05 Mai 2014

Lesen macht klug und schoen 1118 - Oksana Sabuschko - Museum der vergessenen Geheimnisse

Wer weiß schon wirklich etwas über die Ukraine? Die aufregendste Schriftstellerin der Ukraine Oksana Sabuschko rechnet schonungslos und mutig mit den gesellschaftlichen Verhältnissen ihres Landes ab:

Oksana Sabuschko - Museum der vergessenen Geheimnisse
Roman

Museum der vergessenen Geheimnisse

S.Fischer Taschenbuch
ISBN: 978-3-596-18932-8
voraussichtlich ab dem 26. Juni 2014 im Buchhandel
Preis € (D) 14,99
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Daryna ist Fernsehproduzentin in Kiew. Eines Tages entdeckt sie ein Foto der Partisanin Helzja, Mitglied der Ukrainischen Aufstandsarmee in den 40er Jahren, und beschließt, ihrer Geschichte nachzuspüren. Als sie sich im Zuge ihrer Recherche in Helzjas Enkel Adrian verliebt, steckt sie bereits mitten im Geschehen.

Oksana Sabuschkos zweiter Roman ist eine schonungslose, mutige und manchmal schockierende Abrechnung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen der Ukraine. In einem komplexen Panorama erzählt sie die Geschichte dreier Frauen und damit auch die schwierige und verworrene Geschichte der Ukraine im 20. Jahrhundert. Daryna ist Fernsehproduzentin in Kiew. Eines Tages entdeckt sie ein Foto der Partisanin Helzja, Mitglied der Ukrainischen Aufstandsarmee in den 40er Jahren, und beschließt, ihre Geschichte in einer Dokumentation aufzuarbeiten, umso mehr, als sie sich im Zuge ihrer Recherchen in Helzjas Enkel verliebt. 
Fast zur selben Zeit kommt Darynas beste Freundin bei einem Unfall ums Leben, die Malerin Wlada, deren international hoch gehandelte Gemäldeserie "Geheimnisse" bei diesem Unfall verschwindet. Geheimnisse - vor den Bolschewiken vergrabene Ikonen, geheimniskrämerische Mädchenspiele, von der offiziellen Geschichtsschreibung Verschwiegenes, das Unausgesprochene zwischen Männern und Frauen - dieses Motiv durchzieht den Roman, der eine Mentalitätsgeschichte eines paradigmatischen osteuropäischen Landes darstellt.
Geheimnisse – vor den Bolschewiken vergrabene Ikonen, geheimniskrämerische Mädchenspiele, von der offiziellen Geschichtsschreibung Verschwiegenes, das Unausgesprochene zwischen Männern und Frauen – dieses Motiv durchzieht den überbordend erzählten Roman, der eine erstrangige Mentalitätsgeschichte eines paradigmatischen osteuropäischen Landes darstellt. 
Oksana Sabuschkos neues Buch ist noch offensiver als ihr Erfolgsroman Feldstudien über ukrainischen Sex, sie verschont weder die Helden der ukrainischen Geschichte noch deren Opfer, weder die Jahrzehnte unter der russischen Sowjetherrschaft noch die ersten beiden Jahrzehnte der Unabhängigkeit, und – da sich der gesellschaftliche Machtkampf gerade auch im Sexuellen spiegelt – weder Männer noch Frauen. Ihre Fragen gehen uns alle an: Ist es vernünftig, die »stillgelegten Geheimnisse« der Geschichte auszugraben – oder sollte man sie aus Sicherheitsgründen gar nicht erst berühren? 
Wie gehen wir mit den Traumata der Vergangenheit um, von denen wir gar nicht wissen, dass wir sie geerbt haben? 


Oksana Sabuschkodie wichtigste Schriftstellerin der heutigen Ukraine, wurde 1960 geboren und lebt in Kiew. Sie hat ein Philosophie-Studium abgeschlossen, an der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften gearbeitet, war als Fulbright-Stipendiatin in Harvard und Pittsburgh und als writer-in-residence 1992 an der Penn State University. Gegenwärtig ist sie Vizepräsidentin des ukrainischen Pen-Zentrums und schreibt regelmäßig für Zeitschriften und Magazine zu literarischen Themen. Ihr Werk ist in mehrere Sprachen übersetzt und wurde u. a. mit dem Global Commitment Foundation Poetry Prize 1997 ausgezeichnet. 


Sabuschko publizierte seit Mitte der 80er-Jahre mehrere Lyrikbände (ein Auswahlband in englischer Übersetzung erschien 1996 in Toronto), mehrere Erzählungen und politisch-philosophische Studien, sowie 1996 den Roman Feldstudien über ukrainischen Sex, der noch vor dem Erscheinen als Raubdruck zirkulierte und den Namen der Autorin berühmt machte. Im November 2009 erschien ihr Roman Museum der vergessenen Geheimnisse in Kiew, der seitdem die ukrainischen Bestsellerlisten anführt.
http://www.buchjournal.de/642267/
http://de.wikipedia.org/wiki/Oksana_Sabuschko
http://zabuzhko.com/ua/



Presse:



http://zabuzhko.com/en/interviews/wywiad.html

»Das Museum der vergessenen Geheimnisse ist ein 750 Seiten starkes fantastisches Gesellschaftsporträt, das bis auf den Grund eines zerfallenden Systems vordringt. Es ist zugleich eine zärtliche Geschichte über die wahre Liebe und ein szenisch virtuoser, sprachlich vielseitiger, überschäumender Heldenroman.« (Isabella Pohl, Der Standard)



»Dieser Roman ist ein richtiger Wälzer. 759 Seitwen werden heutzutage dem Leser nur selten zugemutet. Wenn man sich aber für die Liebe, die gesellschaftliche Lage und die politischen Entwicklungen in der Ukraine interessiert, dann ist dieses Buch unverzichtbar. Sabuschko verquickt beides auf unnachahmliche Weise, sprachlich und gestalterisch auf höchstem Niveau.« (Edda Mittelbachert, KommBuch.com)

»So erweist sich Museum der vergessenen Geheimnisse als eine eindrucksvolle subjektive Geschichte, ohne die – nach Hegel – keine objektive Historie möglich sei. Der Roman war in der Ukraine mit gutem Grund ein Bestseller, da er sich vielstimmig mit Vergangenheit und Gegenwart des Landes auseinandersetzt. Und da solches auf weltliterarischem Niveau geschieht, indem Fragen des Menschseins und des Geschlechterverhältnisses historisch konkret und universell dargestellt werden, markiert das 759-seitige Buch zweifellos den internationalen Durchbruch dieser beachtlichen Erzählerin und Essayistin.« (Achim Engelberg, NZZ)

»Eine hochkomplexe, drei Generationen umfassende Liebesgeschichte - ein sprachgewaltiger, zornig dahingaloppierender Roman« (Stefanie Flamm, Die Zeit)

»Der Roman geht aufs Ganze: Er will Verdrängtes ans Licht holen, will aufdecken, Zusammenhänge stiften, Lügen und Machtspiele dekonstruieren, er kratzt und rüttelt, denunziert und begehrt auf.
Ein Buch unter Starkstrom, von einer mitreissenden Kraft, die bis zur letzten Seite nicht nachlässt.« (Ilma Rakusa, NZZ)

»Das Buch fesselt den Leser von der ersten Seite an, was für alle Bücher von Sabuschko zutrifft – ihr fieberhafter, aufgewühlter und äußerst verwickelter Diskurs strahlt eine solche Energie aus, dass der Leser sich dem Willen der Autorin fügen muss, sich am Schopf packen und in den Strudel hineinziehen lässt.
Dieses Buch, seit seinem Erscheinen die Nr. 1 aller ukrainischen Bestsellerlisten, ist von so großer Bedeutung, dass Oksana Sabuschko von den Kritikern bereits als zweiter Dostojewski bezeichnet wird … Hier wird die ganze bittere und harte Wahrheit über unsere heutige Realität erzählt.« UNIAN (Ukrainische staatliche Nachrichtenagentur)

»Oksana Sabuschko erzählt diesen schweren Stoff so leicht und frisch, wie der weiblichen Hauptfigur der Schnabel gewachsen ist. Daryna sprüht vor Witz, Lebenslust und Schimpfworten. Wenn sie richtig in Fahrt kommt, erzählt einen diese Prosa über den Haufen.« (Bernd Kempker, Gutenbergs Welt WDR)

»Mit Sätzen so voll und temporeich wie Flüsse, kurz bevor sie über die Ufer treten, berichtet sie aus dem von ihr selbst geschaffenen Museum für Ungesagtes. Die individuellen Schicksale der Figuren dienen darin als Repräsentationen der ukrainischen Geschichte im 20. Jahrhundert. Das ist umso spannender, als das Land der „Orange Revolution“ seit den Präsidentschaftswahlen Anfang des Jahres einen Rollback ungeahnten Ausmaßes erlebt. Doch politisch schlechte Zeiten waren schon immer gute für Schriftsteller.« (Silja Ukena, KulturSpiegel)

»Niemand verschwindet spurlos. Die Toten hinterlassen den Lebenden stets Botschaften, und danach hat die ukrainische Schriftstellerin fünf Jahre lang geforscht. Sie hat Archive durchsucht, Zeitzeugen interviewt und die Opfer der deutschen wie sowjetischen Besatzung während und nach dem 2. Weltkrieg mit aufgespürt, viele Tote, Massengräber. Auch an die noch ungeschriebene Geschichte der ukrainischen Partisanenarmee wagte sie sich heran.
Ihr Anliegen ist, die „aus den Fugen geratene Zeit“ wieder einzurenken. Und das gelingt, zumindest literarisch, denn trotz der Gewalt, die das „Museum der vergessenen Geheimnisse“ durchzieht, zeigt Sabuschko mit viel Gewitztheit, Ironie, Lust und Zärtlichkeit für ihre Figuren, wie das Wissen um die Vergangenheit die Gegenwart neu lebt und wie Sinn stiftend es sein kann, die „vergessenen Geheimnisse“ zu bergen.
Für die Ukraine ist dieses Buch ein Aufbruch in die Geschichte, für die deutschen Leser ein literarisches Erdbeben aus der Mitte Europas, voller Musikalität und Menschlichkeit.« (Daphne Springhorn, rbb)

»Die Verkommenheit vergangener und herrschender Verhältnisse zu beschreiben, sie mitsamt ihren erfundenen und wirklichen Protagonisten gleichsam wie auf einer "in Bewegung geratenen Karte des Sternenhimmels" zu verzeichnen, ist eine der großen Stärken der in ihrer Heimat längst berühmten und mit Preisen geehrten Oksana Sabuschko.« (Volker Sielaff, Dresdner Neueste Nachrichten)

»Im Interview sagte die Autorin einmal, die Ukrainer betrachteten sich seit Jahrzehnten als Verlierer der Geschichte. Ihr opulenter Roman ist ein Versuch, sich die Geschichte ihres Landes in allen Brüchen anzueignen, bis in die privatesten Winkel hinein.« (Natascha Freundel, NDR)

»Streitbar, fiebrig, fulminant - mit ihrem 759-Seiten-Roman über die Geschichte der Ukraine im 20. Jahrhundert hat Oksana Sabuschko in ihrer Heimat ein Fenster aufgestossen. Schon wird sie als zweiter Dostojewski gefeiert, vor allem aber hat sie eine intensive Auseinandersetzung ausgelöst über die gesellschaftlichen Verhältnisse und deren Wurzeln in einer noch immer nicht bewältigten Vergangenheit.« (Franziska Hirsbrunner, 52 beste Bücher, DRS2)

»Durch das Fließenlassen der Gedanken werden Sabuschkos Figuren zu idealen Medien. Auch im Bewusstsein der Leserin geht der eine Bewusstseinsstrom in dem anderen auf, geht das heutige Denken und Fühlen in das Denken und Fühlen jener über, die schon lange tot sind. Es ist, als existiere unter der alltäglichen Oberfläche des heutigen Daseins ein ungeteiltes, ein kollektives Bewusstsein, das sich aus vielen Quellen speist und das weit zurückweist durch die Jahrzehnte.« (Katharina Granzin, Frankfurter Rundschau)

»Der Roman Museum der vergessenen Geheimnisse hat auch mit Eros und Sexus gut gefüllte Seiten. Aber im Kern ist es ein Buch über die Conditio humana, über Liebe und Tod, und darüber, was das auf ukrainischem Boden bedeutet.« (Franz Schuh, WDR5)

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.05.2011
Mit Befremdung und Antipathie nimmt Sabine Berking diesen Roman auf. Ein Nationalepos werde hier gestrickt, ein Opfermythos über die dunkle Geschichte der Ukraine im 20. Jahrhundert, der zugleich die Beteiligung von Ukrainern an den schlimmsten Verbrechen der Ära verschweige. Da hilft es auch nicht, dass die Geschichte dreier ukrainischer Frauen in der unmittelbaren Nachkriegszeit und der Gegenwart postmodern verbrämt wird. Noch weniger überzeugt Sabine Berking die überdies hineingewobene Geschichte einer jüdischen Partisanin, die den ukrainischen Widerstand unterstützt, bevor sie zum Selbstopfer schreitet. Interesse weckt der Roman bei Berking nur insofern, als er als Lehrstück für neue Geschichtsmythen der osteuropäischen Transformationsgesellschaften gelesen werden könne.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.04.2011
Puh, dieses Buch ist so einiges: eine vielstimmige Geschichte, ein 760 Seiten langer Wutausbruch, ein "hochkomplexer" Liebesroman und eine Erinnerung an die Ukraine der vorsowjetischen Ära, so Rezensentin Stefanie Flamm. Konkret geht es um eine junge Fernsehredakteurin, die durch eine Intrige ihren Job verliert und jetzt einen Film machen will, in dem die Biografien einer von den Sowjets ermordeten Partisanin und einer Anfang der Neunziger unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommenen Künstlerin die beklagenswerte Geschichte der Ukraine erzählen. Flamm ist beeindruckt von der Wucht und Komplexität dieses "sprachgewaltigen, zornig dahingaloppierenden" Romans. Umso mehr ärgert sie sich über die Schlusspointe. Da hätte das Buch besseres verdient.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.11.2010
Mitgerissen und begeistert zeigt sich Ilma Rakusa von Oksana Sabuschkos epischem Roman, der sozialistischer Vergangenheit und postkommunistischer Gegenwart der Ukraine das Verdrängte und Verschwiegene entlockt. Im Mittelpunkt steht die Journalistin und Fernsehmoderatorin Hoschtschynska, die das Schicksal einer 1947 an die Sowjets verratenen Partisanin erforscht und sich im Zuge dessen in deren Großneffen verliebt, erfahren wir. Er sei "Gesellschafts-, Familien- und Liebesroman" in einem, der sich mit aufklärerischem Furor zur Aufgabe mache, die historischen und gegenwärtigen Geheimnisse der Ukraine aufzuspüren, lässt die tief beeindruckte Rezensentin wissen. Sie ist äußerst fasziniert, wie sich bei Sabuschko die Handlungsfäden über die Zeiten hinweg verknüpfen und bewundert die enorm "mitreißende Kraft", die die Leser bis zum Schluss in Atem hält. Ein großer Geschichtsroman, eine berührende Liebesgeschichte und eine scharfe Gegenwartsanalyse hat Rakusa in diesem Roman gefunden, der sie höchst fasziniert hat.

Stimme aus Kiew – Die Schriftstellerin Oksana Sabuschko
»Niemals zuvor war das kulturelle Leben in diesem Land so lebendig, so intensiv und so lautstark! Zu Lesungen kommen Hunderte von Menschen, und es geht dabei gar nicht so sehr um Literatur: Es geht um Dialog! Es geht darum, sich zuzuhören, Fragen zu beantworten, über die Situation im Land.«

»Ich habe das Gefühl, dass ich hier gebraucht werde! Ich kriege ständig Anfragen für öffentliche Auftritte oder fürs Fernsehen, und ich nehme sie an, obwohl ich weiß, dass es nicht gut ist, für eine Schriftstellerin. Schließlich sollten wir doch unsichtbar sein! Um beobachten zu können, müssen wir in der Masse verschwinden.«

»Die Menschen hier haben gesagt ok, wir warten jetzt auf die Wahlen. Aber inzwischen ist doch die Frage – und das ist die nächste Stufe dieses Krieges gegen die Ukraine, den Putin meiner Meinung nach verkündet hat: Wird es diese Wahlen geben? Sie sind weder im Interesse Putins, noch im Interesse der Kiewer Übergangsregierung. Denn die will doch gerne möglichst lange Übergangsregierung bleiben. Es ist völlig unvorhersehbar.«





Bücher von Oksana Sabuschko bei Lillemors:

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Eine gewaltige, kraftvolle Prosa über die Bedingungen des postkommunistischen Lebens und seine Wurzeln in der Geschichte...  
Droschl
29,00 €
Sabuschko, Oksana
Die Stimme einer leidenschaftlichen Schriftstellerin, brillanten Stilistin und europäischen Intellektuellen.  
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Sabuschko, Oksana
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Eine schonungslose und mutige Abrechnung mit den gesellschaftlichen Verhältnissen in der Ukraine.  
S. Fischer
14,99 €

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