19 Januar 2012

Lesen macht klug und schoen 551 - Veronique Bizot - Meine Krönung

'Ein fein geschliffen wunderbarer Text also, der allen Generationen als Angst nehmendes Memento Mori anzuempfehlen ist." 

Veronique Bizot - Meine Krönung

Roman
Cover: Meine Krönung
ISBN-13 9783869302300
16,00 EUR 
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Meine Krönung

Gelesen von Peter Fricke
Audio-CD KART 2 CD Laufzeit 150 Minuten
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-86930-231-7
EUR 14,90
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Völlig unerwartet soll ein Forscher im Ruhestand für seine frühere Arbeit eine bedeutende Auszeichnung erhalten. Ihm selbst ist nicht klar, was er da entdeckt haben soll, doch die Nachricht sorgt für Furore: Journalisten suchen ihn heim und stören die behagliche Unordnung im Wohnzimmer und im Innersten des 89-Jährigen. Doch da ist Madame Ambrunaz, seine Haushälterin und ein Bollwerk gegen die Zumutungen der Welt. Sie geleitet den etwas verstockten Wissenschaftler mit sanfter Beharrlichkeit und großartigen Einfällen durch die Tage bis zu seiner Ehrung. Sie kocht ihm Linsen und entführt ihn an die See, während er sich in Gedanken darüber verliert, aus welch merkwürdigen Begegnungen und absurden Anekdoten am Ende das wird, was man sein Leben nennt. Und das hält nun mal bis zum Schluss Überraschungen bereit - auch für einen alten Entdecker.
Aus dem Französischen von Tobias Scheffel und Claudia Steinitz. 
zur CD:
Peter Fricke interpretiert in großartiger Weise die Gedanken des von spätem Erfolg heimgesuchten Ich-Erzählers. Fricke ist für seine Auftritte auf der Bühne, im Film und in Hörspielen berühmt. Zehn Jahre am Bayerischen Staatsschauspiel und sein Mitwirken an so beliebten Krimireihen wie Tatort sind nur zwei Stationen seiner beeindruckenden Karriere. Peter Fricke wurde mehrfach mit dem Hörspielpreis ausgezeichnet und ist ein begehrter Synchronsprecher. Er war unter anderem als Erzähler im Film Die fabelhafte Welt der Amélie zu hören. 



Bizot erzählt vom späten Glück in „Die Krönung“


 Véronique Bizot hat mehrere Novellen publiziert. Mit Meine Krönung (frz. Mon couronnement) erscheint erstmals ein Buch von ihr auf Deutsch. Für dieses Romandebüt erhielt Bizot 2010 den Grand Prix du Roman der französischen Schriftstellervereinigung und den Autorinnenpreis Prix Lilas


Pressestimmen

"Melancholie und Witz befinden sich bei Bizot in meisterhafter Balance. Die Kunst der Andeutung, die Souveränität, Pointen zu platzieren ohne sie zu überreizen, die spröden Eleganz ihrer Prosa – all das macht „Meine Krönung“ zu einem kleinen Juwel." WDR 5, "Bücher", 11.6.2011

Der Monolog des Alten "schwankt zwischen einer Rage, die an Thomas Bernhard gemahnt, und heiterem Fatalismus: 'Altern heißt, seine Brille zu suchen.' Zuletzt lässt die Autorin ihren Helden einen gedanklichen Salto schlagen, der so anmutig und überraschend ist, als würde der alte Mann dem Tod selbst ein Schnippchen schlagen." DER SPIEGEL, 11.6.2011
„Ein kleines Meisterwerk ist Véronique Bizot mit ihrem Romandebüt "Meine Krönung" gelungen.“ Ruhr Nachrichten, 14.4.2011

'Véronique Bizot ist eine Meisterin der Verkürzung. (…) Das Buch steckt voller überraschender Wendungen, walzt aber die Pointen nicht aus. Darin liegt die Stärke von Bizot und auch die der Novelle. Denn um eine solche handelt es sich. Das Beste an der Novelle ist der sarkastische Blick des verbitterten Alten auf den Alltag. (…) Dieser Blick erinnert an die Gestalten von Thomas Bernhard. Aber Véronique Bizot erlöst uns von der Verbitterung, indem sie der Hauptfigur die Haushälterin gegenüberstellt. Madame Ambrunaz lässt das Tragische ins Komische kippen. Das Linsengericht versöhnt den Alten und den Leser mit der Welt. Und auch die Hauptfigur, der Griesgram, verkörpert einen kritischen Moment des Umkippens: Der technische Fortschritt aus dem Labor führt zum gesellschaftlichen Rückschritt, die Verlängerung des Lebens zur Einsamkeit. Erträglich wird all das mit dem Humor und der Erzählkunst von Véronique Bizot." Ruthard Stäblein, Deutschlandradio, 19.4.2011

'Das hinreißend Virtuose dieser offenbar kongenial übersetzten Innenbetrachtung ist die unverblümte Gleichrangigkeit von scheinbar Banalem wie das Einnehmen von Linsengerichten, die Madame Ambrunaz gleichsam als Allheilmittel gern und oft zuzubreiten pflegt, und den durch die jüngsten Ereignisse aufgewühlten Erinnerungen wie die gemeinsame Suche nach einer passenden Grabstelle oder die Sehnsucht nach seiner verschwundenen Schwester. Kleinliches neben Großzügigem, Verbohrtes neben Zärtlichem haben somit als Basso continuo eine immer wieder aufblühende Situationskomik, die der scheinbaren Tragik des absehbaren Todes weit mehr als nur ein müdes Lächeln entgegensetzt. Sie entfaltet vielmehr im guten Sinne ein biblisches "lebenssatt".

'Ein fein geschliffen wunderbarer Text also, der allen Generationen als Angst nehmendes Memento Mori anzuempfehlen ist." Ulrich Karger, Büchernachlese
"Ein lebensweiser, heiterer Roman" Neues Deutschland, 16.3.2011

Das Gefühl des Altwerdens -

Die Stimmung transportiert die Französin Bizot durch ihre – auch im Deutschen noch spürbare – schöne Sprachmelodie. Lange und doch schwerelose Sätze lassen die Atemlosigkeit des Mannes erkennen. Liebevoll und schonungslos geht sie dem Gefühl des Altwerdens nach: „Ich erinnere mich, dass ich mit einem Satz über Zäune gesprungen bin, und jetzt bremse ich schon vor der Teppichkante.“ Bizot wirbelt den Alltag des Alten noch mal gehörig durcheinander, lässt ihn erkennen, dass selbst das Warten auf den Tod ein Lebensplan ist, den das Leben durchkreuzen kann.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.07.2011

Mehr Novelle als Roman ist dieses "fabelhafte kleine Buch", wie Rezensentin Lena Bopp notiert. Das in das beschauliche Seniorendasein des Protagonisten Gilbert Kaplan einbrechende Unerwartete kommt in Gestalt einer späten Auszeichnung einstiger wissenschaftlicher Verdienste daher, erzählt Bopp. Kaplan indes wisse weder, was er denn so Großartiges geleistet habe, noch interessiere er sich besonders dafür. Was sein Leben im Rückblick geprägt hat, seien zwischenmenschliche Beziehungen und insbesondere in der jüngeren Vergangenheit die weitgehende Abwesenheit derselben. Dass die bevorstehende Katastrophe - denn als solche erscheint im seine "Krönung" - ihn nicht nur seiner Einsamkeit gewahr werden lässt, sondern obendrein Kaplans Aussichten auf künftigen Seelenfrieden ruiniert, bekümmert die Rezensentin. Gottlob, so Bopp, ist "Meine Krönung" von Bizots "ganz eigener Melodie" durchdrungen: pointiert, hingebungsvoll, mit einem Schuss Ironie und "milder Heiterkeit".




Sommerabkühlung - Die französische Schriftstellerin wurde für dieses Erstlingswerk vielfach ausgezeichnet und geehrt. Wie der Held ihrer ironisch sarkastischen Erzählung. Ihre Krönungen warfen Madame Bizot aber nicht aus der Bahn, sondern beflügelten sie zu ihrem zweiten Roman. "Zukunft" heißt das Buch, das im September erscheinen wird, und dem heißen Sommer eine Abkühlung bescheren wird. Es führt in ein tief verschneites französisches Dorf. Wir dürfen gespannt sein.

http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiotexte-das-offene-buch/radiotexte-das-offene-buch-124.html



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