewachsene Lizzie Doron gegen das Schweigen in ihrer Familie und die Löcher in der Familiengeschichte, insbesondere, was den verschwundenen Vater betrifft, an, informiert uns Rezensent Carsten Hueck. Neu an diesem Roman sei aber, dass die Autorin sich hier nun selbst, mittels der Ich-Erzählerin Alisa, die in Gesprächen mit Freundinnen aus Kindertagen Licht ins Dunkel um ihren abwesenden Vater und die Biografie ihrer Mutter bringt, in den Mittelpunkt rücke. Rein literarisch betrachtet, sei diese Schilderung der "grotesken Atmosphäre" der eigenen Kindheit zwar schwach, findet der Rezensent, doch als autobiografisches "Dokument einer persönlichen Befreiung" sehr lesenswert.

Kurier, 08.10.2011
»Auch ›Das  Schweigen meiner Mutter‹ spart mit Worten und löst dadurch eine Menge Gefühle aus.«
Pressestimme wurde für eine andere Ausgabe abgegeben.

Carsten Hueck, DeutschlandRadio Kultur, Feuilleton, 31.10.2011
»Selbstreflexion, Selbstironie und unsentimentales Benennen der eigenen Verletzlichkeit sind die Stärken des Buches.«
Pressestimme wurde für eine andere Ausgabe abgegeben.


Sandra Leis, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 06.11.2011
»Das Schweigen setzt sich fort - auch in der zweiten Generation. Dagegen schreibt Lizzie Doron mit Wucht an.«
Pressestimme wurde für eine andere Ausgabe abgegeben.

Ulrich Noller, WDR Funkhaus Europa, 30.11.2011
»Eine teils anrührende, teils bittere, dramatische, irgendwie aber auch ganz alltägliche Geschichte, die dem Gestern im Heute geschickt nachspürt.«
Pressestimme wurde für eine andere Ausgabe abgegeben.

Cornelia Rabitz, Deutsche Welle, 25.12.2011
»Doron hat ihr Thema gefunden. Es sind die Albträume der Davongekommenen, die Gespenster der Vergangenheit - aber auch die Grotesken des Alltags.«
Pressestimme wurde für eine andere Ausgabe abgegeben.

Gabriele von Arnim, Literarische Welt, 30.12.2011
»Die erschütternde Geschichte, die Alisa nach und nach herausfindet über ihren Vater, der noch Jahre gelebt hat, sie heimlich beobachtete und sich nicht zeigen durfte - die lesen Sie bitte selber. Denn versuchte man, diesen Schrecken nachzuerzählen, wäre das, als wollte man malen ohne Farbe. Es würde die trockene Kommentierung fehlen, die wunderbare Taktlosigkeit, die Lakonie. Und der so helle wie traurige Witz. ›Nun‹, sagt eine Überlebende, ›immerhin könne man, solange man lebe, auf den Tod hoffen.‹ Welch düsterer Trost leuchtet doch in einem solchen Satz.«


Sandra Leis, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 06.11.2011
»Doron hat ein untrügliches Gespür für Geschichte und deren Langzeitfolgen, sie weiss, was es bedeutet, wenn Leid unausgesprochen bleibt und gerade darum die Gegenwart im Griff hat. Und sie findet eine Sprache, die klar und zugleich zart ist, die weder beschönigt noch verurteilt, sondern sagt, was ist. Dazu gehören auch Witz und Komik, ein probates Mittel, Menschen vor der Ausweglosigkeit zu bewahren.«

Monika Spanier, Frau und Mutter - Katholische Frauengemeinschaft, Oktober 2011
»Mit viel Feingefühl erzählt die mehrfach preisgekrönte Schriftstellerin von der schmerzlichen Suche eines kleinen jüdischen Mädchens nach der eigenen Identität. [...] Die Übersetzungskunst von Mirjam Pressler hilft den LeserInnen, in die Atmosphäre und Mentalität des Jiddischen mit all seinem Nebbich einzutauchen und nachzuvollziehen, mit welch verheerenden Traumata Kriege die Menschen hier zurücklassen.«

tachles - Das jüdische Wochenmagain, Zürich, 07.10.2011
»Doron schildert die Geschichte ihrer Kindheit und die schmerzhaft späten Antworten, den Zwiespalt zwischen Wohlwollen und der Angst vor den Antworten so stark und ohne jedes Pathos, dass man ihr Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.«
Pressestimme wurde für eine andere Ausgabe abgegeben.
Mareike Müller, Wienerin, 28.10.2011
»Lizzie Dorons Buch ist nüchtern und berührend, traurig und humorvoll - ein Plädoyer fürs Miteinanderreden.«

Jüdische Zeitung, November 2011
»Man kann Lizzie Dorons schriftstellerischer und menschlicher Leistung in ihrem bisher persönlichsten Roman nur den höchsten Respekt zollen [...].«

Vital, Dezember 2011
»Mit Ironie und zartem Witz beschreibt die Israelin Lizzie Doron ihre eigene Geschichte und das Lebensgefühl in den Anfangsjahren ihres Landes.«
Pressestimme wurde für eine andere Ausgabe abgegeben.
Vital, 12/2011
»Mit Ironie und zartem Witz beschreibt die Israelin Lizzie Doron ihre eigene Geschichte und das Lebensgefühl in den Anfangsjahren ihres Landes.«

Andrea Kachelriess, Stuttgarter Nachrichten, 11.01.2012
»In ihrem neuen Roman blickt sie in knappen, wie Bühnenmomente auf den Punkt gebrachte Szenen zurück auf die eigene Kindheit.«

Nils Jensen, Buchkutur, Wien, Februar/März 2012
»Ein feines Lesevergnügen, ein gescheites Buch, ein packendes Stück Zeitgeschichte.«

Augsburger Allgemeine, 11.02.2012
»Lizzie Doron erzählt diese unglaubliche Geschichte mit berührender Poesie und bestürzendem Humor. Es ist ihre eigene Geschichte und es ist auch Teil der jüdischen Geschichte, die hier ganz ohne Larmoyanz präsentiert wird. Diese geradezu schmerzhafte Leichtigkeit macht dieses Buch zu einem unvergesslichen Zeitzeugnis.«

Allgäuer Zeitung, 18.02.2012
»Lizzie Doron erzählt diese unglaubliche Geschichte mit berührender Poesie und bestürzendem Humor. Es ist ihre eigene Geschichte und es ist auch ein Teil der jüdischen Geschichte, die hier ganz ohne Lamoryanz erzählt wird. Dieser geradezu schmerzhafte Leichtigkeit macht dieses Buch zu einem unvergesslichen Zeitzeugnis.«
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Heidi Ossenberg, Badische Zeitung und badische-zeitung.de, 10.03.2012
»Lizzie Doron schafft es in ihrem Roman ›Das Schweigen meiner Mutter‹ mühelos, die beklemmende Situation dieser kleinen Familie in einer Zeit zu schildern, die von Schweigen, Verdrängen, Verlust und Schmerz geprägt war. Aber auch vom unbedingten Überlebenswillen, von Mut, Humor und Selbstironie – und von den Folgen dieser Verhaltensweisen der Eltern und Großeltern auf ihre so neugierigen wie hilflosen Kinder und Enkel. Dass diese Situationen so authentisch vor dem Auge des Lesers aufscheinen, ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass Doron sich in diesem Roman mit ihrer eigenen Familiengeschichte auseinandersetzt.«

Annerose Kirchner, Ostthüringer Zeitung, 24.09.2011
»›Das Schweigen meiner Mutter‹ ist ein berührender Roman von unvergesslicher Tiefe.«

Regina Károlyi, media-mania.de, 13.10.2011
»Dieses Buch erzählt auf ganz ungewöhnliche Weise jüdische Geschichte.«

Lilo Solcher, lilos-reisen.de, 02.12.2011
»Diese geradezu schmerzhafte Leichtigkeit macht das Buch zu einem außerordentlichen Zeitzeugnis.«

Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln, 09.12.2011
»Keine leichte, aber eine sehr berührende Lektüre.«
Pressestimme wurde für eine andere Ausgabe abgegeben.
Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln, 09.12.2011
»Keine leichte, aber eine sehr berührende Lektüre.«
Pressestimme wurde für eine andere Ausgabe abgegeben.
Aline Ehrenreich, Borromäusverein Bonn/Medienprofile, St. Michaelsbund München/Buchprofile, Heft 01/2012
»Ein sehr beeindruckendes und empfehlenswertes Buch!«
Pressestimme wurde für eine andere Ausgabe abgegeben.
Rhein-Zeitung, 27.02.2012
»Der ergreifende Roman ist aber auch die Geschichte dreier Freundinnen, von denen jede ein anderes Geheimnis mit sich herumträgt, das sie einander nur widerstrebend mitteilen.«
Pressestimme wurde für eine andere Ausgabe abgegeben.

dtv Bücher-Podcast ›Das Schweigen meiner Mutter‹


Weitere Literatur der Autorin bei Lillemors:

Doron, Lizzi
Helena, Elisabeths Mutter ist gestorben. Während Elisabeth in der Wohnung Schiva sitzt und alte Bekannte bewirtet, werden...  
Suhrkamp
7,50 €
Doron, Lizzie
Lizzi Doron erzählt mit erhellendem Witz und großer menschlicher Wärme vom fragilen Balanceakt des "Dennoch", der die Geschichte...  
Suhrkamp
16,80 €
Doron, Lizzie
Auf der Suche nach dem Verlorenen Vater.  
DTV
8,90 €




Zitat zum daily book heute:
..."ich habe die Geschichte meines Vaters jahrelang nicht angerührt. Der Auslöser zum Schreiben kam nicht von mir selbst, weil ich befürchtete, in dunklen Löchern zu versinken. Was geschah? Nachdem ich meinen Erfolg mit anderen Büchern gesehen hatte, war ich gewissermaßen alt genug, diese Orte zu berühren, und ich fühlte mich stark genug, mich nicht emotional einbinden zu lassen. Genau dann konnte ich mit den Nachforschungen beginnen in der Hoffnung, Antworten auf meine Fragen zu finden. Weil es so kompliziert und aufgeladen ist, hätte es eine Falle sein können – wäre ich nicht stark genug gewesen, damit umzugehen, hätte ich wahrscheinlich kein Buch geschrieben, sondern wäre zu einem guten Psychiater gegangen. Aber ich glaube, es gibt die richtigen Zeiten und Situationen, zu wissen, dass man etwas tun kann."

"Ich meine, 50 Jahre reichen, um eine Lösung zu finden und nicht länger mit den Schatten unserer Vergangenheit zu leben. Die Haltung meiner Mutter war weise. Sie sagte: Leb' nicht in der Vergangenheit, denn es hilft dir nicht. Versuch, eine neue Zukunft zu schaffen. Als Kind machte sie mich verrückt damit. Wir müssen eine neue Seite aufschlagen.
Das Palästinenser- oder Araber-Problem resultiert aus der grundlegenden Überzeugung, dass dieses Land den Juden gehört. Ich glaube nicht, dass die Araber unser Hauptproblem sind. Wir sind so beschäftigt mit unseren Sorgen und Ängsten, dass wir bis heute der Frage ausweichen, wie viel dieser Gesellschaft die Religion bedeutet. Aus genau diesem Grund bin ich wenig zuversichtlich. Die Religiösen gewinnen immer mehr an Gewicht. Als Bürgerin mache ich mir Sorgen. Die Zukunft müssen wir radikal offen denken. Wir dürfen sie nicht mit den Traumen der Vergangenheit verknüpfen, mit all unseren Überzeugungen und Beziehungen als Juden dieser Welt."

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